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Perspektiv- und Zeitenwechsel - Beides zur gleichen Zeit?

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    Perspektiv- und Zeitenwechsel - Beides zur gleichen Zeit?

    Hallo, ihr Lieben.

    Gerade ist mein Projekt bei meinen Testlesern auf der Hebebühne.
    Mit einer Leserin hat sich eine sehr interessante Diskussion entwickelt, zu der ich euch gerne einladen möchte.

    In meinem Projekt gibt es drei Perspektiven, 1x Ich, 2x Er. Geschrieben ist es in der Gegenwart.

    Zwischen einigen Überlegungen sind wir auf die folgende Frage gestoßen:

    Wäre es möglich, beide Perspektiven in unterschiedlichen Zeiten zu schreiben?

    Die Ich-Perspektive soll in der Gegenwart bleiben. Die 2. Er-Perspektive könnte in der einfachen Vergangenheit geschrieben sein (über die dritte hab ich noch nicht nachgedacht ^^).
    Obwohl die Erlebnisse nicht wirklich zeitversetzt sind. Bezogen auf tatsächlich zwei verschiedene Figuren in einer Geschichte.

    Was denkt ihr darüber? Wäre das ein zu massiver Bruch? Oder haltet ihr es generell für möglich? Habt ihr es so vielleicht schon irgendwo gelesen?

    Ich bin gespannt auf eure Sicht.
    "You only cry for help if you believe there's help to cry for." - Wentwort Miller

    "How do I know what I think, until I see what I say?" - Howard Tayler

    #2
    In einer Kurzgeschichte, an der ich arbeite, mache ich sowas ähnliches. Es gibt einen Ich-Erzähler, der im Präsenz spricht, und einen Er-Erzähler der im Präteritum spricht. Bei mir dient das allerdings dazu, die Rahmen- von der Binnenhandlung zu trennen.

    Auch habe ich einmal einen Text geschrieben, der zwar immer in der Ich-Perspektive ist, aber mal im Präteritum, mal im Präsenz oder sogar im Futur erzählt, je nach Thema beziehungsweise Zeitebene der Handlung. Das ist experimentell und (gerade am Anfang des Textes) leicht verwirrend, wie ich von Lesern hörte, aber es wurde schon deutlich, welche Funktion der Wechsel hatte.

    Von daher kann man das mache. Du solltest dir nur im klaren darüber sein, was ein Wechsel der Zeit suggeriert: dass sich tatsächlich die Zeit (oder Raum oder Handlung) ändert. Ich persönlich würde nicht die Zeiten wechseln, wenn alle Erzählperspektiven im selben Zeitraum und im selben Handlungsrahmen spielen. Das könnte eher zu Verwirrung führen.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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      #3
      Allgemein mag ich solche Wechsel nicht gern. Ich habe vor einer Weile ein Buch gelesen, das je nach Perspektive zwischen 1. oder 3. Person wechselte und je nach Zeit in der Geschichte darin auch noch zwischen Präsens oder Präteritum wechselte. Das war zwar grammatikalisch korrekt, ich bin trotzdem immer wieder gestolpert (das Buch mochte ich dennoch sehr gern).

      Ich denke, man kann das machen, aber wichtig finde ich dabei klare Abgrenzungen. Zum Beispiel kapitelweise Wechsel der Figuren, dann reißt es auch nicht so raus, weil man mit jedem Kapitel ohnehin einen kleinen Bruch hat (aber ich bevorzuge diese Abtrennungen durch Kapitel ohnehin beim Wechsel der erzählenden Figuren).
      Ich komme aus Ironien.
      Das liegt am sarkastischen Meer.

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      • Kuro
        Kuro kommentierte
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        Das war "Ein kleines Stück vom Himmel nur" von Amelia Carr.

      • Kady
        Kady kommentierte
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        Super, danke. Ich schau mal rein.

      • Kuro
        Kuro kommentierte
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        Viel Spaß beim Lesen.

      #4
      Welchen Grund gibt es denn einen Erzähler ins Präteritum zu setzten und den anderen ins Präsens, wenn beides gleichzeitig passiert? Welche erste Überlegung steckt dahinter?
      Spontan würde ich nämlich sagen, dass es quatsch ist, in unterschiedlichen Zeiten rumzuwühlen. Aber ich lasse mich da auch gerne vom Gegenteil überzeugen, es muss nur eine Begründung her, warum man es so machen sollte. Denn ein ständigerZeitenwechsel würde mich als Leser immer wieder ein bisschen aus der Geschichte rausbringen.

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        #5
        Prinzipiell wäre die Frage, warum du das tun willst. Was wäre der Zweck eines Zeitenwechsels? Was willst du damit erreichen oder zeigen? Gelesen hab ich es bisher nur in einem Fall, in dem beide Stränge auch zu unterschiedlichen Zeiten spielten, da ergab das Sinn, wenn ichs auch unnötig fand. Wenn man die Perspektiven/Stränge anderweitig klar trennt, kann man sie wunderbar alle in derselben Zeit lassen. Ganz persönlich finde ich das auch angenehmer zu lesen.

