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Mittwochsfrage #160: Offen? Geschlossen? Halb ... offen? Es zieht.

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    Mittwochsfrage #160: Offen? Geschlossen? Halb ... offen? Es zieht.

    Meine Geschichten haben meist ein offenes Ende. Bis zum Ende kläre ich aber alle wichtigen Fragen (hoffe ich), nur beleuchte ich anschließend nicht den künftigen Werdegang meines Protas, da das einfach langweilig ist (für mich). Etwas Fantasie und Weiterdenkvermögen überlasse ich gern meinen Lesern.

    Wie haltet ihr es mit Euren Enden?
    Offen?
    Geschlossen?
    Irgendwas dazwischen?
    Sin Euch Bücher unter die Augen geraten die entweder das Eine oder das andere besonders gut umsetzen oder besonders schlecht? Wieso war es gut und wieso schlecht?


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    Nein das war ich nicht.
    Ach so, das!
    Ja, das war ich.

    Kontakt: administrator@wortkompass.de

    #2
    Manche verstecken hinter "offenen Enden" einfach ein Nicht-Ende, ein Nicht-Auflösen des Plots. Das finde ich als Leser unbefriedigend und manchmal geradezu frustrierend.
    Ich will, dass die erzählte Geschichte in sich abschließt. Wer eine Geschichte erzählt, verspricht ein Ende.
    Dieses "Ende" ist aber keine Absicherung darüber, was nach dem erzählten Plot geschehen könnte. Einen leisen Hint, wohin es danach gehen könnte, finde ich wunderbar. Flattert dem einen in der letzten Szene eines Liebesromans eine Kündigung ins Haus und der anderen ein unwiderstehliches Jobangebot auf der ISS?
    Wer glaubt schon an Märchen mit einem Happily EVER After? (Ich frage mich, ob es "geschlossene" Enden außerhalb des Märchenhaften oder Tod des Protagonisten (ohne Geisterblabla) überhaupt gibt?)
    Von daher: Ich bevorzuge Enden, die klar den Plot des Romans beschließen, die einem einen Ausblick auf Möglichkeiten bieten, die sich den Figuren eröffnen, ohne dass die ganze erzählte Story deswegen ins Wanken kommt. Ein Ende mit einem Weiter geht's.
    Gekonnt empfinde ich auch Enden, die man unterschiedlich lesen kann, die der Interpretation des Lesers (und seiner akuten Stimmung) unterliegen können.

    Kommentar


      #3
      Zitat von weltatlas Beitrag anzeigen
      Meine Geschichten haben meist ein offenes Ende. Bis zum Ende kläre ich aber alle wichtigen Fragen (hoffe ich), nur beleuchte ich anschließend nicht den künftigen Werdegang meines Protas, da das einfach langweilig ist (für mich). Etwas Fantasie und Weiterdenkvermögen überlasse ich gern meinen Lesern.
      So ein typisches "Später eröffnete XY ihr eigenes Nagelstudio, heiratete Z und bekam mit ihm drei Kinder und eine Ehekrise" mag ich auch nicht. Ist aber mW kein Merkmal eines geschlossenen Endes. Nach dieser Definition hätten nur Geschichten mit Epilog ein geschlossenes Ende, oder?

      Ich dachte immer, ein offenes Ende heißt, mindestens eine wichtige Frage bleibt unbeantwortet. Und da ich großer Serien- bzw. Reihen-Fan bin, bevorzuge ich das natürlich. Denn es lässt Raum für eine Fortsetzung 😊 Bedeutet aber im Umkehrschluss auf keinen Fall, dass ALLE Fragen unbeantwortet bleiben dürfen. Das ist für das Leseerlebnis natürlich völlig unbefriedigend. Im Idealfall ist für mich am Ende einer Geschichte vieles abgeschlossen, aber manches (!) bleibt offen und lässt Spekulationen zu. Auch ohne Fortsetzung.
      and it's not what we think
      rather the opposite
      it's staring at the end of you.

