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Mittwochsfrage #184: Style.

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    Mittwochsfrage #184: Style.

    Was ist Stil? (Im Zusammenhang mit Geschriebenem, natürlich.)

    brett-jordan-POMpXtcVYHo-unsplash.jpg

    Ob Ihr es Stil, Sound, Stimme, Art, Weise, etc nennt, ist mir egal.
    Was bedeutet Stil (etc) für Euch?
    Welche Kriterien verwendet Ihr für die Beurteilung?
    Welcher Stil gefällt Euch?
    Was ist Euer Stil?

    Kann man einen Schreibstil überhaupt in Worte fassen? Bekommt man sowas immer auf den Punkt?



    #2
    Ich schwitze ja gerade noch immer über der WK-Kurzgeschichte, und mir kommt immer wieder der Gedanke, dass ich nach den vielen Jahren, die wir jetzt schon beisammen sind, bestimmt sofort zu enttarnen bin

    Das liegt sicherlich am Schreibstil selbst, an einem bestimmten Rhythmus, in dem man schreibt und bestimmte Ausdrücke, die man benutzt (oder nicht benutzt) oder Sonderzeichen ... Peter Aber eben auch am Setting, an den PoVs usw.

    Ich habe mich jetzt erstmals sogar gefragt: KANN ich überhaupt anders schreiben? Wenn ich mal was in die sehr literarische Richtung würde schreiben wollen, einen epischen High Fantasy-Klopper oder einen historischen Roman, der im Mittelalter spielt - könnte ich meinen Schreibstil dem überhaupt anpassen? Ich glaube, eigentlich nicht.

    Was ich z.B. nicht mag, ist ein Text mit vielen kurzen, abgehackten Sätzen, und ich mag keine übermäßig ausgefallenen Inquits in den Dialogen. Und dann schreibe ich selbst auch nicht so. Die Entscheidung, nicht so zu schreiben, obwohl im Moment aber eher empfohlen wird, die Sätze nicht zu schachteln und nicht ständig mit "sagte/fragte XY" zu arbeiten, ist dann auch bewusst getroffen, bzw. ich schreibe schon immer so und habe entschieden, es nicht zu ändern.

    Und natürlich schachtele ich nicht jeden Satz, habe auch kurze Sätze und auch mal andere Inquits (um mal die "Die Mischung macht's"-Kommentare vorweg zu nehmen ).

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Die Entscheidung, nicht so zu schreiben, (...) ist dann auch bewusst getroffen, bzw. ich schreibe schon immer so und habe entschieden, es nicht zu ändern.
      Das ist ein interessanter Gedanke, um sich einen Teil des eigenen Stil bewusster zu machen.
      Das finde ich insofern auch hilfreich, als das man, tja, text-toleranter wird. Wenn z B jemand gern blumig-adjektivistisch schreibt, dann kann das wunderschön sein, ein Blumenladen - oder eben Ramsch. Selbst wenn ich es als Ramsch lese, kann ich diesen Text akzeptieren. Nicht mein Stil, aber in sich ein Stil. Meine Kritik oder Vorstellung, ob da handwerklich etwas zu holen ist, würde ich eher daran festmachen, ob die Adjektive und Adverben (Adverbien) mit schwachen Nomen oder Verben verknüpft sind, als nur an der Anzahl.

      Und ich schreib auch fast nur "er sagte/fragte"! Hah!

    #3
    Was bedeutet Stil (etc) für Euch?
    Er ist ein Wiedererkennungsfaktor. Und je nachdem wie er ist, kann er der Geschichte einen Mehrwert geben.

    Welche Kriterien verwendet Ihr für die Beurteilung?
    Hm. So feste Kriterien hab ich eigentlich nicht. Entweder er gefällt oder nicht. Und da hab ich durchaus ein paar (auf die Geschichte selbst bezogene, allgemeine) Punkte.

    Welcher Stil gefällt Euch?
    Humorvoll, frech, selbstironisch. Aber auch ernst, spannend, traurig.

    Was ist Euer Stil?
    Hm. *grübel* Je nach Geschichte: Dramatisch (wenns sein muss, kann ich die Tränendrüsen von Lesern, vor Weinen zu ausgetrockneten, verschrumpelten Rosinen werden lassen), packend, mit schlagfertigen Dialogen, bildlich, fließend, humorvoll (auch schwarzhumorig), temporeich, detailverliebt ...

