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Mittwochsfrage #145: Inhalt oder Stil

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    #16
    Habe zwar noch nie was von ihm gelesen, aber die Werbung sprang mir gerade ins Auge.




    Anmerkung 2019-12-13 074923.jpg
    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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      #17
      Ich wage dann mal, gegen den Strom zu schwimmen und "Stil" zu antworten. Wobei ich das relativieren muss: manchmal ist es der Stil, der die Geschichte ausmacht.

      Gerade kurze Texte können meiner Meinung nach sehr davon profitieren, dass sie in einem ungewöhnlichen Stil geschrieben sind.
      Z.B. der Klassiker "Rotkäppchen auf Amtsdeutsch": https://www.jetzt.de/usertext/351592...uf-Amtsdeutsch. Der Inhalt ist bekannt (und war, wenn man ehrlich ist, noch nie eine besonders gut aufgebaute Geschichte), aber der Stil sorgt dafür, dass aus diesem Text eine witzige Parodie wird.
      Ein anderes Beispiel, das ich leider nicht verlinken kann: es gibt eine Kurzgeschichte, die Ich-Perspektive und Deep-POV die Gefühle des letzten Überlebenden einer Raumstation schildert, kurz bevor er sich entschließt, die Station abzuschalten und damit selbst zu sterben. Sehr emotional, sehr unter die Haut gehend. Erst in den letzten Zeilen kapiert man als Leser, dass dieser "Überlebende" ein Roboter ist, der also eigentlich keine Gefühle haben kann. Diese Geschichte funktioniert nur aufgrund des gewählten Stils. Geschichten, in denen ein Android seine Menschen überlebt, gibt es wie Sand am Meer. Der Inhalt ist nicht mehr spannend. Aber diese Geschichte ist einzigartig, weil man als Leser mal wirklich mit dem Roboter mitfühlt und mit ihm sympatisiert.
      Noch ein Beispiel, sogar in Roman-Länge: "Wölfe" von Hilary Mantel. Inhalt: noch ein historischer Roman aus der Zeit von Heinrich VIII. - zugegebernermaßen mit einem ungewöhnlichen Protagonisten, es ist nämlich erfrischenderweise mal nicht Anne Boleyn oder Katharina von Aragon oder eine fiktive Kammerzofe einer der beiden, sondern der Unsympath Thomas Cromwell. Das alleine hätte aber für mich nicht ausgereicht, das Buch interessant zu finden, dafür ist das Thema schon zu ausgelutscht. Aber der Stil! Ich war fasziniert und habe das Buch verschlungen.

      Ich muss aber zugeben, dass das Ausnahmen sind. Guter Stil kann nicht über mangelnden Inhalt hinwegretten. Aber man kann einen durchschnittlichen Inhalt durch guten Stil lesenswert machen.
      Always avoid alliteration.

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      • Lia Roger
        Lia Roger kommentierte
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        Also inzwischen stellst du dich nicht mal gegen die Mehrheit, hab ich den Eindruck, es scheint ja etwa gleich viele Posts für Inhalt und Stil zu geben. Was nochmal deutlicher macht, wie unmöglich diese Frage zu beantworten ist.
        Guter Stil kann nicht über mangelnden Inhalt hinwegretten. Aber man kann einen durchschnittlichen Inhalt durch guten Stil lesenswert machen.
        Genau das! Zu schlechter Inhalt oder gar kein Inhalt lässt sich durch nichts retten - zu schlechter Stil lässt sich aber auch nicht durch interessanten Inhalt retten. Wenn's nicht lesbar ist, ist's nicht lesbar. Letztendlich kommt eben doch das eine ohne das andere nicht aus.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Nein, zu schlechter Stil ist für mich auch ein Ärgernis. Es gibt Graubereiche zwischen Sehr gut und zu schlecht.

      #18
      Ich finde es auch sehr schwierig, mich auf Stil oder Inhalt festlegen zu muessen. Je mehr Posts ich gelesen habe, je untrennbarer scheint das fuer mich zu werden. Vorhin war ich noch der Ansicht, Stil sei nur eine bewusste Art, Sprache zu verwenden (Stilmittel verwenden, achten auf Rhytmen oder Buchstabenkombinationen, Wort- und Satzlaengen und die Verwendung der Zeichensetzung). Jetzt bin ich der Ansicht, dass teilweise auch das Plotting dazugehoert, Anordnung der Szenen, Vor- und Rueckschauen oder streng chronologische Erzaehlung, POV usw. Irgendeine Anordnung und ein POV sind ja aber auf jeden Fall da, sobald ich den Inhalt aufschreibe.

      Wenn ich mich unbedingt fuer eines entscheiden muss, nehme ich den Inhalt. Grund: ich habe auch schon Buecher nur angelesen und sie dann weitergegeben, ohne sie zu beenden. In den meisten Faellen lag es am Inhalt, in wenigen Faellen am Stil.

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      • flashesofnonsense
        flashesofnonsense kommentierte
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        Ja, die Bewertung hängt schon stark von der Definition ab, was man alles unter dem Wort Stil konglomeriert.

      #19
      Anfangs war ich mir sicher, dass der Inhalt wichtiger ist. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto wichtiger wird der Stil für mich.
      "Die Räuber" fand ich inhaltlich total interessant. Doch der Stil machte es für mich unmöglich, es zu lesen.
      Es gibt gefühlt unendlich viele Arztserien, aber ich schaue Scrubs, wegen des verrückten Humors und Doktor House wegen des bissigen Zynismus.
      "Sturmhöhe" von Emily Bronte ist inhatlich klasse, aber durch den speziellen Schreibstil kam die Stimmung erst richtig rüber.
      Inzwischen denke ich also, das der Stil eine austauschbare Gesichte erst zu etwas Besonderen machen kann.
      Umgekehrt geht es natürlich ebenfalls. Deswegen... keine Ahnung O.O So richtig entschieden habe ich mich nicht, weil es für beide Seiten entsprechende Beispiele gibt.
      Aber momentan tendiere ich eher zum Stil, als zum Inhalt.
      Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
      Nordfriesentote (2021) - Twentysix

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        #20
        Stil. Keine Frage.