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      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Blöder Trick kann es natürlich auch gut treffen.
        Ich muss mal gucken, ob ich das Buch wiederfinde ... dann würde ich den Titel nachreichen. Es ist schon lange her, dass ich das gelesen habe. Es ging um ein Auto, einen Mann, eine Frau und eine Affaire. Am Ende saß der Betrogene im Auto und man wusste nicht ob er die Stadt verlässt oder nicht. Alle Fragen waren an sich aber beantwortet.

      • Zwielicht
        Zwielicht kommentierte
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        weltatlas bis auf die – evtl. zentrale – Frage: Geht die Beziehung weiter oder nicht?

      • weltatlas
        weltatlas kommentierte
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        Wenn ich mich richtig erinnere geht die Beziehung nicht weiter. Das war für mich auch der Kern der Geschichte. Daran knüpfte dann auf der letzten Seite eben das Verlassen der Stadt an ... Fortsetzung folgt ... es gab nur keine Fortsetzung.

      #4
      Generell liebe ich offene Enden. Ich mag das unbefriedigende daran, dass man neugierig bleibt und sich überlegt, wie es weitegehen könnte mit der Geschichte und den Charakteren. Ich empfinde das aber ähnlich wie Dodo: auch ein Cliffhanger kann ein echte Ende sein, wenn die Geschichte kunstvoll bis zu diesem Punkt hin geführt wurde und man spürt, dass dieses "WTF ... und wie geht es jetzt weiter???" ein erwünschter Effekt ist. Einfach nur den Roman nicht zu Ende zu schreiben ergibt dagegen kein offenes Ende, sondern einfach gar kein Ende.
      Always avoid alliteration.

      Kommentar


        #5
        Wohl wenig überraschend: Ich hasse offene Enden.

        Wenn ich weiß, dass ein Roman, eine Serie oder ein Film weitergeführt wird, dann sind sie mir egal und ich klassifiziere sie als Cliffhanger, aber wenn das Werk nicht fortgeführt wird, dann hätte ich mir vorher eine Warnung gewünscht "Achtung, offenes Ende", weil dann hätte ich direkt die Finger von gelassen.

        Für mich sind offene Enden immer schlechte Enden. Der Rest der Geschichte kann noch so gut sein, wenn ich Stunden in etwas stecke, nur um am Ende zu hören, zu sehen oder zu lesen "Joar, aber ob der Protagonist nun am Ende sein Ziel erreicht, dass kannst du dir ja versuchen, selbst zu denken", dann bin ich einfach enttäuscht. Ich lese einen Roman oder schaue einen Film, weil ich das von anderen erzählt bekommen möchte. Wenn ich mir selbst etwas ausdenken oder erschlüsseln möchte, dann schreibe ich schon selbst eine Geschichte. Klar bleibt ein offenes Ende länger im Kopf, weil man eben noch nicht die heißerwarteten Antworten hat, aber wenn es keine Fortsetzung gibt ist es zumindest bei mir sehr negativ.

        Ich kann verstehen, wenn man offene Enden mag. Ist gewiss dasselbe wie mit Geschmack und darüber lässt sich streiten. Aber für mich ist die Aussage "Offenes Ende" einer der handvoll Punkte, die dafür sorgen, dass ich direkt die Finger von einer Geschichte lasse.

        Kommentar


          #6
          Für mich sind offene Enden das, wenn Fragen nicht geklärt werden.
          Ich hatte mal eines in einer Geschichte, eigentlich war alles klar und dann gabs ganz am Ende noch mal eine Wende. Mein Gedanke dahinter war, es darf sich ausgesucht werden, was jeder Person besser gefällt (Situation war, dass eine der antagonistischen Figuren, die im Laufe der Geschichte ins Gefängnis gebracht worden war, ausgebrochen ist, dass es sich um diese handelt, wird noch klar, sie hat eine Waffe, zielt auf eine der anderen Figuren und dann lautete der letzte Satz: "Und dann fiel ein Schuss", ob die Figur getroffen wurde oder nicht, wenn ja, ob sie es überlebt hat oder nicht, durfte sich jede_r aussuchen, Happy Ending, Tragic Ending, irgendwas dazwischen ...). Aber mir ist irgendwann bewusst geworden, dass das für viele unbefriedigend ist. Für mich auch, wenn es um die Geschichten anderer Menschen geht, weswegen ich es in der Version, in der die Geschichte für mich schon immer geendet hat, weitergeführt habe.