    Kann man einen Schreibstil überhaupt in Worte fassen? Bekommt man sowas immer auf den Punkt?
    Sicher nicht immer und sicher auch nicht immer auf den Punkt. Manchmal gefällt einem einfach was man liest, ohne das man groß erklären kann, warum.
    "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
    "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
    "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Humorvoll, frech, selbstironisch. Aber auch ernst, spannend, traurig.
      Erinnert mich an die absolute Tatsache, die die besten Schauspieler in Dramen von Haus aus Komiker sind. Der melancholische Clown. Da ist was dran.

      Manchmal gefällt einem einfach was man liest, ohne das man groß erklären kann, warum.
      Ich hab manchmal die Befürchtung, zu viel Analyse könnte den Zauber zerstören. (Ist meist nicht so, aber eine gute Ausrede, einfach nur zu genießen.)

    • Nachtmahr
      Nachtmahr kommentierte
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      Dodo
      @Schauspieler
      Da ist durchaus was dran. Und umgekehrt auch. Denk nur mal an Robin Williams, der war privat das komplette Gegenteil von dem, was wir vor der Kamera zu sehen bekamen.

      @Analyse
      Ich stimme dir zu. Das Leben ist auch so schon schwer genug, da sollte man wenn möglich, das was einem Freude macht, einfach nur genießen und für eine Weile vergessen. Mit ein Grund, warum ich die Kritik mancher Leute am sogenannten Eskapismus nicht verstehe. Was ist so schlimm daran, eine Zeit lang seinem Alltag entkommen zu wollen? Es gibt genug Leute, die keine andere Möglichkeit haben, abzuschalten und ihre Energiereserven aufzuladen.

    #4
    Wie du sagst - es ist sehr schwer zu beschreiben; selbst wenn ich meinen Stil irgendwie definieren müsste, liefe es doch auf Aussagen hinaus, die womöglich auf Hunderte andere Autoren ebenfalls zutreffen. Ich würde auch nicht behaupten, mein Stil an sich sei einzigartig, denn ehrlich gesagt könnte ich selbst weltberühmte Autoren nicht an ihrem Stil erkennen.

    Ich weiß, dass ich mindestens zwei Stile imitieren kann, wobei ich mich mit dem einen wohler fühle als mit dem anderen. Die elegantere Sprache für Fantasy, die Beschreibungen, mitunter poetischen Vergleiche, das leicht Geschwurbelte, das bei Fantasy eben lässig klingt, in unserer Welt aber nur dämlich wäre ("Balg", "Bei den Göttern/bei Gott", usw.) - das ist der Stil, für den ich blute. Für Kurzgeschichten übernehme ich schon mal den modernen Stil unserer Welt; und das klappt dann auch ganz gut, aber es fühlt sich nicht nach mir an. Selbst Romane (also etwas Längeres), die ich in der modernen Welt verordne, müssen dementsprechend einen Protagonistentyp haben, der leicht weltfremd ist und sich seltsame Ausdrücke eher leisten kann.



    Ein Stil, der mir überhaupt nicht zusagt, ist Knappheit und die Fixierung auf das Elementare; sei es sprachlich, sei es inhaltlich. Das ist einer der wenigen Gründe, die mich dazu bringen, ein Buch sofort aus der Hand zu legen.
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      .Ein Stil, der mir überhaupt nicht zusagt, ist Knappheit und die Fixierung auf das Elementare; sei es sprachlich, sei es inhaltlich. Das ist einer der wenigen Gründe, die mich dazu bringen, ein Buch sofort aus der Hand zu legen
      Ich würd das Buch vielleicht nicht weglegen, wenn es eine spannende Geschichte erzählt, aber ich mag auch lieber Geschichten lesen und schreiben, in denen sprachlich und inhaltlich noch etwas mitschwingt. Wobei es für den eigentlichen Plot egal sein sollte, ob der Leser das auch so erfasst oder nicht. So puristisch-buchstäbliche Texte kommen mir ein wenig eindimensional vor.
      Ausnahmen bestätigen die Regel.

    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
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      "Eindimensional", das trifft es ganz gut So erscheinen sie mir auch (ob sie das dann sind, ist eine andere Frage).

