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Mittwochsfrage #166: Das war so gut, das schreibe ich noch mal besser

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    Mittwochsfrage #166: Das war so gut, das schreibe ich noch mal besser

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    Ich lese gerade "Pride" von Ibi Zoboi. Es beginnt mit dem Absatz:
    IT’S A TRUTH universally acknowledged that when rich people move into the hood, where it’s a little bit broken and a little bit forgotten, the first thing they want to do is clean it up. But it’s not just the junky stuff they’ll get rid of. People can be thrown away too, like last night’s trash left out on sidewalks or pushed to the edge of wherever all broken things go. What those rich people don’t always know is that broken and forgotten neighborhoods were first built out of love.
    Normalerweise mag ich neu interpretierte Wiedererzählungen nicht so. Vor allem wenn es Märchen* sind. Aber irgendwie hat mich diese Geschichte gecatcht. Eine Geschichte, die ich mag, in einem Setting, das mir mehr zusagt, mit Problemen, mit denen ich mich mehr identifizieren kann.


    *Apropos Märchen.
    Ich hab keine Ahnung, wieso ich die geliebten Grimms Märchen (für mich selbst) neu erzähle; in meiner persönlichen Lieblingsversion. Irgendwas reizt mich dabei, Geschichten neu zu denken, obwohl mich solche Bücher z. B. "Cinder & Ella" von Kelly Oram nicht so reizen (Wer von euch hat es gelesen und wie findet ihr es?) … wobei mich "Ash" von Malinda Lo wiederum interessiert, obwohl es auch nur Aschenputtel ist. Aber eine queere. Und die Autorin setzt sich auch für Sachen ein, die ich mag und so weiter und so fort blabla.



    Wie ist es bei euch?
    Mögt ihr als Leser*in Retelling von bekannten Werken? Wenn ja, wieso? Wenn nein, wieso?
    Schreibt ihr selbst bekannte Werke nach oder um?






    #2
    Eine interessante Frage.

    Bisher habe ich noch kein Retelling gelesen, daher kann ich nicht wirklich sagen, ob ich es mag. Wenn mir allerdings die Original-Geschichte gut gefallen hat, dann kann ich mir das kaum vorstellen. Da bin ich zu sehr Gewohnheitsmensch
    Ich halte ja schon kaum aus, dass vom Winde verweht jetzt vom Wind verweht heißen soll 😲
    (Ich mag auch nur ganz selten Cover-Versionen von songs, wo ich zuerst das Original kannte).

    Ein bekanntes Werk habe ich auch noch nie nachgeschrieben, ich brauche ja schon für mein eigenes so lange 😂
    Was mich tatsächlich reizen würde (so ich mal mit all dem fertig bin, was mir selbst einfällt) wäre ein Märchen neu zu interpretieren.
    Was aber vermutlich daran liegt, dass ich grundsätzlich kein Märchen-Fan bin, und wohl vor allem diese Vater/Mutter sterben, Hexe/Fee verflucht/will fressen Struktur aufwirbeln wollen würde.
    Zuletzt geändert von Jane Doe; 27.05.2020, 15:24.
    Ich arbeite dran ...

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      #3
      Lustigerweise sind alle Re-Tellings, die ich bis jetzt gelesen habe, von Jane Austen-Büchern. Passt zu Deinem Einleitungspost.

      Von "Pride and Predjudice" gibt es das Re-Telling/Parodie "Pride and Predjudice and Zombies", das ich jedermann nur ans Herz legen kann. Ich habe Tränen gelacht.

      Von "Sense and Sensibility" gibt es "Sense and Sensibility and Sea Monsters", und was soll ich sagen ... 'twas a solid effort. Der Parodie-Gedanke zündet da leider einfach nicht, weil es nur eine Kopie der Idee von "Zombies" ist.

      Von "Northanger Abbey" gibt es ein gleichnamiges Buch von Val McDermid, in der sie die Geschichte 1:1 in die Gegenwart übertragen hat. Es hat Charme und ist sehr spannend im Vergleich zu lesen, aber als eigenständiges Werk hätte es mich nicht vom Hocker gerissen.

      Insgesamt finde ich den Gedanken, einen Klassiker neu aufzulegen, schon spannend. Und wenn es gut gemacht ist, warum nicht? Die meisten Märchen sind ja auch nur Re-Tellings älterer Märchen.
      Always avoid alliteration.