          Und deswegen gibt es bei mir auch keine offenen Enden.
          Natürlich ist nicht das restliche Leben ausgebreitet, sei es in einem abschließenden Kapitel oder einem (Tarn-)Epilog.
          Meine Geschichten enden meist an einem Punkt, an dem das oder die Probleme gelöst sind und was danach kommt, weiß keiner und das bleibt selbstverständlich offen. Für mich ist das aber auch kein Bestandteil dieser Geschichten.
          Ich komme aus Ironien.
          Das liegt am sarkastischen Meer.

          Kommentar


            #7
            Ich finde, eine Geschichte muss ein Ende haben in dem Sinne, dass die zentrale Frage bzw. der zentrale Konflikt geklärt wird.
            Eine Geschichte muss kein Ende haben in dem Sinne, dass die komplette Zukunft der Hauptfiguren und sämtliche mit ihnen verbundenen Fragen geklärt werden.

            Ein offenes Ende ist für mich, wenn am Ende der Geschichte NACH Klärung des zentralen Konflikts eine weitere Frage oder ein weiterer Konflikt aufgeworfen (oder eine latent bestehende Frage in den Vordergrund geholt) wird, der praktisch eine neue Geschichte anstößt. Nur dass diese Geschichte sich eben allein in der Fantasie des Lesers entwickeln soll und nicht aufgeschrieben wird. Die Möglichkeit dazu hat er, da er die darin verwickelten Figuren bereits kennt und sich ausmalen oder zumindest informiert spekulieren kann, wie sie mit diesem neuen Konflikt umgehen.
            So eine Art Ende mag ich sehr gerne, weil sie mir eben ermöglicht, bei den Figuren zu bleiben und ihr Schicksal in meinem Kopf weiterzuspinnen. Dadurch hänge ich einem Buch in Gedanken länger nach, als wenn auf der letzten Seite alles getan und gesagt ist. Ich bevorzuge das Gefühl "jetzt geht's erst richtig los!" im Gegensatz zu "das war's dann", vor allem, wenn ich ein Buch und die Figuren darin sehr gerne mochte.

            Ntürlich kann so ein Ende verschieden weit offen sein. Das hängt davon ab, wie deutlich der Autor eine weitere Frage bzw. Konflikt in den Raum stellt. Auch ein Paar, das sich im Sonnenuntergang küsst, lässt Raum für Spekulationen, aber eben nicht so weit, wie wenn die Geschichte in dem Moment abbricht, wenn er nach Jahren vor ihrer Tür steht und zögert zu klingeln. Welches Ende ich da bevorzuge hängt aber allgemein vom Ton und Inhalt der Geschichte ab und ob ich mir tatsächlich wünsche, dass das Paar am Ende zusammenkommt. Bin ich von der Beziehung überzeugt, dann hab ich auch gerne ein deutlicheres Happy End. Bei "ugh" lege ich notfalls das Buch vor Ende weg, um mir mein offenes Ende zu erhalten
            Poems are never finished.
            Just abandoned.

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            • Amilyn
              Amilyn kommentierte
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              "(...)wenn die Geschichte in dem Moment abbricht, wenn er nach Jahren vor ihrer Tür steht und zögert zu klingeln."

