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Character Development: Warum eigentlich?

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    Character Development: Warum eigentlich?

    Beinahe überall lese ich, dass Character Development essentiell ist. Aber warum ist das so? Und was passiert, wenn man es vernachlässigt? Muss man auf Biegen und Brechen irgendwelche Charakterzüge dazuerfinden, nur damit sie sich verändern können? Oder ist eine Person, der von der Handlung charakterlich unbeeinflusst bleibt, von Anfang an ungeeignet?

    Ein Grund, den ich gelesen habe, ist, dass der Prota aus Fehlern lernen sollte. Der arrogante Einzelkämpfer, der Hilfe ausschlägt und deswegen den entscheidenden Kampf verliert. Beim nächsten Mal vertraut er dann auf seine Freunde. Klar. Aber was, wenn er sich in Bezug auf die Handlung keine Fehler leistet, oder zumindest keine, die ihm ins Gesicht springen und ihn wachrütteln, sich zu ändern? Oder die Dinge von Anfang an außerhalb der macht des Protas lagen?

    Wie ist das bei euch, plant ihr so etwas von Anfang an ein, praktisch zusammen mit dem Plot? Könnt ihr bei allen euren Projekten die folgende Frage (aus dem Kompasskurs II, der Plot, danke Victoria an der Stelle ) beantworten?
    • Die Hauptfigur, die am Anfang ____________war, hat sich zu __________ entwickelt, und holt zum finalen Schlag aus, um die Probleme endgültig zu überwinden.
    Es scheint auch sogenannt Flat Arcs zu geben, habt ihr so etwas schon einmal benutzt, wo anders gelesen?


    #2
    Die charakterische Entwicklung sollte schon etwas mit der Geschichte zu tun haben.
    Manchmal kann die charakterische Entwicklung darin bestehen, dass er die Welt am Ende anders sieht als zu Beginn. Zu Beginn ist XY der Feind, mit dem man niemals zusammenarbeiten, am Ende arbeitet man mit ihm zusammen und entdeckt auch gute Eigenschaften,
    Für eine Geschichte ist es hilfreich, wenn der Figur nicht alles auf einmal gelingt.

    Nein, ich plotte nicht, deshalb mag ich solche Schematas,. Aber man findet bei jeder Figur Einstellungen, die ihn darin hindern, dass Problem zu lösen, .

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      #3
      Natürlich existieren auch flat arcs, ganz besonders bei längeren Reihen.

      Ich zitiere mal Lee Child: who needs fucking arcs. 😂
      Jack Reacher, Hercule Poirot, Miss Marple sind komplett entwickelte Figur, da gibt es keine große Entwicklung mehr.

      Andere Figuren erleben ihre Entwicklung in Band 1, danach wird nur immer wieder seine "Wahrheit" getestet. Ich würde Harry Potter dazu zählen.

      Die Kommissarin meines Krimis hat einen recht flachen Entwicklungsbogen.
      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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        #4
        Es gibt auch erfolgreiche Figuren, die sich nicht weiterentwickeln. Dort ist der Plot eben nahezu ausschließlich action-driven. James Bond, Indiana Jones, Austin Powers, Captain Kirk fallen mir ohne Nachdenken ein. Die Leute wollen das Abenteuer sehen, keine Charakterentwicklung.
        Aber in diesen Geschichten lernt meist jemand anders eine Lektion. "Böse sein lohnt sich nicht".


        Warum Charakterentwicklung? Weil's spannend ist.

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          #5
          Es gibt genügend Beispiele, wo eine Figur keine Entwicklung durchmacht. Diese Geschichten sind dann entsprechend plot-driven. Im Moment sind allerdings eher charcter-driven stories in Mode, oder zumindest eine Mischung, bei denen der Protagonist eben mehr oder weniger eine Entwicklung durchmacht.

          Ich denke aber auch, dass es keinen Sinn ergibt, auf Biegen und Brechen eine charakterliche Veränderung erzwingen zu wollen. Eine solche Figur ist dann auch unglaubwürdig. Wie oft ändert sich denn ein Mensch wegen eines einzigen Erlebnisses komplett? Statt "muss er sich ändern?" würde ich lieber fragen "was macht diese Erfahrung realistisch gesehen mit ihm?" Vielleicht gar nichts. Vielleicht ändert sich seine Einstellung zu bestimmten Dingen ein wenig, oder seine Beziehung zu anderen Figuren. Vielleicht hat er einen gigantischen Aha-Moment und krempelt komplett sein Leben um. Aber das würde ich aus der Betrachtung der Figur und ihrer Erfahrungen heraus entscheiden und sie ihr nicht künstlich aufdrücken.

