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Mittwochsfrage #168: Identifikationsfiguren

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    Mittwochsfrage #168: Identifikationsfiguren

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    Wenn wir Bücher lesen oder Filme anschauen, dann fällt es einem meist relativ leicht, die Figuren in "sympathisch" und "unsympathisch" bzw. " langweilig" und "interessant" zu sortieren. Oft kann man auch relativ einfach eine Lieblingsfigur definieren – wobei die Gründe für deren Auswahl sehr unterschiedlich sein können.

    Aber wie ist eigentlich mit Identifikationsfiguren? Habt ihr schonmal aktiv darauf geachtet, mit wie vielen Figuren ihr euch richtig identifizieren könnt bzw. in denen ihr euch zum großen Teil wiedererkennt? Wie beeinflusst das euer Lese-/Seherlebnis der Geschichte? Und habt ihr schonmal eine Figur geschrieben, wo ihr sagen könnt "jap, damit kann ich mich voll identifizieren"?
    »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

    #2
    Im optimalen Falle sollte ich mich als Leser ja in der Protagonistenrolle oder sehr nah dran "wiederfinden", sonst fiebere ich ja nicht mit, ohne dass ich meine Persona in der Figur unterbringen muss. Ich bin halt kein klugschei*ender Detektiv ... Moment ... klugschei*ender Detektiv wie Pendergast, ich bin kein Paläontologe wie Alan Grant, keine kesse Spinnenfrau wie Zarenyia und kein zynischer Nekromant wie Johannes Cabal. Trotzdem identifiziere ich mich als Leser mit ihnen und das sehr gern. Vielleicht würde ich gern mühelos klugschei*en können wie Pendergast, Dinosaurier ausbuddeln, kess sein, Moment, kess sein kann ich, also möcht ich wohl auch mal Spinnendämon sein und so unabhängig wie Cabal. Ich brauch also eher eine Projektions- als Identifikationsfigur.
    Und am allerbesten ist es, wenn ich mehrere Projektionsfiguren habe - dann fiebere ich nämlich auch beim Antagonisten, Deuteragonisten etc in deren Erzählsträngen mit.

    Sollte ich mich in einer fiktiven Figur vollständig erkennen, wäre mir das wahrscheinlich unangenehm. Ich hab mal einen Kriminalroman gelesen, der sich bei der Darstellung zahlreicher Figuren auf wahre Personen stützte, die ich kannte und kenne, und sie waren für mich sehr gut wiederzuerkennen - nun ja, ich fand es nicht angenehm. Die fiktive Sphäre schützt einen normalerweise eher vor der Realität.
    Mir fällt gerade ein, dass ich schonmal zwei Bücher geschenkt bekomme habe, und die schenkende Person kommentierte es mit: Die Hauptfigur hat sehr viel von dir. - Da war ich allerdings froh, dass ich es beim Lesen nicht so empfand. Bis auf ein, zwei Eigenschaften. *hust*

    Wenn ich schreibe, ist es anders. Da bediene ich mich an den Leuten in meiner Umgebung, meiner Vorstellung und mir selbst. Klar. Sonst könnte ich die wohl nicht mit glaubhaftem Leben füllen. Trotzdem wird niemand die Vorbilder erkennen, weil ich sie selbst nicht erkennen möchte. Ich weiß aber sehr genau, wer für einzelne Eigenschaften mein geistiges Modell war.
    Kann ich mich mit einer meiner Figuren voll identifizieren, sodass er*sie "ich" ist? Nee, da ist immer genug Fremd-DNA drin.
    Zuletzt geändert von Dodo; 11.06.2020, 20:59.

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      #3
      Ich identifiziere mich nicht mit Figuren. Als Kind hab ich das getan, und zwar genau einmal: mit George von den 5 Freunden. Aber ich meine nicht, dass ich mich danach noch mal in einer Romanfigur wiedererkannt hätte. Mir reicht es völlig, die Motivation einer Figur nachvollziehen zu können, den einen oder anderen Charakterzug, ihren Humor gut zu finden. Die Protas, die mir gefallen, hätte ich gern als Freund*innen. Gilt fürs Lesen wie fürs Schreiben. Ich schreib mir Figuren, die ich gern im echten Leben kennen würde. Da geht Mitfiebern auch prima.
      and it's not what we think
      rather the opposite
      it's staring at the end of you.

