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    Schlechtes Timing

    Kennt ihr das auch? In einem Buch setzten sich zwei Figuren in einem Restaurant nieder und beginnen eine Unterhaltung, die keine zwei Minuten dauert. Am Ende der Unterhaltung löffeln die Figuren gerade die Reste ihres Nachtischs auf und lehnen sich pappsatt zurück. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich nervt so etwas immer. Vor allem, wenn es nur ein oder zwei Nebensätze bräuchte, um den Rest der Mahlzeit vernünftig zu überbrücken, anstatt so zu tun, als ob die Unterhaltung, die man als Leser gerade in Echtzeit verfolgt hat, eine halbe Stunde gedauert hätte.

    Tja, und jetzt sitzt ich am allerletzten Kapitel, das ich noch umschreiben muss, und habe dasselbe Problem: Ereignis A findet statt, dann unterhalten sich zwei Figuren kurz, und am Ende tritt Ereignis B ein, das gut zehn Minuten Abstand zu Ereignis A hat. Und ich fühle mich furchtbar dabei, aber mir will absolut nix besseres einfallen, als das Gespräch mit Ereignis B zu beenden (ich habs versucht, aber alles andere ergibt entweder keinen Sinn oder zieht größere Änderungen im Plot nach sich, und ich will diese Kiste irgendwann einmal zumachen). Gespräch länger machen? Das killt komplett die Spannung (habs versucht). Ein anderes als Ereignis A als Startpunkt wählen? Da könnte ich höchstens noch 2-3 Minuten rausholen, aber das Grundproblem bleibt.

    Was würdet ihr tun? Den von mir verhassten Autoren"trick" anwenden und auf das passende Timing pfeifen oder alles umplotten?

    K sitzt in einer Überwachungszentrale und schaltet fleißig die Kameras aus, die bestimmte illegale Aktionen seiner Kollegen zeigen könnten. Er erhascht noch kurz einen Blick auf einen Wagen, der im Hof vorfährt, der mit dem Plan zusammenhängt, bevor er auch diese Kamera aussschaltet.
    In diesem Moment wird er erwischt, es gibt ein kurzes Gerangel, dann kommt I und fragt ihn, was das denn bitte sollte. Die beiden haben einen kurzen Wortwechsel (6 Dialogzeilen), dann wird I darauf aufmerksam, dass es anderswo einen Unfall gab – nicht mit diesem Wagen, aber er hängt damit zusammen, muss also in der Zwischenzeit beladen, wieder losgefahren und ca. 7km in der Stadt (laut Google Maps ~10 min) gefahren sein, was halt einfach mal nicht hinhaut. Dieser Unfall ist allerdings der einzige sinnvolle Grund, der mir einfällt, warum I nicht nur das Verhör abbricht, sondern K sogar laufen lässt und losschickt, den Verunglückten zu retten.

    Wenn der Wagen erst losgefahren ist, hat K keinen Grund mehr, Kameras auszuschalten, kann also auch nicht mehr erwischt werden.
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    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    #2
    Hab ich dich richtig verstanden? Du willst die Zeit bis zum Unfall ohne ein zu langes Gespräch überbrücken bzw das Verhör soll abgebrochen werden? Und K soll zum Unfallort fahren?
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Was ich will ist eine spannende Szene, ohne dass man über die Zeitdiskrepanz stolpert Wie ich das umsetze, weiß ich eben nicht. Auf der einen Seite habe ich einen Dialog (den der Leser verfolgt), auf der anderen Seite passiert etwas offscreen, das einige Minuten in Anspruch nimmt. Ich muss (?) beides in Einklang bringen, habe aber keine Ahnung wie. Vielleicht übersehe ich etwas, aber falls nicht, was würdet ihr bevorzugen: Eine Zeitdiskrepanz im Text oder eine etwas gedehnte Szene?

    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      Deswegen habe ich gefragt. Weil ich nicht sicher war, wie du dir die Szene (annähernd) vorstellst.

      Wenn es eine spannende Szene gibt, wäre ein Dialog zur Überbrückung nicht schlimm. Aber ich bräuchte dann etwas, das die Spannung aufrecht erhält. Das K zB immer wieder unauffällig zur Uhr oder zum Handy sieht um zu prüfen, ob die Aktion schon vorbei ist oder nicht, ob sie erfolgreich war. Hofft, das ihm seine Anspannung/der Angstschweiß nicht anzusehen ist.

      Oder es ist ein ungekürztes Gespräch/Verhör, in dem K dadurch beeindruckt, das er mit kühlem Kopf Zeit schindet bis die Aktion vorüber und nichts mehr nachweisbar oder die Aktion gefährdet ist.

      Auf der anderen Seite könnte man den Dialog abkürzen, indem K sich selbst oder I, durch einen fingierten Anruf dort wegrufen lässt. K könnte während dem Gespräch, demjenigen mit dem er das verabredet hat, ein Signal senden, damit der die Nachricht/den Anruf absetzt, der alles in Gang setzt.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Nachtmahr Also K macht sich schon intensiv Gedanken, was jetzt gerade bei den anderen passiert. Aber es sind eben nur Gedanken, und die dauern ja in Echtzeit nicht so lange, wie ich sie schreibe. Er kann nicht nachsehen, was draußen passiert, und auf die Uhr gucken wollte ich vermeiden, um nicht noch mehr die zeit in den Fokus zu rücken ...

