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Wie führe ich viele Figuren ein?

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    Wie führe ich viele Figuren ein?

    Im Rahmen meines Schreibkurses habe ich für meinen Roman ein "Eröffnungsbild" und ein "Schlussbild" entworfen.
    Es stellt sozusagen eine ähnliche Szene an den Anfang und an das Ende des Romanes, um die Veränderung der Hauptfigur zu zeigen.

    Mein Eröffnungsbild/ -szene ist eine Mittagessen von Paulines Familie in der Schmiede, wo jeder der Anwesenden Forderungen an sie stellt, ohne Rücksicht auf das, was sie möchte oder sie mit seinen Problemen konfrontiert, ohne das sie weiß, wie sie das Problem lösen soll.
    Mein Schlussbild/ -szene ist ein Picknik auf Lukas Burg mit ihrer und Lukas Familie, alle Probleme sind gelöst, Pauline hat sich mit ihrer Familie ausgesöhnt, alle sind glücklich.
    (ganz grobe Zusammenfassung)

    Meine Frage ist jetzt:
    Überfordere ich den Leser, wenn ich gleich in der ersten Szene gut 10 Personen einführe?
    Oder unterlasse ich es einfach alle vorzustellen und erwähne sie nur und beschreibe sie später?
    Wird es nicht für den Leser langweilig, wenn ich das Setting und die Personen alle in der ersten Szene beschreibe?

    #2
    Ich denke, die erste Szene ist dafür da, die Protagonistin einzuführen und sie dem Leser ans Herz zu legen. Wenn die Leser nicht möglichst rasch Empathie empfinden und beginnen, sich für sie zu interessieren / sich um sie zu sorgen, bleibt ein Roman nur ein Stapel beschriebenes Papier. Daher würde ich deiner Protagonistin gönnen, in der ersten Szene im Rampenlicht zu stehen.

    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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      #3
      Mich würden 10 Personen womöglich erschlagen, wobei das jetzt auch nur mein erster Eindruck ist, ohne überhaupt diese Textstelle gelesen zu haben. Vielleicht ist sie ja auch so geschrieben, dass man die 10 Personen gut und einfach auseinander halten kann.
      Aber, Name, Aussehen, grober Charakter ... uff. Ich tue mich real auf Konferenzen usw. schon schwer mir Namen zu merken

      Die Frage wäre für mich: Was ist der Kernpunkt/Kerngedanke der ersten Szene und welche Figuren sind daran aktiv beteiligt? Alle anderen wären für mich nur Statisten und nicht erwähnenswert, noch nicht.
      Nein das war ich nicht.
      Ach so, das!
      Ja, das war ich.

      Kontakt: administrator@wortkompass.de

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        #4
        Sind alle Figuren wichtig?
        Wenn nein, beschränk Dich auf die wichtigen, gönne denen die Aufmerksamkeit. Mir ist als Leser egal, ob noch Onkel Egon am Tisch sitzt, wenn er für die Geschichte keine Bedeutung hat. Wenn Du Onkel Egon aber partout einbringen möchtest, schenk ihm nur ein Attribut, an dem er wiederzuerkennen wäre, und lass ihn nur auftreten, wenn er dran ist. Nicht vorher erwähnen, nicht der Vollständigkeit halber wiederholen. Das macht einem Leser schon leichter zu entscheiden, welche Figur er sich merken sollte. Bleib nah am POV-Träger.
        So mach ich es jedenfalls, wenn eine Szene von Personen wimmelt. Mein Maximum waren neun in der Szene Anwesende und ein Abwesender; zwei davon waren die Hauptfiguren, und um deren Beziehung ging es. Ich wage zu behaupten, dass das funktioniert hat. Als zweite Szene allerdings. Die anderen hatten nur Einsätze, um das Setting und weiteres Geflecht anzudeuten, nicht auszuleben.
        Wenn Du einen personalen POV hast, solltest Du nicht vergessen, dass diese Figur die anderen wahrscheinlich kennt und - ebenso wie Du - als unterschiedlich wichtig für die Szene ansieht. Daher wird der POV-Träger sich selbst die Figuren nicht in extenso vorstellen. Also eher nicht: "Onkel Egon, der pensionierte Kriminalkommissar aus dem schleswig-holsteinischen Flensburg, der in seinem Leben über fünfhundert Morde bearbeitet hat und uns, als wir Kinder waren, Gruselgeschichten darüber erzählt hatte, kaute auf seinem Stück Fleisch, als wäre das die Lösung zu seinem fünfhundertersten Fall." Eher: "Onkel Egon erzählte mal wieder über seine Mordfälle." Macht Onkel Egon wiedererkennbar, aber nicht zu einer Hauptfigur.
        Wäre so mein Tipp, wenn Du wirklich alle erwähnen musst.

