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Mittwochsfrage #200: Formale Feste

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    Mittwochsfrage #200: Formale Feste

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    Anlässlich einer gewissen heutigen Amtseinführung fiel mir auf, dass in Romanen formale Zeremonien und Feste doch relativ häufg vorkommen. König(*innen) werden gekrönt, Hochzeiten gefeiert und Helden mit einem Staatsbegräbnis verabschiedet. Da diese Feste meist einem strengen Protokoll folgen sind sie zum Lesen vor allem eines: stinklangweilig.

    Was sind Eure Tricks, derartige Szenen doch noch interessant werden zu lassen?

    (Bildquelle: Bild von Terri Cnudde via Pixabay)
    Always avoid alliteration.

    #2
    Ich habe zweimal eine Zeugnisverleihung in meiner Geschichte.

    Zunächst mal mache ich keinen Hehl daraus, dass das stinklangweilige Veranstaltungen sind. Bei der ersten verdrücken sich die meisten Schüler heimlich, sobald sie ihre Zeugnisse haben. Und dann, yeah, lasse ich halt was schiefgehen Soll ja interessant bleiben.

    Vor allem ist mir wichtig, dass die Szenen relevant sind für Plot, Charakterentwicklung etc. Einfach nur für "guck mal, wie toll die das machen!" würde ich kein ganzes Kapitel Feierlichkeiten lesen.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Ich drücke mich vor so was. Entweder sind meine Figuren dann krank oder anderweitig unabkömmlich.

      Mein persönlicher Schreiber-Albtraum sind Reden, die gerne gehalten werden. Die lösen bei mir ein schlagartiges Vermeidungsverhalten aus.


      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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        #4
        Meine Figuren durchleiden einiges an Formalitäten, auch streng reglementierte Fest- und Aktivitäten. Ich mag es, wenn sich die Figuren einem Zwang stellen müssen - und bin selbst immer ganz erstaunt, wie die sich da durchlarvieren. Ganz wichtig erscheint mir, dass ich als Autor die stumpfe Zeremonie (oder was auch immer) nicht interessant machen will, sie ist es einfach nicht, egal, ob Schul-Julklapp, Nationalfeiertag, Ausstellungseröffnung, UN-Rede, Hochzeit, Antrittsvorlesung, Bestattung oder Tanzkurs.
        Es ist nur interessant, was der Anlass mit den Figuren macht und was die Figuren mit dem Anlass machen. Ich halt mich erzähltechnisch strikt im POV der Figur, je tiefer, desto besser, dann versackt man auch nicht im Infodump, es mendelt sich fast automatisch das Interessante für Figur und damit auch für den Leser raus. Wenn sich das Szenario als zu langweilig entpuppt, um unmittelbar erzählt zu werden, dann geschah es halt im Off und die Figuren haben's hinter sich (wie man im wahren Leben einfach das Hirn bei manchen Anlässen auf Stand by schaltet. Ich hab z B keine Ahnung, was der Pastor bei meiner Hochzeit geredet hat, blablabla. Warum also sollte ich das meinen Figuren und einem Leser zumuten?).
        Zuletzt geändert von Dodo; 20.01.2021, 15:35.

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          #5
          Königskrönungen hat man in einer Geschichte nicht so oft.
          Ansonsten sehe ich es wie die Dronte. Man kann da prima die Figuren herausarbeiten. Hochzeiten, Schul-Julklapp, UN-Rede. Antrittsvorlesungen können ja sehr unterschiedlich ausfüllen, sie werden durch die Personen geprägt oder durch die eigene Brille der Figuren betrachtet, das muss nicht langweilig sein. Es verrät ja viel über die Zeit.

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            #6
            Wenn ich so drüber nachdenke … hab ich solche Szenen nicht in meinen Geschichten Kann mich an nix erinnern, das in irgendeiner Form einem strengen Protokoll folgen würde oder überhaupt erst mal den Begriff »Zeremonie« verdienen würde … Ich hab das Gefühl, so was bietet sich einfach bei meinen Geschichten nicht an – nicht nur aber wohl auch in Ermangelung royaler Persönlichkeiten, sterbender Staatsdiener oder in irgendeiner Form Heiratswilliger.

            Ich würde es aber wie Dodo und Ankh halten: Tief im POV bleiben und im Zweifel verdrücken, sobald möglich
            Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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              #7
              Ich habe solche Szenen noch nicht gehabt und würde sie (wie eigentlich jede Szene) nur aufnehmen, wenn sie zum Plot beitragen, die Welt bereichern, Charaktereigenschaften aufzeigen/ entwickeln etc.. Sieht der Prota auf der Feier vielleicht seine Herzdame? Findet er alles an der Hochzeit wundervoll und verdrückt sogar eine Träne, weil er selbst ein hoffnungsloser Romantiker ist? Klebt er gelangweilt Kaugummi unter die Kirchenbank und fischt schon nach dem Flachmann in der Manteltasche? Ich denke, man kann solche Szenen schon interessant gestalten, allerdings kann man das mit allen anderen auch tun. Ob sich diese Zeremonie besonders eignet, muss man eben im Einzelfall entscheiden. Aber eine Pflicht, langweilige Passagen abzuarbeiten sehe ich nicht. Was hindert einen denn daran, einfach in einen Satz zu schreiben, dass die Zeremonie ereignislos war?

