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Triggerwarnungen, Content Notes (Inhaltsangaben)

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    Triggerwarnungen, Content Notes (Inhaltsangaben)

    Funktion von Inhaltswarnungen

    Bei Triggerwarnungen oder Content Notes handelt es sich um die Benennung von sensiblen Themen, damit die Leser*innen selbst die Verantwortung ergreifen und sich entscheiden können, ob sie eine bestimmten Text (in einem bestimmten seelischen Verfassung) lesen wollen.


    Begrifflichkeit

    Heißt es jetzt nun Triggerwarnungen (TW) oder Content Notes (CN) oder Inhaltswarnungen oder Inhaltsangaben oder, oder, oder?
    Ich finde auf die schnelle die Quellen nicht mehr, kann mich aber daran erinnern, dass mal eine Psychologin und eine psychologie Studentin gesagt haben, dass das Wort "Trigger" und "Warnung" per se schon triggern können, wodurch die Triggerwarnungen die Lesenden eher in eine angespannte Leseerwartung versetzen. Ich finde Inhaltswarnungen ganz okay – das ist auch meines Wissen das, was in den Büchern steht.


    Grundlage der Warnungen

    Es gibt bei Filmen und Spielen auch eine Alterfreigabe, eingeschätzt durch die gezeigten Inhalte. Natürlich ist das subjektiv, aber man hat ein ungefähres Gefühl dafür, welche Themen häufig triggern. Alles mit Gewalt (Krieg, Gewalt an Kindern, Frauen, Tieren, sexuelle Gewalt, körperlicher Missbrauch, psychischer Missbrauch, Selbstverletzendes Verhalten, Mobbing), Krankheiten (psychische Krankheiten, Störungen, Sucht, Drogen, Alkohol, Phobien Auslösendes …), Diskriminierung (Rassismus, Sexismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit, …)

    Eigentlich ist das ganz überschaubar. Meinungen wie "Soll ich jetzt etwas jeden Scheiß in die TW schreiben? Was kann ich denn dafür, dass jemand von grünen Gummibärchen getriggert wird?" dienen nur dazu, das Thema nicht ernst zu nehmen. Alle von uns können in etwa einschätzen, was grausam, gewaltätig, ängstigend, besorgniserregend oder ekelerregend ist.


    Sind Warnungen genreabhäbhängig? Wie detailliert sollen die Warnungen sein?

    In einem Thriller oder Dark Fantasy kommt oft Gewalt vor, in Liebesgeschichten weniger gar nicht so unwenig. Dennoch bin ich der Meinung, dass man ungeachtet des Genres Inhaltswarnungen schreiben sollte. Auch wenn man grim & gritty liest, gibt es einen Unterschied zwischen:
    • Benennung von XY
    • Explizite Beschreibung von XY
    • XY an Kindern/Tieren/…
    Was XY sein könnte:

    Verstümmelung, Vergewaltigung, Folter …
    Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.


    Die konkrete Benennung der Inhaltswarnungen ist von Vorteil.
    In meinem Fall ist es so,d ass ich "Benennung" immer lesen kann, explizite Beschreibungen tu ich mir nach Tagestimmung an, Dinge an Kindern gehen für mich gar nicht.


    Umsetzung bzw. Spoilergefahr?

    Um nicht zu spoilern, kann man die Inhaltsangaben ans Ende des Buches setzen. Dann schreibt man halt auf die Seite mit dem Impressum oder ins Vorwort, dass es hinten noch Warnungen gibt. Man kann auch auf den Umschlag schreiben, dass es Inhaltswarnungen gibt. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt auch Autor*innen, die auf ihrer Website noch mal ganz genaue Inhaltsangaben schreiben, also nicht nur für das gesamte Buch, sondern pro Kapitel. (Das ist zum Beispiel praktisch, wenn im ganzen Roman kein Tod vorkommt, aber dann in einer Szene die Mutter der Hauptfigur an Krebs stirbt. Und ja, Krebs ist eine häufige Krankheit, von der Betroffene nicht immer lesen wollen. Aber Krebs eignet sich ja besonders bei Liebesromanen für ein bisschen Drama … 🙄)


    Wer schreibt die Inhaltswarnungen?

    Bisher sind es vor allen die Autor*innen selbst, die sich für Inhaltswarnungen entscheiden. Aber es gibt auch in Verlagen Meeting und auch Workshops, damit die Lektor*innen sensibilisierter für solche Themen sind. Es fehlt der Buchbranche an Personal, das sich damit auskennt; momentan wird es auf externe Sensitivity Reader ausgelagert.

    Diese Thread heißt "Triggerwarnungen", deshalb bin ich davon ausgegangen, dass man bestimmte Schlagwörter erwartet, wenn man in diesen Thread klickt. Dennoch habe ich ein paar Wörter in die Spoilerfunktion gesetzt. Das ist eine individuelle, subjektive Entscheidung gewesen.


    Wer hat die Verantwortung?

    Meiner Meinung nach alle zusammen. Autor*innen sind für ihre Inhalte verantwortlich. Sie sind dafür verantwortlich, was sie in die Bevölkerung lassen. Verlage, Agenturen sind ebenfalls verantwortich, und ich wünsche es mir, dass die die Autor*innen unterstützen. Die Leser*innen sind für sich selbst verantwortlich. Aber um entscheiden zu können, was sie wann lesen wollen/können, werden Inhaltswarnungen benötigt. (Genauso wie auf Nahrungsmitteln die häufigen Allergene ausgezeichnet sind.)

    #2
    Es kann sich gerne über dieses Thema ausgetauscht werden. Jedoch möchte ich weder Witze über mögliche Inhaltsangaben (Hihihi, dann musst du auch vor Romanzenklischees warnen!) oder Menschen, die diese Warnungen brauchen, noch die Diskussion über Zensur und Scheren hören.

    Kommentar


    • Kelpie
      Kelpie kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Was meinst du mit Scheren?

    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Kelpie
      "Scheren im Kopf". Das ist die aktuell die Metapher in der Buchbranche bei solchen Themen.

    #3
    Das klärt ja nicht auf, wie etwas behandelt wird, in der einen Geschichte zieht es einen runter, in der anderen macht es einen Mut.

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich stimme dem "wie" zu. Dabei geht es nicht nur um die Umsetzung des Inhalts, sondern auch um die Umsetzung der Inhaltsangaben.
      Es ist ein Unterschied, ob ich "Krebs" schreibe oder konkreter "Regeneration nach Chemo".

      Und bei Blut und Folter stimme ich auch zu.
      Mich ekeln solche Sachen an, wenn sie aus Täterperspektive oder mit voyeuristischem Beiklang geschrieben werden. Ist aber nur mein Geschmack ...

    • Milch
      Milch kommentierte
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      Und als Kind habe ich mich vor Zwerg Nase gegruselt. Man weiß nie, wovon ein Kind Alpträume bekommt. Es müssen nicht immer Blutlaken sein.

    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich hab geweint, als bei der Zeichentrickserie Heidi der Hund die Schnecke gefressen hat.

    #4
    Eine Warnung ans Ende des Buchs zu schreiben ist für SPler nicht praktikabel, da sie in eBooks nicht gelesen werden können, ohne das Buch zu kaufen.
    Klar man kann es zurück geben, aber es ist unklar, ob sich eine erhöhte Anzahl von Rückgaben negativ auf das Ranking auswirken.
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

    Kommentar


    • Peter
      Peter kommentierte
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      Scribere Victoria

      Einen Verweis auf die Webseite, falls es eine gibt, geht immer.

      Ich bin unsicher, ob ich in den Klappentext einen Link auf meine Webseite einfügen darf. (Müsste ich nachsehen, amazon ist da manchmal zickig). Einen schriftlichen Hinweis, dass sich eine solche Warnung auf der Webseite befindet, ist kein Problem.

      Wenn jemand von sich weiß, dass er massive Beeinträchtigungen erfahren kann, finde ich es nicht zu viel verlangt, dass er die Adresse der Webseite manuell eingibt.

      Der Klappentext ist primär ein Instrument des Verkaufs.

      Und eine lange Liste an Inhaltswarnungen, ist alles, aber nicht verkaufsfördernd.

      Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die Einordnung des Genres (Dark Fantasy, Horror, klassische Fantasy mit epischen Schlachten), plus die Beschreibung der Geschichte im Klappentext (es sterben Menschen auf grausame Art, homosexuelle Beziehung, Magie, gotteslästerliches Fluchen, etc.) plus das Heraufsetzen des Mindestalters auf 16 (sollten explizite erotische Szenen enthalten sein), schon einen guten Eindruck dessen vermittelt, was zu erwarten ist.

