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    Safer Sex

    In einem anderen Forum hatten wir gerade eine recht emotionale Diskussion über safer Sex in Romanen und der Verantwortung gegenüber dem Publikum.

    Ich muss zugeben, in meinen Liebesgeschichten blende ich normalerweise aus, sobald klar ist, was gleich geschehen wird. Das "Schlafzimmer" überlasse ich den Figuren. Ob safer Sex oder nicht, spielt für die Geschichte bisher keine Rolle.
    Im klassischen Mittelaltersetting meiner Fantasygeschichten fehlen die Grundvoraussetzungen, Urban Fantasy kommt bisher noch gut ohne Sex aus.



    In meiner - noch nicht veröffentlichten - Dystopie geht die Protagonistin mit dem Jungen, der ihr Herz zum klopfen bringt, auf eine Expedition. Der ebenso charismatische, wie skrupellose, "Ersatzpappa" schickte ihr eine Nachricht: Einen Umschlag mit einem Päckchen Kondome. So eine Art von "überlege dir, was du willst, und komm in die Puschen, solange du noch am Leben bist.
    Hier ist klar, dass sie sie auch benutzen - sollte es dazu kommen, was ich natürlich nicht spoilere.

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    Wie geht ihr damit um?

    Passen sie auf, die Cersei mit dem Knappen, dessen Namen ich vergessen habe, oder werden die Frauen prinzipiell nicht schwanger? Gibt es überhaupt STDs?
    Zuletzt geändert von Peter; 01.07.2020, 13:33.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    #2
    Ich bin damit aufgewachsen, dass Komdome was peinliches sind; Dinge, die man heimlich kauft und über die man nicht spricht. In sexy Romanszenen, die ich lese, tauchen keine Komdome auf. Ich bin es nicht gewohnt und gefühlsmäßig reißt es mich beim Lesen raus, wenn Romanfiguren sich Gummis überziehen. Persönlich brauche ich das beim Lesen nicht. Ich weiß ja, wie es in echt funktioniert.

    Aber ich sehe auch, dass jüngere Leser*innen normalen Sex lesen wollen. So wie es in der Realität passiert. Mit Lecktüchern und Kondomen. Und ich sehe auch, dass Sex ohne Verhütung das Bild der Realität verzerrt. Ich hab eine Verantwortung, und wenn ich alles recherchiere, um es so realistisch und authentisch wie möglich darzustellen, sollte ich meiner Meinung nach nicht bei Kondomen aufhören, nur weil es mich persönlich stresst, in Romanen so ein Dinge überzustülpen.

    Meine Lösung:
    Wenn ich New Adult schreibe, oder irgendein anderes Genre, das zwar Sexszenen hat, aber es nicht darum geht, die Leser*innen heiß zu machen, werde ich mich an den Gebrauch von Verhütung gewöhnen.
    Wenn ich Erotik oder PWP schreibe, welche nur dafür da sind, um etwas Eskapismus zu betreiben, dann schreibe ich auf dieselbe Seite, wo das Impressum steht, oder ins Vorwort, dass es eine unrealistische Sexdarstellung ist.

    Ich denke, dass es generell wichtig ist, etwas als das zu kennzeichnen, was es ist. Wenn ein Buch/Film übermäßige Gewaltdarstellungen enthält, weil es den Medienschaffenden Spaß macht, Körperteile fliegen zu lassen, sollte es auch vorne draufstehen. Damit sich die Rezipienten selbst entscheiden können: Ich hab Spaß dran (weiß aber wie die Realität ist).

    Eine Diskussion, die ich auch interessant finde:
    https://twitter.com/NoraBendzko/stat...95592055463936
    Es geht um Romantisierung von sexuellen Übergriffen vs. Vergewaltigungsfantasie als Fetisch, und dass man es deutlich trennen sollte.

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Ich behelfe mich damit, den Lesern vorher zu vermitteln, dass wenigstens eine der Figuren ein Kondom zur Verfügung hat, das zum Einsatz kommen kann, wenn sie das möchten.

