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    Offenes Ende

    Wir hatten gestern unseren ersten Online-Stammtisch der Krimi- und Thrillerautoren. In der Gruppe sind etwa 40 Autoren, beim Stammtisch waren um die 10 - allerdings nur Kriminalisten, keiner vom Thriller-Genre.

    Ich bin gerade beim Vorbereiten meines ersten (historischen) Krimis, daher fand ich es recht interessant, wie erfahrene Kollegen einen Krimi angehen. Während ich angefangen habe, zuerst den Plot des Antagonisten en detail ausarbeite, und erst danach den Plot des Haupthandlungsstrangs angehen will, gibt es auch einige - ziemlich erfolgreiche - Autoren, die keinerlei Plot nutzen, die sogar keine Ahnung haben, wer zum Schluss als Mörder/Verbrecher überführt wird.
    Könnte ich nicht.

    Schreibt ihr auch ergebnisoffen oder habt ihr ein genaues Bild des Endes vor Augen, wenn ihr mit dem Schreiben anfangt?
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    #2
    Nein, ich schreibe auch erst einmal drauflos und schaue, wohin sich der Plot entwickelt. Wenn ich zu genau weiß, wer am Ende schuld ist, habe ich Schiss, dass die Geschichte zu durchschaubar wird. Natürlich gibt es irgendwo einen Punkt, an dem ich dann den Plot festlege und alles daraufhin ausrichte und überarbeite. Ist definitiv mehr Arbeit, als von Vorneherein einen genauen Fahrplan zu haben, macht mir persönlich aber mehr Spaß.

    Wir hatten bei einer Rollenspielrunde mal einen Whodunnit-Plot (so in etwa Mord im Orientexpress in space), und der Spielleiter hatte sich auch offengelassen, wer wirklich der Mörder war, und das dann je nach Entwicklung entschieden. Der erste, auf den der Verdacht fiel, war es dann natürlich nicht, denn das wäre ja langweilig.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Ich finde es spannender, falsche Fährten zu legen oder kleine Samen zu verstecken, die irgendwann aufgehen, vielleicht sogar erst in einem der Folgebände.

      Klar funktioniert das auch ohne Plot, aber ich stelle mir das sehr überarbeitungsintensiv vor. Dafür bin ich zu faul.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Peter Diese kleinen Samen entstehen bei mir auch ganz von selbst und inspirieren mich dann, was aus ihnen wird. Keine Ahnung, ob ich das so planen könnte, ich habe die besseren Ideen einfach während dem Schreiben. Da flechte ich sowieso Details ein, und manches Detail eignet sich eben gut als Samen.

      Aber ja, das ist natürlich überarbeitungsintensiver. Dafür fällt die intensive Planungsphase weg.

    #3
    Man muss seine Figuren schon kennen. Ich muss auch wissen, wer es warum war, aber das gibt noch keinen Plot vor, den will ich entdecken.
    Manchmal ist bei Nichtkrimis das Ende offen und ich erarbeite es mir aus den Figuren. Ich finde Whodunnit nicht so spannend, sondern eher langweilig, einer war's halt.

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      #4
      Schreibt ihr auch ergebnisoffen oder habt ihr ein genaues Bild des Endes vor Augen, wenn ihr mit dem Schreiben anfangt?
      So genau weiß ich das gar nicht. Völlig drauflos schreib ich nicht mehr, dafür bin ich zu häufig steckengeblieben. Aber dass ich alles weiß, kann ich überhaupt nicht behaupten.

      Drei meiner Projekte beinhalten unterschiedlich stark ausbaldowerte Kriminalgeschichten.
      Bei meinem ersten Projekt entwickelte sich der Anta während des Schreibens von einer mit Tesafilm zusammengeschusterten Pappfigur zu immerhin stabilem Kartonaufsteller, aber zu mehr taugte der auch nicht. Da ging es eher um die Taten als den Täter, der bekam keinen Plot ab.
      Ähnlich bei meinem Patho-Thriller-LiRo. Ich bin mit dem Schreiben fertig, hab aber immer noch keine Ahnung, wer eigentlich der Oberbösewicht war und ob der zur Strecke gebracht wurde. Meine Figur hatte es nur mit den unteren Knallchargen zu tun, dafür aber richtig. Und wer zu den Knallchargen gehörte, wusste ich beim Schreiben auch nicht immer. Für einige mir stets suspekte Figuren weiß ich es immer noch nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die drinhingen.
      Spätestens daran merkt der Profi-Krimileser, dass er keinen Krimi gelesen hat
      Und bei dem Fantasyprojekt hatte ich vorher fest den Tod des Antas eingeplant, eigentlich ging es für mich in seiner Geschichte genau darum, aber jetzt durfte er doch seine Klamotten abklopfen und ... abhauen, weil er meine Lieblingsfigur wurde.


      Bei meinem aktuellen Projekt war ich bei 38 K angekommen, als eine Nebenfigur auftrat und alles an sich riss. Neustart. Weil ich sofort merkte: Die ist besser als das, was ich, natürlich nur grob, geplant hatte. Ich kann für mich solche Eventualitäten halt nicht ausschließen, und dann muss ich halt neu schreiben oder stark überarbeiten.

      Ich muss wohl so sagen: Ich plotte grob und schreibe trotzdem ergebnisoffen, plane Details eben erst sehr spät. Selbst wenn ich am Anfang ein genaues Ende vor Augen hab, heißt es nicht, dass ich dort ankomme.
      Von daher kann ich verstehen, wenn manche Krimiautoren einfach mal sehen, wer ihnen beim Schreiben als Verdächtiger und Täter unterkommt.