      Die ganz harten Sachen kommen in meinen Geschichten sowieso nicht vor.
      Jedenfalls nicht das, was ich darunter verstehe, und selber nicht lesen würde.

    • Scribere
      Scribere kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Einen Hinweis zur Liste auf der Website finde ich eine sehr gute Idee. Diese Form der Eigeninitiative kann man durchaus von der Leserschaft erwarten, also dass der Beitrag auf der Website angeschaut wird.

    • Victoria
      Victoria kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich denke, dass sogar schon ein "Inhaltswarnungen auf der Autorenwebsite" reicht. Denn wer wirklich die Warnungen braucht, scheut sich auch nicht, auf dem Amazonprofil nach dem Link zur Website zu suchen.

    #5
    Vielen Dank für den Thread und den äußerst guten und informativen Eingangsbeitrag!
    Ich hatte dazu vorgestern mal wieder Diskussionen auf Instagram und habe da ein paar Argumente von denjenigen Autoren*innen gelesen. Sinngemäß waren sie so:

    1. Wo fängt man an und wo hört man auf? Schürfwunden werden dann gleichgesetzt mit Themen wie Kindesmissbrauch und Triggerwarnungen verlieren ihre Bedeutung.
    Ich verstehe, was gemeint ist, weil natürlich auch eine Frage des subjektiven Ermessens ist, welche Themen man in die Liste auf nimmt. Meiner Meinung nach gehört dazu etwas Fingerspitzengefühl und vielleicht auch etwas Erfahrung, aber im Grunde genommen kennt der Autor seinen Text selbst am besten. Wenn ich also einen Liste mit möglichen sensiblen Themen, Triggern und Phobien durchgehe und überlege, was davon in welchem Umfang in meinem Buch vorkommt, dann versuche ich auch, mich in Betroffene hineinzuversetzen. Je nach Thema reicht eine längere Szene aus für eine Triggerwarnung oder eher viele indirekte Erwähnungen, wenn etwas öfters thematisiert wird. Im Besten Fall frage ich andere oder Betroffene (ich habe für meine Liste auch meine Testleserinnen befragt, was ihnen noch einfällt). Wenn das Buch erscheint und das Feedback kommt, dass mehrere Leser gerne für Thema X noch eine Triggerwarnung gehabt hätten, dann weiß ich Bescheid und kann es beim nächsten Buch besser machen. Einige Themen, wie auch schon angesprochen Krebs oder Tod kommen recht häufig in Büchern vor (egal welches Genre) und lassen sich dementsprechend ziemlich selbstverständlich auf die Liste setzen. Ich persönlich finde auch nicht, dass damit die Themen an sich ihre Bedeutung verlieren, weil eine Triggerwarnung eine allgemeine Inhaltswarnung ist, die den Leser warnt und selbst entscheidet, wann er sich mit welchen Themen auseinander setzen kann und möchte. Aber innerhalb der Liste findet keine Wertung statt. Es wäre vielleicht noch möglich, eine Staffelung zu machen, also welche Themen häufig oder explizit vorkommen und welche indirekt, aber das ist vermutlich sehr subjektiv. Das mit den Kapiteln finde ich gerade bei Themen, die im Roman selbst vielleicht nur drei Mal vorkommen, sehr gut. Eins meiner Lieblingsbücher wird Nadine aufgrund ihrer Phobie niemals lesen können, dabei kommt es nur in einem Kapitel extrem viel vor und ansonsten immer mal wieder indirekt. Vielleicht muss ich es selbst noch mal lesen und besagte Stellen markieren/überkleben. Manchmal bin ich übrigens wie eine persönliche Inhaltswarnung: "Nadine, lies nicht Buch X, bei Folge A der Serie musst du bei Minute 30 weggucken..."

    2. Der Leser muss sich seiner Angst/sensiblen Themen stellen
    Generell stimme ich dem zu, aber die Entscheidung sollte doch bitte dem Leser bzw. der Leserin überlassen werden. Es gibt Tage, an denen ist man vielleicht eher bereit, mit Phobien oder bestimmten Themen oder konfrontiert zu werden. In den sozialen Medien gehe ich ja auch offline, wenn mir jemand ein verstörendes Video in die Timeline spült. Das Buch kann ich zuklappen, das Bild bleibt aber trotzdem erst einmal im Kopf, wenn nicht sogar über Wochen und Monate. Viele Autoren*innen haben ja auch ein Talent dafür, mit Worten zu spielen, besonders realistisch zu sein oder ein super Kopfkino zu erzeugen. Sich mit Phobien oder sehr sensiblen Themen auseinanderzusetzen ist anstrengend und wenn der Leser vorher weiß, was auf ihn zu kommt, kann er den Zeitpunkt, Dauer und raum dafür selbst bestimmen, was ich wichtig und gut finde. Ich als Autorin bin ja keine Therapeutin, sondern möchte, dass der Leser*in mein Buch genießen kann oder mitfühlt. Aber ohne, dass es ihm selbst dabei oder danach schlecht geht.

    3. Früher gab es sowas gar nicht. Man hat als Kind Bücher gelesen und musste mit den Inhalten klarkommen.
    Nur weil es früher etwas nicht gab, heißt es nicht, dass früher alles besser war. Veränderungen in der Buchbranche oder in der Sprache können ja etwas gutes bedeuten. Früher waren ja auch Selfpublisher noch nicht so gut wie heutzutage. Interessanterweise sehe ich Triggerwarnungen häufiger bei SPlern als bei Publikumsverlagen. Veränderungen können auch bedeuten, dass man sensibler wird für die Stärken und Schwächen von Mitmenschen, in diesem Fall der Leserschaft.

    4. Man spürt, wenn ein Buch einen überfordert
    Nein. Jedes Thema kann jederzeit im Roman auftauchen, auch ganz plötzlich. Das ist wirklich unabhängig vom Genre. Ich kann ein Buch lesen und alles ist gut und plötzlich ist da Thema X und das trifft einen dann unvorbereitet wie ein Schlag in die Magengrube. Bei manchen Genres sind bestimmte Themen natürlich wahrscheinlicher (Mord beim Krimi), aber trotzdem müssen sich die Themen im Buch nicht irgendwie ankündigen.

    Das ist jetzt eine allgemeine Unterstellung, aber ich habe das Gefühl, dass manche Autoren*innen vielleicht Angst haben, dass ihre Bücher mit Triggerwarnungen weniger gelesen werden? Also das der Leser die Liste sieht und dann direkt sagt "Oh, das lese ich auf gar keinen Fall mehr!" Bei manchen Fällen (bei Nadine z.B.) mag das stimmen, bei manche wie bei mir nicht. Ich habe schon Bücher gelesen (und geliebt), die Panikattacken behandeln. Genauso wie ich solche deswegen auch schon abbrechen musste. Aber ohne Triggerwarnung kann es zum einen eine schlechte emotionale und/oder körperliche Reaktion beim Leser oder der Leserin geben und zum anderen kann das natürlich auch auf Portalen oder in den sozialen Netzwerken erwähnt werden, was je nach Ausmaß des Themas etc. negativ sein könnte. Ich hätte lieber weniger Leser und dafür nur solche, die bereit sind für die Themen in dem jeweiligen Buch.

    Ganz generell verstehe ich nicht, was genau dagegen spricht, wenn man die Liste nicht haben möchte. Aus Leser Perspektive weiß ich zum Beispiel, dass bestimmte Informationen ins Impressum gehören. Das ist einfach so. Wenn mich das nicht interessiert, lese ich das Impressum nicht. Ist bei Danksagungen ja ähnlich. Die stehen hinten im Buch und obwohl ich die immer super spannend finde, weiß ich, dass es auch genügend Leser gibt, die die einfach gar nicht lesen! Aber genau das könnte man mit den Listen hinten (oder auf der Website) auch machen: Nicht lesen, überblättern. Ich würde es verstehen, wenn Leute Angst hätten, gespoilert zu werden (was durchaus indirekt der Fall sein kann), aber wenn es hinten steht (mit Hinweis vorne) dann haben diejenigen, die sich nicht für die Liste interessieren oder sie nicht brauchen, keinen expliziten Nachteil davon. Nur eine Seite am Ende zum Überblättern. Wenn mich eine Leseprobe hinten im Buch nicht interessiert, klappe ich das Buch zu und fertig. Die, die es möchten, können das lesen und die anderen eben nicht. Aber einen richtigen Nachteil sehe ich noch nicht, wenn man gegen Triggerwarnungen ist.

