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    Metaphern erfinden

    Jemandem das Herz brechen. Ein Meer aus Tränen. Die Nadel im Heuhaufen. Metaphern sind wohl eines der stärksten Stilmittel, die es gibt. Doch Originelle zu finden ist verdammt schwer. Also… Solange man nicht peinliche Abwandlungen macht.
    Wie geht ihr eigentlich bei sowas vor? Nutzt ihr eher „tote“ Metaphern? Oder versucht ihr eher eigene zu erfinden?


    #2
    Ich erfinde eher eigene und habe Spaß dran Manchmal greife ich aber auch bewusst auf abgedroschene Vergleiche zurück, um den Stil des POV Charakters oder seine Sicht auf sein Gegenüber zu unterstreichen. Was verstehst du denn unter »toten« Metaphern? Metaphern die bekannt sind wie ein bunter Hund?
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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      #3
      Ich benutze durch die Bank weg alles, was mir vor die Flinte kommt. Abgedroschene Formulierungen ebenso wie gute oder sauschlecht konstruierte Bilder, die den Leser quer durchs Weltall jagen . Kommt drauf an, was ich vermitteln will.
      Abgenutzte Vergleiche und zu Tode wiederholte Bilder/Metaphern kann ich per se nicht verdammen, wenn sie GENAU das ausdrücken, was ich ausdrücken will. Wenn sie allerdings schon so runtergenuckelt sind, dass sie keinen Inhalt oder geradezu kein Bild beim Leser mehr erzeugen, dann kill ich sie oder übertreibe sie beim Überarbeiten. SaKi s freundlicherweise zur Verfügung gestellter "bunter Hund" zum Beispiel erzeugt bei mir keinen bunten Hund im Hirn. (Vielleicht auch, weil ein bunter Hund in Berlin nicht auffallen würde. Das Bild wäre für ein modernes Großstadtszenario eher überholt.) Wenn es aber im Text um einen (un-)auffälligen Hund ginge, dann könnte man das Bild variieren und wieder mit bellendem Leben erfüllen.
      Prinzipiell halte ich die Verwendung von alten Begriffen und hunderttausendmal geschriebenen und leergelesenen Metaphern (oder anderen Stilmitteln) nicht für verdammenswert oder für ein Zeugnis einer schlechten Autorenleistung. Man muss damit nur umgehen können, wissen, wann und wo der Platz dafür ist. Sie sind nicht schlecht, sondern werden nur von in dem Moment schlechten Schreibern ver(sch)wendet, wenn die nicht wissen, wie es gut geht.

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      • Dodo
        Dodo kommentierte
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        Ich sag ja ooch nicht, dass es von abgelutschten Formulierungen rauschen _soll_ und ich das toll finde Leergelesen ist es so lange, bis es ein findiger Autor wieder mit Inhalt füllt. Muss man aber nicht auf Krampf versuchen. Lieber etwas Frisches, aber schlecht finde ich etwas gut Reanimiertes nicht.

      • Milch
        Milch kommentierte
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        Jeder reanimiert manchmal etwas, aber man sollte es behutsam tun. Manches ist so lahm, dass es keinen emotionalen Impakt hat.

      • Flori
        Flori kommentierte
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        Gegen "Stuhlbein" und "Flaschenhals" habe ich nichts, weil sie nunmal so heißen. Es sind eigentlich keine Metaphern mehr.

      #4
      Für mich ist neue Metaphern zu erfinden einer der schönsten Aspekte beim Schreiben! Ich finde, es funktioniert mit einem ziemlich "deep" POV am besten – wenn man ganz nah an der Figur dran ist, ergeben sich daraus Metaphern, die speziell zu dieser Figur und ihrer Weltsicht passen. Ich mag es auch, wenn so was dann völlig abstrus wird. Und ignoriere das irritierte Testleser-Feedback so lange wie es irgend geht 😁

      Ich halte wie Dodo aber auch den Gebrauch bekannter Metaphern (die sind nicht tot, sie werden ja weiter verwendet) nicht für verwerflich. Gerade in einem Text, der sehr "bunt" geschrieben ist, lebendiger Stil, schräge Metaphern ... braucht's ja auch zwischendurch mal Pausen für den Leser, in denen er etwas Bekanntes vorfindet und komfortabel drüber weglesen kann. Nach drei Wochen Poke Bowls möchte ich schließlich auch mal wieder nen Döner. Apropos, Essens-Metaphern mag ich besonders.
      and it's not what we think
      rather the opposite
      it's staring at the end of you.