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        #4
        Mögt ihr als Leser*in Retelling von bekannten Werken? Wenn ja, wieso? Wenn nein, wieso?
        Ja, und je mehr Freiheiten sich der Autor in seiner Version nimmt, desto besser. Ich finde es sehr...ehrlich? Vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Aber ich mag es, weil es ein Dialog des Autors mit dem vorhergehenden Werk (oder Werken) ist. Was übernommen wird, was geändert wird, sagt alles etwas aus. Als Autor verarbeitet man ja so oder so die Geschichten und Figuren, mit denen man zuvor in Kontakt gekommen ist, zusammen mit eigenen Erfahrungen. Ein Retelling ist da für mich nur eine extremere Variante.

        Schreibt ihr selbst bekannte Werke nach oder um?
        Ja^^ Mir hat es da vor allem Shakespeare angetan. Eines meiner Projekte ist ein grobes Retelling eines seiner etwas weniger bekannten Stücke, Coriolanus, aber in einem anderen Setting und mit etwas anderen Figurendynamiken. In dem Fall hat es mir vor allem die Mehrdeutigkeit des Stücks angetan, da es auf sehr verschiedene Weisen interpretiert werden kann, und ich in meinem Retelling quasi diese Mehrdeutigkeit für mich selbst erkunde.

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          #5
          Damals in der Schule, im Lateinunterricht, haben wir viele Re-Tellings gelesen. So wie ich das verstanden habe, war das Ziel vieler der damaligen Autoren nicht, etwas Neues zu erschaffen, sondern etwas "Besseres".. und so haben sie versucht ihre Vorgänger zu übertreffen. Wenn das dann auf etwas basiert, was doch irgendwie vergleichbar ist, kann man ja gleich viel besser zeigen, dass man besser sei...^^ Langweilig wurde es, trotz der thematischen Wiederholungen, nicht, zumal jeder dann doch in gewisser Weise etwas Eigenes daraus gemacht hat.

          Ich erinnere mich aktuell an keine, mir bekannten, Re-Tellings, die ich in letzter Zeit gelesen hätte. Vielleicht übernehme ich, unbewusst, gewisse Thematiken aus Werken, die ich mal gelesen habe, aber nicht, weil ich sie retellen wollen würde, sondern weil sie mich wohl derart in meinem Denken beeinflusst haben, das sie in meinem Kopf herumspuken. Das zählt also vermutlich mal nicht. Aber ich hatte mal eine Kurzgeschichte, die an eine von Dostojewski angelehnt war, zumindest hatte ich Referenzen auf sein Werk darin eingebaut.

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            #6
            Ich schreibe ja gelegentlich Neufassungen von Wagner-Opern. Gekürzt auf 10 Minuten. Warum ich das tue, weiß ich nicht, das überkam mich mal, als ich im Theater saß, Nicht weil das Stück schlecht war, aber ich hatte unglaublich Lust, den Leuten Worte in den Mund zu legen, um das ganze humoristisch zu kommentieren.

            Ansosten habe ich mich nicht viel mit Neufassungen befasst. Aber prinzipiell denke ich, sie sollten dem Leser auch wirklich etwas Neues bieten. Nicht einfach nochmal erzählen, sondern mit einem Mehrwert. Ob das jetzt Humor ist, eine neue Sichtweise, der sich aus dem anderen Setting/ Kontext ergibt oder sogar ein anderes Ende – ich kann nicht prinzipiell sagen, ob ich es mag oder ablehne, es kommt einfach drauf an, was draus gemacht wurde und ob das letztlich den Aufwand wert war.
            Poems are never finished.
            Just abandoned.

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            • Victoria
              Victoria kommentierte
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              Thehe, ich kann mich daran erinnern.

            • Elementargeist
              Elementargeist kommentierte
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              Wagners Texte, die er ja selbst geschrieben hat, sind ja auch Veränderungen alter Sagen. Teilweise sind das starke Bearbeitungen und Neu-Interpretationen, z.B. verbindet der „Ring des Nibelungen“ die Edda mit dem Nibelungenlied. Was dabei herausgekommen ist, ist nicht nur die Verschmelzung beider Mythen, sondern etwas wirklich Neues, noch dazu eine Allegorie mit einer sehr vielschichtigen Aussage bzw. vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten.

            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Elementargeist Ja, Wagner ging es auch darum, etwas Neues zu schaffen. Mein Anspruch ist dagegen, sein Werk umzusetzen, möglichst detailgetreu, trotzdem kürzer und in salopperen Worten. Das fällt wohl unter Parodie, weil's um die Vorlage geht und nicht um den Stoff.