        Ganz konkret für deinen Text, soweit ich bisher gelesen habe: Ich fände es unnötig und verwirrend.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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          #6
          Vorgenommen, den Text so zu ändern, hab ich es mir nicht. Wir sind nur in unserer Diskussion auf diese Idee gekommen. Und ich wollte mal sehen, was ihr so darüber denkt. Ob man es halt als Stilmittel verwenden kann, oder ob es doch zuviel des Guten ist. Bzw. was die Geschichte bringen muss, damit es als Stilmittel Erfolg hat.
          Insofern kann ich also nichts zum Zweck sagen. Jedenfalls nichts Handfestes

          Ich kann mir aber vorstellen, dass es durchaus eine interessante Wirkung haben kann, wenn beispielsweise eine der Figuren (die in der Gegenwart erzählt) an einem Punkt der Geschichte vermeintlich stirbt. Wenn die zweite Figur bis dahin in der Vergangenheit erzählt hat, kann es den Eindruck, dass diese Figur tatsächlich tot ist, verstärken.
          Find ich ^^

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            #7
            Wenn es für den Text sinnvoll ist, könnte ich nichts dagegen einwenden, Perspektive und Tempus zu wechseln. Warum nicht? Im Gegenteil, die zusätzliche Veränderung betont den Perspektivenwechsel. Und wenn der eine Handlungsstrang in der Gegenwart, der andere in der Vergangenheit liegt, ist es sogar notwendig. Man könnte sogar eine Perspektive im Futur schreiben, wenn sich ein Prota die Zukunft ausmalt; wird sich auf Dauer natürlich schrecklich lesen, aber als kleinen "Gag" zwischendurch werde ich es in Ordnung finden. Vor allem, wenn man ohnehin mit den Zeiten spielt.

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            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Ich finde es auch auf verschiedenen Zeitebenen nicht notwendig. Präteritum ist eine etablierte Erzählzeit, damit verbindet man nicht unbedingt nur Vergangenes. Man kann auch wunderbar Geschichten, die in der Gegenwart spielen, im Präteritum schreiben. Und verscheidene Stränge in gegenwart und Vergangenheit kann man auch anders darstellen, als unbedingt das Tempus wechseln zu müssen.

            #8
            Das mit dem Eindruck mag zwar sein, aber das rechtfertigt nicht wirklich einen solch heftigen Bruch, wenn die Perspektiven trotzdem im gleichen Zeitraum spielen. Wie man aus den anderen Antworten hört: Das Tempus zu wechseln ist ein sehr heftiger Bruch und damit trägt der Wechsel eine imense Bedeutungskraft. Wenn diese Bedeutungskraft keinen Zweck erfüllt, führt es nur zu Verwirrung, da der Leser diesen Zweck sucht. Der Zweck muss klar sein und der Bedeutungskraft dieses krassen Bruchs angemessen sein - dann kann man die Zeiten wechseln.
            Wenn der krasse Bruch keinen Zweck hat, würde ich es lassen. Auch wenn der Eindruck vom Tod einer Figur verstärkt würde je nach Zeitform, ist das nur ein Nebenprodukt. Der Hauptzweck eines solch starken Bruchs sollte ebenfalls entsprechend stark und wichtig sein: Verdeutlichung verschiedener Zeitebenen (z.B. Moderne vs Mittelalter) oder verschiedener Settings (z.B. Realität vs Urban Fantasy) oder verschiedener Räume (z.B. Erde vs Saturn). Wobei hier auch immer zu fragen ist, ob man das nicht auch als Drehanweisungen dazuschreibt, wie es üblich ist - um dem Leser in seinem Lesevergnügen nicht zu sehr zu stören.
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              #9
              Wie gesagt, wenn es sinnvoll ist, halte ich es für ein tolles Stilmittel. Wie mit allen tollen Mitteln: Maß halten ist angesagt.

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                #10
                Wie bei allen Stilmittel ist halt die Frage, ob man es macht, weil man gerade Bock drauf hat oder weil man einen bestimmten Effekt erreichen will. Beim ersten sollte man meiner Meinung nach die Finger davon lassen, zweiteres geht, wenn man weiß warum und wie man es macht.

                Perspektivenwechsel kann gut funktionieren, da hab ich auch schon entsprechende Bücher gelesen. Der Prota in der Ich-Perspektive war für mich sehr nah, während der andere Prota in der personellen Perspektive etwas Abstand zum Leser hatte. Das hat aber zu eben dieser Geschichte gepasst, da absichtlich dieser Effekt erzielt worden ist.

                Geschichten, wo sich die Zeit ändert, kenne ich glaube nicht. Aber ich würde mal vermuten, das wird vor allem dann verwendet, wenn es zwei verschiedene Zeitebenen sind, deswegen wäre ich auch sehr vorsichtig das einzusetzen, wenn die Handlungen gleichzeitig spielen sollen.

                Und Perspektiven- sowie Zeitwechsel kombiniert? Ich glaube, da würde ich meine Finger davon lassen. Das ist meiner Meinung zu viel auf einmal.