              Damit hast Du mich gerade, aber so was von 😁

            #8
            Zitat von Ankh Beitrag anzeigen
            wenn die Geschichte in dem Moment abbricht, wenn er nach Jahren vor ihrer Tür steht und zögert zu klingeln.
            Das muss ich doch direkt mal aufgreifen 😊 Solche Enden sind nämlich genau meins. Ich liebe einfach offene Enden, ich bin ein Riesenfan. Das geht so weit, dass ich am Ende von Teil 1 von irgend etwas richtig sauer werden kann, wenn kein ordentlicher Cliffhanger hingeschrieben wurde. Aber auch ein Einzelband darf für mich gerne genau so (Pfeil auf Ankhs Beispiel) enden. Ich finde es großartig, so allein gelassen zu werden, zu grübeln, mich zu ärgern und zu fragen, wie um alles in der Welt ich bitte zu diesem Buch greifen konnte 😁 Weil mir dann die Geschichte wirklich etwas bedeutet hat. Weil die Figuren super gemacht waren. Weil die Chemie perfekt gestimmt hat.

            Aber natürlich gilt das nicht für den zentralen Konflikt. Wenn meine zwei sich Anschmachtenden zusammen einen Serienmörder jagen (oder eine Leiche suchen, nur so als Beispiel, wie komme ich da nur drauf? 😅), und die lösen den Fall nicht ... ist blöd. Von mir aus können sie auch den Falschen kriegen, aber der Fall wäre aufgeklärt, und dann darf er gerne in der letzten Szene noch zögernd an ihrer Tür stehen, und irgendwie rattern gerade meine Zahnrädchen beim Stichwort, den Falschen einzubuchten 🤔🤔🤔

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            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Freut mich, wenn ich dich inspiriert habe

            • Amilyn
              Amilyn kommentierte
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              Ankh Ich wollte schon immer mal einen Thriller schreiben und hab so einen schönen typischer-Liebesroman-Anfang im Kopf, jetzt noch ein Ende - Mensch, jetzt brauche ich nur noch einen Plot 😅

            #9
            Offene Ende sind nicht so mein Ding. Der zentrale Konflikt sollte für mich schon am Ende aufgelöst sein. Es muss nicht jede einzelne Frage beantwortet sein und es darf auch schon der Samen für die nächste Folge gelegt sein. Kein guter Horror Film, ohne die Stimme aus dem Grab, die uns klar macht, Dingsbums ist doch noch nicht so richtig niedergemetzelt. Oder eines der Eier der Monster ist übriggeblieben.

            Ich kann es nicht leiden, wenn am Ende gar nicht klar ist. Umbrella Academy war so eine Serie, deren Ende maximal enttäuschend war. (subjektiv)
            Schlimmer ist es noch, wenn am Ende rauskommt, dass alles nur geträumt war, und nichts davon richtig passiert ist, so wie in American Psycho und den Franzosen, die einen Abend lang ihre Handys laut schalten müssen, damit alle mithören können. Klasse Film, mieses Ende.


            I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

            Douglas Adams

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            • weltatlas
              weltatlas kommentierte
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              Geht Umbrella Academy nicht weiter? Ich warte auf Season 2! Warte ich etwa vergebens?

            • Peter
              Peter kommentierte
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              @Weltatlas

              Soll weitergehen, macht das Ende der ersten Staffel nicht besser. Die müssen sich sehr anstrengen, dass ich ihnen verzeihe.

            #10
            Wenn offene Enden so interpretiert werden, dass man den Haupthandlungsstrang nicht vollständig auflöst, dann ist das für mich unzufriedenstellend. Ein offenes Ende sollte bei mir nicht das Gefühl erwecken, ich hätte nur einen Teil des Romans gelesen, sondern trotz allem der Geschichte Vollständigkeit verleihen.

            Wenn es also gelungen ist, mag ich offene Enden sehr gerne. Im Gegensatz zu geschlossenen Enden bin ich bei diesen eher geneigt, nach der Lektüre noch lange über den Roman nachzudenken, darüber zu grübeln, wie die Geschichte wohl weitergehen mag, was danach noch passieren könnte usw. Allerdings sind offene Enden nicht immer optimal. Wenn ich etwa einen Mehrteiler lese, dann hat da m.E. ein allzu offenes Ende im letzten Teil nichts zu suchen.
            Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

            So nah, so fern.

