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Maximale Zahl an PoVs

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    Maximale Zahl an PoVs

    In vielen Romanen findet sich nur ein PoV. In den meisten zwei bis vier. Manche übersteigen das. Autoren wie George Martin haben eine schier unübersichtliche Zahl an PoVs in ihren Roman gepackt - und bewiesen, dass selbst Meister daran scheitern können.

    Das Positive an PoVs ist, dass sie die Geschichte aus Sicht einer zweiten, dritten, vierten, ... Person beschreiben können, also die Sicht des Protagonisten erweitern bzw. dem ganzen Roman eine neue Dimension geben können. Motivationen, Handlungsgründe können besser und eleganter erläutert werden.
    Das Negative an PoVs ist, dass der Leser seine Lieblinge entwickelt, die er gerne liest und diejenigen Charaktere, die ihn langweilen, am liebsten überspringen würde. Dadurch ergeben sich zwangsläufig trockene Stellen im Roman; für den Autor nicht absehbar, welche, da jeder Leser individuell bewerten wird, wen er nicht leiden kann. Außerdem: Sofern nicht alle PoVs an derselben Front kämpfen (der Handlungsort also übereinstimmt), findet mit jedem PoV-Wechsel auch ein Bruch in der Handlung an sich statt: Die Haupt- und Nebenstränge laufen abwechselnd hintereinander ab, es gibt größere Lücken innerhalb eines Stranges, in denen seiten- und kapitelweise über etwas vollkommen anderes erzählt wird und der Leser wird natürlich aus dem jeweiligen Spannungsbogen gerissen: wieder und wieder und wieder.


    Beispiel, kein Spoiler von GoT

    Im Fall von GoT hieß das beispielsweise sich vollkommen in die Sicht von Arya zu verlieben, am Ende das Kapitels vorzublättern, wann denn endlich das nächste Kapitel aus ihrer Sicht kommt, entsetzt festzustellen, dass es noch 100 Seiten dauern wird, das ganze Buch nach Kapiteln zu durchsuchen und zu sehen, dass auf 300 Seiten (!) nur noch 2 weitere Kapitel kommen. Frust pur.
    Und als man dann endlich bei diesem Kapitel angelangt ist, ist der Cliffhanger vom Kapitel von vor 100 Seiten ohnehin vergessen oder unwichtig geworden, man beginnt zu lesen, kommt wieder in die Dramatik rein - und schon wieder ist das Kapitel zu Ende, das nächste tausende Meilen entfernt bei Danaerys an einem Ort, der unterschiedlicher nicht sein könnte.
    Wirklich gelungenes Leseerlebnis ist das nicht.
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    Ich habe einen Roman in meiner Schublade mit 6 PoVs, die ich mal als mein absolutes Maximum festgestellt habe: Mit mehr PoVs ist auch das Schreiben kein Genuss mehr. Und während die Geschichte so läuft und läuft, drängen sich Nebencharaktere in den Vordergrund, erklären mir, warum sie eine so unglaublich spannende Geschichte zu erzählen hätten, die ja sogar die Haupthandlung erweitern könnte ...!... wenn da nicht diese von mir auferlegte Grenze von 6 PoVs wäre.

    So. Lange Rede, kurzer Sinn.

    Wo setzt ihr eure Grenze? Was sind zu viele PoVs, sei es beim Lesen, sei es beim Schreiben? Mit wie vielen PoVs schreibt ihr normalerweise? Warum diese Zahl, nicht mehr, nicht weniger?


    Wer nicht weiß, was ein PoV ist


    PoV steht für Point of View, also Gesichtspunkt und wird im Deutschen auch gerne unter "Perspektive" geführt. Gemeint sind damit alle Figuren innerhalb eines Romans, aus deren Sicht erzählt wird. Das kann über den Roman hinweg regelmäßig wechseln, das können Ausnahmestellen sein (bspw. ein einmaliger Auftritt im Prolog); es können ganze Kapitel oder auch jeweils nur einzelne (längere) Absätze unabhängig vom Wechsel der Kapitel sein.
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    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

    #2
    Ich bin SPler und veröffentliche in einer halbwegs zeitnahen Abfolge. Zur Zeit schaffe ich es, alle drei Monate ein Buch fertig zu stellen.

