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Speziesistische Begriffe

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    Speziesistische Begriffe

    Es gab ja schon einen Thread, in dem es um die Handhabung von Begriffen im Hinblick auf Diskriminierungen ging ...


    Von vielen würde es wohl, je nach Kontext, als geschmacklos empfunden werden, wenn jemand über den Tod eines Menschen schreiben würde und das Wort "verenden" darin vorkäme. Wird dieses Wort bei einem nicht menschlichen Tier verwendet scheint es für viele keineswegs mehr problematisch zu sein. Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die dazu neigen ein Buch wegzulegen, wenn darin Speziesmus als selbstverständlich angenommen wird bzw. keine kritische Perspektive darauf erkennbar st und es vielmehr so scheint als sei es der Person, die das geschrieben hat, völlig egal gewesen. Zumindest handhabe ich das derart bei Büchern aus der heutigen Zeit.

    Ist das Speziesmus in der Sprache eher etwas, was man unter den Tisch fallen lässt, weil die diskriminierte Gruppe nicht dazu fähig ist, sich an einem Diskurs zu beteiligen? Legt ihr ihn euren Werken eigentlich Wert darauf, nicht speziestisch zu schreiben? Und wer liest von dem Begriff heute zum ersten Mal?

    #2
    Ich lese den Begriff tatsächlich heut zum ersten Mal. Darüber muss ich mich erst mal informieren ...
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Also sehr abgekürzt und reduziert könnte man Speziesismus als Diskriminierung respektive Ungleichbehandlung von Lebewesen aufgrund ihrer Spezies beschreiben. Wenn man das so auffasst liegt darin noch keine Kritik an einem z.B. ausnutzendem Verhalten gegenüber Tieren, wenn dieses auch gegenüber Lebewesen der eigenen Spezies ausgeübt wird. Recht bekannt wurde Peter Singer, dem zugeschrieben wurde, er wolle das Töten behinderter Babys rechtfertigen.

    #3
    Den Begriff kannte ich schon, komischerweise beschränkt sich sich das Spezifistische nur auf Tiere, nicht auf andere Eukaryonten.

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    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Es gibt ja mittlerweile auch Erweiterungen des Begriffs... bzw andere Definitionen, bei denen auch das eine Rolle spielt - was auch als Kritikpunkt gegen den Begriff des Speziesismus benutzt wird. Aber ja, meist wird sich dabei auf die Lebewesen beschränkt, denen das Vermögen Leid zu empfinden zugeschrieben wird.

    #4
    Ich kann zu deinen Fragen wenig konkretes sagen, da ich die denkweisen anderer Menschen so allgemein nicht kenne und kann nur sagen, was mir persönlich auffällt oder worüber ich mir generell Gedanken mache.

    Generell fällt mir im Alltag ein Speziesismus auf, indem wir nicht nur Mensch <-> Tier unterscheiden, sondern Tiere nach ihrem Nutzen betrachten und entsprechend halten - Rohstoffe, Kuschelfaktor, Transportmittel usw. Das ist ja historisch betrachtet nichts neues, sondern so alt, wie es Menschen gibt, was nicht bedeutet, dass es automatisch in der heutigen Zeit richtig so ist, wie wir es tun. Kritisch sehe ich eine Objektivizierung von Lebewesen, egal welcher Lebensform sie angehören und damit auch die Betrachtung des Objekts nach Ertrag, Rentabilität, Nutzen usw.
    Kulturelles Erbe und Tradaition spielen vermutlich ebenfalls in diese Betrachtung mit rein. Es wurden immer schon Enten zu Weihnachten gegessen, also macht man es, ohne sich zu überlegen, wie geil es die Ente so fand, die jetzt als Ding auf dem Esstisch liegt, während Waldi hinterm Ohr gekrault wird. (Ich weiß, es geht nicht nur um Nahrungsmittel.)

    Ich würde Bücher beiseite legen, wenn ich lese, wie Lebewesen ohne Plotrelevanz gequält werden, sei es psychisch oder phsysisch.

    Mir ist wie bei allem der Kontext wichtig und ebenfalls in welcher Zeit die Geschichte spielt und wie generell mit dem Thema Beziehung zu Lebewesen im Buch umgegangen wird.
    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

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    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Als Mathematiker muss ich Optimierungen ja eigentlich mögen. Ein Problem bei einer Gesamtnutzenoptimierung, selbst wenn nicht menschliche Tiere miteinbegriffen werden, sehe ich darin, dass ein Optimum nicht ausschließt, dass dieses Optimum des Gesamtnutzens ein Minimum des Nutzens Einzelner oder ganzer Gruppierungen bedeuten kann. Vielleicht könnte man eine Nebenbedingung hinzufügen, die ein Minimum vorschreibt.. aber da man sowieso kein Maß für den Nutzen hat, das praktikabel ist...

    • weltatlas
      weltatlas kommentierte
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      Ist auch nur Theorie und würde eh an der Umsetzung scheitern.

