Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Zeitsprünge - vom handwerklichen Umgang damit

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Zeitsprünge - vom handwerklichen Umgang damit

    Wie handhabt Ihr Zeitsprünge? Mein Grundsatz dazu ist ja: sie vermeiden.
    Aber tatsächlich gibt es Situationen, in denen Zeitsprünge im Plot notwendig sind. (Ich meine lange Sprünge über Wochen/Monate/Jahre, keine zwei Stunden ereignisloser Autobahnfahrt.) Und dann ist es schwierig, diese elegant umzusetzen.
    Habt Ihr Tricks auf Lager?
    Always avoid alliteration.

    #2
    Prinzipiell finde ich Zeitsprünge dann doof, wenn sie unmotiviert erscheinen.
    Wenn aber jemand auf Reisen ist, dann kann ich problemlos schlucken, dass er z B am 23. September 2073 losfliegt und drei Monate später in der Marsumlaufbahn zu sich kommt.
    Letztlich ist ein Sprung besser, als zu schreiben, wie die Figur im Raumschiff aus Langeweile Nahrungspillen nach Farben sortiert.
    Und so betrachte ich auch manche Figurenentwicklung oder Plotentwicklung als pure Reise.

    In meinem nächsten Projekt plane ich zwei oder drei Sprünge ein, jeweils so um die fünf Jahre. In meiner Naivität bilde ich mir ein, dass ich für die einzelnen Episoden eine in sich geschlossene Storyline erzähle, sodass nichts wirklich fehlt - abgesehen vom übergeordneten Story-Arc. Ans jeweilige "Ende" will ich einen Ausblick auf das setzen, was in den nicht dokumentierten Jahren geschieht. Damit der Leser einen Anhaltspunkt hat, wo ungefähr sich die Figuren befinden, wenn die spätere Handlung wieder einsetzt: OK, Figur war jetzt an der Uni, hat studiert, wie man Kreise quadriert.

    Kommentar


      #3
      Ich finde Zeitsprünge innerhalb längerer Texte auch eher schwierig.
      In Kurzgeschichten kommen sie mir leichter, weil ich bei denen nicht das Gefühl habe, Figurenentwicklung zu verpassen.

      Meine bisher "besten" aka aus meienr Sicht funktionalsten Zeitsprünge in längeren Texten kamen immer zustande, wenn ich die Zeit dazwischen erst ausgeschrieben hatte, um einen Zeitsprung zu vermeiden, und diese dann später einfach gestrichen hab. Zwei, drei Worte in die nach-Zeitsprung-Szene dazu, und fertig. Ich weiß nicht, ob das eine Option für durchgeplottetes Schreiben ist. Aber kürzen fällt mir da am einfachsten.
      Sprünge über Jahre finde ich aber wirklich extrem schwierig, wenn es denn dazu kommt, dass ich diese benötige (kommt nur vor, wenn ich doch mal plotte )

      Kommentar


        #4
        Ich habe in einem Roman einen Zeitsprung von ungefähr sieben Jahren. Meine Hauptfigur erlebt während dessen zahlreiche Experimente und wird ein völlig anderer Mensch, was ich im letzten Kapitel vor dem Zeitsprung andeute und im Kapitel darauf noch einmal. Ich wechsle dann auch die Hauptfigur und erst zum Ende hin kommt wirklich heraus, was mit Hauptfigur 1 während der sieben Jahre genau passiert ist. Ob mir das gut gelungen ist und wie elegant das generell ist, weiß ich nicht. Ich will versuchen, den Roman spätestens 2022 zu überarbeiten. Vielleicht sind meine Kenntnisse über Zeitsprünge dann ja besser?

        Ansonsten habe ich häufig Zeitsprünge von einem Tag bis zu ein oder zwei Monaten, in denen nur Alltägliches passiert. Das habe ich in der nächsten Szene kurz umrissen, damit man ungefähr ein Gefühl für die vergangene Zeit hat und grob weiß, was passiert ist. Da wurde mir vor kurzem von einer Testleserin gesagt, dass ich ruhig öfter auch die alltäglichen Szenen zeigen soll, weil sie aufgrund des Fantasygenres doch ungewöhnlich und somit für die Leser spannend sind. Ich arbeite aktuell daran, weshalb der betroffene Roman bereits um 5000 Worte angewachsen ist, obwohl ich noch im ersten Kapitel der Überarbeitung stecke.