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              #11
              Ich mag halb offene Enden am liebsten für mich heißt das, dass der Hauptkonflikt weitgehend abgeschlossen sein sollte, Nebenhandlungen aber z.B. auch nur ein angedeutetes Ende bzw. eine zu erahnende Richtung haben können.

              Zu dem Thema hatte ich übrigens bei der ersten Staffel "Punisher" auf Netflix auf ein lustiges Erlebnis. Nach der vorletzten Folge war ich fest überzeugt, dass nun aus ist. Hauptplot war abgeschlossen, ein paar kleinere Dinge waren (für die potentielle zweite Staffel) offen, man konnte sich gut vorstellen, wie das Leben der Figuren nun weiter geht. Dank Autoplay habe ich dann aber gemerkt, dass doch noch eine Folge kommt. Auch wenn ich inzwischen weiß, warum es diese Folge gab, hat die für mich irgendwie das Ende kaputt gemacht, da sie versucht hat, die Nebenstories noch aufzulösen bzw. weiterzuführen.

              Ich weiß, dass ich das auch schon bei Büchern hatte, leider habe ich da aber kein konkretes Beispiel. Vielleicht, weil ich diese Geschichten dann abgeschrieben hatte, nachdem das Ende für mich viel zu ausführlich und detailliert breit getreten wurde.
              »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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              • Alys II.
                Alys II. kommentierte
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                "Life on Mars" hatte große Momente! Das Pseudo-Ende war einer davon.

              • Julestrel
                Julestrel kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Neil Gaiman hat es auch geschafft, zwei Epiloge bei Neverwhere zu schreiben, so dass es einen zufrieden zurück lässt Aber so Pseudy-Enden sind halt wie eigentlich alles beim Schreiben etwas, dass funktionieren kann, aber man es handwerklich echt beherrschen muss.

              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Neil Gaiman hat es auch geschafft, zwei Epiloge bei Neverwhere zu schreiben, so dass es einen zufrieden zurück lässt Aber so Pseudy-Enden sind halt wie eigentlich alles beim Schreiben etwas, dass funktionieren kann, aber man es handwerklich echt beherrschen muss
                Also, wenn Richard am Ende Door nicht gekriegt hätte, würde ich das Gaiman echt übelnehmen! Zudem hatte sich der Charakter schon so weit von seinem alten Entwicklungsstand entfernt, dass ein Zurück ins alte Leben geschichtslogisch gar nicht mehr möglich war.

                Ähnlich, wie Frodo seine „Unschuld“ nicht wiedererlangen konnte, um ganz normal wieder in Beutelsend zu leben. Manche Wandlungen sind so einschneidend, dass dem Autor oft nur der Tod seines Helden übrigbleibt. und das ist ja auch unbefriedigend. Aber dennoch hat der Leser immerhin das Gefühl, der Held hätte seine Mission erfüllt und darf abtreten..

                Ein fieses Beispiel ist „Das Versprechen“, das Dürrenmatt ja nun mit zwei Enden versehen hatte. Das eigentlich „richtige“ Ende mit dem unaufgelösten Fall und dem abgestürzten Kommissar ist echt ein Emotionskiller.

                Offene Enden kann es trotz abgeschlossener Geschichte auch geben, z.B. in „Ein ganzes halbes Jahr“. Dummerweise verleitete der Schluss die Autorin zu einem zweiten Teil, den es nicht gebraucht hätte (und der nach meinem Dafürhalten absolut nicht an den Bestseller des ersten Teils herankam). Eigentlich will man nicht wissen, wie es weiterging, weil es schon zuende war. Ebenso empfinde ich den zweiten Teil vom „Rosie Projekt“ auch nicht als zwingende Bereicherung, obwohl es dort anders liegt: man hätte schon gerne gewusst, wie so eine Beziehung weitergeht. Aber muss man immer alles erzählen..?