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          #5
          Zehn Personen sind schon eine ganze Menge. Ich würde mich wahrscheinlich erschlagen fühlen. Vielleicht ließe sich die Anzahl auf sechs bis sieben reduzieren, die dafür etwas ausführlicher zu Wort kommen, so dass man als Leser ein Band zu ihnen aufbauen kann. Die restlichen drei oder vier können dann am Ende als knappe Aufzählung folgen.

          Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, wäre ein markantes Detail für jede Figur. Tante Kamilla mit dem großen, lotusfarbenen Damenhut, den sie zwischendurch zurecht rückt. Bruder Paul, der nur widerwillig von seinem Smartphone aufschaut, ehe er sich wieder WhatsApp widmet. Mutter Luise mit dem Überbiss, der immer hervortritt, wenn sie lächelt. Solche Sachen halt. Es macht auch nichts, die Figuren vorerst auf nur dieses eine Detail zu reduzieren, im Gegenteil. So fällt es leichter, sie in der Anfangsszene auseinanderzuhalten.
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          Zuletzt geändert von Flossenschwinge; 21.12.2019, 17:04.

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            #6
            Die Frage ist auch, überforderst du vielleicht auch dich selbst eine 10-Personen-Szene zu schreiben? Ich persönlich kann das nämlich nicht und steige schon ab vier Leuten aus. Kann natürlich sein, dass dir das supergut liegt, weiß ich ja nicht. Aber ich gebe zu bedenken, in alltäglichen Gesprächen haben selten 10 Leute gleichzeitig das gleiche Gespräch. Das teilt sich von alleine auf, weil Menschen eben so viel Aufmerksamkeit gar nicht verteilen können. In so großen Gruppen bilden sich immer Untergrüppchen, das ist normal und sinnvoll. Außerdem reden für gewöhnlich die immer gleichen drei Hänsel und der Rest sitzt daneben und rollt mit den Augen über Opas Witz, den er zu jedem Essen bringt oder so. Gruppen und gerade große Gruppen haben ja eine gewisse, eigene Dynamik.
            Persönlich würde ich bei sowas das auf diese Dynamik zurückgreifen und das Mittagessen mithilfe solcher Untergrüppchen erzählen. So kannst du als Autor besser herausarbeiten, wie die Beziehungen zwischen den einzelnen Leuten sind, weil sie sich in Untergrüppchen mehr miteinander beschäftigen müssen - und es hat den Vorteil den Leser nicht mit der Menge an Leuten zu überfordern, auf die man sich eh nicht gleichzeitig konzentrieren kann, sondern er kann die Leute Grüppchen für Grüppchen kennenlernen.
            Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
            to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
            A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
            You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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              #7
              Generell würde ich es vermeiden, so viele Figuren in eine Szene zu packen.

              In deinem speziellen Fall kann man aber vielleicht sogar mit der Überforderung des Lesers arbeiten:
              Das sind zehn Leute, die nacheinander oder sogar gleichzeitig auf Pauline einreden und etwas von ihr wollen. Bei solch geballter Wucht dürfte selbst Pauline schnell den Überblick verlieren, was sie jetzt alles tun soll. Wenn du es schaffst, dem Leser zu verklickern, dass das genau der Eindruck ist, den du vermitteln willst, dann fühlt er sich auch nach Nummer fünf nicht mehr verpflichtet, den Überblick zu behalten, sondern versinkt voll Sympathie mit Pauline im Chaos. So dient die Szene explizit nicht dazu, die anderen Figuren und ihre Forderungen en detail vorzustellen, sondern erst einmal eine Bindung zu Pauline aufzubauen.

