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Dialekt und Akzent

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    Dialekt und Akzent

    Wie handhabt ihr es, wenn in euren Geschichten Personen im Dialekt oder mit Akzent sprechen?

    In meinem Projekt habe ich eine wichtige Figur, sie ist Italienerin, spricht aber (unter anderem) akzentfrei Deutsch.
    Ab und zu nützt sie allerdings einen mehr oder weniger starken italienischen Akzent als Stilmittel.

    Würdet ihr da nur kurz anmerken, dass sie nun eben mit Akzent gesprochen hat, oder auch phonetisch so schreiben?
    Bei ihr bin ich am meisten hin- und her gerissen.
    Einerseits wirkt es schriftdeutsch geschrieben anders, auf der andren Seite nervt die phonetische Schreibweise auf Dauer auch.

    Selbe Frage gilt für eine Nebenfigur, die derzeit nur in zwei Szenen einen Auftritt hat. Sie spricht mit französischem Akzent.

    Die dritte Figur, die diese Frage betrifft, ist ein waschechter Wiener Taxifahrer. Es spricht "schönstes" Wienerisch.
    Bei ihm habe ich tatsächlich phonetisch geschrieben, und würde es eigentlich gerne so lassen. Anders finde ich es nicht möglich das richtige Feeling rüberzubringen
    Er spricht insgesamt 8 Sätze, daher hoffe ich, dass es in dieser Kürze noch nicht nervt, zumindest nicht mehr als er als Person meine Charaktere nervt
    Zuletzt geändert von Jane Doe; 02.06.2020, 15:01.
    Ich arbeite dran ...

    #2
    Ich habe da eine starke Tendenz zu „nur anmerken, bloß nicht phonetisch!“ Weil es sonst schnell wirkt wie eine Karrikatur. Wenn es eine sein soll, bzw. der Akzent / Dialekt zum comic relief beitragen soll, dann finde ich es okay. Sollte aber für meinen Lesegeschmack eine Ausnahme bleiben.
    and it's not what we think
    rather the opposite
    it's staring at the end of you.

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      #3
      Schließe mich Zwielicht an.
      Ein zei(t)lich stark begrenztes Wienerisch einer absoluten Nebenfigur geht vielleicht noch.
      Fremdsprachenakzente verschriftlicht empfinde ich als unästhetisch - egal, wie wunderschön ich den Klang eines russischen, französischen oder xy Akzents finde. Geschrieben ist es für mich offenes Feuer an den Augen. Wobei ich es OK finde, wenn einmal kürz die vermeintlische Accent eingeführt wird. Tut aber ganz schnell weh.

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        #4
        Es kommt bei mir erstens auf die Länge/ Menge des Dialogtextes an und zweitens darauf, wie ernst die Figur und die Szene wirken soll.

        Wenige kurze Zeilen in einem humorvollen Kontext schreibe ich gerne mal im Dialekt/Soziolekt. Wobei ich auch hier vermeide, tiefsten Dialekt zu schreiben, der die Lesegeschwindigkeit bremst, weil man das erst entziffern muss oder sich selbst lauft vorlesen. Es geht mir darum, zu vermitteln, DASS Dialekt gesprochen wird, nicht den Dialekt wirklichkeitsgetreu zu verschriftlichen. Wenn es immer noch too much ist, dann kann man es auf einzelne typische Wendungen oder Begriffe eindampfen.

        Längere Passagen und oder ernster Kontext: Ich erwähne, dass die Figur einen Akzent hat bzw im Dialekt spricht oder beschreibe, wie der sich auswirkt ("seine R's rollten" oder so), aber schreibe die wörtliche Rede auf Hochdeutsch. Eventuell gehe ich wiederum in die andere Richtung und streue passende Begriffe/ Wendungen ein.

        Man muss sich natürlich auch vorher überlegen, wie viele Auftritte die Figur in der Geschichte haben wird, damit sie nicht einmal mit Dialekt auftritt und das nächste Mal ohne (es sei denn, das ist so gewollt natürlich).

        In deinen Beispielen würde ich bei der Italienerin beschreiben, was sie tut ("Ihr Akzent wurde stärker") und eventuell so ein Poirot-Speak (einsetzen von französischen bzw. in dem Fall Italienischen *einfachen* Wörtern, die eigentlich jeder übersetzen bzw erraten kann) dazutun, weil sie es ja nicht aus Unvermögen tut, sondern um etwas darzustellen.

        Bei der Französin würde ich auch einfach dazuschreiben, dass sie einen starken Akzent hat. Je nach Sprachbegabung der Figur ist auch eine Möglichkeit, dass die Worte korrekt geschrieben sind aber die Syntax zeigt, dass sie eben kein Muttersprachler ist. Das ist mMn immer noch angenehmer zu lesen als überall Laute zu ersetzen.

        Beim Wiener Taxifahrer würde ich versuchen, so viele Wiener bzw. österreichische Begriffe einzubauen, dass der Leser den Tonfall von selbst im Ohr hat.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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          #5
          Mir fällt nur eine einzige Geschichte ein, in der das phonetische Widergeben von Dialekt funktioniert hat. Da war's witzig. Insofern könnte Dein Wienerisch natürlich funktionieren. Es muss dann halt wirklich perfekt sein, also er muss auch die entsprechende Grammatik etc. nutzen.

          Üblicherweise habe ich aber eine Allergie gegen geschriebene Dialekte. (Mir biegt es schon beim Lesen von Speisekarten die Zehennägel hoch, wenn da auf der Anfangsseite "Griaß God beim Huaba-Wirt!" oder ähnliches steht.) Und bei Akzenten finde ich es noch schlimmer, weil man damit die Charaktere (meist) auf Klischee-Pappfiguren-Niveau reduziert.