    Kommentar


      #6
      Ich vermisse in der Auflistung die Warnungen, die momentan in den USA verlangt werden, nämlich die Warnung vor Verletzung religiöser Ansichten und Überzeugungen.
      Eine Warnung vor Inhalten, die z. B. konservative Christen oder Muslime verstörend empfinden könnten. Das geht von abschätzen Verunglimpfung von Religion bis zu Abweichungen von Heterosexualität und Geschlechternormativen.
      I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

      Douglas Adams

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      • Peter
        Peter kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Milch

        Da du meinen Kommentar nicht gelesen hast, gerne erneut.

        Es geht in diesem Thread nicht um den Inhalt oder die Konflikte in deinen Geschichten, sondern darum, was idealerweise in eine Inhaltswarnung sollte, falls man eine schreibt.

      • Milch
        Milch kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        at dodo
        Direkt hat es nicht mit Hinweisen zum Inhalt zu tun, aber mit der Frage, inwieweit es sich vermeiden lässt, dass man das ein oder andere Gefühle verletzt, wenn man gesellschaftliche Themen behandelt. Teilweise gelten ja die Gefühle schon als Ausrede, um alles abwehren zu können. Klimawandel- Ja, das verletzt meine Gefühle als Autoraser. covid-19 Ja, das verletzt meine Gefühle als bibeltreuer Christ, vielleicht müsste ich mich doch mit der Evolutionstheorie von Charles Darwin anfreunden. Vielleicht stimmt sie ja doch. Dann gehe ich lieber auf einen Gottdienst mit vielen, vielen Menschen und bete, dass mich der liebe Gott vor dem bösen Satan schützt. Das Prügelverbot verletzt meine religiösen Gefühle, weil die Bibel die Eltern zu einer strengen Erziehung anmahnt.
        (Bei anderen Sachen kann man vielleicht etwas gnädiger sein.)

        Laut einer Harvard-Studie von 2018 sind die Triggerwarnungen eher kontraproduktiv.

      • Dodo
        Dodo kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Hier im Thread geht es allerdings nicht um die vermittelten Wahrheiten, sondern um die Anwendung (oder Nicht-Anwendung) von Triggerwarnungen. Klar tritt man mit manchen Thesen und Themen auch den Rasern aufs Bremspedal und den Impfgegnern ins Immunsystem. Diese Gruppen sehe ich aber nicht als (von außen) körperlich oder psychologisch diskriminiert an.

        Dass sie auch harmful seien und bereits die Triggerwarnung an sich einen Trigger darstellen kann, wurde hier auch schon mehrfach erwähnt.
        Wenn man in die Studie hineinliest, liest sich die verwendete Warnung auch für mich ohne mir bekanntem Trigger ebenfalls aufwühlend. "The passage you are about to read contains disturbing content and may trigger an anxiety response, especially in those who have a history of trauma". Klingt für mich wie eine Aufforderung an die passend ausgewählten Probanden, sich in der Studiensituation schlecht fühlen zu müssen, aber das ist nur mein persönliches Sprach- und Ehrgeiz-Empfinden. Suggestiv ist das Wort. Vielleicht muss man das sensibler formulieren. Nur so als Idee? Wie formuliert man eine triggerarme CN?

      #7
      Ich tu mich manchmal schwer damit, genau zu benennen, vor was ich da warnen will. Im Moment schreibe ich vor allem an einer Fanfifction, die manchmal sehr haarig sein kann auf psychischer Ebene. Zum Glück gibt's auf den einschlägigen Fanfiction-Seiten ja die Möglichkeiten für Tags und Notes etc. und ich denke, ich habe alles wichtige (und ein bisschen was unwichtiges) angekreuzt. Bei besonders starken Kapiteln stelle ich da auch eine Notiz vor, dass es eben besonders haarig wird jetzte, manchmal ist das einfacher manchmal schwieriger zu benennen, worauf das Publikum sich vorbereiten müsste.

      Mein größtes Problem dabei ist wohl, dass ich nicht genau einschätzen kann, wie weit, tief, explizit mein Schreiben geht und wie andere das wahrnehmen. Es gibt ja Menschen, die sind sensibler und eben Menschen wie mich, die nicht so sensibel sind. Darüber hinaus, weiß ich ja, was ich "meinte" und dass ich einiges eigentlich noch harmlos umschreibe für das, was ich "meine" - heißt aber nicht, dass der Text nicht trotzdem hart einschlagen kann. Am Ende kommt es ja darauf an, was auf der anderen Seite verstanden wird.
      Aber ich gehe da mit der Einstellung hin: Lieber zu viel gewarnt als jemanden böse überrascht zu haben. Ich will ja, dass das Publikum grundsätzlich Spaß am Text hat, auch wenn's womöglich harter Tobak ist. Und dann erklär ich lieber ein bisschen mehr in den Tags/Notes/Warnungen, als einfach nur ein paar Nomen aufzuzählen.
      Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
      to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
      A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
      You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

      Kommentar


        #8
        Ich finde eine Content Note gut. Auf britischen und amerikanischen DVD steht ganz häufig im Kleingedruckten, weshalb eine bestimmte Altersfreigabe erfolgte,
        bei den "Goonies" erinnere ich die Angabe: "hanging scene"
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

        wobei es bei Filmen zunächst einleuchtender erscheint. Eben weil sich ein Bild in die Retina brennt. Aber Bücher können das auch.
        Persönlich bin ich der Meinung, das Anbringen einer Content Note hinten im Buch tut niemandem weh. Vielleicht könnte man bei Leseproben von E-books diese Seite aufrufen, keine Ahnung. Gleichzeitig denke ich auch, dass es keine Möglichkeit gibt, diese Liste immer und unbedingt vollständig und zutreffend für jeden Leser zu halten. Aber die wichtigsten Trigger kann man sich doch sogar als Nicht-Betroffener denken oder gar merken, wie sie Victoria aufgezählt hat. Und wenn man weiß, dass man in seinem Manuskript/Roman eine Szene hat, in der überdurchschnittlich viel oder detailliert
        z B xy getan
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

        wird, eventuell sogar mit der Intention, Ekel, Horror, Entsetzen, Angst, Beklemmung, Gelächter auszulösen, dann kann man mal überlegen, ob das für jeden Leser, den man sonst begeistern könnte, ein Moment des echten Unbehagens sein könnte. Ich schreibe Unbehagen und meine eine körperliche oder psychische Situation, die man sich als Nicht-Betroffene/r wahrscheinlich nicht vorstellen kann. Ich zähle mich als "nicht-betroffen", vermeide aber auch Bücher und Filme mit bestimmten Themen / Situationen / etc, wenn ich es vorher weiß, weil mich das Gesehene/Gelesene lang belastet. Also Danke für jeden Hinweis.

        Kommentar


        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Wenn man zusieht, nur die wichtigsten Trigger aufzulisten, dann klingt es machbarer.
          Während ich allerdings diese Liste an möglichen Triggern in meinem unteren Beitrag aufschrieb, hatte ich den Eindruck, dass nichts davon wirklich an den Haaren herbeigezogen war, sondern alles seine Berechtigung hat. Aber genau an diesem Punkt verliere ich bereits den Überblick.

        #9
        Eventuell brauch auch dieser Beitrag eine Triggerwarnung. Ich erwähne Trigger hier explizit.

        Ich habe tatsächlich gewisse Schwierigkeiten mit diesen Triggerwarnungen oder Content Note. Gäbe es drei Punkte, Rassismus, Sexismus, Selbstverletzung, dann wäre das machbar. Aber ich habe da echt keine Übersicht.

        Zuerst einmal: Es wird immer von diesen Triggerlisten gesprochen, ich habe nun gegooglet und erstmal keine gefunden, vielleicht, weil mir der fachgerechte Wortschatz fehlt. Kann jemand etwas derartiges verlinken?

        Ich denke natürlich bei dem Thema in erster Linie an meinen Roman und frage mich, was ich da alles reinschreiben müsste. Sexismus, Rassismus, Vergewaltigung, Gewalt, Blut, Sex, alternative Religions- und Weltbilder, Verstümmelung von Tieren, Verstümmelung von Menschen, Trennungen, Gewalt an Minderjährigen, Naturgewalten, Erbrechen, Exkremente, Schwangerschaft, häusliche Gewalt, Drogenkonsum, Suizid, Geiselnahme ... je tiefer ich in einzelne Szenen tauche, desto mehr tut sich auf. Ich beschreibe einen Wolfsangriff: Bestimmt gibt es einen Menschen, der durch eine Hundeattacke durch so etwas getriggert wird. Ich beschreibe einen Mann, der vom Berg stürzt: Könnte das einen ehemaligen Bergsteiger triggern, dem dabei etwas Schreckliches widerfahren ist? Ich denke an meine Dialoge, wie häufig sich die Charaktere im Streit aufschaukeln, ihre Missachtung gegenüber Frauen, anderen Rassen, anderen Gesellschaftsständen kund tun. Triggert es jemanden, wenn Bauern, Adelige oder Priester beleidigt werden? Das Wort "Fotze" kann doch sicherlich triggernd sein, oder?