    #3
    Ich blende meist nicht aus, und da ich für Erwachsene schreibe, nehme ich an, dass jeder mit Safer Sex vertraut ist, und ja, zumindest beim ersten Mal verwenden meine Figuren garantiert ein Kondom, es sei denn, sie sprechen vorher über Risiko und Verhütung und einigen sich anderweitig (pun not intended). Das sind zwei Sätze, fertig. "Kondom?" - "Ja." Schlurp. – OK, sind drei Sätze.

    Kondome gab's wohl schon in der Prähistorie, ziemlich sicher auch im Alten Rom, definitiv seit dem 16. Jahrhundert, von daher seh ich keinen Grund, es in der Gegenwart meiner Figuren (also in Zeiten von HIV, Lues, Zervixkarzinom) wegzulassen, wenn ich die Figuren schon aufeinander loslasse.
    Wenn es andere anders sehen, sei es wegen Peinlichkeit, Erregungsabbruchs oder zu viel Realität, dann kann ich das aber durchaus gut nachvollziehen.

    Ich hab zwar erst angefangen, LiRo ernsthaft durchzublättern (Konkurrenz und Vorbilder suchen), aber auch in meiner Auswahl begegnete mir der Griff zum Kondom mit relativer Selbstverständlichkeit, und wo nicht, schnalzte ich gedanklich mit der Zunge. Ich finde es seltsam, wenn sich die Figuren (oder lebendige Menschen) dem Risiko von STD oder unerwünschter Elternschaft aussetzen, um drei Minuten eine halbe Stunde solang, wie es halt dauert, Spaß zu haben. Aber das ist nur mein persönlicher Gedanke dabei, damit ich beim Schreiben der Szene keine Beklemmungen kriege. Ich mach das also nicht für das Publikum, sondern für mich.
    Sollten meine Kinder jemals die Sexszenen lesen, die ich schreibe, dann wissen sie wenigstens, wieso ich ihnen - in noch ferner, ferner, ferner, unglaublich ferner Zukunft - Kondome finanzieren würde: Weil ich sie sogar meinen ausgedachten Figuren gönne. (Sind auch billiger als ein Baby oder retrovirale Medikamente).

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    • Peter
      Peter kommentierte
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      Schlurp ?

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Sonderlich sicher waren die Kondome im alten Rom und bis in das 19. Jahrhunderts nicht, denn es war noch kein Gummi, sondern tierische Produkte.

    • Peter
      Peter kommentierte
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      Schweineblasen. 😀😉

    #4
    Bei meinen normalen Projekten blende ich vorher aus und schreibe keine expliziten Szenen. Allerdings ist mir da sehr wichtig, dass z.B. Consent vorher eindeutig thematisiert wurde, und je nach Setting kann man da auch gut einfließen lassen, dass und wie die Leute sich vor dem eigentlichen Akt auch über safer sex Gedanken machen.

    Bei den wenigen Lemon FanFics, die ich bisher geschrieben habe: die fielen alle so eindeutig unter die Kategorie "plot, what plot?", dass ich mir eine gewisse eskapistische Realitätsferne gerne erlaubt habe, auch was Themen wie Durchhaltefähigkeit und Wahrscheinlichkeit multipler Orgasmen und so betrifft ... da fiel das Weglassen von safer sex schon gar nicht mehr ins Gewicht.

    Beim Lesen mag ich es aber total gerne, wenn Sex realistisch geschildert wird und Verhütung dann eben auch dazugehört. Das mit dem realistischen Sex ist mir gerade erst aufgefallen bei The Lies of Locke Lomora, denn da wird tatsächlich geschildert,
    wie der Protagonist (!!!) bei einer Hure einfach keinen hochkriegt, weil ihm zu viele andere Dinge im Kopf rumgehen.
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    Fand ich großartig.
    Always avoid alliteration.

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      #5
      Ich würde sagen, das kommt darauf an, was man schreibt.