    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Ja, leider.. In der Theorie klingt auch vieles schön,.. was praktisch schlichtweg nicht brauchbar ist.

    #5
    Ich finde, dass man jedes Lebewesen achten, gut behandeln und respektieren sollte, muss aber schon gestehen, dass ich die Wesen nach Spezies werte und verschieden behandle. Sinnlose Quälerei egal welchen Wesens finde ich furchtbar, aber ich werde nicht auf Teufel komm raus jedem Wesen ein dauerhaftes Recht auf unversehrtes Leben einräumen. (Ein Extrem-Beispiel: Mir hat mal eine Patientin mit Wurmbefall erklärt, dass sie das Anti-Wurm-Mittel nicht einnehmen möchte, weil sie die Würmer nicht töten wolle. Die hätten ja schließlich auch ein Recht auf Leben, und lieber würde sie sterben, als die Biester zu töten.)
    Ich esse auch(selten!) Fleisch und nutze andere tierische Produkte und stehe dazu. Mir ist wichtig, dass die Tiere dabei ein gutes Leben haben/hatten, aber ja, ich lebe Speziesismus, denn ich leite aus meiner Überlegenheit als Mensch mein Recht ab, über das Leben dieser Tiere zu bestimmen.

    Auf Bücher übertragen heißt das: Worte wie das oben zitierte "verenden" oder Beleidungen wie "blöde Kuh" lehne ich nicht automatisch ab. Es kommt auf den Kontext an, in dem sie verwendet werden, und auf die Perspektive des Charakters, der sie verwendet. Mit der Schilderung von Gewalt gegen Tiere oder einer abwertenden Haltung gegenüber bestimmten Wesem ist es wie mit jedem anderen kritischen Thema auch: man muss sich beim Schreiben fragen, ob es wirklich notwendig ist, es ausführlich zu schildern. Aber ja, es kann notwendig sein für den Plot oder die Charakterentwicklung, und dann habe ich auch nichts dagegen, es zu Schreiben (oder zu Lesen).
    Always avoid alliteration.

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    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Lasjajel In dem Fall meine ich die Überlegenheit der Spezies Mensch gegenüber anderen Spezies. Und Überlegenheit ist nicht moralisch gemeint, sondern einfach darauf bezogen, dass wir Menschen gewisse Dinge bisher als einzige Spezies auf diesem Planeten gemeistert haben und deshalb von allen auf diesem Planeten existierenden Spezies den meisten Einfluss ausüben (zum Guten und zum Schlechten).
      Und ja, der Begriff Spziesismus ist alles andere als unumstritten. Einer der Gründe, warum es so ein interessantes Thema ist.

    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Wenn etwas unumstritten wäre, wäre es vielleicht auch seltsam.. Menschenrechte sind genauso wenig unumstritten, wobei das hierzulande eher nicht öffentlich geäußert wird, aber dann doch von vielen so gehandelt wird als seien Menschenrechte nichts, woran sich zu halten sei.. Natürlich ist (fast) jeder gegen Rassismus.. rassistisch gehandelt wird von vielen dennoch, die sagen, dass sie dagegen seien.

      Okay ich hatte das jetzt auch nicht als "moralische Überlegenheit" gelesen... , - nur so aus Interesse, weil ich ganz gerne versuche andere Sichtweisen besser zu verstehen und ich Gedankenspiele mag...

      Siehst du dann Überlegenheit nur in diesem einen Fall als Legitimation für gewisse Rechte gegenüber "anderen" oder auch im Allgemeinen? Ich würde ja vermuten, dass du das nur in diesem Fall so handhabst oder aber qualitative Unterschiede darin setzt, was als Leistung zur Überlegenheit gilt. Also wenn beispielsweise in einem Land eine weit überlegene Waffe entwickelt wird, die anderen nicht zugänglich ist, resultiert daraus ja gegenüber den anderen eine gewisse Überlegenheit. Und angenommen alle anderen Länder können genau diese spezielle "Errungenschaft" nicht erreichen (vll fehlen Ressourcen.. oder sonst etwas) - wäre das dann etwas, aus dem du ein Recht ableiten würdest, dass die aus dem einen Land über das Leben der anderen entscheiden dürften?

      Bei einem Gespräch habe ich auch mal eine Theorie aufgeschnappt, in der es um einen theoretisch gedachten Vertrag ging, zu dem alle Lebewesen eingeladen würden, nur die Menschen könnten sich da allerdings äußern und nur ihre Interessen seien deshalb von Belang. Damit auch die Interessen der Menschen berücksichtig würden, die selbst nicht in der Lage dazu sind, ihre Interessen zu äußern wurde angeführt, dass diese Menschen ja auch ein Umfeld haben, was sie für wichtig erachtet und deren Interessen zum Ausdruck bringt. Bei dieser Rechtfertigung wurde mir allerdings nicht klar, weshalb ausgeschlossen wird, dass es Menschen geben könnte, die für die Rechte von nicht menschlichen Tieren eintreten, genauso wie nicht ausgeschlossen wird, dass es welche gibt, die für eingeschränkte Menschen eintreten.