          Manche meiner Figuren machen eine starke Veränderung durch, manche nur eine kleine. Manche stehen am Ende des Buches erst am Anfang einer längeren Auseinandersetzung mit ihrem neuen Ich. Manche kehren zu dem zurück, was sie vorher waren, bestärkt in der Erkenntnis, dass es das Richtige für sie ist (letzteres wäre dann ein Flat Arc).
          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #6
            Es gibt auch Protagonisten, wo sich die Figuren um sie herum entwickeln und der Protagonist dabei mehr oder weniger hilfreich war (zB Paddington Bär Film).

            In unserer momentanen Medienlandschaft sind Geschichten an den Figuren zentriert - in den meisten Fällen, Ausnahmen gibt es immer. Denk an Disney: König der Löwen, Ariell, Mulan etc sind alles Geschichten, wo die Hauptfiguren ihr bestes Ich erreichen müssen und die Handlung des Films verschafft ihnen Gelegenheiten zu lernen und sich ins Bessere zu verändern. Das ist ein Kern der modernen westlichen Erzähltradition.

            Man kann Geschichten anders erzählen, aber ein westliches - hier deutsches - Publikum wird das womöglich ablehnen, weil sie's nicht erwarten und nicht damit umgehen können. Oder weil die Geschichte ihnen nicht das gibt, was sie wollen.
            Im Film "Tenet" hast du eine Hauptfigur, die im Grunde eine Nicht-Figur ist (ohne Wünsche, ohne Persönlichkeit) und von unseren Gewohnheiten aus fehlt dem Film so etwas. Das ist in diesem Film Absicht und als Geschichtenerzähler eine gute Studie darin, was ein Protagonist in die Geschichte bringt, da der Rest des Film auf hohem Niveau und recht gut ist.

            Character Development existiert, weil in der westlichen Erzähltradition die Figuren (meistens) das Zentrum sind und dass sich eine Figur verändert ist die Geschichte, die erzählt wird. Ohne Character Development keine Geschichte. (Ausnahmen und so)
            Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
            to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
            A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
            You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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            • Ena
              Ena kommentierte
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              Ich glaube, wir haben einen ähnlichen Geschmack was youtube writing channels angeht

              Wer was zu Paddington & Flat Character Arcs (auf Englisch) hören will: https://www.youtube.com/watch?v=ot02hMJ6Hkk

            #7
            Wenn Deine Geschichte plot-driven ist, dann brauchst Du keine Charakterentwicklung. Ist bei vielen Sitcoms so, oder bei James Bond etc.: am Ende der Folge ist der Status Quo wieder erreicht, und die nächste Folge kann beginnen. Die Charaktere bleiben gleich und entwickeln sich nicht, und genau das will der Zuschauer auch sehen: vertraute Charaktere, die Vertrautes tun, nur das Setting um sie herum variiert von Folge zu Folge.

            Ich finde Charakterentwicklung spannend und mag es, wenn die Figuren sich weiterentwickeln. Das ist für mich interessanter als die äußere Handlung - bzw. im Idealfall beeinflussen diese beiden Dinge sich gegenseitig.
            Aber wenn Deine Story ohne innere Entwicklung funktioniert, dann lass es lieber, anstatt es krampfhaft einzubauen.
            Always avoid alliteration.

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              #8
              Interessante Frage. Ich finde es sehr anstrengend, immer eine Charakterentwicklung in die Geschichte zu quetschen. In vielen meiner Geschichte kam sie ganz von alleine, aber nicht immer hat sie reingepasst. In meinem Tierkrimi hat mein Kommissar kaum Entwicklung (gut, die Entwicklung von Mensch zu Hund war schon eine große 😂), aber am Ende ist er immer noch sarkastisch und etwas pessimistisch. Seine beste Freundin ist immer noch naiv, wenn auch vielleicht etwas mitgenommen von den Ereignissen. Aber sie machen keine starke Entwicklung durch. Warum auch.
              In meinen Dark-Fantasy-Geschichten sind die Entwicklung deutlicher, von den schüchternen jungen Frauen zu starken Herrscherinnen, von der fröhlichen Kriegerin zur traumatisierten Anführerin ist alles dabei, aber es hat sich mit der Geschichte automatisch so ergeben. Ich finde, eine Charakterentwicklung muss logisch sein. Wenn sie sich von alleine ergibt mag ich das, aber wenn sich Charakter nicht großartig verändert, ist das auch okay. Ganz im Gegenteil, wenn mein Kommissar nicht mehr sarkastisch wäre, wäre sein Charme weg. Und wenn meine Kriegerin nicht mehr stark und hart wäre, verlöre sie das, was sie ausmacht. Ich denke, eine gewisse Entwicklung macht jede Figur irgendwie durch, das ist normal und sonst wäre die Geschichte flach.

