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Mittwochsfrage #127: Ich war jung und …

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    #16
    Ich habe früher immer sehr dramatisiert und weniger recherchiert als ich sollte Da ist beispielsweise ein Typ entkräftet umgekippt und wird erst mal zwei Wochen im Krankenhaus behalten. Superrealistisch! Aber ich brauchte das Drama und die Zeit für einen anderen Charakter, um über den gerade im KH befindlichen Charakter nachzudenken. Drama war lange Zeit mein zweiter Vorname *g* Ganz früher hab ich auch Geschichten im Chat-Format geschrieben *g* Ich war jung und hatte so eine Phase – witzigerweise hatte ich aber, als ich mit dem Schreiben an sich begonnen habe, immer brav im Romanstil geschrieben … ich weiß nicht, wie ich dann zum Chat-Stil kam. Vielleicht weil ich damals in der Schule mit einer Freundin im Unterricht Rollenspiele gemacht hab. Andere Leute schieben sich Zettelchen mit Nachrichten zu, wir nutzten einige Unterrichtsstunden, um halbe Rollenspiel-Geschichten zu schreiben *gg* Da gings auf den Zettelchen auch immer nur so: »Charakter 1: *tut was* 'Blablabla' ... Charakter 2: 'Blablabla' *tut auch was*« (Highlight war, als uns mal eine Lehrerin erwischt hat und den Zettel einsammelte ... aber nicht vorlas, wie es sonst so üblich war x'D war auch nicht ganz jugendfrei immer *g* Teenager halt)
    Früher hab ich auch Gedichte geschrieben, die sehr prosaisch waren, nur mit mehr Zeilenumbrüchen und vielen »...«
    Mittlerweile schreibe ich ordentliche Gedichte (wenn ich denn noch welche schreibe) und ich gebe mir Mühe, in meinen Geschichten nicht übermäßig viel unnützes Drama einzubringen. Außerdem recherchiere ich etwas mehr bzw. frage halt, damit alles halbwegs glaubhaft wird. Meine relativ kurze Fanfiction-Phase habe ich auch hinter mir (und nein, ich habe nicht mit dem Schreiben von FFs angefangen, sondern hatte so mittendrin eine Phase, in der ich unter anderem FFs geschrieben habe). Originale Charaktere und Settings sind mir doch lieber. Aber zu einer kleinen Parodie hier und da würde ich nicht Nein sagen
    Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

    Kommentar


      #17
      Fundstück aus 2012
      Meinem Geschreibsel gegenüber bin ich meistens ziemlich kritisch. Das wird aber besser, je länger es zurückliegt. Wollte euch ein Fundstück aus dem Jahr 2012 aufdrängen, weil ich aktuell ja eh nix schreibe und demnach hier sonst immer recht wenig zum Aufdrängen zur Hand habe... Jung war ich auch damals schon nicht mehr, aber es war irgendwie trotzdem anders. Das Leben. DIe Welt.
      Entstanden ist das Ganze im "Club der Pressepoeten", einem Unterforum in dem Online-Fußball-Managerspiel "Hattrick". (Hört sich komisch an, ist es auch.) Wie das Thema zustande kam? Ich glaube, damals hat gerade so der Hype mit Zombie-Geschichten und -Filmen/Serien Fahrt aufgenommen und ich hab dann aus Spaß meine Variante dazu gestrickt, ne kurze Kurzgeschichte.

      (Recherchiert hab ich dafür nix, was man an meiner damaligen Unkenntnis von Kommunalpolitik und Ämterbezeichnungen etc. erahnen kann. )

      Jedenfalls hier die Geschichte. Viel Spaß.



      Spätes Erwachen

      Er hatte diese blutleeren Sitzungen immer gehasst. Besonders ätzend war es, wenn es um den Haushalt ging - und das war immer öfter der Fall in diesen Zeiten, in denen die Verschuldung der Länder bedrohliche Höhen erreichte. Gerhard Mommsen war gerne Mitglied des Landtags. Nein, das war gelogen. Früher, als er mit Anfang dreißig der örtlichen SPD beigetreten war und begonnen hatte, sich im Gemeinderat zu engagieren, mag ihm die politische Arbeit noch Freude bereitet haben. Aber die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. So wie ihm die Haare ausgefallen waren, waren ihm auch seine Ideale und der Glaube an die Politik verloren gegangen. Das alles brachte doch nichts.