    Daher ist es klar, dass es keine GoT schweren Wälzer werden, sondern im überschaubaren Bereich so zwischen 60 und 90K. In diesem Bereich halte ich es für schwierig eine zweite Perspektivfigur aufzubauen und ihr den Raum zu geben, den sie für eine Entwicklung braucht. Was ich in einem Roman gemacht habe, war einen zweiten Handlungsstrang einzubauen, in dem verschiedene Figuren je ein oder zwei Szenen bekamen.
    Ansonsten halte ich mich momentan strikt an die 1 Perspektivfigur und auch nur 1 Handlungsstrang. Der aktuelle Roman ist in der Ich-Form geschrieben. Das schließt für mich persönlich eine zweite Perspektivfigur aus. Zwei Ich-Erzähler*innen verwirren mich zu sehr und eine 3.-Person Perspektive passt nicht dazu. Finde ich. Andere mögen das anders sehen.

    Das schrecklichste Buch, dass ich in den letzten Monaten gelesen habe, war 1793. Nicht wegen des hohen Ekelfaktors oder den Grausamkeiten, sondern wegen des Erzählstils. Es ist in vier scheinbar gleich große Kapitel unterteil, drei davon haben unterschiedliche Perspektiv Figuren.
    Das erste Kapitel wird aus der Perspektive von 2 Männern beschrieben, nach etwa einem Viertel kommt ein totaler Bruch: neuer Erzähler und ein Zeitsprung vor den Anfang der Geschichte. Als nach diesem Kapitel der nächste Bruch mit einer weiteren Perspektiv-Figur kam, bin ich ausgestiegen. War mir zu viel.

    Bei GoT, genau wie bei Dune, habe ich die Szenen bestimmter Figuren, überblättert.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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      #3
      Ich habe für mich noch kein definitives Limit festgestellt. Ich denke, es hängt viel davon ab, wie es umgesetzt ist und ob die meisten dieser PoVs interessant/sympathisch sind.

      Bei GoT hat mich vor allem gestört, dass immer neue Figuren dazukamen, die mich weniger und weniger interessiert haben. So nach den ersten 1-2 Büchern hat man seine Lieblinge, denen man folgen möchte. Wenn er jetzt Kapitel aus der Sicht von Figuren geschrieben hätte, die zwar schon prominent vorkamen, aber eben noch nicht als PoV, hätte mich das nicht so gestört. Womit ich Probleme hatte, war, mich für die Ansichten und Erlebnisse von Leute interessieren zu sollen, die bisher noch nicht einmal wichtig genug waren, überhaupt als Statisten vorzukommen.

      Die Zahl der PoVs ist mir also eher egal, solange sie denselben Handlungsstrang erzählen. Was mich nervt, ist das Zerfasern einer Geschichte in dutzende Schauplätze und Stränge und wie du schreibst wenn diese Handlungsstränge dann so lange in den Hintergrund treten, dass ich die Bindung verliere.


      In meiner Geschichte gibt es 5 Haupt-PoVs, dazu zwei in Prolog und Epilog und noch zwei, die eine der Figuren zunächst in Außensicht vorstellen. Es ist vor allem am Anfang ziemlich viel, sich immer wieder auf jemanden Neues einlassen zu müssen, und das sehe ich nach wie vor als Problem an. Warum ich es dennoch so mache liegt daran, dass ich alle fünf gleichermaßen vorstellen will und eine Wertung vermeiden wollte, wer der Fünf jetzt derjenige ist, mit dem sich der Leser am meisten verbunden fühlen soll. Gerade bei Konflikten tendiert man ja vielleicht dazu, sich auf die Seite dessen zu stellen, dessen Beweggründe man kennt.

      Wenigstens habe ich nicht die Gefahr, dass man die Verbindung zu den Figuren verliert, weil die Kapitel doch alle ziemlich kurz sind, nach einer Weile die Stränge sowieso parallel laufen und man streckenweise lediglich dieselbe Handlung durch verschiedene Perspektiven gefiltert erlebt.

      Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch Geschichten mit weniger PoVs schreibe. Auch ein einzelner PoV hat seine Vorteile. Ob ich mit mehr schreiben würde, weiß ich noch nicht. Wie gesagt, gerade am Anfang sind so viele Perspektiven eher sperrig, um in die Geschichte reinzukommen, und allzu spät mag ich auch keine einführen, weil sie den etablierten und hoffentlich beliebten Figuren dann eher die Show stehlen.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #4
        Ich verwende gern 2 PoV-Träger, bei simplen LiRo bietet sich das an. Dennoch neige ich dazu, einer der Figuren den einzigartigen Protagonistenstatus zu verleihen und damit auch die Mehrzahl der Szeneninhalte, sei es selbst von der Figur erzählt, sei es über sie erzählt, zu gönnen. Mein Maximum fürs Schreiben würde ich bei drei annehmen, mit einer klaren Hierarchie für die Beiträge an der Story.
        Mehr als zwei nahezu gleichberechtigte PoV-Träger finde ich beim Lesen nervig, eben weil man anfängt, Szenen oder Kapitel zu skippen, wenn einzelne PoV-Träger einen nerven. Ausnahmen wie @Ankhs oder Stephen Kings Figuren bestätigen da für mich die Regel. Und auch bei den zwei Beispielen scheint mir jeweils immer eine Figur prominenter zu sein als die anderen. Nicht jeder andere Autor kann das so umsetzen, dass die anderen, fast gleichberechtigten Figuren nicht unter der leicht dominanten Figur leiden.

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        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Ich habe mich gerade an meinem Tee verschluckt, als ich gelesen habe, dass du mich in einem Atemzug mit Stephen King nennst Vielen Dank für das Kompliment, und ich bin echt erleichtert, dass meine Geschichte für dich so funktioniert. Ich sitze nämlich gerade an den Anfangsszenen und beginne schon wieder zu zweifeln.

        #5
        Ich finde die Frage schwer eindeutig zu beantworten. Vieles wurde bereits gesagt, was ich 100% unterstreiche.

        Generell müss für mich ein Pov einen Mehrwert für die Geschichte haben und eben eine eigene Perspektive beitragen durch die die Geschichte gewinnt. Ähneln sich die Povs in ihrer Aussage, Betrachtung etc., würde ich sie wohl zusammenfassen.
        Nein das war ich nicht.
        Ach so, das!
        Ja, das war ich.

        Kontakt: administrator@wortkompass.de

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          #6
          Könnte es sein, dass ein wechselseitiges Verhältnis zwischen dem Komplexitätsgrad einer Geschichte und der Anzahl ihrer PoVs besteht? PoVs geben den Lesern ja eine gewisse Orientierung, wenn sie überschaubar sind. Das würde bedeuten, dass eine Geschichte, je weniger komplex sie ist, umso mehr PoVs verträgt (bzw. benötigt) und umgekehrt. Als Beispiel fallen mit da Krimis ein, die ja oft zahlreiche und ganz verschiedene PoVs beinhalten: Ermittlerperspektive (hier sogar manchmal auch mehrere), Täterperspektive, Opferperspektive (hier auch oft mehrere). Hier stören mich auch sehr viele PoVs nicht, weil ja trotz allem, bedingt durch das Genre, ein roter Faden von Anfang an deutlich ist bzw. sich die Leser darauf verlassen können, dass er nicht verloren geht.

          Das bereits genannte GoT* dagegen hat eine sehr komplexe Handlung, streckenweise ohne ersichtliches Ziel und verträgt möglicherweise u.a. dadurch nicht zu viele PoVs.

          * das ich bisher nur als Serie kenne
          Zuletzt geändert von Elementargeist; 05.10.2020, 21:46.