              #12
              Ich greife diese alte Frage mal auf, weil sie mich aktuell beschäftigt:

              Wie haltet ihr es mit Euren Enden?
              Offen?
              Geschlossen?
              Irgendwas dazwischen?

              * Ich mag an sich etwas offene Enden, weil ich dann entweder selber überlegen kann, wie ich es gerne hätte oder mich auf eine Fortsetzung freuen kann. Ich lasse also gerne mal Fragen offen, die sich der Leser dann selber beantworten kann oder die ich vielleicht später noch einmal aufgreife.
              Für mich ist grade eher die Frage, wie offen das Ende sein darf, ein Problem. Ich schreibe an einem Projekt für ein Wettbewerb und ich denke, nicht alle Themen abschließen zu können, da die Zeichenzahl etwas begrenzt ist.
              Da sich die KG inzwischen zu einem guten Projekt entwickelt hat, blieben am Ende einige offene Fragen zum Thema spezielle Magieformen, Vergangenheit der Figuren und Lebensweisen der Paralleluniversen, die einfach zu tiefsinnig sind, um sie sofort zu klären. Daher würde ich mir die für eine Fortsetzung zur Seite legen und da weiter aufgreifen, um mich mehr darauf zu konzentrieren. Ich hoffe nur, dass dann die Leser nicht enttäuscht sind, weil ich das nicht direkt aufkläre.

              Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
              Nordfriesentote (2021) - Twentysix

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              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Bei einer Kurzgeschichte kommt es, wie Ankh bereits sagt, überhaupt nicht auf den Weltenbau an. Eine solche Geschichte lebt und fällt mit dem einzigen (!) Problem, dem „zentralen Konflikt“, den der Prota, die Prota haben. Ist dieses Problem „gelöst“, gilt auch die Kurzgeschichte als erfüllt. Es ist völlig normal, dass der Strang hinterher weitergeht. Viel mehr kriegt man in einer KG auch kaum unter.

                Aber im Prota hat sich was gewandelt und er verlässt die Geschichte anders als er hineinging. Der Konflikt ist ein einschneidender. Nicht immer ist überhaupt klar, ob das Problem im Sinne des Protas „befriedigend“ gelöst wurde, denn viele KGs konfrontieren besonders den Leser mit einer Überraschung, einer Idee, - das heißt, eigentlich gewinnt der Leser neue Erkenntnisse erst durch den Protagonisten, der meist nur eine Projektion darstellt.

                Angenommen, der Prota muss zu einem Termin. Er verpasst den Bus. Er bekommt kein Taxi usw. Der Zeitpunkt rückt immer näher. Das ist sein KG-Problem. Dieses seine Ziel liegt völlig eingebettet in einer fertigen Welt, die nur soweit erklärt werden muss, wie es für das Verständnis nötig ist. Man muss nicht mal die Buslinie kennen. Kommt er rechtzeitig zum Termin - durch originelle Ideen des Autors, durch Zufälle, egal - so ist die Geschichte fertig und das Ende „geschlossen“. Man kann sagen, eine Kurzgeschichte hat nur „Binnen“ziele (was die Welt angeht). Natürlich nicht „binnen“ für den Helden.

                Aber auch dann, wenn er den Termin nicht schafft, aber etwas anderes dafür gewonnen hat (z.B. eine große Liebe gefunden, dafür eben das Vorstellungsgespräch versemmelt), so gilt das als geschlossenes Ende, weil der Konflikt zu einer Entscheidung und zu einem Wandel geführt hat. Wollte der Autor dadurch mitteilen, dass z.B. eine Liebe wichtiger ist als der Job, so hat die KG ihren Zweck erfüllt (man kann natürlich leicht reden, wenn man da keine Geldsorgen hat... ). Trifft der Prota auf eine Busfahrerin, in die er sich verliebt, ist der Termin plötzlich nicht mehr wichtig, und er fährt bis zur Endhaltestelle mit, um sie ins Cafe einzuladen. Das Ziel war in diesem Falle die Erkenntnis, was einem wichtiger ist - nicht das Ziel selbst.
                Zuletzt geändert von Badabumm; 14.07.2021, 00:00.