        An der Stelle habe ich den Eindruck, dass es hilfreicher wäre, am Anfang meines Romans zu schreiben, dass Menschen mit etwaigen Triggern bei meinem Roman nicht an der richtigen Adresse sind. Damit kann ich sicher sein, dass die Nachricht ankommt und möchte vermeiden, später schuld daran zu haben, wenn ein Mensch durch meinen Roman getriggert wird.
        Vielleicht ist es auch ein bisschen dieser Punkt, der mich von Triggerwarnungen Abstand nehmen lässt: Wenn ich keinen einzigen Trigger anführe, dann liegt es in der Verantwortung des Lesers, sich durch den Klappentext eine Idee zu machen bzw. evtl. doch zu einem Buch zu greifen, bei dem gewarnt wird. Stelle ich eine Triggerliste auf und vergesse eine vielleicht sogar recht wichtige Triggerwarnung, dann liegt die Verantwortung bei mir: "Wenn du Suizid als Triggerwarnung aufgenommen hast, warum dann nicht Gewalt an Kindern? Da musste ich ja davon ausgehen, es komme nicht vor ..."

        Desweiteren gibt es einige Trigger, die mit dem Weltbild zu tun haben. Nehmen wir die Gewalt an Kindern. Bei uns sind Kinder all diejenigen unter 18 oder 16 Jahren. Was ist, wenn das Konzept Kind in meinem Roman mit 10 Jahren aufhört. Ist Gewalt an einem 12jährigen dann Gewalt an Kindern oder nicht? Immerhin wird der 12jährige ja im Buch nie wie ein Kind behandelt.
        (Ich würde z.B. all die Romane der Fantasy und des Mittelalters, in dem junge Mädchen verheiratet werden, nicht zu Kinderpornographie zählen.)

        Mit Triggern sollen Menschen geschützt werden, wie Peter bereits sagte, alle in gleichem Maße und ohne jede ideologische Wertung meinerseits. Das heißt, dass ich in einem Buch über homosexuelle Paare eine dementsprechende Warnung anbringen müsste. Auch wenn ich Homophobie nicht gutheiße, wäre es doch äußerst vermessen zu verlangen, dass sich diese Menschen gefälligst ein Buch mit dem Thema antun müssen, weil sie einem "falschen Weltbild" angehören.
        Diese Ansicht wäre erschreckend.
        Aber: Stelle ich bei den Triggerwarnungen "Homosexualität" mit rein, käme ich mir selbst ziemlich homophob vor. Als würde ich Homosexualität als etwas Andersartiges verurteilen und als bedrohlich darstellen.

        Nur ein paar Gedanken meinerseits.



        Edit: Ganz besonders schwierig wird es doch, wenn eigentlich positiv konnotierte Dinge triggern können. Dass Schwangerschaft wegen Übelkeit triggern kann, habe ich jetzt kürzlich zum ersten Mal gelesen und auch wenn ich es verstehen kann, wäre ich darauf im Traum nicht gekommen. Sex als so ein Trigger ist "berühmter", aber da geht es doch eigentlich auch um etwas Schönes. Wenn es jemand erklärt, sind Trigger verständlich. Aber wie soll man als Autor darauf kommen?
        Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

        So nah, so fern.

        Kommentar


        • Peter
          Peter kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Ist jetzt nur so ins Grobe gedacht, da ich bisher nie eine Inhaltswarnung hatte und auch für mich noch weit entfernt bin, für mich einen klar definierten Standpunkt zu haben.

          Momentan tendiere ich eher zu etwas in dieser Richtung. (Aus dem Bauchgefühl heraus.)

          Die Figuren in dem Buch handeln und sprechen sowohl queerfeindlich und auch queerfreundlich, mehrere haben (nicht) expliziten Sex und Beziehungen, sowohl hererosexuell als auch homosexuell.
          Gewalt findet statt. Menschen werden angegriffen, verletzt und ermordet.
          Einige Figuren zeigen offen rassistische Tendenzen, die sie auch verbal ausdrücken.
          ........

        • Victoria
          Victoria kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Wie ich es konkret umsetzen würde. Ins Buch eine allgemeine Inhaltswarnung: Explizite Beschreibungen von Gewalt/Verletzungen, traumatische Unfälle und Verletzungen, beleidigende/verletztende/diskiminierende/rassistische/sexistische Kraftausdrücke …
          Somit sind die Bergunfälle und Hundeattacken als auch Schimpfwörter wie Fotze aber auch gegenüber Priester drin.
          Ich würde zusätzlich auf der Website eine genaue Liste anfertigen (wenn sie wirklich dermaßen lang ist), kapitelweise mit "Hundeattacke", "explizite Schilderung von Erbrechen/Schmerzen bei Schwangerschaft" …

        • Kelpie
          Kelpie kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Triggerwarnung pro Kapitel finde ich wirklich ... heftig. Weil das ein enormer Mehraufwand ist und in meinen Augen zumindest bei einem Roman übers Ziel hinausschießt, bei dem die Geschichte konstant auf diesem Niveau läuft. Das ergibt m.E. nur bei Romanen Sinn, die an sich ein flockiges Thema behandeln, aber in Kapitel XY auf einmal Suizid vorkommt.

        #10
        Da ich ja diesen Thread indirekt ins Leben gerufen habe, will ich auch was dazu sagen. Ich bin auf social media sozusagen das Emetophobiesprachrohr und gerade weil ich so viel nun schon so viel die negativen Folgen bei nicht vorhanden Warnungen miterleben musste, fällt es mir schwer, mich bei diesem emotionalen Thema kurz zu fassen.

        Zitat von Peter Beitrag anzeigen
        Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die Einordnung des Genres (Dark Fantasy, Horror, klassische Fantasy mit epischen Schlachten), plus die Beschreibung der Geschichte im Klappentext (es sterben Menschen auf grausame Art, homosexuelle Beziehung, Magie, gotteslästerliches Fluchen, etc.) plus das Heraufsetzen
        des Mindestalters auf 16 (sollten explizite erotische Szenen enthalten sein), schon einen guten Eindruck dessen vermittelt, was zu erwarten ist.
        Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
        Vielleicht ist es auch ein bisschen dieser Punkt, der mich von Triggerwarnungen Abstand nehmen lässt: Wenn ich keinen einzigen Trigger anführe, dann liegt es in der Verantwortung des Lesers, sich durch den Klappentext eine Idee zu machen bzw. evtl. doch zu einem Buch zu greifen, bei dem gewarnt wird. Stelle ich eine Triggerliste auf und vergesse eine vielleicht sogar recht wichtige Triggerwarnung, dann liegt die Verantwortung bei mir: "Wenn du Suizid als Triggerwarnung aufgenommen hast, warum dann nicht Gewalt an Kindern? Da musste ich ja davon ausgehen, es komme nicht vor ..."
        Ich habe die beiden Kommentare von Peter und Kelpie raus zitiert, weil ich sie extrem wichtig finde und sie für mich einer der wesentlichen Aspekte sind, die bei solchen Inhaltswarnungen häufig missverstanden werden. Die meisten Trigger sind NICHT anhand des Genres, Covers, Klappentextes etc. auszumachen und das ist das eigentliche Problem! Ich kann als Leser nicht sagen, wenn ich nichts über
        Leichen
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
        lesen will, lese ich keine Krimis mehr oder wenn ich nichts über harten Sex lesen will, lese ich einfach kein Dark Romance und damit hat sichs. Wenn das so einfach wäre, könnte man dem Leser die Verantwortung zuschreiben und wir würden diese Diskussion nicht führen.

        Die schlimmsten Szenen mit meiner Phobie hatte ich bei Becoming Elektra: Sie bestimmen, wer du bist von Christian Handel. Fantasy Jugendbuch.
        auch eine schlimme Szene bezüglich meiner Phobie: Das Rosenpalais von Anna Jonas. Familiensaga.
        Oder in eine andere Richtung gedacht: Zeit der wilden Rosen, auch Familiensaga/historische Romanze. Da heißt es im Klappentext: Der Roman ist ideal für Frauen, die gerne historische Romane, eine gute Familiensaga oder Familiengeschichten und Familienromane lesen. Tja, urplötzlich taucht in dem Buch eine detaillierte
        Lobotomie
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
        auf, die mir tagelang Albträume bescherte und mich fast zum Abbruch des Buches zwang.