    #5
    Also mir fällt es schwer einen bestimmten Schreibstil in Worte zu fassen, was ich auch öfters in Rezis schreibe und dann nur sagen kann, dass der Schreibstil mich gepackt hat oder eben nicht. Dennoch gibt es ein paar Kriterien, die mir gefallen oder nicht.
    Der Schreibstil sollte zum Setting bzw. Buch passen, dann kann ich schon viel besser damit leben wie er ist, selbst wenn er mir nicht wirklich zusagt.

    Ich mag keine zu verschachtelten Sätze, aber auch keine abgehackten. Ich mag Inquits, aber es zum Buch passt, können sie auch gern ausgeschrieben sein. Zu ausschweifende Umgebungsbeschreibung mit den tollsten Vergleichen und was weiß ich für Stilmitttel finde ich sterbenslangweilig (hm, vielleicht auch ein Grund, warum ich solche Szene selbst nicht schreiben kann ). Ich behaupte einfach mal, dass ich auch eher die moderneren Stils mag. Zwar lese ich gerne das "klassische Fantasy", aber manchmal sind die mir einfach zu langatmig, weshalb ich dann doch lieber zu Urban-Fantasy wechsel.
    Dynamische Stils mag ich sehr, die man auch gerne in Kirmis/Thriller findet. Markus Heitz Stil sage ich immer, dass er sich dynamisch liest. Dann sind solche Stils, wo man gar nicht merkt, dass man schon so viele Seiten gelesen hat und die einem auch kaum eine Atempause lassen. Allerdings brauche ich nach so einem Buch dann meistens eins, wo es wieder etwas langsamer zugeht.

    Mit Humor im Text habe ich manchmal so meine Probleme. Wenn er mir zusagt, dann ist ja alles gut, aber wenn ich den Humor nicht verstehe und das passiert bei mir öfters, finde ich es eher störend. Obwohl etwas Sarkasmus eigentlich nie schaden kann.

    Wie mein Stil ist... öhm... so, dass ich es selber lesen würde? Wahrscheinlich eher morderner, einige Aussparungen von Beschreibungen, wenn sie nicht die Figur betreffen, da ich wiederum Charaktertiefe sehr mag.
    Und manchmal seltsam konstruierte Sätze...

    Kommentar


    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Dann sind solche Stils, wo man gar nicht merkt, dass man schon so viele Seiten gelesen hat und die einem auch kaum eine Atempause lassen.
      Ist es der Stil oder der gekonnt verpackte atemlose Inhalt? Sprich: Könnte Markus Heitz auch eine Blumenwiese beschreiben und damit Dein Leserherz erobern? (Nach Veit Etzold frag ich nicht, denn selbst in meiner Vorstellung liegt dort selbstverständlich eine zerlederte Leiche.)

      Und ja, Humor ist schwierig. Die "Humor"-Abteilung im Buchladen verursacht bei mir schon Magengrummeln. Oder das Wort "Heiter", wenn es nicht ironisch oder im Zusammenhang mit dem Wetter gebraucht wird. Ich will keine Witzebücher. Humor braucht für mich immer auch etwas ... Trauriges oder Garstiges.
      Zuletzt geändert von Dodo; 30.09.2020, 14:37.

    • zickzack
      zickzack kommentierte
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      Dodo Hmmm, gute Frage. Ich denke, ja er könnte mir auch eine Blumenwiese beschreiben und es würde mir gefallen, weil ich seinen Stil sehr mag. Natürlich hat das Fesselnde auch viel mit dem Inhalt zu tun, aber indem Fall würde ich sagen, dass es für mich gut zusammen spielt. Wenn einem ein Buch richtig packt, dann spielen ja meist mehrere Faktoren eine Rolle.

      Darum gehe ich gar nicht erst in die "Humor"-Abteilung. Okay, einmal hat es mich dahin verschlagen. Ich habe von Ralf Schmitz "Schmitz Katze". Aber da wusste ich auch, dass er meinen Nerv trifft... ansonsten mache ich um die Abteilung einen Bogen. XD
      Aber manchmal erwischt man ja auch Bücher, wo man gar kein Humor erwartet und der Autor plötzlich meint das auspacken zu müssen. Damit kann ich meist nicht viel anfangen und versuche mich dann auf den eigentlichen Inhalt zu konzentrieren.

    #6
    Für mich gibt es beim Stil zwei Ebenen: die, die ich als Autorin beeinflussen kann, und die, die automatisch abläuft.