          Wenn die Dame sonst astreines Deutsch spricht, dann reichen Hinweise darauf, dass sie plötzlich ganz bewusst einen italienischen Akzent einsetzt. Man kann das ja an einem einzelnen Wort illustieren, das wäre mir völlig genug. ("Sonst sprach XYZ immer gestelzt von ihrer Mutter, die aber in diesem Moment sprachlich zu einer italienischen Mamma mutiert war, mit gefühlten 4 M in der MItte des Wortes.") Oder sie legt noch weitere "typisch italienische" Verhaltensweisen an den Tag, um das Klischee bewusst voll auszunutzen und zu unterstreichen? Fuchtelt plötzlich bei jedem Wort mit den Händen, verlangt alle 5 Minuten nach einen caffee, etc.
          Always avoid alliteration.

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            #6
            Phonetisch setze ich nur Umgangssprache um und das auch eher dezent, beispielsweise das Weglassen des -e bei Verben in der ersten Person oder ein paar grammatische Eigenheiten wie weil mit Verb-Zweitstellung. Dinge, die allgemein über die deutsche Umgangssprache bekannt sind und beim Lesen wenig auffallen, weil es viele deutsche Leser von naturaus machen.

            Stärkere Dialekte hindern den Lesefluss eher. Zum einen weil Dialekte naturgemäß regional begrenzt sind und je stärker die Ausprägung, desto enger der Kreis der Verstehenden. Zum anderen haben Dialekte keine einheitliche Verschriftlichung und so können womöglich selbst Dialektsprecher im Lesefluss behindert werden, weil die Schreibung mit ihrer Erwartung nicht übereinstimmt. Da muss man also vorsichtig sein und eine Beschreibung kann zielführender sein als eine Lautabbildung.
            Darüber hinaus muss man auch darauf achten, dass Dialekte und Umgangssprache oft als "nicht korrektes Deutsch" angesehen werden und je nach Zielgruppe mit Abwertung behandeln werden könnte. Das kann Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Figur, des Textes und des Autors haben.

            Bei Akzenten gilt ähnliches: Einfache, typische Merkmale lassen sich wohl leicht integrieren, spezifischer hindert den Lesefluss eher.
            Bei meinen französischen Figuren mit Akzenten schreibe ich extra mit Wörtern, die wir aus dem französischen Übernommen haben und schreibe sie in ihrer französischen Schreibweise (soweit diese leicht zu erkennen ist). Außerdem kann man sich informieren, welche Grammatikfehler typisch sind (zwischen franz. und deut. wäre das vielleicht beispielsweise eine Verwechslung von Genus bei bestimmten Substantiven, kann ich mir vorstellen) und diese Einbauen. Oder auch Wortfehler bzw. "falsch übersetzte" Redewendungen einbauen. Dafür wäre es natürlich hilfreich, wenn man selbst Französisch spricht oder jemanden fragen kann, der Französisch spricht.
            Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
            to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
            A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
            You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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              #7
              Hast du ein Beispiel? Ich kann mir persönlich nicht so viel unter einem absichtlichen Akzent vorstellen, der eingesetzt wird, um etwas zu unterstreichen.

              Generell sehe ich das wie die meisten hier: Zu viel ist nicht schön.
              Allerdings lese ich dezente Akzente ganz gerne. Den Französischen etwa, sofern nicht wirklich ausufernd, empfinde ich immer als recht erfrischend. Fleur bei Harry Potter hat ja verhältnismäßig viele Szenen, aber es hat mich bei ihr nie gestört.

              Es kommt sicherlich auch darauf an, wie hart der Akzent ist, wie unleserlich der Text wird. Denn generell ist es schon ein Unterschied, ob jemand mit kehligem Akzent "Komm nach Haus!" oder "Komm nach Chaus!" ruft. Oder eine Französisch "Ich liebe dich" oder "Isch liebe disch" säuselt. Beim Leser kommt da ein ganz anderes Gefühl an.
              Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

              So nah, so fern.

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              • Alys II.
                Alys II. kommentierte
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                Ein absichtlicher Akzent: Eine französische Bekannte von mir sprach wirklich perfektes Deutsch, konnte auch das "H" aussprechen. Aber wenn sie irgendwo eine Auskunft brauchte (z.B. von unfreundlichen Beamten), dann wurde das sofort zu einem mit samtiger Stimme gehauchten "Oh, 'allo. Könne Sie mir 'elfen? Ah, merci, Sie sind formidable." Funktionierte immer. Sogar Schaffner der deutschen Bahn blühten dabei auf und entdeckten die fürs Lächeln genutzten Gesichtsmuskeln wieder.

              • Kelpie
                Kelpie kommentierte
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                Süß! xD

              #8
              Danke für eure Meinungen und Anregungen.
              Ihr bestätigt damit was ohnehin mein Gefühl war

              Der Wiener Taxifahrer wird definitiv weiterhin Wienerisch sprechen. Er hat nicht viele Zeilen, und er darf ruhig etwas nerven. Hochdeutsch wäre er einfach nicht authentisch, und Wienerisch bekomme ich hin

              Bei meiner Italienerin werde ich wohl hauptsächlich anmerken wenn sie mal mit Akzent spricht, und eventuell das ein oder andre italienische Wort einfügen. Ab und an ein falsch verwendeter Artikel geht vielleicht auch noch.
              Kelpie sie spricht zB dann mit Akzent wenn sie sich ärgert, bzw. ihren Ärger deutlich machen möchte.

              Ich arbeite dran ...

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