        Damit will ich sagen: ich zb lese schon gar keine Krimis oder Thriller mehr, weil sich da in jedem Buch jemand
        übergibt.
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        Da weiß man einfach, das es schnell düster und brutal werden kann, je nachdem von wem man es liest. Wenn ich aber ein Fantasyroman oder eine Familiensaga mit Blümchen auf dem Cover lese, gerade weil ich nicht Angst haben will, weil ich keine Panikattacke, monatelange Albträume und Flashbacks haben will, dann finde ich das nicht zu viel verlangt, auch genau das zu kriegen. Emetophobie ist etwas, was vollkommen unabhängig vom Genre und meist auch innerhalb der Szene ohne Vorwarnung auftaucht. Und deswegen bin ich da so penetrant hinterher. Weil mir selbst als Leser die Kontrolle entzogen wird, sobald ich zu einem Buch greife, oder noch schlimmer, ich entgegen meiner Erwartungen erst recht kalt erwischt werde.

        Wenn ich an meine Bücher denke, würde ich bei einem Buch auch einige Leser verschrecken, obwohl ich das Buch selbst als nicht zu düster einstufen würde. Weil zb
        Suizid
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        nicht gleich
        Suizid
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        ist. Man kann es ausführlich beschreiben und auswalzen, man kann es nur am Rande erwähnen. Aber es kommt vor. Also werde ich eine Warnung setzen.

        Wie gesagt als Selfpublisher sind solche Warnungen für mich auch negativ, aber als Leser weiß ich, wie wichtig sie sind. Und auch so etwas wie
        Vergewaltigung
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        ist etwas, was nachwievor in anderen Büchern nicht mit einer Warnung versehen wird, obwohl es offensichtlich bzw. öffentlich anerkannt ist.

        Ich verstehe das auch vollkommen, dass man teilweise gar nicht weiß, wie man etwas benennen soll. Aber ich finde z. B. den Vorschlag von Peter ganz gut. So nach dem Motto, es wird
        Suizid
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        erwähnt (ist was anderes als einfach nur als Warnung
        Suizid
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        und man denkt dann vielleicht an ausführliche Beschreibungen etc.). Das macht die Warnung zwar länger, aber vielleicht für Leser und Autor einfacher und weniger abschreckend und differenzierter. Auch das kann natürlich wieder spoilern, hauptsache, der Autor versucht es. Da muss ich Kelpie allerdings auch Recht geben in ihrer Angst. Wenn in der Warnung alles mögliche auftaucht, aber nicht
        erbrechen
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        , fände ich das blöd. Das liegt aber wohl eher an der Grundeinstellung vieler Autoren,
        erbrechen
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        sei witzig/normal und nicht eklig und verstörend.

        Zitat von Kelpie Beitrag anzeigen
        Zuerst einmal: Es wird immer von diesen Triggerlisten gesprochen, ich habe nun gegooglet und erstmal keine gefunden, vielleicht, weil mir der fachgerechte Wortschatz fehlt. Kann jemand etwas derartiges verlinken?
        https://www.preetz-hypnose.de/phobienliste/
        https://phobien.ndesign.de/#a

        Ich weiß, da sind unzählige Phobien dabei, das dauert, sich da "durchzuwurschteln". Ich glaube bei mir ist das mit Triggern so: Wenn ich einen
        Autounfall
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        hatte und daher bei dem Wort
        Unfall
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        getriggert werde, kann der Autor das nicht wissen und ich kann es ihm nicht zum Vorwurf machen. Aber in der Liste zb kommt vor
        "Dystychiphobie – Angst vor Unfällen, oder in einen Unfall verwickelt zu sein"
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        . Das würde schon eher dem entsprechen. Damit meine ich, wenn es eine anerkannte Phobie ist, kann man sich auch als Trigger anerkennen, nicht ob jetzt Person XY in ihrer Freit XY erlebt hat und deswegen von XY getriggert wird. Mir ist auch klar, dass bei einer Phobie vor lachen kaum jeder Autor in sein Buch schreiben kann "es wird gelacht". Daher denke ich bei Trigger wirklich an Dinge, die einfach vom logischen Menschenverstand her als eklig, verstörend, aufwühlend, schlafraubend, emotional belastend etc verstanden werden. Natürlich gehören dazu die "Klassiker" wie
        Suizid und Vergewaltigung
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
        , aber eben auch zb auch
        Erbrechen oder Panikattacken
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
        . Ich habe jetzt leider keine Liste gefunden mit den 100 oder 50 bekanntesten Phobien, sodass man sich daran orientieren kann. Insgesamt gibt es glaube an die 650 anerkannte Phobien und wie gesagt nicht jeder Autor kann schreiben es wird gelacht. Aber anderseits, wenn man eine Phobie vor lachen hätte, könnte man tatsächlich gar kein Buch mehr lesen, weil ich kein einziges Buch kenne, in dem nicht mal gelacht wird. Das sind dann wieder so spezifische oder generell vorkommende Themen, die der Leser nicht vom Autor verlangen kann. Aber ich werde bei mir Schmetterlinge als Inhaltswarnung setzen, da ich jemanden kenne, der eine Phobie vor Schmetterlingen hat. Das ist dann wieder etwas, was nicht in jedem Buch automatisch vorkommt und daher als universell anerkannt werden kann, auch wenn vermutlich eher die Minderheit Schmetterlinge mit Ekel oder Albträumen assoziiert (in der Phobienliste kommen Schmetterlinge übrigens nicht vor, aber wie gesagt, da ich das von meiner Freundin direkt weiß, werde ich das ihr zu liebe auch übernehmen, es schadet ja nicht).

        Ich habe in der Medienwelt massive Probleme mit meiner Phobie, aber bei Serien und Filmen kann man das anhand von Trailern und Ästhetik immer noch besser einschätzen. Außerdem gibt es im english sprachigen Raum diese großartige Seite: https://www.doesthedogdie.com/does-someone-vomit
        Ich habe da jetzt zb
        vomit also erbrechen
        Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
        eingegeben und da wird einem wirklich Szene, Folge, Minute gesagt und was passiert. Gut, das ist jetzt auch nichts, was ich im Detail lesen kann, es geht darum, die Serien/Filme und teilweise auch Bücher zu überfliegen, oder von jemand anderem angucken zu lassen, um besser zu beurteilen, ob man zb Filme oder eine Serie etc. gucken kann. Wer natürlich auch klasse, wenn es sowas für deutsche Bücher gibt. Also wo man einfach sein Buch bei Kategorie XY einträgt und dann kann einfach immer auf dieser Seite geschaut werden. Aber so eine riesige Datenbank ist Wunschdenken ohnesgleichen.




        "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

        Kommentar


          #11
          Was
          Alle von uns können in etwa einschätzen, was grausam, gewaltätig, ängstigend, besorgniserregend oder ekelerregend ist.
          Das ist ein Satz, den ich bei diesen Diskussionen über Triggerwarnungen immer wieder lese und der mich ehrlich gesagt sauer macht, denn er wird oft dazu benutzt, die Diskussion im Keim abzuwürgen. Es ist ein "Mach einfach und stell dich nicht so an!", wenn jemand Schwierigkeiten damit hat, das richtige Maß zu finden, und das fördert nicht gerade die Offenheit dem Thema gegenüber.

          Ich betrachte Triggerwarnungen als etwas, das ich bereits im Kleinen tue, wenn ich einem Bekannten ein Buch leihe. Das ist meistens eine Positivauswahl – "Das hier ist etwas für dich" – aber auch manchmal eben eine Warnung: "Das ist ein cooles Buch, aber es kommt XY drin vor". So etwas zu sagen fällt mir leicht, wenn ich weiß, dass mein Bekannter ein Problem mit XY hat, und ich finde es auch wichtig, es zu tun, schließlich möchte ich nicht diejenige sein, die ihm ein Buch in die Hand gedrückt hat, das ihn triggert, ohne einen Piep zu sagen.
          Insofern bin ich vollkommen für Triggerwarnungen.

          Mein Problem besteht darin, dass ich diese Bekannten und ihre Triggerbereiche kenne und meine Leser nicht. Und wenn ich eins über Trigger weiß, dann dass sie unheimlich individuell sind. Das sind nicht nur große Themen, das können auch an sich völlig harmlose Namen, Gegenstände oder Situationen sein. Bei meinen Bekannten, deren Trigger ich kenne, kann ich diese Dinge auflisten. Bei Fremden, deren Trigger ich nicht kenne, kann ich das schlicht nicht.

          Dementsprechend muss ich bei einer Buchtriggerwarung eine Auswahl treffen, sowohl von den Themen her als auch von der Intensität der Situation.
          Wo ziehe ich hier die Grenze?
          Explizite Gewalt mit Messer
          angedeutete Gewalt mit Messer
          Bedrohung mit Messer
          Erwähnung von Messer als Waffe
          Erwähnung von Messer
          explizite OP-Szene
          angedeutete OP-Szene
          ....
          Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

          Was davon ist "grausam, gewaltätig, ängstigend, besorgniserregend oder ekelerregend"? Und vor allem: Was davon ist es definitiv nicht? Und wenn ich mir sage "Okay, im Zweifelsfalle schreib einfach alles hin, dann biste auf der sicheren Seite", dann ist diese Liste noch immer nicht erschöpfend. Sind scharfe Metallkanten nicht ebenso besorgniserregend? Oder stumpfe Metallstangen? Oder Stiefel oder Steine? Wo ist der Punkt, an dem ich mich zurücklehnen kann und sagen "ich hab an alles gedacht"? Oder soll ich umgekehrt doch wieder irgendwo mehr oder weniger willkürlich eine Grenze ziehen, und alle, die drunterfallen, haben halt Pech gehabt und sollen sich nicht so anstellen, weil ihre Phobie halt leider nicht Mainstream genug ist?


          Wie
          Beim Wie bin ich mit meinen Überlegungen schon weiter. Einfach eine Liste vorne oder hinten ins Buch setzen halte ich für nicht zielführend, wenn ich will, dass das Buch auch noch mal gelesen wird. Wenn ich's zu allgemein halte, dann schrecke ich damit vielleicht Leser ab, die mit der Art der Darstellung vielleicht gar kein Problem gehabt hätten. Es macht ja einen Unterschied, ob ich über drei Seiten "X-Gewalt an Y" explizit beschreibe, oder ob es irgendwo in einem Nebensatz angedeutet und dann nie wieder thematisiert wird. Wenn ich's aber wieder zu asführlich beschreibe, was, wie und in welchem Umfang ich "X-Gewalt an Y" in der Geschichte habe, dann hat schon die Triggerwarnung das Potenzial, jemanden zu triggern.
          Also wie mache ich das? Mit Spoilerstufen. Das geht natürlich nicht in einem Printbuch, daher würde ich dafür eine extra Internetseite einrichten, die zudem den Vorteil hat, dass ich da so viel Platz zur Verfügung habe, wie ich brauche, nachträglich Punkte hinzufügen kann und eben die technische Möglichkeit, Dinge zu verbergen, die ein Leser gar nicht wissen will. Im Beispiel sähe das so aus:
          • X
          • Y
          • physische Gewalt

          • Gewalt mit Schusswaffen (grafisch! mehrere Szenen)
          • Gewalt mit Messer (grafisch! mehrere Szenen)

          • Messer wird in ein Bein gestoßen (Kapitel 3)
          • Messer wird in ein Auge gestoßen (Kapitel 103)
          • Klinge wird jemandem an die Kehle gehalten (Kapitel 76)
          • Selbstverletztendes Verhalten mit Klinge (angedeutet) (Kapitel 71)
          • ...

          Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
          • Gewalt gegen Tiere (kurze Szene, Erwähnung)
          • ...

          Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.
          • psychische Gewalt
          • ...


          Theoretisch könnte man dann noch eine weitere Ebene anfügen, in der genau der Umfang und das Geschehen beschrieben werden.

          Das ist natürlich eine Menge Arbeit, aber da ich diese Form für sinnvoll halte, würde ich mir die machen. Nur scheitere ich eben wie oben beschrieben daran, was ich alles in diese Liste aufnehmen sollte, und wie ich das ordne. "Selbstverletztendes Verhalten" z.B. könnte man dann auch zweimal aufführen, einmal unter dem Gegenstand und einmal unter SVV selbst.
          Poems are never finished.
          Just abandoned.

          Kommentar


          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            Die gleichen Sätze können in unterschiedlichen Kontexten benutzt werden. Zum Beispiel als Antwort darauf, dass man das mit den Triggerwarnungen ließe, weil angeblich jeder Mensch irgendwie was habe und es unmöglich sei, benennen zu können, was nun in eine Liste gehöre.

            Liest man sich die Posts in diesem Thread durch, scheint es doch sehr, dass sich alle darüber bewusst sind, welche Themen sensibler sind. Die Grenzen sind individuell und diskutierbar, und -würdig. Es fiel ein paar Mal, dass die Auswahl subjektiv und individuell sind. Kunstmelodie wird "Schmetterlinge" aufnehmen.

          • Ankh
            Ankh kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Genau dieses Subjektive und Individuelle ist halt für mich ein Problem. Wenn ich so eine Liste erstelle, dann will ich es gründlich machen, und gleichzeitig ist mir bewusst, dass es nicht allumfassend geht. Wenn ich nicht "Schmetterlinge" aufnehme, obwohl ich jetzt weiß, dass es da draußen jemanden gibt, der damit ein Problem hat, dann lasse ich denjenigen doch genauso im Regen stehen. Und es zeigt mir, dass ich mir eben *nicht* bewusst bin und abschließend sicher sein kann, welche Themen sensibel sind.
            Über die Dinge, bei denen wir uns alle einig sind, dass sie traumabehaftet sein können, brauchen wir mMn nicht zu diskutieren. Aber über diese Grenzen und Grauzonen, die mir Kopfzerbrechen bereiten, bekomme ich keine hilfreichen Vorschläge, wie ich damit umgehen soll. Ich schreibe diese Listen ja nicht, damit ich mir auf die Schulter klopfen kann und sagen "hui ich bin so woke, ich hab ne Triggerliste!", sondern um Menschen was wirklich Hilfreiches hinzustellen. Also sollte meine Lösung auch möglichst alle einschließen, die irgendwelche Triggerthemen haben und nicht nur einen Bruchteil davon. Aber abgesehen von einer erweiterbaren Onlinesammlung wie oben oder ein "hier ist meine Emailadresse, wenn du wissen willst, ob dein Trigger vorkommt, frag mich" sehe ich keine Möglichkeit, das zu leisten.

          • In-Genius
            In-Genius kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Ich glaube, eines der Probleme, wie ausführlich man Warnungen aufschreiben kann, liegt auch in dem Medium physisches Buch (und solche, die es sein wollen aka eBooks). Da hat man nicht besonders viel Platz und auch nur eingeschränkte Möglichkeiten, wo man das hinschreibt. Besonders, wenn man die Warnungen nicht invasiv, sondern rein "wer denn möchte"-informativ gestalten will.
            Während man im digitalen Raum etwas kreativer mit der Lösung vorgehen kann, weil mithilfe von Links und Spoilern und anderen Werkzeugen mehr Möglichkeiten bestehen zu warnen und gleichzeitig unauffällig zu sein.

          #12
          Ganz allgemein: Wenn Autoren aus ihrem Gefühl heraus alle warnen wollen, denen sie meinungstechnisch auf die Füße treten könnten, dann sollen sie es machen.
          Es verwässert aber wohl die Triggerwarnung an sich.

          Ich persönlich orientiere mich zunächst an den Punkten der Liste von oben (Gewalt, Diskriminierung, Krankheiten) und an meiner Leser-Zielgruppe. Da ich keinen gesteigerten Wert auf Rassisten und Homophobiker lege, werde ich zur Frage einer CN deren Weltanschauung nicht mit den Bedürfnissen einer körperlich und/oder psychologisch traumatisierten Personengruppe gleichsetzen.

          Ich vertraue durchaus darauf, dass jeder weiß - nicht unbedingt selbst fühlt - was explizite Gewaltdarstellungen sind. Es wird dann kniffliger, wenn es vielleicht nicht so explizit oder nicht ganz so gewalttätig ist oder man selbst es eben nicht so schlimm findet.
          Mein Pathologen-LiRo hat eine
          Autopsie-Szene. Ich hab im Laufe von 3000 Sektionen drei Menschen im Sektionssaal ohnmächtig werden sehen, für mich grundlos. Dennoch sind drei Menschen zusammengeklappt und hätten sich schwer verletzen können.
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          Also warne ich
          Autopsie-Szene. Krebs. Tod.
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          Das hat nichts mit Gewalt zu tun, meines Erachtens auch nicht mit Ekel, aber es ist wohl eine für Normalleser Grenzsituation. Und ich persönlich tat mich erstaunlich schwer,
          eine fiktive namenlose Nebenfigur nach der anderen an einem Krebsleiden sterben zu lassen. Ich lese auch keine Belletristik mit diesem Thema.
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          Ich denke, wenn sich jeder Autor ehrlich fragt, ob er seiner Ansicht nach eventuell Traumata/Verletzungen anderer relevant überfährt, und meint, seine Entscheidung für oder gegen eine CN sei in Ordnung, dann wird er mit jeder Leserantwort umgehen können.
          Und nein, man kann nicht jedes persönliche Leserschicksal kennen und erfassen. Braucht man auch nicht. Man muss nur seinen eigenen Text kennen und bewerten. Vielleicht mithilfe der Listen, die Kunstmelodie aufgeführt hat.
          Und am Ende kommt es auf die eigene Einstellung an, auf das Autorenselbstbewusstsein.
          Ich stehe zu meinen Texten, ich entwickel mich aber zum Glück auch weiter und kann einsehen, wenn ich einem Irrtum oder einem blinden Fleck aufgesessen bin, und meine Meinung, meinen Stil und meine CN anpassen. Auch dank kopfwaschender Diskussionen.

