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    Definiere "Personale Erzählperspektive"

    Ich hab eine These aufgestellt. Diskutiert!



    Wenn man es mit Kameraperspektiven vergleicht:

    Autorial: - Kamera aufm Kran
    Personal:
    - Kamera nah an der Person
    - Kamera über der Schulter
    - Kamera auf der Stirn
    - Kamera als "Augen" der Person (wie bei Blair Witch) ... und das nennt sich dann Deep Point of View.


    Das alles kann man in der 3. Person umsetzen, aber auch in der 1. Person.
    Zuletzt geändert von Victoria; 27.04.2020, 13:41.

    #2
    Victoria ich gestehe: bei den letzten dreien (Schulter, Stirn, Augen) erschließt sich mir der Unterschied nicht. Bzw. vermute ich, dass ich keinen wahrnehmen würde. Hast du ein Beispiel?
    and it's not what we think
    rather the opposite
    it's staring at the end of you.

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      #3
      Ich könnte mir vorstellen, dass immer noch Teile der Person „mitgesehen“ werden, dass also der Zuschauer noch nicht ganz mit dem Prota verschmilzt. Wenigstens beim Schulterblick ist das wahrscheinlich, der ja z.B. gerne bei drohenden Horrorszenen angewandt wird. Dann befindet sich die Kamera aber oft hinter dem Schauspieler. Auch der Blickwinkel von Polizisten, die eine Schulterkamera tragen, weicht noch leicht von der Blickrichtung aus dem Gesicht ab, könnte demnach noch unterschieden werden. Zwischen Stirn und Augen würde ein Zuschauer allerdings wirklich keinen Unterschied bemerken.

      Action-Cams werden oft auf den Kopf aufgeschnallt, aber die ca. 20 cm Differenz gehen auch aufgrund der verwendeten Fischaugenoptik meist unter.
      Die menschliche „Normalbrennweite“ wurde gerne mit einem 50mm-„Normal“objektiv für Kleinbild verglichen, so dass der schärfere Innenbereich des Sichtfeldes nicht sehr groß ist. Erst durch die unablässige Drehung von Kopf und Augen wird ein Sichtfeld von ca. 180° voll erreicht. Ein Superweitwinkel ist somit ein zusammengesetztes Sichtbild aus mehreren Sichtfeldern und entspricht einem ungefähren Wahrnehmungsfeld des Menschen, das er aber nicht gleichzeitig nutzen kann.

      Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
      Mark Twain

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        #4
        Badabumm und wie stellst du dir diese Unterschiede in Schreibtechnik umgesetzt vor?

        Okay, bei jmd „über die Schulter schauen“ und „durch die Augen“ von jmd blicken kann ich nachvollziehen, dass es zwei verschiedene Grade von Nähe sind. Bei der Schulter ist der Erzähler noch fühlbar, bei den Augen nicht mehr. Aber bei Stirn vs. Augen?
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          #5
          Beim Film ist der Point-of-view-Shot eigentlich nur der durch die Augen der Figur, im "Deutschen" nennt man ihn auch Subjektive.

          Vielleicht ist das eine passende Übersetzung für Deep POV, die rein subjektive Perspektive.

          Zwielicht Der Erzählerblickwinkel vor der Stirn ist halt nicht hinter der Stirn ... Dieser Vergleich mit der irgendwo am Körper getragenen Kamera oder dem Über-die-Schulter-Blick erfasst mE graduelle Unterschiede im personalen Erzähler, sprich: wie viel z B objektive Info über Backstory, Aussehen, Alltagsdinge lässt Du den Perspektivträger mitteilen. Beim Deep PoV brauchst Du dafür halt etwas mehr Rechtfertigung, warum das zum Mitgeteilwerden kommen sollte, weil die Figur darüber nicht mehr nachdenken muss.

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            #6
            Es gibt keine festen Grenzen, ab wann etwas wie tief/ wie personal ist. Aber man kann in derselben Szene ja selbst Abstufungen vornehmen, wie nah dran oder sogar tief drin man an der Figur ist.

            Er bog gerade in die Straße, als er ein Mädchen aus dem Haus treten sah. (Schulter? Jedenfalls begleitet ihn die Kamera um die Ecke)
            Er bog gerade in die Straße, als er das schönste Mädchen der Welt aus dem Haus treten sah. (Stirn? Wir bekommen zusätzlich noch ein Stück seiner Gedanken/ seiner Meinung mit)
            Er bog gerade in die Straße, als das schönste Mädchen der Welt aus dem Haus trat. (Augen? die Wahrnehmung wird nicht mehr durch "er sah" gefiltert, seine Wahrnehmung und seine Wertung werden einfach als Fakt präsentiert)
            Poems are never finished.
            Just abandoned.