      Wenn es ein Roman ist, der sich an ein jüngeres Publikum richtet und da auch teilweise Aufklärungsfunktion hat (jetzt nicht im Sinne von Bienchen und Blümchen, aber nicht jeder in dem Alter hat eigene Erfahrung, wie sowas realistisch abläuft), dann finde ich es unbedingt wichtig, sowas zu thematisieren und nicht noch eine Schippe Tabu drüberzubreiten, weils ja irgendwie peinlich und fummelig zu schreiben ist. Damit verstärkt man letzlich vielleicht noch die Hemmungen der Leser, sich im realen Leben um Verhütung zu kümmern.

      In anderen Genres sehe ich das weniger eng, vor allem dort, wo die Figuren keine Vorbildfunktion einnehmen. Die können gerne doof sein und unvorsichtig, wenn es ihrem Charakter entspricht. Sie können sich auch gerne mit Geschlechtskrankheiten herumschlagen, passt vielleicht auch mal gut ins Setting. Und manchmal braucht man ja auch plottechnisch ein Kind, das die Erbfolge ein bisschen aufmischt ...

      Was meine Sanis angeht:

      Tja, wie alles im Konzern wird auch das natürlich reglementiert. Sprich, die können ohne Genehmigung gar keine Kinder zeugen, selbst wenn sie es wollten, weil der Konzern da Maßnahmen trifft. Entsprechend wird innerhalb der Konzernmauern fröhlich ohne Verhütung rumgevögelt, und um eventuelle Krankheiten kümmert man sich dann auch, würde ja einen schlechten Eindruck machen so als Medizinkonzern ... Bei Kontakten nach draußen verwenden meine Protas dann aber auch lieber Kondome, wer weiß, was da so an Seuchen grassiert.

      Das mit der Konzerngeburtenkontrolle wird am Rande erwähnt, ansonsten habe ich auf die ganze Problematik aber keinen großen Fokus gelegt, einfach weil es ein weiteres von vielen, vielen Themen ist, denen ich nicht ausreichend Raum geben kann, die ich aber auch nicht komplett ignorieren will. Ich hoffe, ich finde Gelegenheit in zukünftigen Büchern, das näher zu beleuchten. Bisher ist die Handlung zumindest mit obiger Richtlinie kompatibel und meistens wird sowieso ausgeblendet, bevor es zur entsprechenden Eskalationsstufe kommt.
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      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Victoria
        Ein kuscheliges Geschlechtskrankheitserreger-Plotbunny-Kuscheltier?

        https://www.riesenmikroben.de/products/syphilis

      • Victoria
        Victoria kommentierte
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        @Dodo

        Danke!!!! Ich kenne diese Seite und hab letztens überlegt, wie sie noch mal hieß. K wollte nämlich ein Virus.

      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Victoria Wie wär's mit den Masern? Ditt Virus sieht selbst aus, als hätte es Masern.

      #6
      Ich wüsste nicht, was an Realismus anstößig oder peinlich wäre. Wir geben uns in jedem Bereich recherchetechnisch so viel Mühe. Darauf aufbauend wollen viele so genau wie möglich schreiben, wieso sollten wir beim Thema Safer-Sex plötzlich Scheuklappen kriegen?
      Im Umkehrschluss wird in einer Kampfszene auch mit echten Waffen gekämpft, meist nicht abgeblendet und die Figuren sterben wenn sie getroffen werden (oder werden von irgendeiner Krankenschwester, ohne Betäubung zusammengflickt).

      Im Bereich Fantasy, SciFi, kann man sicher alles so drehen und wenden, dass man sich nicht mit Kondomen rumschlagen muss - dennoch scheint mir, wenn ich die Beiträge lese, sich mit Verhütung und ähnlichem auseinandergesetzt zu werden.

      Generell bin ich pro Safer Sex, auch in erwachsenen Literatur. Wie es umgesetzt wird - als kurzes Statement vor/nach der Geschichte oder generell in den Szenen selbst wäre mir persönlich egal. Hauptsache es passiert.