      Zeit schinden ist natürlich eine Möglichkeit; ich hab halt nur Angst, dass das eben die Szene zu sehr dehnt. Letztlich weiß der Leser schon, dass draußen alles (bis dahin) glatt geht, Spannung erzeuge ich also damit keine. Und dann kann er eigentlich nur Zeit schinden, indem er erklärt, was er da gemacht hat, und das sollte er tunlichst nicht tun. So wirklich Spannung innerhalb des Gespräches aufbauen will mir auch nicht gelingen, das läuft so auf "Was hast du dir dabei gedacht?" (darf er nicht sagen) und "weißt du, was die mit dir machen werden?" (Ja, weiß er und hat tierisch Schiss davor) hinaus.

      Ablenkung von außen geht nicht, er kann außen niemanden kontaktieren und gegenseitig zu Hilfe kommen können sie sich auch nicht. Da muss einfach jeder sein Programm abspulen und wenn was schiefgeht, sitzt derjenige in der Tinte.

    #3
    Wenn man die Leute langweilt, dann lieber so einen Trick.

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Findest du persönlich solche Unstimmigkeiten nicht schlimm?

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Langeweile finde ich schlimmer, Erzählzeit ist nicht erzählte Zeit.

    #4
    In Deinem Fall könnte man (ich wahrscheinlich nicht) tatsächlich über die fehlende Zeitspanne stolpern. Vielleicht kannst Du es mit einer kurzen Bewusstlosigkeit oder Störrigkeit K's überbrücken (ein, zwei kurze Sätzchen).
    Ansonsten finde ich solche Lösungen, mit denen inhaltsleere Situationen künstlich mit inhaltsleerem Gedöns gedehnt werden, damit bloß die Lücke nicht auffällt, viel auffälliger als die Lücke an sich. Im (zeitlich) Großen hat man das ja gern, wenn mehrere Tage/Wochen/Monate vergehen, bevor wieder etwas Plotrelevantes geschieht. Wie Milch auch sinngemäß schreibt: Das ist keine Entschuldigung, den Leser zu langweilen.

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Danke. Ich denke, ich biege das auf's Minimum, das sich rausholen lässt, und dann lebe ich einfach mit der restlichen Diskrepanz.

    #5
    Könnte nicht einfach irgendjemand Is Verhör kurz unterbrechen? Ein Mitarbeiter der eine Info braucht, die nicht warten kann, oder ein Anrufer, der sich nicht abwimmeln lässt?
    Du müsstest das ja nicht im Detail schildern, aber es wäre klar, das Verhör war für ein paar Minuten unterbrochen.
    Ich arbeite dran ...

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Nee, das geht leider nicht.
      Dieses "Verhör" (es ist eigentlich wirklich nur ein Gespräch) findet in der Matrix statt und I unterbricht bereits das vorangehende Gerangel bzw. die Festnahme, indem sie alle anderen Beteiligten einfriert. Da kann niemand stören. Es sind nur sie und K und was sie sich zu sagen haben, und das ist leider sehr wenig
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    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      Ankh
      Dann wähle wie du schon überlegt hattest, einen anderes Ereignis als Punkt A als Startpunkt. Vielleicht fühlst du dich mit dieser Lösung wohler und es muss auch weniger Zeit überbrückt werden.

    #6
    Ich tendiere auch zu Dodo und Milch. Wenn die Szene künstlich gestreckt würde, würde mich persönlich das mehr stören als dass es zeitlich streng genommen gar nicht hinhaut, bzw ich würde das höchstwahrscheinlich gar nicht merken.

    Ich muss bei so was immer an die Reihe von Donna Leon denken. Ihr Commissario kehrt in jedem Buch mindestens 2 x mit einem Informanten oder Zeugen irgendwo zum Mittagessen ein. Dann wird erstmal in 2 Sätzen gegessen und dann geredet. Das geht mir jedesmal total auf den Geist, weil jeder normale Mensch sich doch schon während des Essens unterhalten würde. Wenn sie das täten, wäre es mir wesentlich lieber, auch, wenn das Gespräch zeitlich mit dem Essen gar nicht mithalten könnte (zumal man bei so was ja immer mal wieder einen Überbrückungssatz einbauen könnte).

    Also langer Rede kurzer Sinn ... 😅 Ich glaube, dass sich die wenigsten Leser daran aufhängen würden und es eher merken würden, wenn die Szene/Zeit verlängert würde, selbst durch einen "Es vergingen weitere 5 Minuten"-Satz.

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    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Stimmt, ein Gespräch unnötig herauszögern ist auch doof. Da würde ich mir dann vorstellen, dass sie in eisigem Schweigen mampfen ^^ Aber man könnte ja schreiben, dass sie erst über Belanglosigkeiten reden, bis der Commisario das Gespräch auf die wichtigen Themen lenkt. Und danach essen sie halt fertig. Oder sie treffen sich einfach nur auf einen Kaffee.

      Ich bin jedenfalls beruhigt, dass so eine Diskrepanz für euch kein absolutes No-Go ist. Ich hab's jetzt auch noch ein bisschen entschärft, Ereignis A möglichst vage gehalten, das Gespräch um ein paar Zeilen verlängert, sodass es mir jetzt auch nimmer so weh tut.

      Danke für euren Input!
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