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Lasjajel Schwierige philosophische Fragen. Ich beziehe mich hier nur konkret auf das Verhalten von Menschen gegenüber Tieren, und welche Pflichten und Rechte man in dieses Verhältnis hineininterpretieren kann. Allgemeingültige Regeln für andere Szenarien möchte ich daraus nicht ableiten. (Außerdem bin ich der Meinung, dass auch das Verhältnis Mensch-Tier bzw. Tier-Mensch nicht mit allgemeingültigen Regeln bestimmt werden kann, sondern hier viele individuelle Situationen berücksichtigt werden müssen.)

    #6
    Ist das Speziesmus in der Sprache eher etwas, was man unter den Tisch fallen lässt, weil die diskriminierte Gruppe nicht dazu fähig ist, sich an einem Diskurs zu beteiligen?
    Nein, ich denke der Hauptgrund ist, dass es ein sehr spezielles Thema innerhalb der Ethik ist, und man nicht erwarten kann, dass sich jeder Autor damit auseinandersetzt. Darüber hinaus ist es umstritten, in unserer aktuellen Rechtssprechung ist Speziesmus die Norm.

    Legt ihr in euren Werken eigentlich Wert darauf, nicht speziestisch zu schreiben?
    Ich schreibe personal und halte mich moralisch sowieso komplett heraus. Ich würde aber auch andersherum ein Buch nicht weglegen, nur weil der Autor meine Weltsicht nicht teilt.

    Und wer liest von dem Begriff heute zum ersten Mal?
    Ich lese den Begriff zum ersten mal.

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    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Die Sicht auf die Welt, die in einem Buch dargestellt muss ja nicht zwangsläufig mit der des Autors übereinstimmen - ich schreibe teilweise auch eher aus Perspektiven, die nicht meiner aktuell präferierten Sicht entsprechen. Und ob ich das als Leser lesen würde, käme auf meine Stimmung an, es könnte durchaus vorkommen, dass ich meine eigenen Sachen ungern lesen würde. Selbst meine Lieblingsbücher lege ich öfter weg.. als ich sie zu Ende lese...

      Speziesismus war eine Zeit lang, durch Peter Singer, nicht unbedingt unter diesem Begriff, aber von der Thematik, recht bekannt in Deutschland (zumindest kam es mir recht bekannt vor), daher interessiert es mich. wie viel von der damaligen Debatte noch aktuell in den Köpfen herumspukt.

    #7
    Ich mache das von meinem PoV abhängig, da hätten ein paar auch kein Problem damit, wenn ein Mensch "verendet".

    Zum Thema Speziesmus: Obwohl es mich anekelt, wie viele Menschen über Tiere denken und sie behandeln (bzw. ehrlich gesagt nicht über sie denken, weil es ihnen schlicht egal ist, woher das Stück Fleisch kommt oder dass die neue Wohnbausiedlung auch wieder ein Stück Natur, ergo Lebensmöglichkeit für Tiere, niederreißen musste), empfinde ich sprachliche Gewalt in dem Zusammenhang als nicht relevant. Tiere verstehen unsere Sprache nicht und leiden daher auch nicht darunter. Weit wichtiger wäre mir, dass man mal ernsthaft handelt und sich nicht immer nur hinter neuen "artgerechten" Gesetzen verschanzt. Solange es artgerecht ist, pro Ziege 1qm Stall zur Verfügung zu stellen, ist mir die herablassende Sprache relativ egal. Zumal dann auf der Milchpackung ohne Weiteres stehen darf "nur von Ziegen aus artgerechter Haltung!", damit auch hübsch suggeriert wird, dass es den Tieren gut geht. Unter dem Aspekt fände ich es besser, wenn dastünde "vegetieren in ihren eigenen Exkrementen dahin".
    Zugegeben, wenn Tiere "entnommen" werden müssen, ärgert mich das schon, weil das die Tatsachen verschleiert.


    Weil es angesprochen wurde: Tatsächlich belastend empfinde ich die herablassende Sprache eher bei Pflanzen, insbesondere Bäumen. Da ist irgendwie immer nur von Biomasse u.Ä. die Rede, Baumriesen werden aufgrund von fadenscheinigen Argumenten gefällt, die Äste so lange beschnitten, bis der Baum innen fault und es dann heißt, er sei gefährlich, muss "entnommen" werden. Bäume tatsächlich als lebende, fühlende Wesen mit Bewusstsein* wahrzunehmen, denen jeder abgerissene Zweig Schmerzen bereitet, ist weit weniger verbreitet als es bei Tieren mit Strömungen wie Vegetarismus und Veganismus der Fall ist.



    *Und dafür gibt es verdammt nochmal viele Indizien und Beweise.

    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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    • Lasjajel
      Lasjajel kommentierte
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      Ich glaube es geht auch darum, dass diese Art der Sprache solche Handlungen fördert.
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