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        #4
        Identifizieren a la "Das bin genau ich" hatte ich noch nie. Danach schaue ich aber auch nicht. Das schöne an Geschichten für mich ist, die Erfahrungen eines anderen beobachten zu können. Natürlich gibt es Figuren, denen ich mich näher wähne als anderen, aber das liegt mehr daran wie viel ich bei ihnen mitfühlen kann, nicht ob sie mir ähnlich sind.

        Beim Schreiben merke ich durchaus, wo die Figuren auf meinem Verständnis von der Welt aufbauen und deswegen so handeln, wie sie handeln oder die Dinge sagen, die sie sagen. Aber da ich versuche meine Figuren als eigenständige Wesen zu konzipieren, sind das meist nur Details oder ein Kommentar in einem Nebensatz. Selbst als ich absichtlich über mein eigenes Leben schrieb, war "meine Figur" nicht exakt so wie ich - das läse sich nämlich äußerst langweilig und banal.
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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          #5
          Es gibt manchmal Nebenfiguren, die mir so ans Herz wachsen, dass ich mich ein bisschen mit ihnen identifiziere. Bei Hauptfiguren ist mir das interessanterweise noch nie passiert.
          Always avoid alliteration.

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          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            .....
            Zuletzt geändert von Badabumm; 15.06.2020, 19:36.

          • Alys II.
            Alys II. kommentierte
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            Wenn alle Hauptpersonen edel, hilfreich und gut sind, dann sollte ich mir wahrscheinlich Gedanken darüber machen, warum sie mir selten sympathisch sind.^^

          • Julestrel
            Julestrel kommentierte
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            Alys II. das finde ich echt interessant

            Badabumm ich weiß ja nicht, was du so liest, aber ich hatte die letzten Jahre genug Bücher, Serien und Filme, wo die Hauptfiguren einfach Menschen mit mehr als ausreichend Ecken und Kanten waren. Ich glaube, die Zeit des edelmütigen und eindimensionalen Helden ist in den meisten Genres vorbei

          #6
          Das habe ich noch nie getan und auch noch nie gebraucht.

          Mir fällt schon sehr auf, dass gerade im Young Adult- und im New Adult-Bereich sehr darauf bedacht ist, dass die Protagonistin das typische Mädchen von nebenan ist - bloß nicht zu sehr auffallen, weder im Aussehen noch im Verhalten, alles schön im Normbereich, in bisschen schüchtern, eben so, wie die Zielgruppe auch ist. Wenn's drauf ankommt, beweißt sie natürlich Courage, steht für ihre Freunde/ihre Überzeugungen/usw ein, auch, wenn sie eigentlich schüchtern ist, so, wie die Zielgruppe von sich selbst auch denkt, dass sie das tun würde.

          Und auch, wenn ich "zu alt" für diese Zielgruppe bin, merke ich natürlich, dass ich als "Durchschnittsfrau" angesprochen werden soll. Dann kriegen die auch noch den berühmten Schauspieler ab/lernen den Prinzen kennen/zähmen den Bad Boy - ach, toll!

          Identifizieren konnte ich mich aber bisher noch nie. Weder durch eine Protagonistin, die mir möglicherweise tatsächlich recht ähnlich war, noch durch Ich-Perspektive, noch sonst was. Vor 20 Jahren gab es aber gerade diese Genres noch noch nicht. Wer weiß, wie ich die Bücher in dem Alter gelesen hätte. Wobei ich vor 20 Jahren viele Bücher gelesen habe, deren Protagonistinnen in meinem jetzigen Alter waren und bereits Teenager-Kinder hatten. Diesen Müttern habe ich mich komischerweise ziemlich nah gefühlt 🤔