    Bei ersterer kann ich mich um eine bstimmte Sprache und Ausdrucksform bemühen, und das tue ich auch. Z.B. habe ich eine Fantasy-Parodie absichtlich in einem sehr lockeren Stil geschrieben, an "Jugensprache" angelehnt. Bei einer anderen, eher pathosgeladenen Geschichte habe ich mich um einen entsprechend "poetischen" Stil bemüht. Ich denke, auf dieser Ebene kämpfen die Leute, wenn sie sich bemühen, "guten Stil" zu schreiben.

    Die zweite Ebene ist schwerer zu fassen, und ich denke, das ist die Ebene, auf der man eine andere Person an deren Schreibstil erkennt. Das ist die Ebene, auf der man so schreibt, wie man denkt - nicht wortwörtlich gemeint. Aber jemand, der in der Lage ist, komplexe Sachverhalte in mehrere Richtungen zu durchdenken und präzise aufzuschlüsseln, der kann auch lange und komplexe Sätze bilden. Jemand, der gebildet ist und viele Fremdwörter kennt, der verwendet sie auch. Wer im Leben zu Ironie und Sarkasmus neigt, der baut sie unbewusst auch in seine Texte ein. Und jede*r von uns hat Lieblingsformulierungen, ohne das selbst zu bemerken.

    Ich finde es immer wieder spannend, wenn jemand am Text den*die Autor*in erkennt. Das krasseste Beispiel war für mich: ich habe die Dissertation von meinem Mann Korrektur gelesen bzw. lektoriert (soweit mir das inhaltlich möglich war). Später hat sie mein Papa gelesen, und er hat präzise im Text zeigen können, welche Passagen ich stark überarbeitet hatte und welche ich ziemlich im Original belassen hatte. (Lag vielleicht auch daran, dass die ganze Arbeit Englisch war. Auch wenn ich behaupte, sehr, sehr gut Englisch zu können, dann ist es immer noch eine Fremdsprache für mich, und entsprechend eingeschränkt ist mein Repertoire.)
    Always avoid alliteration.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Das erste klingt eher wie sich ans Genre oder an die Erzählstimme der Figuren adaptieren, das zweite wie die eigene, ununterdrückbare Stimme.
      Das zweite finde ich für den Stil, wie ich ihn verstehe, auszeichnender. Diese Stimme drängt sich sogar in Telegrammstil, in Twitter und alles hinein, wenn sie stark genug ist. Und in die Korrekturen von Dissertationen!
      Lieblingsformulierungen: Oh ja!

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Dodo Da stimme ich Dir zu, aber ich zähle das erste zum Stil dazu. "Im Stil von XYZ" geschrieben hört man doch durchaus öfters. Z.B. wird über Susanna Clarke oft gesagt, sie schreibe im Stil von Jane Austen (was sicherlich eine bewusste Entscheidung Clarkes ist). Oder man liest in Rezensionen Sachen wie "in einem märchenhaften Stil geschrieben".

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Na klar, da stimme ich auch sofort zu. Die Stimme oder tatsächlich den ganzen Stil wechseln zu können, ist mE definitiv etwas, das zum Gesamtstil gehört (oder im Extrem: ist).
      Mir fällt gerade eine "Kurzrezension" von Jeff Daniels zu Jim Carreys Buch ein (hast Du wahrscheinlich auch gesehen ... ) ... "Hunter S. Thompson in Alice in Wonderland" und "a comic tornado". Jeff-Daniels-Stil über Jim-Carrey-Stil ...

    #7
    Welche Kriterien bei der Beurteilung? Ich mag Sound, es muss klingen, ich muss den Text hören können. Ich mag Unverwechselbarkeit, das ist ein Produkt der Überarbeitung, wie das geschieht ist, ist mir egal. Und ich mag es, wenn Inhalt und Stil sich bedingen, wie ist egal. Bei all dem sollte der Text für die Augen gut lesbar sein und nicht anstrengen. Und ich mag pure Objekt- und Landschaftsbeschreibungen nicht.

    Kommentar


    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      @Akustik Es geht mir ähnlich, aber dass es meine Hörgewohnheit trifft, ist mir weniger bewusst. Ist aber definitiv auch eine Komponente eines mir gefälligen Stils.

    • Lia Roger
      Lia Roger kommentierte
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      Beim Sound bin ich voll und ganz bei dir. Bei mir muss auch der Rhythmus und der Klang der Worte passen, ohne lautes Vorlesen meiner Texte (was mir aber auch Spaß macht, daran zu feilen bis sie richtig gut klingen - nicht dass ich darin jetzt perfekt bin) geht's bei mir gar nicht, und oft hab auch ganze Absätze mit einer Stimme im Kopf oder suche Synonyme unbewusst nach dem Klang aus.
      Ich finde einfach, der Rhythmus ist enorm wichtig, um die Stimmung eines Textes rüberzubringen - Hektik, Panik oder Action sind für mich zum Beispiel nicht halb so wirksam, wenn der Text für mich eher ruhig und langsam klingt. Wobei ich denke, das ist sicher auch sehr subjektiv. Äh, keine Ahnung ob das überhaupt Sinn macht. Es ist schwer zu beschreiben. 🙈

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Lia Roger Klar macht's Sinn. Mit einer mehrzeiligen Satzschlange kann man mE ebenso Hektik und Panik übermitteln, wie auch durch kurze, abgehackte Sätze. Wenn der Rhythmus stimmt. Ich bin zum Glück nur selten in Panik (jetzt gerade, ich mach gerade die Steuer vom letzten Jahr fertig ), aber dann denk ich tatsächlich nicht: Pust! Fuck! Wo? Ist die Tank? Quittung? Sondern: OK, unter dem Stapel nicht vielleicht dort nein auch nicht, tja, dann hat ihn A. wohl versust - oder ich? Schwitzschwitzschwitz, wie heißt unsere Steuerberaterin jetzt wirklich?
      Ich merk gerad. Ich denk. Doch. Pust! Fuck! ...

    #8
    Den Begriff "Stil" finde ich sehr schwammig. Ich persönlich halte es für eine ganz persönliche, im Ideal für den Autor charakteristische Zusammenstellung handwerklicher Kniffe, gemeinsam mit Wortschatz, Satzjonglierei sowie Meinungs- und Stimmungsbildung und -ausdruck.
    Weltbild und individuelle Fantasie gehören auch irgendwie dazu. Mir fällt immer Stephen King ein, der irgendwo sinngemäß schrieb (wahrscheinlich in seinem On Writing): Verschiedene Autoren sehen denselben Teich, einer macht daraus eine märchenhafte Lovestory, Stephen King einen gruselige Schlammmonstergeschichte.
    Und, weil ich gerade an Alice im Wunderland dachte, ist es eine Kindergeschichte oder könnte man das auch anders erzählen? (@Zickzack hat da, glaube ich, mal was gelesen ...) Das ist auch Bestandteil von Stil. In welche Form man ein Thema gießt.
    Und es gibt auch Fachbuchstile (ich meine nicht Sachbuch), die einen packen können. Ich hab schon dreimal erlebt, dass die Autorenstimme so sehr aus dem Buch schallt, dass ich tatsächlich ein "stupides" No-nonsense-Lehrbuch durchgeschmökert hab.
    Zuletzt geändert von Dodo; 30.09.2020, 16:00.

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    • Milch
      Milch kommentierte
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      Alice im Wunderland ist nicht nur eine Kindergeschichte, sondern auch Geschichte mathematischer Ideen.

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Milch Das genau ist ein Teil von Stil: Wenn man als Leser (oder Autor) die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel liest (oder erzählt). Als Lehrbuch für Mathematik würde man es sicher ganz anders schreiben. Carroll hat es als Kindergeschichte geschrieben, obwohl er ein Mathebuch problemlos hätte schreiben können. Warum er dieses Genre gewählt hat, äh, ist wohl Gegenstand von Diskussionen.

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Das ist kein mathematischer Lehrbuch, aber es behandelt viele mathematische Ideen.
      Ein Buch kann ja vielschichtig sein, es muss nicht nur ein Kinderbuch sein.

    #9
    Mein lieblingsstil zum lesen entspricht auch der Art und Weise, wie ich schreibe. Dramatisch. Bildhaft. Viele Adjektive, Vergleiche, längere Sätze, Poesie einfach.

    Ich lege Bücher weg bzw kaufe sie nicht, wenn der Stil aus kurzen, abgehakten Sätzen besteht oder emotionslos wirkt, egal wie gut der Plot ist etc. Andersherum wird ein schlechtes Buch genauso wenig zu einem guten, nur weil der Schreibstil so toll ist.