          Kommentar


          • Victoria
            Victoria kommentierte
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            "Leid" war ein Wort, das mir fehlte.
            (Wobei hier auch wieder ein paar Abers kämen. Für manche ist eine Schwangerschaft Leid, für andere ein Segen.)

          #13
          Kleine Anmerkung was mir noch auffällt: man sollte vielleicht nicht davon ausgehen einzelne Trigger zu benennen, das kann man unmöglich zu 100% leisten. Aber man kann Themenbereiche benennen. Also zb Gewalt anstatt von konkretisierten Details. Da kann natürlich auch sein, daß die Szene anders ist, als der Leser sich das vorstellt, aber zumindestens ist der Leser schon mal vorgewarnt und weiß eher was auf ihn zukommt. Und wie gesagt ich orientiere mich stark an den Phobienlisten
          "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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            #14
            Dodo

            Da ich keinen gesteigerten Wert auf Rassisten und Homophobiker lege, werde ich zur Frage einer CN deren Weltanschauung nicht mit den Bedürfnissen einer körperlich und/oder psychologisch traumatisierten Personengruppe gleichsetzen.
            Ich finde es gut, dass du dir zu dem Thema bereits eine stabile Meinung gebildet hast, nach der du mit dem Thema Triggerwarnungen umgehen kannst.
            Zu diesem obigen Absatz empfinde ich das Thema allerdings ein bisschen komplexer. Ich habe beispielsweise in meinem Roman als Religion der Antagonisten einen Monotheismus, der im Roman nicht besonders gut wegkommt. Da das mit Weltanschauung zu tun hat, könnte ich nun sagen, dass ich da keine TW anbringe. Allerdings: Ein Mensch, der sich von Rassismus getriggert fühlt, weil er beispielsweise schreckliche Erfahrungen damit gemacht hat, Moslem zu sein, der wird sich sicherlich auch dadurch getriggert fühlen, wenn ein Mensch einer fremden, monotheistischen Religion aufgrund seiner Andersartigkeit drangsaliert wird.
            Geht es hier auch um Weltanschauung oder um eine körperlich und/oder psychologisch traumatisierte Person?

            Kunstmelodie

            Ich habe gerade in die Phobienliste hineingeschnuppert (nur auf die Schnelle, weil ich gleich weg muss), aber ich habe den Eindruck, das macht die Sache noch viel komplizierter.
            • Ablutophobie – Angst vor dem Waschen oder Baden
              Habe ich irgendwo eine Szene, wo sich jemand wäscht? Hm, ja. Indirekt.
            • Acarophobie – Angst vor Jucken oder den Insekten, die es verursachen
              Kratzt sich in meinem Roman jemand? Keine Ahnung. Bestimmt öfter mal an der Nase.
            • Acerophobie – Angst vor Säure
              Gilt dazu auch der saure Geschmack von Wein?
            • Achluophobie – Angst vor Dunkelheit
              Viel zu viele meiner Szenen spielen nachts ...
            • Acousticophobie – Angst vor Lärm
              Sicherlich wird häufiger gebrüllt oder Lärm beschrieben.
            • Acrophobie – Angst vor Höhen
              Szene in Gebirgen also nicht gut.
            • Aerophobie – Angst vor Zugluft, Luft schlucken oder giftigen Substanzen in der Luft
              Hier wäre ich vollkommen überfragt, ob so etwas im Roman vorkommt oder nicht. Wo ziehe ich die Grenze? Gilt auch Schnappatmung? Nach Luft ringen?

            Und so geht das weiter. Die Liste schafft bei mir keine Klärung, sondern grenzenlose Verwirrung. All diese Phobien könnte ich unmöglich abdrucken, es sei denn, ich würde einfach einen Großteil der Liste kopieren, bei vielen Dingen unsicher, inwiefern ich sie überhaupt richtig interpretiere. Die hier vielgenannte Idee, einfach auf die wichtigsten Dinge wie Gewalt, Sex, Rassismus Bezug zu nehmen, wäre nun aber für dich nicht hilfreich, weil Emetophobie dann unter den Tisch fallen würde.
            Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

            So nah, so fern.

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            • Dodo
              Dodo kommentierte
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              In dem Falle kann es helfen, einen von Rassismus Betroffenen zu fragen, ob er sich durch ein religiöses Thema getriggert fühlt. Ich kann Dir darauf keine Antwort geben, die für Dich Gültigkeit haben müsste.
              Meine Antwort wüsste ich (ich hab eine ähnliche Konstellation).
              Mir helfen Fragen zu meiner eigenen Motivation weiter. Wenn Du diesen Monotheismus nicht gut wegkommen lässt, dann hast Du dafür einen Grund. Kannst Du als Autor diesen Grund vertreten oder nicht? Aber kurz: Es ist Dein Text, und ich kann es nicht beurteilen.
              Vielleicht wäre ein religiös Verfolgter dann auch eher der Empfänger, der eine CN bräuchte.

              Was die Liste angeht:
              Ich glaube, es kommt auch ein wenig darauf an, wieviel Zeilen Du dem Insekt, der Badewanne oder der Dunkelheit widmest, was Du dem Zuschauer mitgibst. Wenn Deine Leute nachts um ein Lagerfeuer sitzen und feiern, dann erfüllt die Dunkelheit eine andere Rolle, als wenn im düsteren Flur gedrungene Schatten umherhuschen. Aber auch da könntest Du gezielt einen Betroffenen fragen, wenn Du auf Nummer Sicher gehen wolltest.

            • Victoria
              Victoria kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Ich kann nur sagen, wie ich es für mich beschlossen habe: Ich kann nicht (will auch nicht) vor allem warnen, deshalb schaue ich, wie ich es im Roman umgesetzt habe. Handelt es sich um einen einzigen Satz, in dem es der Perspektivfigur den Hals zuschnürt (weil sie sich ganz fies mit der besten Freundin verstritten hat), oder handelt es sich um eine Panikattacke – so geschildert, dass Menschen mit Aerophobie in die eigene Panik versetzt werden? Machen die Figuren bloß einen Bergspaziergang oder schildere ich tatsächlich Höhenangst.

              .
              .
              .


              Rassismus ist Gewalt.

              Manche Menschen kommen mit Alltagsrassismus klar, für andere sind es die Tropfen auf dem heißen Stein, für wiederum andere ist es traumatisierend, wordurch sie getriggert werden. (Manche empfinden auch nichts dabei, wenn sie von der eigenen Partnerperson einen Klapps auf den Hinterkopf bekommen, für andere ist es demütigend.)

              Diese Menschen sind getriggert, sie sind verletzt – nicht "fühlen", sie sind es.

              Man macht auch keine schlechten Erfahrungen damit, Moslem zu sein. Man ist Moslem und macht damit unweigerlich Erfahrungen mit Rassismus. Es ist ein Unterschied, ob eine Muslima angespuckt wird, weil sie ein Kopftuch trägt oder ob man nicht anerkennen oder sehen möchte, dass andere Leute nicht das gleiche Weltbild teilen.

            #15
            Um vielleicht mal konkreter zu werden und mit Beispielen zu arbeiten:

            Auf AO3 (Seite für Fanfictions) gibt es sogenannte "Archive Warnings", wo man gezielt und mit Ausrufezeichen auf Gewalt, Vergewaltigung, Tod und sexuellem Inhalt mit Minderjährigen (unter18) hinweisen kann. Also Themen, wo die meisten Menschen einsehen würden, dass Warnungen hilfreich sind. Diese Warnungen werden sehr prominent herausgestellt beim Anzeigen der Geschichte und sind besonders einfach in der Suchleiste herauszufiltern.
            Zusätzlich kann man eine Liste mit allen möglichen Tags anfügen, wie man sie gerade braucht. Da kann man dann speziellere Dinge angeben oder auch den Grad der Behandlung (zB Erwähnung vs explizite Darstellung). Bei meiner Hauptgeschichte sind das etwa 60 (u.a. Katzen und Freundschaft) und ich sehe das eher als eine Art: Themen, die behandelt werden-Liste an. Eben Dinge, worauf sich der Leser einstellen kann. Oft für Warnungen, aber man kann auch anmerken, wenn positive Themen näher beleuchtet werden.
            An dieser Stelle sei angemerkt: Digitale Räume dieser Art haben es definitiv einfacher als ein physisches Buch.