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              #7
              Dodo Ankh merci, vor allem für das schöne Beispiel. Ich mische das offensichtlich permanent rauf und runter … meistens deep, weil das für mein Gefühl immer etwas mehr Wumms hat. Aber auch gerne einen Hauptsatz von der Schulter, den Nebensatz dann durch die Augen … ins Knie 😁
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                #8
                Zwielicht
                Mit dem Beispiel "Kamera nah an der Person/an der Schulter/auf der Stirn" meinte ich, dass es in der personalen Perspektive auch Spielräume in der Distanz gibt.

                "Meine/seine Wangen wurden rot." Kann man selbst denn sehen, ob die Wangen rot werden?
                "[...]spürte, wie die Wangen [vor Verlegenheit] rot wurden." Die Wahrnehmung ist nicht IM Körper, weil einem noch bewusst ist, dass man was spürt. 'Vor Verlegenheut' deutet auch an, dass man sich selbst analysieren kann. Das wirkt auch ezwas distanzierter.
                "Meine/seine Wangen glühten. O Gott, wie peinlich!"


                Anderes Beispiel:
                "Sie rannte so schnell die Treppen runter, dass sich ihre braunen Locken aus dem Dutt lösten."
                Kann sowohl in einem auktorialen als auch personalen Text stehen. Manche empfinden es als personalen Perspektivfehler.

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                • Alys II.
                  Alys II. kommentierte
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                  Das mit den braunen Locken fällt mir auch immer unangenehm auf; ich empfinde das als Fehler. Korrekt wäre es nur (meiner Meinung nach), wenn die genannte Person mehrfarbiges Haar hat und in dem Moment wichtig ist, dass sich nur die braunen Strähnen lösen - also wenn sie bewusst darauf achtet.

                #9
                Manche empfinden es als personalen Perspektivfehler.
                Warum?

                Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
                Mark Twain

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                • Alys II.
                  Alys II. kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Hab ich gerade oben bei Victorias Post geschrieben. (Hatte Deinen Post da noch nicht gesehen.)

                #10
                Die Begründung ist, dass man ja selbst nicht auf die eigenen Haarfarbe achtet.
                Da gab es in der SWS regelmäßig Diskussionen darüber. Wenn ein Mädchen herumwirbelt und die Zöpfe/Haare flattern …

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                  #11
                  Jo, für mich ist das auch ein Perspektivfehler, wenn es personale Perspektive sein soll. Genau so wie „meine Wangen wurden rot“. Beides kann ich nicht sehen.

                  Victoria danke für die Erläuterungen. Dass es um Abstufungen geht, ist klar. Mir erschließen sich einfach manche Vergleiche nicht ... wieso auf der Stirn weiter weg sein sollte als die Augen z.B. Wenn der POV etwas „spürt“, dann ist das doch IM Körper? Nur anders formuliert (weil man z.B. gerade lieber diesen Satzrhythmus möchte)?
                  Vielleicht ist das auch ein bisschen subjektiv, k.A. ... dachte nut, es gäbe evtl. ein festes Regelwerk wie „auf der Stirn geht so: (Beispiel), durch die Augen so (Beispiel).“
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                    #12
                    Victoria: ja, verstehe. Es könnte nur so verstanden werden, dass die Haare jüngst gefärbt wurden und sie sich dessen bewusst ist. Oh, manno, ist das kompliziert. Allerdings ist das wohl nur relevant, wenn man die dritte Person von sehr nahe sieht.

                    Übrigens ist das wirklich Holzhammer-Charakter-Beschreibung. Irgendwo muss unbedingt noch rein, dass ihre Haare braun sind... Beim Flattern achtet man üblicherweise nicht auf die Farbe, aber dass es Locken sind, könnte stehenbleiben.

                    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
                    Mark Twain

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                      #13
                      Zwielicht
                      Für mich ist es kein Perspektivfehler, sondern ein Spiel mit der Distanz. So wie bei einem PC-Spiel. Da kann man die Kamera auch über, hinter der Figur schweben lassen, auch wenn man nur dieser einen folgt.

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                        #14
                        Victoria aber isses dann wirklich noch personale Perspektive? Wenn die Figur sieht, dass ihre Wangen rot werden?
                        and it's not what we think
                        rather the opposite
                        it's staring at the end of you.

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                          #15
                          Zwielicht "M/Seine Wangen werden rot" heißt ja nicht, dass ich (bzw POV-Träger) es _sehe_. Man hat ja noch andere Sinne und verbindet diese mit Erfahrungen, sonst käme man ja nicht einmal bis zur Haustür . Dieses Prozessing würde ich selbst im Deep POV problemlos abkaufen.

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