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        #5
        Grob plotten und ergebnisoffen schreiben, so wie Dodo es sagte, trifft es auch bei mir ganz gut. Von bestimmten Dingen weiß ich, dass sie vorkommen müssen, auf die schreibe ich dann zu. Der Rest ergibt sich. Und wird dann in gefühlt 1000 Überarbeitungsschritten ausgefeilt und umgeschrieben.
        (Am Krimi-Beispiel: Den Mörder wüsste ich. Aber dessen MO oder Motiv könnten sich während dem Schreiben erst entwickeln.)
        Always avoid alliteration.

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Ich sehe das - allerdings als kompletter Krimi-Trottel - ähnlich, einfach, weil ich beim Schreiben diese Erfahrung gemacht hab. Der Täter war am Ende egal, wichtig war, was er wie warum getan hat. So egal, dass ich ihn quasi vergessen hab. Was man in einem richtigen Krimi vielleicht nicht vergessen sollte.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Dodo Die Analogie mit dem Paper schreiben gefällt mir. Da ist was dran. Unvorhergesehene Dinge passieren, und man muss dann darauf reagieren.
          Ich gebe zu, beim Schreiben müssen keine unvorhergesehenen Dinge passieren, wenn man systematisch rangeht wie Peter. Es spart einem auch sicherlich viel Überarbeitungszeit und -aufwand, wenn man es gleich beim ersten Schreiben richtig hinkriegt, weil man sich vorher Gedanken gemacht hat. Aber ich merke, für den kreativen Prozess brauche ich diese unvorhergesehenen Ereignisse, die beim Schreiben passieren. Wenn ich alles vorher schon weiß, dann macht das Schreiben keinen Spaß. (Ich schiebe seit Wochen eine Kurzgeschichte vor mir her, weil ich weiß, was darin passiert und wie es endet. En detail mit der Verlegerin besprochen, was sie haben will - und jetzt habe ich keine Lust mehr, das Ding auf Papier zu bringen. Die Muse langweilt sich.)

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Alys II. Geht mir genauso; die Lust am Schreiben ebbt ab. Und ich fürchte, dass ich so detailliert wie nur etwas planen kann, es passiert bei mir trotzdem was Unvorhergesehenes. Dann plane ich doch lieber gleich "Unvorhergesehenes" ein ... Plotloch 1, Pinchloch 1, Wendeloch ... All is loch ... O Gott, so arbeite ich wirklich.

        #6
        Bei mir ist das Ende offen, da wenn ich anfange zu schreiben, ich ja noch nicht weiß, wohin sich die Geschichte genau entwickelt. Ich lasse da meine Figuren sich entwickeln und dann ergibt sich das. Je näher ich dem Ende komme, umso deutlicher wird es dann für mich und ich arbeite dann bewusster darauf zu. Ich würde es nicht wollen, dass ich es von Anfang an weiß, weil ich davon dann wohl zu beeinflusst wäre.
        Zurzeit habe ich zwei Enden vor Augen und kann mich nicht so recht entscheiden, welches ich nehmen möchte. Es wird wohl darauf hinausläufen, dass das eine angedeutet wird, sozusagen als falsche Fährte gelegt, und das andere dann umgesetzt... hoffe ich. So genau kann ich das bei meiner Schreibweise nicht sagen, da es auch sein könnte, dass mir eine Figur dazwischengrätscht. Das hält es für mich spannend.

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          #7
          Bevor ich anfange zu schreiben, habe ich den Plot ausgearbeitet (nicht die konkreten Handlungen, aber alles, was eine Funktion im Plot hat). Das Ende kenne ich auch. Ich muss wissen, was am Ende richtig reinhaut, damit ich weiß, wo ich welche Andeutungen und Konflikte einstreue, welche Subplot zum Stützen benutze usw.

          Aber bevor ich den Plot ausarbeite, pantse ich im Kopf. Ich lass meine Figuren wie im Film ihre Geschichte erleben, fiebere mit, weil ich auch nicht weiß, was passieren wird, lasse sie natürlich ihre eigenen Lösungen finden. Und wenn es eine Szene gibt, die ich unbedingt haben will, weil sie sich einfach so gut fühlt, notiere ich mir diese Szene für "am Ende richtig reinhaut".

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          • Peter
            Peter kommentierte
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            Ich denke am Anfang auch häufiger an Dan Wells, der mit dem Plotten am Ende beginnt. Mache ich meist auch so, wenn es eine Geschichte ist, in der die Hauptfigur einen deutlichen Chakterbogen durchläuft.

          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            Anscheinend funktioniert das doch gar nicht so für viele …
            Ich brauche das Ende als Halt, damit ich mich in meinem Plot nicht verloren fühle.

          • Peter
            Peter kommentierte
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            Es wäre ausgesprochen irrational, wenn ich annehmen würde, alle arbeite so wie ich . Da muss einfach jeder den Weg wählen, der für ihn/sie am sinnvollsten ist.
            Bei einer Romanze kann ich mir das für mich gerade noch vorstellen, aber bei einem Krimi, der in Grunde streng logisch aufgebaut sein sollte - außer Kommissar Zufall hat andauernd die Finger im Spiel - würde ein "schaun wir mal, was sich ergibt" Ansatz für mich nicht funktionieren. Wenn es bei anderen klappt, umso besser für sie.
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