                Julestrel
                »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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                  #11
                  Ich sehe es ähnlich, wie einige hier. Wenn es keinem bestimmten Zweck dient, würde ich es lassen. Es würde nur zu Verwirrungen sorgen, wenn eine Geschichte, die eigentlich im selben Zeitfenster (aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt) stattfindet, in unterschiedlichen Zeitformen geschrieben wird. Wozu? Ich würde wahrscheinlich zunächst denken: Ist das jetzt eine Rückblende?

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                    #12
                    Zitat von Kady Beitrag anzeigen
                    Ich kann mir aber vorstellen, dass es durchaus eine interessante Wirkung haben kann, wenn beispielsweise eine der Figuren (die in der Gegenwart erzählt) an einem Punkt der Geschichte vermeintlich stirbt. Wenn die zweite Figur bis dahin in der Vergangenheit erzählt hat, kann es den Eindruck, dass diese Figur tatsächlich tot ist, verstärken.
                    Find ich ^^
                    Wenn beide im Präsenserzählen, schon alleine dadurch, dass du zwei Erzähler hast, würde das genauso wirken. Das Präteritum würde da wahrscheinlich eher nichts verstärken.
                    Es würde den Leser aber noch stärker von dem anderen Erzähler weg ziehen, da du diese Diskrepanz zwischen sehr nahem, unmittelbaren Erzähler (Ich-Präsens) und einem weniger nahen und nicht mehr unmittelbaren Erzähler (Er-Präteritum) hast. Der Leser wird sich permanent fragen, warum gibt es diesen Unterschied? Warum wirkt der andree Charakter so distanziert? Gibt es einen Grund? Hat er ein Geheimnis?
                    Wenn du dass dann nicht lösen kannst, dann fände ich als Leser das sehr enttäuschend.

                    Wie die meisten sagen, Stilmittel sind dann sinnvoll, wenn sie einen Zweck erfüllen. Wenn du diesen Zweck noch nicht gefunden hast, dann würde ich es sei lassen. Aber ich hab mal überlegt, wann ich einen Bruch in der Zeit eventuell als Stilmittel empfinden würde:
                    - zwei Zeitebenen
                    - der Präteritumcharakter verarbeitet die Ereignisse durch das Erzählen der Geschichte
                    - der Präsenscharakter schreibt viele Dinge unmittelbar auf (würde das Präsens rechtfertigen)
                    - der Präteritumcharakter ist ein neutraler Beobachter

                    Gibt bestimmt noch mehr.

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                      #13
                      Wenn also Figur A im Präsens die Geschicht erzählt, und Figur B quasi die gleiche aus ihrer Sicht aber im Präteritum, um eben diese Geschichte zu verarbeiten, wäre es eher ok? Angenommen, dieses Wechselspiel würde bis zu dem Zeitpunkt fortgesetzt, da Figur B zu dem Schluss kommt, dass Figur A tot ist. Er also mit der Präteritumsform das Erlebte bis zu diesem Zeitpunkt verarbeitet. Und es ab da für beide Figuren im Präsens weitergeht (weil Figur A ja nicht wirklich tot ist, es wird nur der Anschein erweckt).
                      Möglich oder eher nicht?

                      Wie gesagt, es sind nur Gedankengänge, was man mit den Werkzeugen, die uns eben zur Verfügung stehen, so anfangen kann
                      Dass man es nicht macht, weil man grad Bock drauf hat, ist klar ^^
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                        #14
                        Also Figur B resümiert über die Ereignisse, die zu A's Tod geführt haben (sollen) und das im Präteritum.
                        Figur A erzählt seine Erlebnisse "quasi" während sie passieren und deswegen im Präsenz.
                        Schließlich treffen sich beide Erzählstränge und beide erzählen im Präsenz.

                        Das Resümieren/Erinnern/Verarbeiten dem erlebten Geschehen gegenüberzustellen und dafür das Tempus zu nutzen, kann funktionieren. Figur B's erinnerndes Erzählen (gegenüber zu dem erlebten Erzählen) muss nur entsprechend auch deutlich werden.

                        Aber ob es funktioniert, dass schließlich beide im Präsenz erzählen - also Figur B sein Tempus mitten in der Geschichte wechselt - erzählen, weiß ich nicht. Bin ich im Moment ein wenig skeptisch drüber. Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich cool werden könnte - oder auch richtig, richtig schrecklich wird. Das hängt dann ganz stark vom Aufbau der Geschichte und von der Erzählweise ab. Ich würde da mit großer Vorsicht drangehen und vielleicht einen Probetext mit dieser Art von Erzähltechnik schreiben, so ein paar Seiten um den Effekt kennenzulernen.

                        Falls du mal lesen willst, wie ein Text sich liest, wo die Figur in verschiedenen Zeitformen erzählt, gebe ich dir meinen Text gerne zur Hand. Es ist ein Ich-Erzähler, der im Präsenz, Präteritum und Futur erzählt, je nach Zeitebene bzw. Themenebene. Dann kannst du einmal selbst sehen, wie solche Wechsel sich anfühlen. (Auch wenn ich eine andere Absicht verfolge, als deine geschilderte.)
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