              • Gloria Regali
                Gloria Regali kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Meine "KG" ist inzwischen aug 50 K Wörter gewachsen, also ist eher ein Kurzroman Also, da ist inzwischen genug Potential für mehr. Ich habe einen Hauptkonflikt, der auch beendet wird. Ich frage mich nur, wie tief ich in das Drumherum einsteige oder ob ich für eine Fortsetzung offenlasse. Da ich für den Wettbewerb nur 60 K Wörter schreiben darf, schaue ich am Ende, was ich habe. Wenn es für mich nicht reicht, lasse ich Wettbewerb sein und schreibe mehr.

              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Man darf doch auch weniger Wörter schreiben, oder? Wenn die Geschichte schon „rund“ genug ist?

              #13
              Für mich hängt es ein wenig von der Geschichte ab, wie das Ende sein sollte, aber im Grunde mag ich geschlossene Enden. Oder halb geschlossene, denn 'und sie lebten glücklich bis an ihr Ende' bei Charakteren Anfang 20 halte ich für... naja, schön gelogen. Die haben noch bis zu 80 Jahre Zeit für mehr Drama.

              Der zentrale Konflikt und die Plotrelevanten Fragen sollten aber geklärt sein (womit ich teilweise zu kämpfen habe), aber manche Dinge brauchen mehr Zeit und sind erzählerisch nicht sehr spannend - die dringend nötige Therapie zum Beispiel braucht Wochen und Monate, in denen immer wieder die selben, selbstverständlichen Dinge gelernt und vertieft werden muss, da reicht es am Ende eines Buches, zu sagen, dass er die Therapie anfängt und optimistisch ist, dass es wieder besser werden kann.
              In einer Serie, wo das Ende nicht immer das Ende ist, dürfen natürlich mehr Fragen offen bleiben, und da hat man (wie in meinem aktuellen Projekt) auch Zeit, die eigentliche Therapie in Angriff zu nehmen oder offene Fragen mal in den nächsten Teil weiterzuschleppen. Ganz unter den Tisch fallen lassen darf man sie allerdings nicht, und da kämpfe ich momentan noch an einigen Stellen, eine Aufklärung einzubringen, für die die Polizei meist doch länger braucht als ohne Timeskip-Epilog zu schaffen ist.

              Einen Timeskip Epilog am Ende finde ich übrigens manchmal auch gut, gerade, wenn ein Ziel der Charaktere war, die Welt friedlich und sicher zu machen oder einfach mal die Füße hochlegen zu dürfen. Bevor ich den Leser nach dem finalen Kampf noch mit fünf Jahren politischer Umstrukturierung und Wiederaufbau quäle, schreibe ich da doch lieber gleich, wie die Charaktere nach dieser Aufräumaktion endlich Frieden gefunden und vielleicht Familien gegründet haben, ob der kleine romantische Nebenplot des Comic-Relief Cahrakters doch noch Früchte getragen und ob der Prota seinen Traum vom eigenen Nudelstand erfüllt bekommen hat. Sowas brauche ich nicht nach jedem Roman, aber manchmal ist 'wir haben den Bösen besiegt', eben erst befriedigend, wenn die Welt sich auch von dessen Einfluss erholt hat. Und das geht in einem Timeskip eben am Besten, denn solange der Erzähler den Leser unterhalten muss, kommen ja immer neue Probleme auf, die dem Wiederaufbau im Wege stehen...
              Ich verstehe aber auch, dass so ein Ende, wie in Harry Potter, für begeisterte Shipper sehr frustrierend sein kann, weil der Autor da final festlegt, welche Pairings Canon sind.

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