            #7
            Retelling macht nur Sinn, wenn man es wesentlich verändert, es neu interpretiert. Von Verbessern will ich nicht sprechen, das sind Klassiker, diesen Status haben sie sicherlich durch eine Qualität erreicht, sonst wären sie längst vergessen.

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              #8
              Mögt ihr als Leser*in Retelling von bekannten Werken? Wenn ja, wieso? Wenn nein, wieso?
              Parodien gehen mir schnell auf den Geist, von der Jugendspracheversion des "Faust" über "Herr der Augenringe" bis ... äh, ich schreib's lieber nicht.
              Interessanter finde ich es, beim Lesen herauszufinden, dass da jemand "Der Graf von Monte Christo" umgeschrieben oder aktualisiert hat (Stephen Fry, "Der Sterne Tennisbälle"). Der Vorteil, wenn man vor dem Buchkauf keine Kritiken oder Rezensionen liest. Ich war sowohl erfreut als auch enttäuscht.
              Hm. Ich mag offenbar kein Retelling, von Verfilmungen abgesehen.


              Schreibt ihr selbst bekannte Werke nach oder um?
              Ich retelle mit meinen Romanzen eh nur immer dasselbe. Aber das ist wohl nicht gemeint. Nochmal.
              Schreibt ihr selbst bekannte Werke nach oder um?
              Nein, ich verehre "Jurassic Park" von Michael Crichton zu sehr, um mich an einer Verschlimmbesserung aufzureiben.

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                #9
                Wenn ich es wüsste, würde ich ein Retelling niemals aus dem Thalia Regal ziehen.
                Es erzeugt in mir dieses Gefühl, wie bei einem Katzenvieh, das gegen den Strich gebürstet wird.
                Parodien bekannter Werke lese ich nicht, vor allem nicht, wenn ich dem Original einiges abgewinnen konnte. Der Herr der Augenringe oder die Pute von Panem kommt nicht infrage. Habe dabei nie das Gefühl, dass es sich um etwas Eigenständiges handelt. Um ehrlich zu sein, gibt es nur sehr wenige Parodien, denen ich überhaupt etwas abgewinnen kann. Ich bin nicht so der humorvolle Mensch.

                Märchenadaptionen finde ich auch eher langweilig. Klar, ist wie bei Schnulzen, man weiß, was am Ende rumkommt, aber hier habe ich noch mehr das Gefühl, die Geschichte bereits hunderte Mal in der gleichen Form gelesen oder gesehen zu haben. Jeden Plottwist im voraus zu sehen, etc. Noch einen Scrooge oder eine weitere Cinderella finde ich schwer zu ertragen.

                Auf die Idee, bekannte Werke nach oder um zu schreiben bin ich bisher noch nie gekommen. Ich finde es anmaßend - für mich persönlich - etwas "Besseres" erschaffen zu wollen, als der Autor, vor allem, da noch nicht einmal die originäre Idee von mir ist.
                Ist ähnlich wie mit FanFiction, fühle ich mich unwohl mit.
                Aber: ich klaue mir hier und da sicherlich einen Gedanken, einen Plottwist oder ein Setting, versuche aber etwas Eigenständiges daraus zu machen oder den Gedanken weiter zu extrapolieren, bis ich das Gefühl habe, dass es in meine Geschichte passt und ein kongruentes Bild abgibt, und nicht nach Photoshop / copy and paste aussieht.
                I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

                Douglas Adams

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                • Dodo
                  Dodo kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Wahrscheinlich muss man das Retelling von der individuellen Variation eines alten Themas/Plots abgrenzen.

                  Retelling wäre für mich das punktgenaue Übertragen eines Buchs in ein anderes - nur geht es dann beim Retelling z B halt nicht ins Chateau d'If, sondern in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik.
                  Oder von Mordor in eine unwitzig überzogene Verballhornung.

                • Peter
                  Peter kommentierte
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                  Earu

                  Kommt hier sicher darauf an, wie wir für uns Retelling definieren.
                  Wenn ich verallgemeinere, simplifiziere und die Details auf die nächsthöhere Bedeutungsebene schiebe, komme ich bei fast allen Geschichten mit etwas Anstrengung bei einer Form der Heldenreise oder den berüchtigten 20 Masterplots raus. Geht, kann man machen.
                  Geschichten sind wie Individuen, je mehr ich von ihren Eigenheiten ich weglasse, desto gleichförmiger und austauschbarer werden sie.