        Kommentar


          #5
          Ich denke, Zeitsprünge sind deswegen problematisch, weil sie implizieren, dass in den Wochen, Monaten oder Jahren nichts Erwähnenswertes passiert. Weder bei einem der POV-Figuren noch von Seiten des Antagonisten. Und da fragt man sich halt schnell, wenn eben noch geballte Action war, wieso soll jetzt für Monate tote Hose sein? Klar, der Prota muss vielleicht erstmal seine neue XY-Fähigkeit trainieren, aber juckt das den Anta? Suchen die Freunde des Protas nicht trotzdem weiter nach Hinweisen und Waffen, ihn zu besiegen? Entwickelt sich nicht wenigstens die Romanze im B-Plot ein bisschen weiter?

          Außerdem ist es für den Leser vielleicht unangenehm, sich für Jahre von den Figuren zu trennen, die er eben noch sehr eng begleitet und mit denen er intensiv mitgelitten hat. Da kennt man seine geheimsten Gedanken, und plötzlich ist da angeblich jahrelang nix, was den Leser etwas angeht.

          Wenn man einen guten Zeitsprung hinkriegen will, muss man diese Bedenken zerstreuen. Alles Dringende muss entweder vorher erledigt sein oder glaubhaft und verlässlich auf Eis liegen. Jede Weiterentwicklung ist entweder im Detail langweilig und kann daher zusammengefasst werden oder ist aus bestimmten Gründen unterbrochen. Erst wenn der Leser versichert ist, dass ich ihm wirklich nix unterschlage (oder er die Ereignisse der Zwischenzeit zusammen mit dem Prota später erfährt), kann ich guten Gewissens einige Zeit verstreichen lassen.
          Poems are never finished.
          Just abandoned.

          Kommentar


          • Dodo
            Dodo kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Aber wenn Handlung weitergeht, die erzählenswert ist, dann komm ich gar nicht in die Verlegenheit, einen Zeitsprung zu erwägen ... sei es der Anta, die Kumpel oder eine Liebschaft unter NebenFiguren
            Gerade bei nebensächlichen Geschehnissen, die plötzlich von der nun springenden Geschichte desjenigen ablenken, mit dem ich eben noch mitgebibbert hab, würde ich mich eher fragen: Ist das nur ein Lückenbüßer - und merkt das der
            Leser vielleicht? So ein Übertünchen fänd ich schlimmer als einen sauberen Schnitt.
            Das muss schon relevantes Zeug sein. Und dann entsteht mE automatisch kein Zeitsprung.

          • Ankh
            Ankh kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Von Übertünchen habe ich nix geschrieben. Ich finde, man muss jeden Plotstrang sorgfältig parken, bevor man springt. Entweder schließt man möglichst viele Stränge ab, oder man findet gute Gründe, warum darin länger nichts passiert. Je mehr Stränge man hat, desto unrealistischer wird's allerdings auch, dass die alle in der gleichen Zeit für die gleiche Dauer null Entwicklung haben sollen.

            Einfache Zeitsprünge sehe ich nur zwischen Prolog und Hauptteil, weil da die meisten Stränge einfach noch gar nicht angefangen haben und genauso zwischen Hauptteil und Epilog, und zwischen Einzelbänden einer Reihe, weil da die meisten Plotstränge abgeschlossen sind bis vielleicht einige überspannende Arcs, die aber meist nicht zeitkritisch sind, weil sie sich eh über die ganze Serie ziehen und entsprechend großzügig angelegt sind. Aber mitten im Buch, wo ja einiges brodeln *soll*, ist es extrem schwierig, den Herd für ein paar Wochen zu verlassen, ohne dass da dann was unbeaufsichtigt überkocht*. Und ich bezweifle, dass es eine gute Lösung ist, einfach nix am Kochen zu haben, das tut wiederum der Spannung im Buch nicht gut. Mein Rat wäre, Zeitsprünge nach Möglichkeit ganz zu vermeiden und nötige Pausen in einem Strang durch genug Action in anderen zu überbrücken.

            *Außer man legt den Anta für ein paar Monate ins Koma

          • Dodo
            Dodo kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Nee, genau, von Übertünchen schriebst Du nichts, deswegen meinte ich ja: Relevante Stränge verhindern überhaupt, dass ein Zeitsprung aufkommen kann.
            Aber in der Zeit, die übersprungen wird, muss ja nicht automatisch nichts passieren. Da kann sehr viel passieren, was einfach nur so "normal" ist, dass es keinen Mehrwert hat, es ausführlich zu schildern. Zum Beispiel, wenn eine jugendliche Clique die Schule verlässt und die Geheimnisse eines Sommers mit ins Erwachsenenleben nimmt. Zwanzig Jahre später treffen sie sich wieder und zack, sind die Geheimnisse wieder auf dem Tableau. Oder die mE gelungenen Sprünge in Filmen wie "Harry und Sally" oder zwischen den "Before Sunrise/Sunset/Midnight"-Filmen.