    Ich schreibe am liebsten urban fantasy, da finde ich meinen Stil passend und habe, als ich einmal new adult geschrieben habe, das Gefühl gehabt, das der Stil dafür nicht so passt. Genauso wenig, wie es schlicht keine Krimis und Thriller mit dem Schreibstil einer Nora Roberts geben wird. Da sind ganz andere Emotionen beim Leser gefragt.
    "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Genau das meinte ich, weiter oben, ob ein "erkennbarer Stephen King" ein Kinderbuch schreiben könnte. Ich bin mir sicher, Stephen King könnte ein Kinderbuch und Nora Roberts einen Krimi schreiben, nur nicht in ihrem bekannten, erkennbaren Stil.
      Bist Du denn zufrieden mit dem Genre, in dem Dein Stil sich austoben kann ?

    • Kunstmelodie
      Kunstmelodie kommentierte
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      Dodo Nora Roberts schreibt sogar Krimi oder sowas in der Art fällt mir grad ein, unter offenem Pseudonym 😂 Ja, sehr zufrieden!

    #10
    Ich hab mich eine Weile vor der Frage gedrückt, weil meine erste spontane Antwort auf
    Kann man einen Schreibstil überhaupt in Worte fassen?
    war: "Nein. zumindest ich nicht."

    Aber ich will es trotzdem mal versuchen.

    Was bedeutet Stil (etc) für Euch?
    Das ist eine Vielzahl von Dingen, die da zusammenfällt. Klang, Wortwahl, Ausdruck, kurze nüchterne Sätze oder lang und verschwurbelt,...
    Bis zu einem gewissen Punkt spielt da auch das Genre mit rein, oder das, was man von einem Genre erwartet. Ich finde, gerade was das betrifft, können Stilbrüche auch ganz interessant sein, wenn es gut gemacht ist. (zb Märchen oder Fantasy mit moderner Sprache,...)

    Welche Kriterien verwendet Ihr für die Beurteilung?
    Im Grunde hauptsächlich, gefällt es mir, oder gefällt es mir nicht.

    Welcher Stil gefällt Euch?
    Ich würde mal behauptet ich bin beim Lesen für verschiedene Stile offen, solange es sich für mich angenehm liest. Sätze die ich dreimal hintereinander lesen muss um ihren Inhalt zu erfassen, muss ich nicht haben, oder ausufernde zu blumige Beschreibungen. Was andere vielleicht als stimmungsvoll und detailliert betrachten, finde ich dann schon langweilig (ist eben alles eine Frage des persönlichen Geschmacks).
    Ich habe auch beobachtet, dass mir, im Zweifelsfall, eine Geschichte mir zu viel tell lieber ist, als eine mit zu viel show. Ich komme besser damit zurecht, wenn ich einfach nur gesagt bekommen Figur Y empfindet jetzt dies und das, als wenn es, für mein Empfinden, zu ausgeschmückt gezeigt wird. (Auch hier wieder, die Geschmacksfrage.)
    Zu nüchtern, also ohne Einblicke in das Innenleben der Protagonisten, mag ich es auch nicht. Das kann dann auch kein ansonsten witziger, flüssiger, oder sonst wie angenehmer Schreibstil, oder spannender Plot rausreißen.
    Ich habe einmal eine Leseprobe angefangen, da fand ich die Idee wirklich witzig und gelungen, den Plot spannend und auch der Schreibstil war angenehm zu lesen, aber es gab die ganze Zeit einfach null Einblick in die Gedankenwelt des Protagonisten. Was ich wirklich schade fand, denn wenn es wenigstens ein bisschen gewesen wäre, hätte ich mir das Buch gekauft.

    Was ist Euer Stil?
    Drüber will ich lieber nicht urteilen
    Auf jeden Fall keine ausufernden Beschreibungen. Ich mag Dialoge sehr gerne, und (Überraschung) Einblicke ins Innenleben der Figuren, und subtile kleine Hinweise auf alles mögliche und versteckte Bedeutungen.
    Ich weiß, dass ich dazu neige mich zu wiederholen, aber Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung.
    Zu gehobene Sprache ist auch nicht meines, oder altmodische "Märchensprache", das könnte ich einfach nicht schreiben.

    Kann man einen Schreibstil überhaupt in Worte fassen? Bekommt man sowas immer auf den Punkt?
    Siehe oben
    Und, ich sicher nicht
    Zuletzt geändert von Jane Doe; 30.09.2020, 19:04.
    Ich arbeite dran ...