                  Retelling fasse ich - für mich persönlich - so auf, dass Thema/Prämisse, die definierenden Elemente der Figuren, der Grundkonflikt, die Figurenkonstellation, die Struktur der Geschichte und Kernelemente des Settings noch klar erkennbar sind. Nur dadurch, dass ich die Geschichte aus dem damaligen England ins heutige Ruhrgebiet schiebe, ändert sich erst mal wenig.

                  Wie weit muss ich Lizzie Bennet oder Mr. Darcy verändern, damit es aus einem Retelling eine neue Geschichte wird? Wenn ich an irgendeiner dieser Stellschrauben drehe, hat das Auswirkungen auf die anderen Elemente, und eine neue Geschichte kann entstehen.

                  Alle Geschichten haben stets wiederkehrende Elemente, finde ich auch unproblematisch. Ich gehe hier mal nach Paracelsus, die Dosis macht das Gift.

                  Ich will auch Retelling gar nicht verdammen, es ist einfach nichts, was mich persönlich zum Lesen reizt.

                • Milch
                  Milch kommentierte
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                  Wenn ich eine Geschichte beispielsweise von England des Barocks ins heutige Ruhrgebiet verschiebe, muss man vieles ändern, weil die Gesellschaft sich gewandelt hat.

                #10
                Ich habe bisher nur die Leseprobe von Jackys Übungsroman für 12in12 gelesen, die auf Aschenputtel beruhte. Mich hat die Leseprobe damals nicht einfangen können, aber das mag auch daran liegen, dass Jacky die Novelle innerhalb von 30 Tagen plotten, schreiben, überarbeiten und veröffentlichen musste, mit allen kleinen Nebenaufgaben, die eben dazugehören. Mich würde ja vom Nornennetz das Buch interessieren, in dem der gestiefelte Kater neu erzählt wird. Die anderen sprechen mich nicht so an.
                Meine größten Berührungspunkte habe ich in dieser Richtung durch den Machandel Verlag, in dem die Märchen in Anthologien neu interpretiert werden. Ist eben eine andere Größenordnung und oft sind die Märchen auch nur eine Inspiration für eine ganz andere Kurzgeschichte. Aber ich lese diese Anthologien gerne und prinzipiell retellen wir Autoren darin.
                Ich mag bei den Anthologien, dass da wirklich neue Ideen dabei herauskommen. Für die Romane kann ich da nicht sprechen, aber da stelle ich es mir schwer vor, aus einem 20-seitigen Märchen einen Roman von mindestens 250 Seiten zu erschaffen. So viel Stoff bietet das doch gar nicht, damit man so viele Irrungen, Wirrungen, Probleme, Lösungen etc. daraus erschaffen kann. Und Zeitsprünge, die man in einem Roman prima für seine Handlung nutzen könnte, kommen in meiner Erinnerung in den Märchen nicht vor.

                Ich das schon vier Mal geretellt - dreimal veröffentlicht, einmal warte ich noch auf die Rückmeldung. Tatsächlich habe ich mir von meinem Mann Grimms Märchen schenken lassen, um iiiiiiiirgendwann die Märchen zu lesen, interessante Punkte zu notieren und daraus einen Roman zu schreiben. Das wird natürlich etwas ganz Besonderes, noch nie Dagewesenes.

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                • Earu
                  Earu kommentierte
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                  Vampirwurst Marienkind sagt mir nichts, aber mit den anderen Märchen hast du recht. Ich hatte von Kalif Storch früher sogar eine Kassette. Mutabor! Da ist wirklich viel passiert. Wäre interessant, die Geschichte aus Sicht der Prinzessin zu erleben.

                • Vampirwurst
                  Vampirwurst kommentierte
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                  Kalif Storch ist eines meiner Lieblingsmärchen. Hatte tatsächlich such eine Kassette.

                  Marienkind wurde von den Gebrüdern Grimm niedergeschrieben. Kann nur empfehlen, die Reclam Ausgabe der Kinder und Hausmärchrn zu holen. Ds gibt es alle möglichen Snmerkungen, alternative Abläufe, die gerade bei Schneewittchen spannend sind.