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        #5
        Es muss nicht alles neu sein, um Wirkung zu haben. Manchmal ist bekanntes auch für den Lesefluss gut, wenn man den Leser bspw. nicht da rausholen will. Zu viel Neues kann auch schnell nerven. Ich kenne tatsächlich Bücher, wo ich mir beim lesen denke: Meine Güte, ging das nicht einfacher? 1. Ich brauche eine Weile um die Metapher zu verstehen und 2. für einen simplen Sachverhalt wird eine Wasserstoffbombe gezündet.
        Gut dosiert ist alles gut. Die Dosis macht das Gift ... und so.
        Nein das war ich nicht.
        Ach so, das!
        Ja, das war ich.

        Kontakt: administrator@wortkompass.de

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Metaphern, die man nicht schnell versteht, sind eher hinderlich. Und ja, es soll schon zum Sachverhalt passen.

        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Die Wasserstoffbombe gefällt mir.

        #6
        Ich erfinde gern neue Metaphern, auch gern abgedroschene - wenn sie passen. Manche Charaktere haben einfach so eine bestimmte Denkweise, zu der so etwas passt, und da ich außerdem liebend gern Dramedy schreibe, passt es für mich persönlich auch gut, wenn die eine oder andere Metapher auch mal etwas abstruser ist und den Leser zum schmunzeln bringt. Aber wie weltatlas schon sagte, geht es um die richtige Dosis. Abgedroschene Metaphern verlieren schnell ihre erwünschte Wirkung, wenn der Leser damit bombardiert wird. Und selbstverständlich ist das auch Geschmackssache. Nicht jeder mag so einen Stimmungsmix, und das ist auch in Ordnung, jedem das seine.
        Bereits existierende Metaphern formuliere ich auch gerne um oder verleihe ihnen einen kleinen Twist, allerdings kenne ich, glaube ich, kein Buch, in dem nicht auch die einige bekannte Metaphern einfach so verwendet werden, wie es sie schon gibt. Nicht immer häufig (zu oft ist auch nicht ganz mein Geschmack), aber ganz ohne kommt man nicht aus und sie sind ja auch aus Gründen etabliert. Persönlich mag ich es nur trotzdem lieber, altbekannten Dingen etwas Neues zu verleihen, um so (wieder/neue) Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen. Zumindest hoffe ich darauf.
        There are many ways to make music.

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          #7
          Viele Metaphern sind schon so tief im Sprachgebrauch, dass es für sie gar kein anderes Wort gibt. Ein "Flaschenhals" oder ein "Stuhlbein" sind an sich auch schon Metaphern. Und ich werde mir kein Bein ausreißen, da das Rad neu zu erfinden Das mache ich eher, wenn es für das, was ich ausdrücken will, noch keinen passenden Begriff gibt. Dann etwas zu finden, das passt und aus sich selbst erklärend ist, ist sehr schwierig, aber wenn man was findet, umso schöner. Ganz selten springt mich auch mal eine von selbst an, die verwende ich dann auch, wenn's passt. Aber richtig kreativ werde ich eigentlich eher bei Vergleichen.

          Interessant ist es übrigens, sich mal Redewendungen in anderen Sprachen anzugucken. Wofür es im Deutschen (noch) keine Metapher, Vergleiche etc. gibt, gibt es manchmal in anderen Sprachen bereits sehr treffende. Oder man verändert und kombiniert bereits bestehende. Das wirkt meist etwas humoristisch, aber wenn das nicht stört, kann man da auch in die Vollen gehen. Erst gestern habe ich bei Jim Butcher die schöne Formulierung "still wie im Grab eines Bibliothekars" gelesen




          Poems are never finished.
          Just abandoned.

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            #8
            Ganz so abgedroschene Metapher sollte man meiden, denn sie haben keine Wirkung mehr. Meine Handlungen sind manchmal Metaphern, das nennt man wohl Großmetaphern. Ansonsten schaut man durch die Brille der Figur, da findet man schon Metaphern, die schon neu sind, es müssen ja nicht so viele sein.

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              #9
              Ich mag es ja sehr gern antike-Mythologie-Metaphern zu kreieren (z.B. Er war so aufgewühlt wie das Meer zwischen Sestos und Abydos --> Anspielung auf die Sage von Hero und Leander. Leander ertank in dem Meer). Aber natürlich ist mir klar, dass die dann nicht jeder versteht und dann verlieren sie natürlich teilweise ihren Sinn, aber ich mag das einfach so gerne, dass ich es nicht lassen kann. Mythologie und so. Also sollte man bei ausgedachten Metaphern wirklich darauf achten, dass sie noch verständlich und nicht zu abstrus sind.

              Womit ich mich wirklich schwer tue sind Herz- und Seelen-Metaphern. Da ist es schwer etwas Originelles zu finden. Das habe ich gestern beim Schreiben gemerkt: Seine Brust tat so weh, als würde jemand mit einem glühenden Schürhaken in seinem Herzen herumstochern.