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    • Jane Doe
      Jane Doe kommentierte
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      Nein, ich denke nicht, dass ich das meinte.
      Ich habe einfach beobachtet, dass ich es im Zweifel vorziehe bloß gesagt zu bekommen, was eine Person empfindet, tut, macht, etc. als es zu ausgeschmückt oder dramatisch gezeigt zu bekommen.
      Das soll auch nicht heißen, ich mag kein show, im Gegenteil, nur wenn von einem zu viel, dann lieber tell

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Und wenn Dir ein Stil gefällt, analysierst Du ihn? Oder lieber nicht dran rütteln?

    • Jane Doe
      Jane Doe kommentierte
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      Dodo gute Frage. Da muss ich tatsächlich erstmal nachdenken.
      Wenn, dann analysiere ich nicht bis ins Detail, zumindest nicht während des Lesens. Da geht es mir um die Geschichte.
      Danach schon, bis zu einem gewissen Grad. Aber auch erst, seit ich angefangen haben wirklich ernsthaft an meinem Projekt zu arbeiten, und es nicht nur im Kopf weiterzuspinnen.

    #11
    Was bedeutet Stil (etc) für Euch?
    Da es die Eben ist, durch die man die Geschichte erfährt, ist Stil wichtig. Eine Geschichte zu erzählen ist mehr als einen Plot zu haben und keine Rechtschreibfehler zu machen, vieles davon kann man unter "Stil" subsumieren.

    Welche Kriterien verwendet Ihr für die Beurteilung?
    Zum einen natürlich, ob mir persönlich der Stil zusagt. Aber auch, ob der Stil zur Geschichte (Figuren, Setting, Atmosphäre etc) und zum Sinn der Geschichte passt.

    Welcher Stil gefällt Euch?
    Ich mag Stile, die die Geschichte bereichern. Wenn die Art zu erzählen die Stimme der Figuren unterstreicht oder bestimmte Aspekte des Settings hervorhebt, sowas find ich gut - selbst dann, wenn ich anders diesen Stil nicht lesen würde.
    Verallgemeinernd mag ich Stile mit einem Fokus auf Figurenhandlung und Innenleben, und ich mag Stile, die sich schamlos an den Mitteln der Sprache und Rhetorik bedienen.

    Was ist Euer Stil?
    Emotional ist vermutlich eine gute Beschreibung, mit einer Prise Tragik und dezent eingesetztem Humor. Außerdem ist "rhetorische Überformung" immer sichtbar, also ich nehme mir Zeit rhetorische Figuren einzubauen und das liest sich auch heraus.
    Wenn ich Liebesgeschichten schreibe, kommt auch ein "aww süß" raus. In Kommentaren von Lesern kommt auch "fesselnd" und "überraschend" als Komplimente vor.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

    Kommentar


      #12
      Stil/Style ist für mich ein Alleinstellungsmerkmal eines Autor, Epoche oder Genre. Es beinhaltet die persönliche Erfahrunsgwelt und Wahrnehmung der Umwelt des Autors und wie er sie umsetz, d.h. beschreibt. Für mich ist der Stil ein wiederkehrendes Muster, welches man manchmal, vor allem Epochen und Genre betreffend, erst im Nachhinein feststellen/analysieren kann.
      Nicht jeder Autor hat per se einen persönlichen Stil, das zu erreichen ist sicher klasse und vermutlich nicht immer machbar (vor allem dann, wenn er eher zufällig schreibt und kein eigenes "Muster" entwickelt). Aber, da wir alle in einer bestimmten Zeit leben und bestimmte Genre schreiben, können wir uns vermutlich irgendwo stilistisch einordnen, auch wenn wir nicht individuell erkennbar sind.
      Nein das war ich nicht.
      Ach so, das!
      Ja, das war ich.

      Kontakt: administrator@wortkompass.de

      Kommentar


        #13
        Ich unterscheide zwischen Stil (was weltatlas beschreibt) und Autorenstimme. Das zweite ist die persönliche Note – auch wenn vom Stil beeinflusst. Wenn zwei verschiedene Autor*innen im gleichen Stil der Schönschwurbel-Highfantasy aus den 80er schreiben, kann man ihre Stimme herauslesen … also, wenn sie bereits Erfahrung und ihre Autorenstimme gefunden haben.

        Die Autorenstimme ist nicht gleich der Erzählstimme nicht gleich der Figurenstimme.

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