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                #8
                Bei mir steht schreibtechnisch demnächst ne Beerdigung an. Bisher plane ich, die szenisch zu überspringen und direkt im Anschluss (Rückfahrt im Auto) einzusteigen, mit ordentlich emotionalem Zündstoff. Wenn ich mich noch umentscheide und die Beerdigung im On stattfinden lasse, werde ich es entweder handhaben wie Ankh – also irgendwas schiefgehen lassen – oder die Szene evtl. für ein bisschen Figurenbeobachtung nutzen. Verhaltensauffälligkeiten, Indizienkram (Krimi).

                Insgesamt tendiere ich klar dazu, solche Szenen nach Möglichkeit zu vermeiden. Ich les die ja auch nicht gerne.
                and it's not what we think
                rather the opposite
                it's staring at the end of you.

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                  #9
                  Beerdigungen sind durchaus etwas Emotionales. Ich verstehe nicht, warum ihr euch alle an diesen Zeremonien stört, gerade durch das bekannte Muster kann man die Persönlichkeiten der Figuren und auch Veränderungen herausarbeiten, am Anfang verhält er sich so auf einer Hochzeit, am Ende so.

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                  • Alys II.
                    Alys II. kommentierte
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                    CN Tod

                    Milch


                    Er meinte, die Abschnitte, in denen er noch nichts tun kann bzw. darf. V.a. am Anfang vor der Trauerfeier oder Beerdigung, wenn die Menschen sich auf dem Friedhof (oder wo auch immer) treffen und darauf warten, dass die Feier losgeht. Zu diesem Zeitpunkt wird erzwungen Konversation gemacht. Alle versuchen, sich zusammenzureißen und noch fühlt niemand sich gelöst genug, um offen zu weinen oder Witze über die verstorbene Person zu erzählen und sich gemeinsam lachend zu erinnern. Dieses Gelöstsein, bzw. dieses Loslassen können ist ja genau der Effekt, den eine gute Trauerfeier in den Hinterbliebenen erreicht. Aber es braucht die Feier als Übergangsritual dafür. Die Menschen, die rein beruflich daran teilnehmen, wie eben Redner, Sargträger, Bestatter, Kirchendiener, etc., werden von den Hinterbliebenen zu Beginn der Feier meist noch als „fremde Eindringlinge“ empfunden, weil sie ihren Teil noch nicht beitragen konnten. Auch Gespräche mit ihnen sind (noch) nicht gewünscht. Zu diesem Zeitpunkt ist das beste, was sie machen können, sich mit professioneller Ruhe im Hintergrund aufhalten und nicht aufdrängen. Und ja, ich verstehe total, dass dieser Moment der erzwungenen Ruhe und des Leerlaufs langweilig ist. Das hat nichts mit mangelnder Empathie oder Desinteresse zu tun, es ist einfach ein Moment, der langweilig wird, wenn man ihn mehrfach am Tag durchlebt.
                    Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

                  • Milch
                    Milch kommentierte
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                    Danke für die Antwort.
                    Ich weiß nicht, ob man es langweilig empfinden muss, selbst wenn man nicht selbst kommunikativ ist.

                  • Alys II.
                    Alys II. kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Milch Ich glaube auch nicht, ob es für alle gilt, dass dieser Teil des Jobs langweilig wird. Aber ich kann es nachvollziehen. Jeder Beruf hat seine Routinesituationen und Routine kann leicht zu Langeweile führen.

                  #10
                  Solche Szenen habe ich bisher tatsächlich auch nicht ... denke ich. Kommt drauf an, was man alles dazu zählt. Ich versuche, nur die Szenen einzubauen, die auch einen gewissen Zweck erfüllen - sei es nun, dass die Szene den Hauptstrang weiterbringt, einen Nebenstrang, die Entwicklung eines Charakters oder ein Stück Charakterisierung und eine Szene, die den Charakter der Leserschaft etwas näherbringt. Und dann ist da auch noch der Schreibstil, der viel ausmachen kann.
                  Ich denke, jeder Inhalt kann spannend oder langweilig sein. Das gilt auch für offizielle Zeremonien - als Worldbuilding-Infodump, am besten auch noch Infodump von dem man 90% nicht für das Verständnis der Geschichte braucht (und ich bin bei Worldbuilding gnädig, ich mag es selbst sehr gern ) wären sie mir schon ziemlich langweilig, wenn ich dabei interessante Einblicke in das Innenleben der Charaktere erhalte, dann lese ich sie genauso gern wie jede andere Szene auch.
                  Bei langwierigen, langweiligen Veranstaltungen würde ich persönlich die Szene aber, denke ich, kurz halten, und/oder mit ordentlich sarkastischen oder absurden Gedanken meines POV-Charakters spicken. Langeweile ist immerhin ein Gefühl, das man auch unterhaltsam beschreiben kann. ^^
                  There are many ways to make music.

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                    #11
                    Ich beschreibe die Zeremonie nicht penibel, und wenn, dann aus der Sicht meines Protagonisten, der sich dabei auch mal mit Kameraden unterhält oder anderweitig abgelenkt wird, sodass die ganze Sache auf ein erträgliches Maß (und die normale Aufmerksamkeitsspanne der meisten Menschen) reduziert wird.
                    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
                    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
                    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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