        Da ich nicht denke, besonders ausgefallene Plottwists zu erdenken oder das meine Geschichten irgendetwas Brandneues erzählen würden (noch die meisten Geschichten von allen anderen), ist das WIE der Erzählung das wichtigere von beidem. Denn der Stil wird am Ende meine Geschichte von allen anderen Geschichten des Genres abtrennen.
        Zusätzlich ist für mich das WIE der Erzählung sehr wohl ein Teil der Geschichte, da es sich aus den Figuren und dem Plot heraus speist, welche Wörter und Metaphern und Töne mein Stil anzunehmen hat. Mein Stil variiert mit der Geschichte, denn der Erzählstil ist Teil der Geschichte, nicht nur Teil von mir.

        Aber ich weiß, dass das nicht jedem gefällt. In der Regel bekomme ich Kommentare darüber, wie die Leute mit den Figuren mitfiebern und meinen Schreibstil gut finden - also funktioniert der Text auf beiden Ebenen, super. Aber ich bekam auch schon Kommentare, dass zwar der Stil gut war aber nicht viel in dem Text passiert wäre und das nicht gefallen hat - also funktionierte der Inhalt für diesen Leser nicht. Passiert. Geschmäcker sind verschieden.

        Als Leser sehe ich das auch so. Ich lese Bücher nicht um herauszufinden, was passiert. In der Regel ist das klar bevor die Geschichte überhaupt beginnt und spätestens ab der Hälfte ist der Plot doch sonnenklar. Ich lese, um Spaß mit einem Text zu haben und dafür ist ein passender Erzählstil unermesslich wichtig. Einer der Gründe warum ich absolut kein Problem habe, wenn mir jemand im Detail erzählt was in einem Film/Serie/etc. passiert bevor ich das entsprechende Stück selbst konsumiert habe. Mir geht ist nicht um das WAS, das passiert, sondern um das WIE.
        Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
        to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
        A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
        You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Aber meistens werden die belohnt, die das Genre neu beleben können, sprich etwas Neues hinzufügen können. Outlander verknüpft eine Liebesgeschichte mit Zeitreise und einer starken Frau. Heute alt bekannt, aber damals etwas Neues. Ich fand die Frau des Zeitreisenden mit den Zeitreisegen innovativ.
          Wenn ich mich genauer mit Liebesgeschichten auskennen würde, könnte ich auch sagen, wie Mojo sich von ihren Vorgängern unterscheidet.
          Natürlich muss man auch den Zeitgeist treffen. Aber wenn alle eine Lehrer-Schüler-Geschichte schreiben, muss man schon einen Dreh haben, um das noch spannend zu gestalten, denn das ist ausgelutscht, obwohl es immer noch konfliktreich ist. Oder wie viele Geschichten beschreiben heute noch, wie sich eine Frau in einen Priester verliebt, wobei das wieder ganz interessant sein könnte?

          Bücher werden meist an die Menschen verkauft, die es noch nicht gelesen haben, den Stil kann man erst bewerten, wenn man ein paar Seiten gelesen haben. Oft reicht Cover, Klappentext und Titel für die Kaufentscheidung schon aus. Schon da muss man den Leser mir irgendwas ködern, was spannend ist. Das Altbekannte verliert bis auf ein paar Fans seinen Reiz, also muss man mit etwas Neuem locken. Um es noch komplizierte zu machen, die meisten Lesern müssen mit dem Neuen etwas anfangen können. Ein Liebesroman über Neuntöter wird wahrscheinlich sehr innovativ sein, aber viele wird es nicht ansprechen.

          Wenn man sich einen Namen gemacht, gibt es wieder andere Regeln. Aber man kann nicht erfolgreich wie Poppy Anderson werden, wenn man das Rezept von Poppy Anderson kopiert. Poppy Anderson hatte das Glück, dass sie zu den ersten erfolgreichen Selfpublisherinnen gehörte. Sie war offenbar gut genug und sie ist fleißig genug gewesen, um sich eine Fangemeinde aufzubauen.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Liiiebe (<- mit Monty Burns' Stimme vorstellen, bitte) verliert niemals ihren Reiz.

          "Die paar Fans" wären die, für die ich schreibe, nicht für Leute, die zufällig das Cover cool finden. Außer, wenn diese dann weitere "paar" Fans würden, weil sie meinen Stil mögen.
          OT: Eben habe ich ganz kurz Neunaugen und Neuntöter verwechselt. Schätze, das eine wäre noch innovativer als das andere. Andererseits hat das gerade eine Idee bei mir angestoßen. Wieder Protagonist mit einem Beruf mit "P". Hahah! Ich mach doch 'ne Serie draus.

        • Milch
          Milch kommentierte
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          Gefühle, Spannung und Humor sind überzeitlich.
          Der Subtext ist meist ein anderer, auf den kommt es an.

          Wenn man noch kein Name ist, muss man um Aufmerksamkeit buhlen.
          Anderer Weg sind gute Kritiken, aber die liest ja kaum noch jemand. Oder Flüsterpropaganda, aber damit diese in Gang kommt, muss jemand mal zugegriffen haben.
          Zuletzt geändert von Milch; 18.12.2019, 19:52.
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