          #6
          Der Zeitsprung von rund 19 Jahren endet in meiner Geschichte mit dem nächsten Kapitel. Dort geht es in der Gegenwart weiter.
          "A writer is a world trapped in a person." Victor Hugo
          "Writing is hard work; it's also the best job I've ever had." Raymond E. Feist
          "Be inspired by others, but when you sit down to write, knock down any walls of doubt, and write like only you can." Lucy Knott

          Kommentar


            #7
            Danke für Eure Beiträge. Und rein handwerklich gesehen - wie macht Ihr das?

            Nennung von Daten und Orten am Kapitelanfang?
            Eine einleitende Formulierung wie "Als sie nach langer Reise in XYZ ankamen, war der Sommer schon fast vorbei" oder "Jahre später, als sich schon tiefe Falten in ihr Gesicht gefressen hatten ..."?
            Gar nicht erwähnen, der Plot muss für sich sprechen?

            Ich frage, weil ich in einem geplanten Projekt eine Schiffsreise über einige Wochen habe, in der rein gar nichts geschieht. Der Plot ist zu 98% bereits vor der Reise abgeschlossen. Aber aufgrund gesetzter historischer Ereignisse kann ich weder diese 98% zeitlich nach hinten schieben noch die letzten 2% zeitlich nach vorne, und ich brauche auch den durch die Reise bedingten Ortswechsel. Aber einfach nur ein Kapitel enden zu lassen mit "Das Schiff legte ab" und das nächste Kapitel zu beginnen mit "X Wochen später legte das Schiff in Y an" finde ich zu lahm.
            Always avoid alliteration.

            Kommentar


            • Peter
              Peter kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Vielleicht liege ich falsch, aber wenn der Plot zu 98% abgeschlossen ist, würde ich

              a) über einen Epilog nachdenken, oder
              b) einen einleitenden Satz benutzen
              Das Wind hatte es gut mit ihnen gemeint und die Reise um mehrere Tage abgekürzt, sodass sie bereits am Vorabend des Sankt Nimmerlein Tages festen Boden unter ihre Füße bekamen und die Eintönigkeit der See mit einem erbaulichen Besuch in der Spelunke zur unkeuschen Nixe abschütteln konnten.

            • Earu
              Earu kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Theoretisch ist im einen Kapitel schon klar, dass die Schiffreise einige Wochen dauert. Wenn du die Landung im Zielhafen schilderst, müsste eigentlich auch schon klar sein, wie viel Zeit vergangen ist. Ich selbst nutze meistens Floskeln wie "am nächsten Tag" und ähnliche.

            • Alys II.
              Alys II. kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Peter Ja, das ist genau mein Problem. Ich mag es überhaupt nicht, dass der Plot da eigentlich schon rum ist. Ist in dem Fall mal wieder so eine "historisches Ereignis, das noch vorkommen muss lt. Verlag"-Sache. Hm, ein Epilog. Ich mag keine Epiloge. Aber unmotivierte Zeisprünge auch nicht. Also, hm, ein Epilog ...

            #8
            Oft markiere ich Zeitsprünge nicht besonders. In meinem aktuellen Projekt passieren Zeitsprünge oft zwischen den Kapiteln und es wird in der Regel gar nicht oder nur mit ein bis zwei Sätzen thematisiert - ganz im Sinne von "Jetzt, eine Woche später, traf er wieder auf seinen Liebhaber und, meine Güte, ging das Drama wieder von vorne los" oder "Heute war wieder Montag und er könnte kotzen" oder, wie gesagt, keine Markeriung. Dass nicht-gezeigte Zeit vergangen ist und wie viel kommt an anderen Stellen heraus, wo es explizit darum geht, wie viel Zeit zwischen Ereignissen vergangen ist und was das für die Figuren zu bedeuten hat (oder auch nicht).
            Allerdings sind diese Zeitsprünge im Rahmen von ein paar Tagen oder vielleicht 'ne Woche. Also nix großes.
            Obwohl ich denke, für eine ereignislose Seereise würde ich das ähnlich machen: neues Kapitel, erste Zeile mit "Die langweiligsten drei Wochen seines Lebens, hoffentlich war im neuen Hafen was los", und dann rein in die Geschichte.

            In der Kurzgeschichte, die ich gerade zu Ende schreibe, wird zwar angedeutet das zwischen den Abschnitten Zeitsprünge passieren - aber wie viel wird nicht gesagt. Ich weiß auch nicht, über welche Zeitspanne die Geschichte passiert 😅 Zeit ist hier irrelevant.

            Ganz generell ist Zeit fluide in meinen Geschichten.
            Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
            to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
            A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
            You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

            Kommentar

            Lädt...
            X
            Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung