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Tätermotive - wie finden?

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    Tätermotive - wie finden?

    Hallo Leute,

    wieder einmal eine Frage von mir *hust*

    Momentan hänge ich am Plot meines neuen Krimiprojektes. Dieses Mal soll der Krimi humorvoller werden, eher in die Richtung lockerer Nordseekrimi, nachdem der letzte düster und recht gewalttätig war. Das ist mein erstes Projekt in diese Richtung.
    Nun hänge ich ein bisschen beim Motiv des Serienmörders. Die Opfer und die Umstände der Tode habe ich, ich habe auch das spezifische Merkmal des Täters. Aber ich habe keinen Täter und vor allem kein Motiv.

    Meine Frage an euch, vielleicht auch direkt an die Thriller- und Krimischreiber: wie kommt ihr an die Motive eurer Killer und Täter? Habt ihr zuerst den Täter und dann die Tat, oder umgekehrt? (Passt vielleicht auch zur Frage, ob ihr zuerst die innere oder die äußere Handlung plottet, wie im anderen Thread.)

    Beim letzten Projekt hatte ich den Täter zuerst und darauf hin die Tat geplant. Jetzt ist leider genau umgekehrt. Obwohl ich bei meinem zweiten Genre (Urban Fantasy) immer erst die Handlung und dann die Charaktere plane fällt es mir dieses Mal recht schwer.

    Wie löst ihr solche Probleme?

    Grüße
    GloraRegali
    Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
    Nordfriesentote (2021) - Twentysix

    #2
    Ich schreibe zwar keine Krimis und Thriller, habe aber öfter eine entsprechende Nebenhandlung laufen. Letztlich muss man sich klarmachen, dass es eigentlich wenige Motive für Morde gibt. Gier. Rache. Macht. Machtfantasien. Verdeckung anderer Straftaten.
    Serienmörder aus Gier und Rache - da wäre man bei Erbschleichern und dem "Grafen von Monte Christo", das passt wahrscheinlich nicht so in Dein Setting?
    Ich bin jetzt auch kein Spezialist für Serienmörder, habe aber mal "Die Seele des Mörders" von John Douglas, dem FBI-Profiler, der die Behavioral Science Unit mitgestaltet hat, gelesen. Letztlich erinnere ich, dass Serienmörder oft eine Fantasie ausleben, die ihnen ein Gefühl von Macht (und damit Lust) verleiht. Mit jedem Opfer schleifen sie an der Ausarbeitung ihrer Fantasie. Die Machtfantasie wiederum soll ein spezifisches (psychologisches) Defizit des Täters ausgleichen. Douglas rekonstruiert letztlich Psyche und Motiv des Täters durch Untersuchung und Rekonstruktion des Tatorts, des Tathergangs, der Inszenierung durch den Täter und die mögliche Beziehung von Täter und Opfer.
    Da verlassen mich allerdings fundiertere Kenntnisse, und ich könnte ad hoc nur plump küchenpsychologisch herumstümpern, während Douglas mit hoher Trefferquote vorhersagen konnte, was für ein Auto der Täter fährt (und welche Kleidung er bei der Verhaftung tragen würde).

    Offenbar befindest Du Dich in einer ähnlichen Situation wie der Ermittler. Die Tat, aber kein Täter.
    https://en.wikipedia.org/wiki/John_E._Douglas wäre vielleicht ein Recherche-Startpunkt für etwas fundierteres Profiling Deines Serienmörders. Je nachdem, wie tief Du Dich da hineinknien willst. Der Glaubwürdigkeit schadet es jedenfalls nicht.

    Für meine Nebenbei-Krimi/Thrillersettings ging ich umgekehrt vor: ich hatte den Täter, aber noch keine Taten. Die entwickelten sich bei mir mit dem Plot.

    PS und nebenbei: Es gibt einen deutschen Profiler, der Krimis mit einem Profiler als Protagonisten schreibt. Carsten Schütte. Eines seiner Bücher heißt "Im Fokus", da lernt man auch etwas über die Arbeitsweise, was man nutzen kann ...
    Zuletzt geändert von Dodo; 20.09.2019, 14:42.

    Kommentar


    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Das Buch schaue ich mir mal an. Danke für den Tipp =)

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      "Die Seele des Mörders" - diesen Tipp kann ich nur unterstützen. Gut in der Hinsicht ist auch "Homicide" von David Simon. (Nicht ohne Grund sind ja aus beiden Büchern Serien entstanden, die sich viel mit Polizeiarbeit und Täter-Profiling beschäftigen.)

    #3
    Mord hat grundsätzlich ja zwei Gründe: Etwas bekommen (Geld, Macht, sexuelle Befriedigung, Rache ...) oder etwas verhindern (Entdeckung, Verlust ...). Da du im Moment das Opfer, aber keinen Täter hast, würde ich davon ausgehen mir zu überlegen, was das Opfer (und weitere Personen, soll ja ein Serientäter sein) hatten, das der Täter haben wollte bzw. inwiefern das Opfer jemandem im Weg gestanden haben könnte. An der Stelle ist es auch sinnvoll, gleich mehrere Motive zu entwickeln, dann kann man leichter falsche Spuren legen.

    Also zB: das Opfer (nennen wir sie Elfriede) besitzt ein Häuschen, das der Neffe gerne erben würde (Motiv 1: Geld-/Sachgewinn), hat vom Fenster des Häuschens eine Straftat beobachtet, die der Täter vertuschen will (Motiv 2: Entdeckung verhindert) und ist außerdem Mitglied einer Lotto-Tippgemeinschaft, die gerade drei Millionen gewonnen hat (Motiv 3: Geldgewinn).

    Jetzt ist die Frage, aus welchem dieser Motive man den besten Serienmörder machen kann. Der Neffe könnte den Rest seiner Familie beiseite räumen, der Straftäter hat vielleicht schon vorher einen (von Elfriede beobachteten) Mord begangen, der nur noch nicht entdeckt wurde, und muss ggf. noch andere Zeugen beiseite räumen, weil er vom Pech verfolgt ist, und die Tippgemeinschaft könnte auch ein mörderisches Mitglied haben. Wie auch immer, du musst dir ein Motiv überlegen, das mehrere Leute gleichzeitig oder nacheinander betrifft, die (um es spannender zu machen) keine auf den ersten Blick offensichtliche Verbindung haben.

    Auf diese Weise hättest du ein Motiv und weißt, in welcher Beziehung der Täter zum Opfer steht. Möglicherweise reicht dir das schon als Anstoß. Eventuell gibt aber auch die Mordmethode schon Anhaltspunkte, worum es zwischen Täter und Opfer ging. Elfriede mit einer Gartenhacke umzubringen könnte mit einem Nachbarschaftsstreit zu tun haben, wohingegen Gift eher auf einen Täter hindeutet, der im Haus ein- und ausgeht. Wobei auch das wieder eine falsche Spur sein kann und der Nachbar hat die Brombeeren vergiftet, aus denen Elfriede Törtchen gebacken hat. Und wenn Elfriede die Törtchen dann nicht selbst gegessen hat, sondern auf dem Sommerfest verkauft hat, hast du einen noch komplexeren Fall. Da muss man dann einfach mal gedanklich die Zügel schießen lassen und überlegen, was alles so passieren kann und wen es dann am Ende trifft

    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #4
      Ich schreibe auch einen "Spaß-Krimi", und ich hatte zuerst die Tat. Dann stand ich ähnlich da wie Du: wer wars denn nun und vor allem, warum?? Ich hatte keine Ahnung. Dann kam ich aber schlicht durchs Plotten drauf, wer wann wieso. Eigentlich "nur" durch logische Überlegungen. Ich wollte natürlich niemanden, der irgendwann wie ein Hase aus dem Hut gezaubert wird, aber auch niemanden, der immer mal wieder den Kopf in die Szene streckt und sonst eigentlich mit der Geschichte nichts zu tun hat. Und vor allem sollte natürlich die Tat an sich etwas mit der Geschichte zu tun haben, mit der Protagonistin und natürlich mit dem Täter.

      Ich befürchte, dass im Moment der Täter recht früh zu entlarven ist, wobei ich das gar nicht mal so tragisch finde. Dass das Warum überraschend ist, ist mir bei meiner Geschichte wichtiger (das aber, wie gesagt, zur Story passen muss). Irgendwie frage ich mich gerade, warum ich bloß einen Krimi schreibe und nicht was einfaches

      Bei einem Serienmörder kann man ja zur Not immer noch das Motiv "Die Opfer sahen aus wie Mama" oder so nehmen, würde aber meiner Meinung nach eher zu einem handfesten Thriller passen und nicht zu einem humoristischen Krimi. Wenn man "Die Opfer sahen aus wie Mama" allerdings gut mit der Geschichte verknüpft, hat es natürlich was

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        #5
        Ein Kriminalpolizist hat mir mal gesagt: in 99% der Fälle geht es um Geld, Sex, oder Macht. Und in den restlichen 1% dient der Mord dafür, ein anderes Verbrechen zu vertuschen.
        Ob das wirklich stimmt, weiß ich natürlich nicht. Aber ich finde, es klingt plausibel.
        Always avoid alliteration.

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          #6
          In irgendeinem Schreibratgeber hatte ich mal einen guten Tipp gefunden, der bei mir recht gut funktioniert: Wenn ich irgendetwas suche (Motivation, (Hinter-)Grund, Tat, etc.) dann muss ich genau zehn Stück finden. Das erscheint erstmal viel und oft fallen einem dann total dämliche Dinge ein, die so nie funktionieren können, aber die werden trotzdem auf die Liste geschrieben. Durch diesen Zwang, zehn Punkte zu finden, komme ich erstaunlich oft zu einer guten und kreativen Lösung Vielleicht hilft dir das ja auch bei deinen Tätermotiven.

          Bei deinem konkreten Problem würde ich vermutlich auch im Internet ein bisschen nach echten Tätern und Motiven recherchieren. Da sollte man ja eigentlich genug Ideen finden bzw. sich inspirieren lassen.
          »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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            #7
            Danke für eure Tipps. Ich bin auf einem guten Weg und mein Täter entwickelt sich prächtig. Eventuell muss ich noch die Feinheiten in der Überarbeitung einbringen, aber eure Tipps haben mir sehr geholfen =)
            Unter den Masken (2021) - Booksnacks/dp DigitalPublishers
            Nordfriesentote (2021) - Twentysix

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              #8
              Beziehungen der Figuren sind immer eine gute Inspirationsquelle. Vielleicht hat das Opfer mit der Frau des Täters geschlafen? Oder es hat die Karriere des Täters versaut? Die Möglichkeiten sind unendlich.

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