                • Earu
                  Earu kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Vampirwurst Dann gehört Marienkind sicher zu den weniger bakannten Märchen. Keine Ahnung, ob es in meinem Märchenbuch war, das ich als Kind hatte, und ob meine Mama es mir vorgelesen hat. Ich kann mich nicht erinnern, mehr als nur die Bilder darin betrachtet zu haben. Aber irgendwann komme ich dazu, das neue Märchenbuch zu lesen. Das alte ist irgendwann verschollen. Dieses Märchenbuch hat alle Märchen der Gebrüder Grimm, aber ich habe nicht darauf geachtet, ob da Anmerkungen enthalten sind. Habe auch erst einmal darin geblättert und mich wieder mal nur auf die Bilder konzentriert.

                #11
                Wäre auch West side story noch ein Retelling?
                Goethes Faust bediente sich eines bekannten Stoffes und sein Werk gehört zweifelsohne zur Weltliteratur.
                Man kann ja dabei auch die Perspektive verschieben, dem Stoff eine neue Philosophie geben und andere Stellen hervorheben.

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                • Milch
                  Milch kommentierte
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                  Das italienische Original kennen die wenigsten, aber es ist interessant, was Shakespeare verändert hat, auch wenn er vieles übernommen hat.

                  Vielleicht ist es die Qualität vom guten Retelling, dass dabei durch die Veränderungen ein eigenständiges Werk entsteht, durch das die alte Struktur durchschimmert. So kann west side story sowohl Retelling als auch ein eigenständiges Werk sein. Für den Leser kann es spannend sein, was wie verändert wurde und was der Autor mit diesen Veränderungen sagen will, ohne dass es bewusst analytisch sein muss. Im Zeitalter, wo man Werke technisch reproduzieren kann, macht ein simples Retelling keinen Sinn mehr, man muss schon etwas Neues mit dem Werk anfangen können.

                • Alys II.
                  Alys II. kommentierte
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                  In der Hinsicht ist Shakespeare vor allem ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Re-Telling durch Ausweiten der Geschichte. Die Geschichte und die Namen hat er von Brooke und Painter übernommen (die die italienische Geschichten ins Englische übertragen hatten), aber er hat mit dem Nebenplot um Mercutio massiv ausgeschmückt.. Ein bisschen das, was Earu und Ankh zu Märchen geschrieben hatten. Der Grundplot gibt da auch nicht viel her, aber wenn man die Nebencharaktere ausweitet, dann wird plötzlich ein abendfüllender Spielfilm draus.

                • Milch
                  Milch kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Shakespeare hat auch die Philosophie des Stückes ein Stück weit verändert.

                #12
                Es ist legitim, etwas schon Dagewesenes zu nehmen und mit einer neuen Perspektive zu versehen oder das Setting den Wandlungen der Zeit anzupassen. Als Fanfictionschreiber bin ich dem nah, nehme die Figuren und oft Szenen von einem Werk und interpretiere sie um. Oft geht es dabei auch, zumindest in der Welt der Fanfictions, darum echte Diversität in den Text einzubringen und so BIPOC, LGBTQ* und andere marginalisiert Gruppen an diesen großen Geschichten und ihrem kulturellen Wert Teil haben zu lassen.

                Auch das Aufwerten und Durchbrechen von Genres und ihren Konventionen ist ein wichtiger Teil des Retellings. Das Alte mit dem Neuen zu kontrastieren und dadurch das Originalwerk und das neue Werk zu erhöhen und so zusammen mehr aussagen als alleine.

                Dass das Publikum bereits mit Gefühlen, Wertungen und Meinungen über die Figuren und den Plot in das Retelling geht (oft), ist ein nicht zu unterschätzendes und sehr nützliches Werkzeug. Gerade für jene Stoffe des "kulturellen Lebens", seien es Märchen oder Star Wars, ist das, was der Leser mitbringt, potentiell äußerst kraftvoll und etwas, dass ein neues Buch allein nicht immer hinbekommt. Die Emotionen und Spannung, die erzeugt werden können durch das Vorwissen und die vorherrschenden Gefühle des Lesers in Kontrast zu allem was das Retelling macht, sind mitzubedenken als Autor und können sinnvoll ausgenutzt werden. Oft hat der Leser Ansichten über das Originalwerk, das über Jahre gewachsen ist oder mit wertvollen Erinnerungen verbunden sind, etwas das ein neues Buch einfach noch nicht hat. In dem Sinn kann ein Retelling seine Botschaft sehr viel stärker an den Leser bringen.