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          • Elementargeist
            Elementargeist kommentierte
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            @ankh
            Das hängt sicherlich immer vom Einzelfall ab. Simple Geschichten brauchen nicht unbedingt viele Perspektiven, aber sie werden für mich als Leser psychologisch interessanter. Ein Beispiel ist „Die Furcht des Weisen“. Ich liebe die intelligente Geschichte, die darin enthaltene Poesie und die über Unterhaltung hinausgehenden Erkenntnisse, die der Roman vermittelt, aber ich finde es schade, dass Rothfuss zusammen mit dem Namen des Windes auf 1720 Seiten nur durchgehend in einer PoV schreibt (mal von den kurzen eingeschobenen erzählten Geschichten abgesehen). Die Handlung ist sehr linear, wenig komplex, und deshalb hätte ich mir hier einen gelegentlichen Perspektivwechsel gewünscht. Aber klar - dann wäre das gesamte Konzept der Romanreihe ein anderes.

          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
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            Mein Gedanke war ein ähnlicher wie der von Ankh, aber ich finde es interessant, einmal die Perspektive zu wechseln.

            Vielleicht hängt es von der Komplexität der Perspektive ab. Wenn ich von der Perspektive eine Entwicklung erwarte, eine weitreichende Geschichte, dann passt sie besser in einen komplexen Roman. In einem Krimi möchte ich vielmehr nur den Perspektivwechsel sehen, also das, was ich beispielsweise nicht aus Sicht des Ermittlers sehe. Aber vom Opfer erwarte ich vermutlich keine Entwicklung, keine komplexe Geschichte usw.

          • Elementargeist
            Elementargeist kommentierte
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            @Kelpie
            Ja, ungefähr das ist es, was ich meinte. Ich verstehe aber auch @ankhs Ansatz. Pauschal lässt sich die Frage für mich nicht beantworten. Und es ist vermutlich auch ein Unterschied, ob man liest oder schreibt. Was Leser*innen komplexer erscheint, wie z.B. mehrere PoVs, kann für Autor*innen ein Kunstgriff sein, der die Arbeit erleichtert. Ich finde das sehr interessant und werde beim Lesen und beim Schreiben darauf achten.

          #7
          Früher fand ich viele Perspektiven doof (natürlich nur bei den anderen, niemals bei mir!!!), es waren mir zu viele Sichtweisen, die mich nicht interessiert haben, und mich hat es aus der Geschichte gerissen. Mittlerweile habe ich einige Romane gelesen, die mich voll überzeugt haben – davon eine Pentalogie mit 8 verschiedenen Ich-Erzählern. Und scheiße … das funktioniert. Während bei anderen Geschichten mit 2 PoV schon 1 zu viel ist.

          Ich hab meine eigene Liste:
          • Fehlen Infos, wenn die eine Perspektive wegfällt? Oder doppeln sich eher die Infos, wenn man aus beiden Perspektiven schreibt?
            Bei Liebesromanen ist es manchmal so, dass ein Date von Person 1 erzählt wird, dann das andere Date von Person 2. Ich finde es ziemlich langweilig, wenn zuerst sie seine Augensprenkel anschmachtet und danach er ihre vollen Lippen bewundert. Am schlimmsten ist es, wenn das Date von ihr erzählt wird und er in der nächsten Szene resümiert, wie toll er das Date fand – seine Gefühle kann man auch live beim Date durch ihre Perspektive vermitteln.
          • Wird die Perspektivfigur genügend eingeführt, bevor zur nächsten übergegangen wird?
          • Bietet jede neue Perpektivfigur tatsächlich eine neue Perspektive für den Roman? Neue Gedanken, andere Sichtweise, neuer Sub- oder Sideplot, …
          • Wird trotzdem noch deutlich, was für eine Geschichte erzählt wird? Ergeben alle Perspektiven gemeinsam ein vollständiges Bild? Kommen alle Sideplots zusammen?
          • Falls es dem*der Leser*in nicht klar ist, was der Main Plot ist, ist es einem selbst klar? Und löst es sich am Ende noch hoffentlich mit einem Wow-Effekt auf? ("Ah! Darum geht's. Wie geil!")
          • Perspektivwechsel wollte ein erzählerisches Mittel sein und nicht wahllos geschehen, weil man das Gefühl hat, dass es Zeit ist, dass die nächste Figur mal wieder dran ist.
          • Wird am Anfang jeder Szene deutlich gemacht, wer gerade die Perspektivfigur ist?
          • Spürt man es weiterhin im Text, weil man die Perspektivfiguren von der Erzählstimme und von der Denkensweise voneinander unterscheiden kann?
          • Wenn man Perspektivwechsel in einer Szene hat: Ist es Multipersonal oder Auktorial? Und ist es den Leser*innen klar?

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            #8
            Am liebsten schreibe ich mit 2 oder 3 POV. Nur eine finde ich schlicht und ergreifend langweilig, funktioniert nur, wenn die anderen Charaktere auch viel Raum haben und richtig gut ausgearbeitet sind und ich liebe es, wenn zum Beispiel zwei Charaktere ein Katz und Maus Spiel führen und sich da dann immer ihre Kapitel abwechseln. Also ich habe auch schon Bücher mit nur einer Pov geschrieben, aber interessanter für alle Dynamiken, Welten und den Plot finde ich wie gesagt mehrere POv. Weiß gar nicht, wann ich mal mehr als drei Pov gelesen habe, doch bei Yvonnes Buch sind es 5 und da hat es mich überhaupt nicht gestört. Allerdings bevorzuge ich auch kurze Kapitel.
            "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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              #9
              Weil das Beispiel GOT genannt wurde: die vielen verschiedenen POVs waren für mich beim Lesen kein Frust, sondern eine der interessantesten Sachen an den Büchern. Klar gab es welche, die ich besonders gerne gelesen habe, und auch welche, die ich unnötig fand. Aber insgesamt rundet diese Herangehensweise die Geschichte für mich ab und ich schreibe bei langen Sachen sehr ähnlich.
              Wer z.B. die grandiose Fandorin-Serie von Boris Akunin kennt, die gewinnt auch sehr dadurch, dass Akunin bewusst wild mit POVs spielt, damit die Leseerwartung durchbricht (seinen Protagonisten teils sogar als Non-POV-Charakter führt) und ganz neue Perspektiven und Einsichten zulässt. Akunin kann von mir aus in dem Stil immer weiterschreiben und gerne in jedem Buch einen oder mehrere neue POV-Charaktere dazunehmen.

              Was ich nicht so sehr mag ist, wenn die POVs in kurzen Abständen wechseln, z.B. in einem Kapitel mehrere POVs oder noch schlimmer POV-Wechsel in einem Abschnitt. Da habe ich dann nur den Eindruck, dass schlampig geschrieben wurde. Aber bei einer Aufteilung auf mehrere Kapitel gibt es für mich kein Maximum an "erlaubten" POVs.

              Always avoid alliteration.

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              • Peter
                Peter kommentierte
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                Ich verstehe nicht, was daran schlampig sein sollte innerhalb eines Kapitels einen PoV Wechsel zu haben.

              • Alys II.
                Alys II. kommentierte
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                Peter Das war dann wohl von mir schlampig ausgedrückt.

                Wenn in der Geschichte Klein-Lisa von der Schule nach Hause geht und wir als Leser mit ihr auf dem Weg mit jeder Pusteblume spielen, mit ihr erleben, wie sie zur Türe hereinkommt, und dann schon versuchen am Geruch zu erraten, was Papa heute zum Mittagessen gekocht hat. Und dann steht da plötzlich ein Satz darüber, wie Papa den Vormittag erlebt hat und dass er im Home Office gearbeitet hat, aber nach dem Satz geht es wieder weiter bei Lisa und dass sie keine Bohnen mag.

                Bei einem kürzeren Textabschnitt kann es beabsichtigte Kunst gewesen sein, dass der*die Autorin mal kurz im Erzählstil von personal auf personal-zweiter-POV oder auf auktorial gehüpft ist. Kann aber auch sein, dass dieses Hüpfen Schlampigkeit war. Und sowas macht mich beim Lesen kirre. Je kürzer die Abstände zwischen diesen POV-Wechseln sind, umso unsicherer werde ich mir, ob Absicht oder Fehler vorliegt. Ist einfach eine Lese-Marotte von mir.