              Naja,das klingt immer ziemlich kitschig.^^

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              • SaKi
                SaKi kommentierte
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                Lia Roger Mensch, du kannst doch nicht einfach Nimmersatt hier verlinken. Allein wenn ich den Titel wieder lese, muss ich schon weinen. Mäh. *schnäuz*

                Ich habe übrigens den Begriff »Metapher« in der Eingangsfrage auch so verstanden, dass er als Überbegriff für alle Verbildlichungen steht, also Vergleiche eingeschlossen. Ich glaube, damals im Deutschunterricht haben wir das mal so, mal so gebraucht ... ist schon so lange her

              • Lia Roger
                Lia Roger kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                SaKi Awwwwww <3 *Taschentuch reich*

                Bei uns wurde da, soweit ich mich erinnern kann, echt iel drüber diskutiert. So im Nachhinein betrachtet ... warum eigentlich? Was bringt einem theoretisches Detailwissen dazu, wenn es doch viel wichtiger ist, es richtig anzuwenden. Die ganz großen und erfolgreichen Autoren denken sicher auch nicht darüber nach, ob das was sie da verwenden jetzt eine Metapher oder ein Vergleich ist.

              • Lyriksoldatin
                Lyriksoldatin kommentierte
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                Lia Roger, Ah, ja ich will auch was von deinem übrigen Medizinermetaphern abhaben. ^^ Am besten was mit Herzschmerz.

                Okay, wenn ihr das alle so seht, ist es ja egal, ob Vergleich oder Metapher.
                Zuletzt geändert von Lyriksoldatin; 16.11.2019, 01:00.

              #10
              Ich finde, man kann auch gut altbekannte Metaphern verwenden, weil das etwas ist, was der Leser kennt. Wenn man zu kreativ wird oder übertreibt kann es nämlich schnell passieren, dass es den Leser aus dem Fluss haut.

              Ansonsten versuche ich natürlich die Metaphern an meine Geschichte bzw. meine Welt anzupassen. So habe ich in Blutgesang z.B. aus der "Höhle des Löwen" die "Höhle des Drachen" gemacht. Man kann die Metaphern natürlich auch an den PoV anpassen. Ein Fischermann wird eher auf Begriffe aus dem nautischen zurückgreifen als z.B. ein Bergbauer.

              Aber wie bei allem beim Handwerk gilt auch hier, dass die Dosis das Gift macht
              »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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              • Alys II.
                Alys II. kommentierte
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                Die nautischen Metaphern erinnern mich hier daran, dass ich das in "Rad der Zeit" ziemlich gut umgesetzt fand. Eine der Amyrlin (mega-mächtige, königsgleiche Weltanführerin eines magischen Frauenbunds) benutzt immer Metaphern aus der Fischersprache, die für viele andere Mächtige komisch und unangebracht klingen. Aber sie ist eben eine Tochter einfacher Fischer und bleibt der Sprache ihrer Kindheit treu. Fand ich ein schönes Stilmittel.

              #11
              Solange eine Metapher funktioniert, ist sie nicht tot, auch wenn sie eine altbekannte Redewendung ist. Sprachlich "tot" ist, was nicht mehr kommuniziert.
              Ein Text sollte meiner Meinung nach so präzise wie möglich erzählen. Manchmal hilft eine altbekannte Redewendnung dabei gut, manchmal hilft sie nicht. Manchmal hilft eine neuartige Metapher dabei gut, manchmal hilft das nicht.

              Für meine Anwendung von Metaphern stelle ich mir meist die Frage: Drückt die Metapher wirklich aus, was ich sagen will?
              Beispiel des gebrochenen Herzens: Will ich nur erwähnen, dass die Figur Liebeskummer hat? Oder will ich den Leser miterleben lassen, wie der Liebeskummer ist? Fühlt die Figur buchstäblich wie ihr Herz sich entzwei spaltet? Oder fühlt es sich für diese Figur vielleicht anders an? Ist der Erzähler besonders blumig oder trocken oder humorvoll in seiner Erzählweise?
              Je nachdem wie tief ich gehen will und wie ich mir die Situation für die Figur vorstelle und wie ich die Erzählstimme konstruiere, kann die Metapher genau richtig sein oder total daneben liegen.

              Stilmittel sind nicht absolut, sie sind nur ein Werkzeug. Wie das Messer, das Tausende von Jahren alt ist und trotzdem heute noch Verwendung findet, so kann auch eine altbekannte Redewendung das beste Mittel sein. Und manchmal muss man etwas Neues erfinden.
              Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
              to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
              A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
              You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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