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          • Julestrel
            Julestrel kommentierte
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            Ich glaube, ich weiß genau, welche Protagonistinnen du meinst. Das sind die, die praktisch nur ein Grundgerüst an Charakter bieten, damit man sich selbst da auch ja ausreichend drauf projizieren kann

          • Amilyn
            Amilyn kommentierte
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            Julestrel Ich denke auch, dass vieles in den Genres tatsächlich sehr mit Blick auf die Leserinnen geschrieben wird, vielleicht sogar erstmal in Richtung der Bloggerinnen. Den meisten Rezensentinnen ist es enorm wichtig, dass sie sich mit der Protagonistin identifizieren können. Das kriegt man natürlich eher hin, wenn der Charakter der Protagonistin möglichst viel Spielraum hat 😅 Es gibt Bloggerinnen, die eine solche Reichweite in der Zielgruppe haben, dass das echt entscheidend werden kann, und wenn zwei, drei von denen auf Instagram oder auf Youtube sagen "Mit der konnte ich mich einfach überhaupt nicht identifizieren", stehste als Autor mit deiner Protagonistin echt dumm da 😯

          #7
          .....
          Zuletzt geändert von Badabumm; 15.06.2020, 19:36.

          Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
          Mark Twain

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          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            "Self insert" heißt es, wenn man sich selbst schreibt (mit ein paar Modifikationen). Das passiert bewusst und unbewusst, und anscheinend gibt es so was im Fanfiction-Bereich häufi – klar, man will ja den geliebten imaginären Figuren auch nah sein. (Es gibt Leute, die behaupten/überlegen, dass/ob die ältere Schwester von Elizabeth Bennet (Stolz und Vorurteil) ein Self-insert von Jane Austen ist.

            Es passiert dann auch, dass sogenannte Self-Inserts zu Mary Sues werden, die die Attribute haben, wie du sie schon beschrieben hast. Auch Lieblingsheld*innen können Mary Sues sein, es muss nicht unbedingt eine Figur sein, die den*die Autor*in darstellt.

          #8
          Voll identifizieren kann ich mich mit keiner meiner Figurinnen, obwohl ich eigentlich keinen kalten Blick auf meine Figuren habe.

          Bei Mad Men fieberte ich mit der Peggy-Figur mit. die Don Draper-Figur fand ich eher langweilig, vielleicht weil Peggy die größte Entwicklung durchlebte. Vielleicht reicht es schon aus, wenn die Figuren große Pläne haben und sie in die Tat umsetzen versuchen.

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            #9
            .....
            Zuletzt geändert von Badabumm; 15.06.2020, 19:36.

            Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
            Mark Twain

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            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              Sind das Deine Identifikationsfiguren oder konzipierst Du Deine Figuren so?

              Ich mach es anders. Bei mir ist die Figur das eine runde Individuum, das sie halt ist. Mir geht es nicht darum, dass sich möglichst viele Leser wiedererkennen im Sinne von "Das bin ja ich", sondern dass sie Empathie für die Figur entwickeln, der die Geschichte zustößt.
              Empathie im Sinne von: diese Figur ist so echt, die könnte neben mir im Bus sitzen oder mich heiraten. Ich fiebere z B mit Serienkiller Dexter Morgan mit, weil er mir glaubhaft dargestellt wird, trotz seiner Abgründe und emotionsloser Brutalität, ohne dass ich mich darin erkenne (und kennen will ich ihn in echt auch nicht - aber ich könnte ihn kennen, das ist das ausschlaggebende für mich).

            #10
            Ich identifiziere mich ein wenig mit den Hauptfiguren die ich schreibe ... liegt aber wohl nur daran, dass sie meinem Hirn entspringen. Bei Fremdbüchern hege ich oft eine starke Sympathie für die eine oder andere Figur, kann sie nachvollziehen - nicht nur logisch, auch empathisch, aber so richtig identifizieren ... nein, eher nicht.
            Nein das war ich nicht.
            Ach so, das!
            Ja, das war ich.

            Kontakt: administrator@wortkompass.de

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