                Deshalb mag ich es gerne, wenn der*die Autor*in beim Schreiben schön längere Abschnitte in einem POV durchhält, und das dann gerne auch nach Kapiteln oder zumindest Absätzen sortiert. Dann muss ich beim Lesen nicht analytisch denken, sondern fühle beim Lesen sofort, dass ein POV-Wechsel wirklich bewusst durchgeführt wird.

              • Peter
                Peter kommentierte
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                In Kapiteln habe ich keine Probleme mit einen Wechsel der PoV Figur, allerdings sind meine Kapitel auch mind. 20+ Seiten, und hat diverse Szenen.
                Ein Wechsel der PoV Figur erlaube ich in meinen Geschichten nur bei einem Szenenwechsel.

              #10
              Beim Schreiben bevorzuge ich 1 POV. Einfach deshalb, weil ich beim Schreiben irgendwann anfange eine POV-Figur zu bevorzugen - sie interessanter als die andere zu finden. Wenn es dann noch mehr als 2 sind... ach herrje.
              Ich habe eine Geschichte, da habe ich 2 POV Figuren, allerdings wird die zweite erst nach... hmm... 40k Wörtern eingeführt. Vorher wurde nur über diese gesprochen. Allerdings hat sie da schon eine entscheidende Rolle, weil sie die beiden agierenden Figuren in ihrem Handeln hemmt, nur weil es sie gibt.

              Ich würde mal sagen, dass meine Grenze bei 3 POVs liegt, ansonsten wird das für mich gefühlsmäßig zu oberflächlich. Ich mag es auf Figuren näher einzugehen und dafür brauche ich Raum. Wenn ich dann 8 Figuren hätte, dann würde ich wohl die Sorge haben nicht genügend Zeit für den Einzelnen zu haben, sondern dass alles nur auf Handlung ausgelegt ist (und das ist nur mein Gefühl bei mir beim Schreiben und nicht, dass ich denke, dass es allgemein so ist bei vielen POVs).

              Beim Lesen können es auch gerne mehr POVs sein. Ich mag ja Markus Heitz sowie Stephen King und King ist ja so dreist, dass er mitten im Absatz in den Kopf einer anderen Figur springt. Komischerweise finde ich es bei ihm gar nicht störend, während ich das bei anderen störend finden würde, dass nicht wenigstens ein neuer Absatz gewählt wurde, wenn nicht schon ein neues Kapite.
              Wie so vieles müssen POVs zur Geschichte passen. Ich mag auch sehr gerne Bücher mit nur einen POV, wenn der Autor sich da auf die Gedanken / Emotionen des Protas konzentriert.
              Was ich nicht mag, wenn mitten im Buch plötzlich eine POV-Figur hinzukommt, die noch gar keine Rolle hatte oder nur am Rande mal erwähnt wurde. Dann muss diese Figur schon sehr intereessant sein, dass ich mich noch auf sie einlasse...
              Zuletzt geändert von zickzack; 07.10.2020, 10:16.

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                #11
                Ich lese gerne Geschichten mit mehreren POVs, weil sie ermöglichen verschiedene Aspekte einer Story zu erleben, das Innenleben verschiedener Charaktere kennenzulernen.
                Mich stört es (meist) auch nicht der Bruch in der Handlung nicht. Im Gegenteil, gerade das finde ich oft reizvoll, weil mir so die Spannung aus einem Kapitel-Cliffhanger noch eine Weile erhalten bleibt, während ich in den anderen POV eintauche.
                Perspektivsprünge innerhalb eines Kapitels stören mich nicht, solange sie durch einen Absatz gekennzeichnet sind, und der jeweiligen Perspektive eine gewisse Länge eingeräumt wird, sie also nicht gefühlt alle zwei Sätze wechselt.
                Zeitsprünge mag ich ja ebenfalls gerne, und ich erinnere mich an zwei Bücher, in denen die zwei sich abwechselnden POVs auch in unterschiedlichen Zeiten spielten, und sich die Handlungsstränge erst am Ende miteinander verbanden. Auch wenn das eine Buch mir vom Thema her nicht so hundertprozentig zugesagt hat, fand ich diese Herangehensweise recht spannend, und letztendlich war es das, was mich das Buch zu Ende lesen hat lassen.