            Beispiel 1: sexueller Inhalt mit Minderjährigen (unter 18)
            Nun hab ich dort eine Kurzgeschichte hochgeladen, wo 16&17jährige ihr erstes Mal miteinander verleben und das sehr detailliert ist. Da fühl ich mich als Autor jetzt ein bisschen übervorsichtig, dass mit einer Warnung zu markieren, auch wenn's strikt nach Regel dieser Seite eine Warnung bräuchte. Immerhin find ich persönlich diese Alterskombination vollkommen in Ordnung und es ist ja so geschrieben, dass alles mit Consent ist. Find ich persönlich nicht warnungswürdig. Aber, Regel ist Regel und es ist eben doch recht explizit und sie sind eben doch noch Minderjährig/im Schulalter. Das findet nicht jeder in Ordnung.
            Also: Ich geb die Warnung ein und schreib in die Inhaltsangabe, dass sie eben 16 und 17 sind. Da kann dann der Leser selbst entscheiden, ob ihm die Alterskombination zusagt oder eben doch zu heikel ist.
            Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.


            Beispiel 2: Vergewaltigung
            Die Warnung Rape/Non-Con habe ich meiner Hauptgeschichte nachträglich hinzugefügt. Es kommt keine Vergewaltigungsszene vor, wie man sie sich stereotypisch vorstellen würde (mit Gewalt oder KO-Tropfen etc.). Es gibt relativ früh einen versuchten handgreiflichen Übergriff, der in den kleineren Tags erfasst wird, am Kapitelanfang herausstellend erwähnt wird und - in meinen Augen - eigentlich nichts passiert: ein ungewollter Kuss und ein paar miese Worte, dann ist die Szene schon wieder vorbei. Eine Geschichte von über 200k Wörter dafür mit einer großen Warnung zu versehen - und damit potentiell Leser zu verlieren, die diese Warnung kategorisch herausfiltern - erscheint mir übertrieben.
            Außerdem: So eine Vergewaltigungsszene will ich gar nicht schreiben und hat in dieser Geschichte nichts verloren. Das gibt's hier nicht, punkt fertig. Also, keine Warnung.
            Dann schrieb ich eine Szene, die rein technisch betrachtet eine Vergewaltigung sein könnte, auch wenn niemand in der Geschichte dies so betrachtet und die Szene auch nicht so erzählt wird und es auch nur ein winziges Detail ist, warum dieser Akt mit Gegenwehr beantwortet wird, während die Akte davor und danach (im selben Kapitel) mit Begeisterung angenommen werden. Und das stieß mir sauer auf. In der Logik der Geschichte macht sowohl die Szene als auch ihre Handhabung in dieser Art Sinn, aber es ist definitiv nichts was ich verharmlosen möchte. Diese Szene ist nicht in Ordnung würde sie im echten Leben stattfinden. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gerade dieser augenscheinlich unbekümmerte Umgang mit dieser Szene zum einen ihr den Ernst nimmt und zum zweiten - berechtigterweise - so manchem Leser schwer im Halse stecken bleibt oder Schlimmeres. Eben auch, dass sich niemand unter den Figuren um die Implikationen kümmert.
            Also setzte ich nach über 30 veröffentlichten Kapiteln die Warnung für die ganze Geschichte und erläutere unter der Inhaltsangabe, dass zweifelhafter Consent in der Geschichte eine Rolle spielt und vor allem, dass sich keine der Figuren darum kümmert/kümmern kann. Damit eben Leser, die sowas nicht lesen wollen/können, die entsprechende Entscheidung treffen können.
            Ich setzte die Warnung also nicht, weil vielleicht eine Szene rein technisch als Vergewaltigung interpretiert werden könnte, sondern weil das Thema von den Figuren so lapidar behandelt wird, dass ich das nicht jedem Leser kommentarlos ins Gesicht klatschen will.
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            Gerade bei langen oder komplexen Geschichten kann es manchmal schwierig sein, Warnungen angemessen zu platzieren. Wenn man über fünfhundert Seiten hat, kommt zum einen eine Menge vor und zum anderen ist dann "im Großen und Ganzen" betrachtet diese eine Szene vielleicht gar nicht so wichtig. Das heißt aber nicht, dass auch eine vergleichsweise kleine Szene nicht doch einen großen Eindruck im Leser hinterlassen kann.
            Ich denke, da muss man dann unterscheiden zwischen den großen Themen wie Gewalt, Diskriminierung etc., die im Großen und im Kleinen sehr hart sein können und definitiv Warnungen brauchen. Ob man da zwischen beispielsweise "Gewalt" und "Gewalt mit Messern" unterscheiden möchte/kann in der Warnung, hängt wohl vom Kontext ab. Und dann Dinge wie Phobien, die im Kleinen (ein-, zwei Sätze) sich als übervorsichtig anfühlen, aber gerne auch im Großen (detaillierte Szene) gern vergessen werden. (Da schließe ich mich für Phobien voll ein. Hab ich noch nicht dran gedacht, muss ich für meine Geschichte mal überprüfend feststellen.)

            Für meine Fanfictions setze ich mich extra vor der Veröffentlichung noch einmal hin und gehe die Szenen Stück für Stück durch nach Dingen, die mit gewissem Impetus geschrieben werden oder nach Dingen, die eine wichtige Bedeutung haben auch wenn sie nur am Rande erwähnt werden. Vermutlich finde ich nicht alles und manches ist auch interpretationsabhängig, aber ich will zumindest versuchen, dass meine Leser mit der bestmöglichen Zuversicht in die Geschichte gehen, dass sie mögen werden, was ich schrieb.

            In der Weise finde ich Comics übrigens recht angenehm. Oft kann man sie vor dem Kauf rasch durchblättern und augenfällige Szenen erblicken, die auch ohne explizite Warnung/CN einen guten Hinweis darauf geben, wie gewalttätig, eklig oder sexistisch dieses Werk sein könnte, eben weil dieses auch im Zeichenstil drinsteckt und nicht nur in der Handlung. Das rettet einen nicht vor bösen Überraschungen (manches kommt dann doch aus dem Nichts), aber man bekommt doch einen recht guten Eindruck worauf man sich einstellen kann als Leser.
            Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
            to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
            A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
            You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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            • Ankh
              Ankh kommentierte
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              Ob man da zwischen beispielsweise "Gewalt" und "Gewalt mit Messern" unterscheiden möchte/kann in der Warnung, hängt wohl vom Kontext ab.
              Ich würde das deshalb aufschlüsseln, weil ich es auch nicht sonderlich hilfreich finde, zu grob zu beschreiben. "In meinem Buch kommt Gewalt vor" ist natürlich richtig und einfach, hält aber umgekehrt vermutlich auch Leute davon ab, es zu lesen, die nur mit bestimmten Arten von Gewalt, die ich gar nicht thematisiere, ein Problem haben. Ich will unterm Strich ja nicht möglichst viele Leute abschrecken, sondern dass das Buch gelesen wird und sich die Leute dabei sicher fühlen. Je mehr eigene Entscheidungsgewalt ich ihnen geben will, desto mehr Informationen brauchen sie dafür dann auch.

            • In-Genius
              In-Genius kommentierte
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              Ankh Für mich erscheinen Warnungen oder Content Notes so, dass je spezieller ich sie angebe, desto mehr Gewicht und Aufmerksamkeit erhalten sie und desto wichtiger erscheint mir das Thema für die Geschichte zu sein. Diejenigen Themen, wo ich will, dass der Leser sie miterlebet und mitfühlt, da warne ich besonders vor und gebe das auch spezieller an. Diejenigen Themen, die mehr als eine Art Randnotiz vorkommen, versuche ich allgemein zu halten und zusammenzufassen, da sie auch nur allgemein und zusammenfassend beschrieben werden.
              Was jetzt meine persönliche Interpretation der Sache ist.

              Aber auch: Es kommt wohl auch darauf an, wie viel bzw welche Arten von beispielsweise "Gewalt" in einer Geschichte vorkommen. Gibt es nur welche mit Messern? Oder auch mit Fäusten? Oder auch mit Schusswaffen? Nur in einem Kapitel? Ist es nur eine Figur? Sind es alle Figuren? Ist die ganze Welt schlicht und ergreifend gewalttätig immer und zu jeder Zeit? Hat diese Art von Gewalt eine Bedeutung für die Geschichte aber die andere Art von Gewalt nicht? etc.
              Ich denke, ab einer bestimmten Quantität von verschiedenen Gewaltakten ist es vllt auch einfach ehrlicher zu sagen "Gewalt", als es zwingend aufschlüsseln zu wollen.
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