      Sobald er Engelbrecht durch die Tür kommen sah, war ihm klar, wie die Diskussion laufen würde. Allein die Art und weise, wie er seinen fetten Wanst in den Raum schob und dabei einen Assistenten mit bedeutungsschweren Worthülsen überschüttete, löste in Mommsen einen spontanen Brechreiz aus. Er hatte das schon zu oft mitgemacht. Und er kannte seine Pappenheimer. Engelbrecht war Staatssekretär von Ministerpräsident Hauser und nur in den seltensten Fällen zu konstruktiven Diskussionen fähig. Es lag einfach nicht in seiner überheblichen, selbstgerechten Natur, sich den Meinungen anderer anzuschließen oder überhaupt in Betracht zu ziehen, dass er und seine Regierung etwas nicht bedacht hatten. Heute würde es nicht anders laufen. Mommsen wandte sich mit Abscheu zum Fenster und betrachtete die dunkle Straße.

      Auch in dieser Sitzung sollte es um den Haushalt gehen. Die Fronten waren verhärtet und es würde eine zähe und unerfreuliche Veranstaltung für alle Beteiligten werden, soviel war klar. Die Sitzung fand am Abend statt und es waren nicht alle eingeladenen Abgeordneten erschienen. Das war durchaus üblich. Auch Mommsen kam mehr aus Gewohnheit denn aus Pflichtgefühl. Linda war da. Sie war einer der wenigen Lichtblicke.

      „Na, was meinst du? Ob wir heute auch wieder einen Überraschungsbesuch bekommen?“ Linda Schmidhuber stellte ihren Kaffee ab und nahm neben Mommsen platz. Sie lächelte. Worauf sie anspielte, war ein Vorfall während der vergangenen Sitzung. Eine alte Frau hatte die Versammlung gestürmt und sich bitter beklagt. Gar gedroht hatte sie. Sollte das Parlament tatsächlich den Beschluss fassen, den Friedhof in Zuppenhausen aus dem Ortszentrum zu verlegen, würde es diese Entscheidung noch bereuen. Man sollte es besser nicht wagen, die Totenruhe zu stören. „Höret mich, ich bin die Stimme der Toten!“ Mommsen versuchte, die Tonlage der alten Frau nachzuahmen, war aber selbst unzufrieden mit dem Ergebnis. Linda wandte sich ihrem Kaffee zu.

      Tatsächlich war das ein heikles Thema gewesen, aber wie so oft hatte sich auch damals die ökonomische Argumentation durchgesetzt. Das Friedhofsareal war perfekt geeignet für ein großes Einkaufscenter, das dem Ort einen dringend benötigten wirtschaftlichen Auftrieb verschaffen sollte. Der Friedhof musste an die Ortsgrenze verschoben werden. Mommsen hatte wie einige andere dagegen gestimmt, wenn auch nur aus dem Grund, dass Engelbrecht eine Befürwortung forcierte. Der Beschluss war dennoch zustande gekommen.

      Engelbrecht erhob sich und stieß ein selbstgefälliges Räuspern aus. Die Sitzung begann. Ebenso pünktlich kamen die Toten. Besser gesagt die Untoten. Die Tür flog auf und ein Stöhnen und Keuchen ertönte. Zuerst bekamen sie den alten Abler in die Finger. Er war wohl zu geschockt, um zu schreien, als der erste ihm in die Schulter biss. Danach ging alles sehr schnell. Immer mehr Zombies drängten sich durch den schmalen Eingang. Der Gestank war widerlich und das Stöhnen nahm sekündlich an Lautstärke zu. Zwei bis drei Liberale waren aufgrund ihrer ungünstigen Sitzposition vorne rechts auch bereits in Nahkämpfe verwickelt, der Rest hatte sich nach hinten an die Fensterfront zurückgezogen. „Harte Linie fahren!“ rief Semmelmann den FDPlern höhnisch zu, während man versuchte, die Fenster zu öffnen. Mommsen machte sich eine geistige Notiz, ihm bei nächster Gelegenheit ein Bier auszugeben. Der Mann behielt einfach in jeder Lage seinen Humor.