                *Alle Überlegungen mit der Annahme, dass das Retelling von gutem Handwerk ist.
                Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
                to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
                A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
                You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

                Kommentar


                  #13
                  Ich hab' die Frage über Facebook ja weitergeleitet und da führte Manuela Schörghofer noch als Antwort an: auch FanFiction kann ein gutes Beispiel für gelungenes Re-Telling sein. Ich stimme ihr da zu. Gerade, wenn es darum geht, die bekannte Geschichte aus einer anderen Perspektive zu beleuchten, kommen sehr spannende Re-Tellings raus.
                  Wie seht Ihr das?
                  Always avoid alliteration.

                  Kommentar


                  • In-Genius
                    In-Genius kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Wie ich in meiner Antwort schrieb, stimme ich der Beobachtung sehr zu.

                  • Earu
                    Earu kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Ich kenne mich mit FanFiction auch nicht wirklich aus, kann mir aber gut vorstellen, dass ich mich darüber freuen würde, wenn ich über gute Geschichten stolpern würde, die in meinen Welten stattfinden. Allerdings sollte man dabei die Hauptfiguren aus meinen Geschichten nicht neue Abenteuer erleben lassen, sondern die Geschichte einer Nebenfigur oder einer neuen Figur erzählen. Dann dürfen auch kurz die Hauptfiguren von mir vorkommen. Ich stelle mir das gerade wie z. B. Harry Potter aus Sicht von Neville Longbottom vor. Er trifft ab und zu auf Harry, aber er macht auch sein eigenes Ding. Bei dem Tollpatsch könnte eine tolle Geschichte entstehen.

                  • Badabumm
                    Badabumm kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    .....
                    Zuletzt geändert von Badabumm; 15.06.2020, 20:39.

                  #14
                  Ich mag Neuerzählungen oder Neuinterpretation, gerade auch von Märchen. Allerdings kommt es bei mir da stark auf die Art an, wie das handwerklich umgesetzt ist. Solche Dinge wie "Pride and Predjudice and Zombies" finde ich z.B. sehr interessant, weil das versucht sehr nahe am Original zu bleiben und dennoch ein Element einzubinden, das eigentlich gar nicht passt. Humorvolle Varianten wie z.B. "Herr der Augenringe" sind dagegen nicht so meins.

                  Bei Märchen finde ich es immer interessant, wenn ein Aspekt der Geschichte beleuchtet wird, der einfach neu oder anders ist. Wenn es gleichzeitig die bekannte und doch eine neue Story ist. Da fällt mir gerade bloß kein konkretes Beispiel ein, obwohl ich da schon einiges gelesen habe.

                  Ich würde irgendwann schon gerne mal so etwas selbst schreiben, bisher hatte ich aber noch nicht die zündete Idee dazu. Aber wer weiß, wann die kommt
                  »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

                  Kommentar


                    #15
                    Jein. Parodien mag ich nicht. Dieser sehr überspitze Humor sagt mir jetzt nicht zu und so richtig reizt es mich auch nicht diese zu lesen. oder gar noch zu schauen. Ich kann mir auch nicht so richtig erklären, was man daran lustig findet... selbst die Parodien zu "Twilight". Ich bin ja kein Fan der Bücher, aber der Parodien genausowenig.
                    Es gibt ja die neue Reihe von Christina Henry, wo sie beispielsweise "Alice im Wunderland" oder "Peter Pan" neu interpretiert. Gerade "Alice im Wunderland" reizt mich und allein der Klappentext klingt schon so abgedreht, dass es passen könnte. Aber so richtig habe ich mich noch nicht durchgerungen das Buch zu kaufen, da es eben eine Neuinterepreation ist. Ich bin da immer irgendwie sehr gespalten. Es kann gut werden oder auch nicht. Meine Erwartungen an Neuinterpretationen sind gigantish hoch.

                    Selber bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, irgendetwas neu zu erzählen (zählen Fanfiktions dazu? Komm drauf an, oder? Wenn es allerdings generell so ist, dann habe ich es schon getan, obwohl ich das eher als eine Weitererzählung der Geschichte gesehen hätte). Auch da reizt es mich eher wenig, da entweder die Geschichte so gut ist, dass es für mich keine Neuinterpration benötigt oder mich gar nicht angesprochen hat, dass ich mich damit auch nicht weiter beschäftigen möchte. Ich nehme Inspiration aus der ein oder anderen Geschichte, aber das komplett neu zu interpretieren... nein.

                    Edit: Oh, sehe gerade, dass meine Frage zu den Fanfiktions in Alys II. Post ja bereits beantwortet wurde. XD

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