                Ich bevorzuge es, wenn die POVs ungefähr die gleiche Wertigkeit haben, in etwa den selben Raum bekommen, um ihre Geschichte zu erzählen.
                Wenn einer der POV-Träger verhältnismäßig wesentlich weniger Zeilenzeit bekommt als der andere (die anderen), stellt sich, für mich, ab einem gewissen Punkt die Frage, wozu dann ein eigener POV?
                Das hatte ich vor einer Weile bei einem Buch, in dem einer der beiden POVs genau zwei Szenen hatte. Eine in der Mitte und eine gegen Ende des Romans. Das hat bei mir hauptsächlich den Eindruck erweckt, die Autorin hätte befürchtet, die Charakterentwicklung der zweiten Person aus dem POV der ersten nicht ausreichend dargestellt zu haben/darstellen zu können, und darum noch schnell zwei Szenen aus deren Sicht eingefügt.

                Ich selbst schreibe auch gerne mit mehreren POVs (derzeit sind es drei, mehr würde ich für mich nicht wollen), weil ich es auch beim Schreiben interessant finde, nicht nur eine Perspektive der Geschichte zu beleuchten. Es kommt aber immer natürlich auch auf die Geschichte an die man erzählen will.
                Eine andere Idee, die ich im Kopf habe, funktioniert, für mich, so wie ich sie mir derzeit vorstelle, nur mit einem POV.
                Ich arbeite dran ...

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                • Ankh
                  Ankh kommentierte
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                  Wenn einer der POV-Träger verhältnismäßig wesentlich weniger Zeilenzeit bekommt als der andere (die anderen), stellt sich, für mich, ab einem gewissen Punkt die Frage, wozu dann ein eigener POV?
                  Das beantwortet sich für mich damit, ob dieser PoV der Geschichte an dieser Stelle einen Mehrwert gibt. Wenn zum Beispiel die Helden/Ermittler/Liebenden den Großteil des Romans zusammen herumhängen, dann kann eine Perspektive völlig genügen. Werden sie aber an einem Punkt getrennt und erlebt eine Figur, die bisher nicht Perspektivträger war, dann etwas, das der bisherige PoV nicht mitbekommt, dann kann das, was sie erlebt, ja trotzdem spannend sein. Statt dass diese Figur dem PoV alles später trocken nacherzählt, kann man dabei sein, wie sie es erlebt.

                  Vielleicht bekommt man in so einer Szene auch einen Einblick in die Gefühlswelt einer anderen Figur, der die bisherige Handlung in ein neues Licht rückt. Manchmal genügt ein kurzer Wechsel für eine völlig neue Erkenntnis, dafür muss man die PoVs nicht gleichberechtigt verteilen und der zweiten PoV-Figur unnötige Szenen auf den leib schreiben.

                • Jane Doe
                  Jane Doe kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Wenn es so ist, wie du es beschreibst, dann hat der zweite POV natürlich seine Berechtigung.
                  Darum meinte ich auch ab einem gewissen Punkt.
                  Im Falle dieses Buches, war es so,
                  dass mir persönlich der zweite POV keinen Mehrwert brachte. Er wirkte mehr wie eine Bestätigung dessen, was man indirekt bereits aus dem anderen POV erfahren hat.
                  Da wäre mir lieber gewesen, ihn wegzulassen, oder ihm eine tatsächliche Geschichte zu geben.

                • Ankh
                  Ankh kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Jane Doe Jepp, das verstehe ich. Es kann dann ein bisschen aufdringlich wirken, als ob der Autor denkt, man sei zu blöd, die subtilen Hinweise mitzubekommen und braucht es nochmal direkt hingeschrieben ^^
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