      Kaum wollte der Erste aus dem Fenster klettern, wankten mehrere dunkle Gestalten aus der Richtung des Haupteingang herüber. Mit einem kräftigen Tritt gegen den Schädel schickte Schmider den ersten Untoten vor dem Fenster zu Boden. Er sprang und Mommsen war beeindruckt, wie gewandt und zielsicher der beleibte Schmider sich den Weg zu seinem Audi bahnte. Einmal den Motor am laufen, räumte Schmider mit schnellen ruckartigen Manövern die Straße frei und verabschiedete sich mit einem triumphalen Hupen in die Nacht. Nun konnten ihm die Anderen gefahrlos folgen. Mommsen half Linda vorsichtig beim Abstieg vom Fenstersims. Als sich ihre Blicke begegneten, spürte er ein längst vergessenes Gefühl.

      Noch einmal drehte sich Mommsen nach drinnen um. Insgesamt waren es doch weit weniger Zombies gewesen, als zuerst vermutet. Die Liberalen hatten sich teuer verkauft und die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mit aufgerissenen Augen, die aus ihren zerfetzten Gesichtern ragten, drängten sich die Untoten jetzt um ihre am Boden liegenden Opfer und nahmen sie Stück für Stück auseinander. Offenbar hatten sie kein großes Interesse mehr daran, die Flüchtlinge zu verfolgen. Leider hatte auch Engelbrecht seinen überdimensionalen Körper mit Hilfe des Assistenten in Sicherheit bringen können.

      Als Mommsen Linda und die anderen eine Straßenecke weiter erreichte, hatten sich die Stimmung bereits wieder gelockert. Einige hatten sich eine Zigarette angesteckt, Scherze machten die Runde. Erst als Semmelmann sich nach dem Verbleib des alten Abler erkundigte, wurde es still. Kurz darauf trafen auch schon die Rettungskräfte ein, die sich den Überlebenden sowie und den verbliebenen Aufgestandenen annahmen. Als die ersten Pressevertreter eintrafen, machten sich Mommsen und Linda aus dem Staub.

      Linda wollte sich bereits verabschieden und rief sich per Mobiltelefon ein Taxi, doch Mommsen hatte noch etwas auf dem Herzen. Die Geschehnisse des Abends hatten den knorrigen Mann nachdenklich gemacht. „Lass und doch noch was trinken gehen. Linda, das Leben ist so kurz!“ Sie blickte ihm tief in die Augen und schüttelte bedauernd den Kopf. „Sorry Gerhard, ist heute schlecht. Dienstags schaue ich immer Lanz.“


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      Kommentar


      • Victoria
        Victoria kommentierte
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        Sorry, muss an dieser Stelle sein:

        Du kannst auch gerne Portmonee oder Krepp (diese dünnen französischen Pfannkuchen) schreiben.
        Oder du kannst dich an die gängige Schreibung halten, die sowohl als stilistisch eleganter gilt, als auch in Korrekturrichtlinien verschiedener Verlage steht.

      • Kelpie
        Kelpie kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        https://www.duden.de/rechtschreibung/recht_haben

        Naja, wir sind ja unter uns, die Posts hier sollen ja nicht im nächsten Roman des Carlsen-Verlags stehen. Jeder hat andere Vorlieben und sofern die nicht "richtig" oder "falsch", sondern nur "gängiger" oder "weniger gängig" sind, würde ich sie nicht korrigieren. Wenn man sich beruflich an spezielle Verlagsvorlagen halten muss, ist das etwas anderes, aber hier würde ich Beruf und Freizeit dann doch trennen (und im Beruf dann auch Kunde von Kunde).

      • Victoria
        Victoria kommentierte
        Kommentar bearbeiten
        Is ja nicht nur Carlsen.

        Naja ist dennoch na ja.
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