              Ich lese oft in Ratgebern, dass die Hauptfigur am Ende des Buches "nicht mehr derselbe sein darf" und da stimme ich nicht zu.

              Ich hoffe ihr versteht, was ich meine 🤣
              Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
              Nordfriesentote (2021) - Twentysix

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              • Ankh
                Ankh kommentierte
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                Wenn sich die Figur ganz logisch von allein verändert, dann ist das doch genau die Änderung, die erreicht werden soll. Niemand (ernstzunehmendes) fordert, dass eine Figur am Ende ein komplett anderer Mensch ist. Das ist eher unrealistisch, und wenn man es trotzdem schreibt, dann klingt das schnell forciert. Vielleicht ist es überdeutlichen Beispielen in Schreibratgebern anzulasten, dass das Gefühl entsteht, solche Änderungen müssten radikal sein. Ich halte das nicht für zielführend und es killt auch jegliche Nuance. Will ich am Ende einen netten, hilfsbereiten Protagonisten, muss ich ihn dann am Anfang als egoistisches Arschloch einführen? Nö. Aber vielleicht ist er anfangs zu schüchtern, um seine Hilfe anzubieten. Er darf am Ende auch gerne immer noch schüchtern sein, aber er hat vielleicht gelernt, aus seiner Komfortzone zu treten, wenn er sieht, dass es nötig ist. Im Grunde genügt es schon, wenn es der Figur gelingt, die eigenen Fehler zu erkennen und zu lernen, sie im Zaum zu halten, statt sie abzulegen und in ein anderes Extrem zu verfallen. Denn wie du sagst, es soll ja immer noch dieselbe Figur bleiben.

              • Gloria Regali
                Gloria Regali kommentierte
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                Wie gesagt, meine Figuren entwickeln sich auch. Ich finde Entwicklung auch sehr spannend. Ich hab nur einige Serien gesehen und Bücher gelesen, in denen sich der Charakter für mein persönliches Empfinden zu stark verändert hat. Ich liebe es, wenn sich die Figuren beim Schreiben entwickeln, verändern und wachsen. Ich mag es nur nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass sie eine bestimmte Richtung einschlagen sollen (zum Beispiel hat mich die Entwicklung von Sheldon in TBBT am Ende sehr gestört. Für mich persönlich war das zu gezwungen und gewollt). Mehr wollte ich gar nicht sagen ^^

                Meine Prota im Urban-Fantasy-Projekt ist am Ende auch nicht dieselbe wie am Anfang. Aber sie hat sich von selbst dahin entwickelt, ich musste kaum was tun (außer schreiben *hust*). Und das ist das, was ich mag.

              • Amilyn
                Amilyn kommentierte
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                Kaum was tun zu müssen, damit sich die Figur entwickelt ist doch optimal. Das bedeutet, die Handlung, die Du Dir ausgedacht hast, führt logisch dazu, dass Deine Figur am Ende was aus der ganzen Sache gelernt hat.
                Und gerade Ermittler gehen ja oft in Serie. Dass da die Entwicklung nicht gleich im ersten Teil von 0 auf 100 geht, ist klar. Bei vielen - gerade in Krimis, wo gemütlich was ermittelt wird, was den netten Inspektor im Grunde gar nicht wirklich tangiert, hat er ja vor Band 1 schon 20 Jahre lang gemacht - tat sich früher die ersten drei, vier Teile erstmal gar nichts. Dann kam es mehr und mehr in Mode, dass auch der nette Inspektor mal vom Schicksal gebeutelt wird, gleich wie seine Thriller-Kollegen, die möglichst in jedem Band im Fokus des Serienmörders stehen.
                Aber auch die Ermittler dürfen gerne eine kontinuierliche Entwicklung über die ganze Reihe durchmachen. Man bekommt mehr Wissen, erreicht mehr Kompetenzen, man hat sich endlich bei den Kollegen Respekt verdient, wird nicht mehr ständig veräppelt, ist Elternteil geworden und somit mitfühlender usw...
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