      In meiner Spiegelwelt bricht der Prota einen leidenschaftlichen Versuch ab, weil er sich den Konsequenzen bewusst ist - Krankheiten, mögliche Schwangerschaft, respektive Vaterschaft.
      In meinem anderen Projekt blende ich vor dem Akt ab, ein anderes mal kann er aufgrund psychischer Belastung nicht. Beides bei einer Prostituierten, die damals schon ganz firm in Verhütungsangelegenheiten war.
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      Nein das war ich nicht.
      Ach so, das!
      Ja, das war ich.

      Kontakt: administrator@wortkompass.de

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      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Ich habe auch nicht gesagt, dass das Abblenden etwas mit dem nicht erwähnen wollen von Verhütung zu tun hat.

        Ich sagte: Wenn man Realismus will, sollte es erwähnt werden (ob oder ob nicht), wie in Kampfszenen auch das Gemetzel. Jedem ist selbst überlassen, wie detailverliebt er welche Szene tippt.

      • Ankh
        Ankh kommentierte
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        Ich meinte, dass Peinlichkeit nicht der einzige Grund sein muss, dass abgeblendet wird. Realismus bedeutet auch nicht, bei allem ins Detail gehen zu müssen. Klar kann ich nicht einfach den Verhüterli-drüberziehen-Schritt weglassen und danach dann wieder ranzoomen und hinterher sagen, die verhüten doch, ich hab halt nur nicht jede Kleingkeit erwähnt ... Aber wenn ich über den ganzen Akt einen Vorhang ziehe, dann macht es das doch nicht weniger realistisch. Nur weniger plastisch.

      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Ich glaube, ich meine etwas anderes.
        Mir geht es darum, dass Verhütung (Kondome etc.) oft als peinlich, unbehaglich (schon beim einkauf) angesehen werden, wie Klopapier kaufen. Es gehört aber dazu und sollte, wenn man sich entscheidet eine Sexszene detailliert zu schreiben dabei sein (oder bewusst nicht, aber reflektiert), denn an diesem Realismus ist _nichts_ verwerfliches. Im Gegenteil.
        Mein erster Satz meines Posts, bezieht sich auf Safe-Sex, nicht auf Sexszenen.

        Logisch hast Du recht. Nicht alles muss/soll geschrieben werden. Ich blende selbst ebenfalls ab.

      #7
      Wenn sie verhüten, schreib ich das mit rein. Und wenn sie nicht verhüten, dann auch. Wenn ich über Sexspielzeuge schreiben kann, kann ich auch über Kondome schreiben, da seh ich keinen Unterschied. Das gehört eben dazu.
      Erst vor kurzem schrieb ich, wie sich zwei Figuren deswegen beim Sex streiten, denn auch das kann vorkommen. Mehr Dramatik kann nie Schaden 😉
      Wenn es einem wichtig genug ist die Sexszene einzubauen, kann man auch diese Dinge in den Text bringen.
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        #8
        Ich denke, man muss zwischen Realismus und Verantwortung ein bisschen unterscheiden.

        Nur weil es verantwortungsvoll wäre, dem Leser im Buch Safer Sex zu beschreiben, muss das nicht heißen, dass das unbedingt realistisch ist. Ungeschützter Sex kommt immer noch massenhaft vor und das sicher nicht nur bei Menschen, denen man Dummheit unterstellt. Bekanntermaßen setzt bei großer Erregung ja eine gewisse Gehirnregion aus, Risikos werden anders bewertet.

        Verhütung ist übrigens auch kulturell unterschiedlich gesehen. In Deutschland wird es ja nicht nur als normal, sondern unverhüteter Geschlechtsverkehr sogar als "seltsam", gefährlich o.Ä. angesehen. In Italien ist Verhütung immer noch etwas, das lediglich eine Variante, und mit Sicherheit nicht die beliebteste, ist.
        Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

        So nah, so fern.

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