              Die Figuren im Einzelnen kannst du dann in den folgenden Kapiteln noch in Ruhe vorstellen, wenn nacheinander jeder nochmal bei ihr antanzt mit "gell, du weißt schon, dass ich wie auf Kohlen warte. Kümmer dich um mein Problem zuerst!" Da kann und darf sich jeder einzelne noch einmal von seiner ganz speziellen Seite präsentieren, vielleicht mit Drohungen und anderen Fiesheiten, die er vor dem Rest der Familie nicht aussprechen würde, oder ausführlichen Details zur persönlichen Jammerstory, die Pauline bewegen sollen.
              Poems are never finished.
              Just abandoned.

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                #8
                Zehn Figuren finde ich auch etwas viel. Da müssten sie schon sehr gut ausgearbeitet sein, damit ich sie unterscheiden kann. Ich bin mir aber dann nicht sicher, mir alle merken zu können. Falls es möglich ist, würde ich einige erst später einführen.

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                  #9
                  10 Figuren auf einmal, Hölle. Das würde ich wie die anderen eher vermeiden.
                  Wichtig ist, dass sich die Figuren auf eine originelle Art unterscheiden, so dass sich die Figuren einbrennen.

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                    #10
                    Ich meine, wenn das ein Familienessen ist und da 10 Personen am Tisch sitzen, dann sitzen da 10 Personen am Tisch, und dann ist das so. Generell würde ich mich aber, und das nicht nur für die erste sondern für jede Szene, in der so viele Figuren mitspielen, auf ca. drei davon beschränken, die wichtig sind. Ich würde wohl nicht mal alle Namen nennen oder überhaupt die Anzahl an Personen. Wenn es viele sind, ist es für den Leser eigentlich auch wurscht, ob das nun 10 oder 20 sind.

                    Dass Du mit einer solchen Szene anfangen willst, sehe ich nicht als Problem. Jeden erwähnen oder zu Wort kommen lassen, außer, wenn mal alle durcheinder reden (das würde ich aber dann auch genauso nennen und nicht jeden aktiv einen halben unterbrochenen Satz reden lassen), würde ich auf keinen Fall. Ich denke, die allermeisten Leser würden da durcheinander kommen und im schlimmsten Fall gar nicht erst weiterlesen.

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                      #11
                      Dass es viele Personen sind, haben die anderen ja schon gesagt Das kann sich kein Leser merken.

                      Wenn ich so an große Familienzusammenkünfte denke, kommt es da eigentlich sehr selten dazu, dass es eine einzige Unterhaltung gibt, bei der sich jeder beteiligt. Manchmal aber eher selten hören alle einem Erzähler zu, oder einer Unterhaltung zwischen zwei, drei Leuten zu - aber meisten spaltet es sich quasi sofort in mehrere Grüppchen auf. Selbst mit nur acht Leuten haben wir meistens dann 2-3 Unterhaltungsgrüppchen.
                      Es wäre also nicht abwegig für deine Figur, nur mit wenigen direkt zu sprechen (vor allem wenn du irgendwo mittig einspringst und nicht erst die ganze Begrüßungsgeschichte mitmachen musst^^) sodass du auch nur wenige Namen erwähnen musst.

                      EDIT: Grad erst gesehen, das In-Genius genau das auch schon vorgeschlagen hat und ich es wohl überscrollt habe

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                        #12
                        10 Personen auf einmal einzuführen und das gerade im ersten Kapitel - zu viel. Das würde ich als Leser wieder weglegen.

                        Wenn man aber viele Personen einführen will, dann finde ich immer noch die genialste Variante die, die Tolkien im "Hobbit" gewählt hat:
                        12 Zwerge erscheinen grüppchenweise an Bilbos Türe. Bilbos Überforderung mit den Gästen spiegelt die Überforderung des Lesers wieder. (Wer war gleich nochmal Fili? und Bofur? Und wem ist schon Essen serviert worden und wem gehört der rote Kapuzenumhang?) Und das Schönste ist, dass Tolkien später im Buch diese Szene selbst parodiert, als Gandalf die Zwerge nach und nach Beorn vorstellt.
                        Always avoid alliteration.

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                          #13
                          Leider komme ich erst jetzt dazu zu antworten.
                          Vielen Dank für Eure vielfältigen Antworten. Ich habe es jetzt so geändert, dass es nur der engste Familienkreis ist, der sich zum Essen trifft und das sind noch 6 Personen, dass müsste gehen.

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