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Mittwochsfrage #127: Ich war jung und …

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    Mittwochsfrage #127: Ich war jung und …

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    Ich nehme an, dass die meisten mit ihren ersten Geschichten vor allem für sich und die geheime Schublade im stillen Kämmerlein geschrieben und nicht gleich mit einbezogen haben, dass das Werk eine Leserschaft und Auswirkung auf die Gesellschaft haben wird.

    Was habt ihr damals einfach so geschrieben, was ihr jetzt anders machen würdet? Und vor allem, weshalb?

    Falls ihr wissen wollt, was ich so verzapft habe, lest hier: https://wortkompass.de/forum/projekt...ees-und-tropes

    #2
    Hehe, mit meinem alten Mist setze ich mich nur zu gern auseinander. Ich habe sogar mal angefangen, die erste Version meiner aktuellen Geschichte zu verreißen (oder MSTen? Ich kenne mich mit den Begrifflichkeiten nicht so aus, jedenfalls sarkastische Kommentare dazu im Text.) Ich hab aber auch ne Menge, ähem, typischer Anfänger-Tropes eingebaut. Um nicht zu sagen Anfängerfehler gemacht. Um nicht zu sagen Bockmist verzapft. Wer hat das nicht.

    Die erste ernstgemeinte Geschichte, die ich angefangen habe aufzuschreiben, war ein High-Fantasy-Klischee. In der siebten oder achten Klasse habe ich mir angewöhnt, meine Mittagspause in der Leseecke zu verbringen (unsere Schule hatte einen extra Leseraum, aus dem man sich auch Bücher ausleihen konnte), mir von dort ein paar Blankopapiere und einen Bleistift zu nehmen und meine Geschichte aufzuschreiben. Es sind dabei sogar mehrere (wenn auch recht kurze) Kapitel zustandegekommen. Der Plot des ganzen? Junge, weibliche Protagonistin namens Leona, später Leoia, die ich ab jetzt Sue nennen werde, lebt in typischer semi-mittelalterlicher High-Fantasy-Welt und latscht durch Zufall im Wald durch ein Portal in eine andere typische High-Fantasy-Welt (aber mit Magie!1!!) mit bösem Tyrannen. Ich glaube, der Name der Welt begann sogar mit A und endete auf -ia, und der Big Bad hatte einen klischeehaften Namen, in dem ein x oder y oder z vorkam. Und aus irgendeinem Grund ist Prota-Sue die Auserwählte, diesen Typen zu besiegen, weil Baum und Keks und so, sie hat jedenfalls am meisten magische Macht und Potential. Mit 14. Das Alter weiß ich noch, weil ich damals 14 war. Und um das zu verhindern, schickt der soweit ich mich erinnern kann einen seiner Lakaien, der Sue - jetzt kommt's - in eine Schlange verwandelt.
    Ich schwöre, ich war ein braver Teenie und hab in dem Alter die Finger von Substanzen aller Art gelassen.

    Ne, aber jetzt mal ehrlich, ich denke, es sollte aus der Handlung ersichtlich sein, was ich damals so für Inspirationen hatte. Bis auf die Schlange. Die war völlig random, weil ich Schlangen mag. Da ich aber das Genre gerade erst für mich entdeckt und noch nicht so viel gelesen hatte, hab ich natürlich jedes Klischee rausgehauen, das mir eingefallen ist. Ich habe ja nicht geahnt, wie ausgelutscht das Ganze schon ist, da ich ja bisher nur Herr der Ringe und Eragon kannte. Und da ich ein angsty Teenager war, habe ich natürlich eine weibliche Hauptfigur in meinem Alter und hübschem Namen gewählt, weil was auch sonst. Und in meinen Kopfkinogeschichten war alles Drama pur, und ich bin mir sehr sicher, auch diese Geschichte wäre Drama pur geworden, wenn ich sie weitergeschriebenhätte.
    Ich hab auch nicht mal was gegen die Geschichte. Sie ist Mist, aber sie ist mein erster Mist, und wenn ich sie hassen würde, dann würde ich alle paar Jahre jede meiner Geschichten hassen, weil sich darin ja Anfängerfehler finden. Ich darf sie beleidigen, sie weiß, dass ich sie trotzdem lieb hab. Niemand hat sich dieses Machwerk je zu Gemüte führen müssen (zu meinem großen Glück und dem der Nicht-Leser auch), und mir hat das Schreiben damals gutgetan.

    Jetzt würde ich natürlich so einiges anders machen. Fantasy darf es immer noch sein, aber bitte etwas unkonventioneller. Von typischen High-Fantasy-Welten halte ich mich inzwischen fern, nicht weil ich sie per se schlecht finde, sondern weil sie einfach nicht mehr meinen Geschmack treffen, wenn sie nicht irgendeinen völlig überraschenden Twist haben (Terry Pratchett ist vom Setting her streng genommen High Fantasy, aber hat nur wenig mit klassischer High Fantasy gemeinsam). Älter sind meine Charaktere inzwischen auch, und wenn mal einer in irgendeinem magischen Bereich ordentlich Power hat, dann hat das seinen Grund und Preis und erfüllt einen Sinn und Zweck, der über "Nur du kannst die Welt retten" hinausgeht. Von Auserwählten lass ich auch lieber die Finger. Aber zu Drama neige ich immer noch. Ich versuche nur, es weniger platt und melodramatisch zu gestalten und die Sache dafür subtiler anzugehen, sei es mit kleinen Hinweisen, mit denen man sich langsam an die kaputte Psyche des Charakters herantastet, oder einer Portion Dramedy. Zumindest sofern mir das gelingt. Als erfahrener Schreiberling oder gar Profi würd ich mich nämlich noch lange nicht bezeichnen.
    There are many ways to make music.

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    • Lia Roger
      Lia Roger kommentierte
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      Ankh Hehe, verbessern tu ich auch ... ich schreib die Geschichte ja im Grunde genommen gerade neu. ^^ Sie hat mit der ersten Version die ich ge-MSTed hab kaum noch was gemeinsam. Wenn ich sie gar nicht mehr bearbeiten würde ... das ginge nur mit einer so uralten und so schlechten Idee, dass ich da wirklich gar nicht mehr dran hänge, weil echt nichts zu retten ist.
      Und ich geb dir absolut recht. Es heißt ja, in jedem Künstler stecken (Anzahl) schlechte Bilder, die erst raus müssen, bevor man gut zeichnen oder malen kann, und genauso stecken in jedem schlechte Geschichten, schlecht gesungene Lieder, etc. Und die meisten schlechten Geschichten sind dann doch irgendwie putzig. Und draus lernen kann man wirklich immer. Ich muss ja sagen, ich liebe MSTings total, wenn sie nicht einfach nur böse sind sondern lustig und man auch was draus lernen kann (also reine Verarsche ohne Sinn und Verstand ist schon meh, die Witze sollten schon was damit zu tun haben, wie man den Text verbessern könnte, finde ich, und der Autor muss natürlich einverstanden sein).

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Ich mag auch am liebsten die Verrisse, die dann mit einer Lehrstunde zum Thema Renaissancemode oder Schiffbau oder was immer herkommen, also genau der Recherche, die dem Text fehlt, und genau belegen, warum das Unsinn ist, was da geschrieben wurde. Da lernt man Dinge, die man noch nie gefragt hat, aber irgendwann wird es sicher mal nützlich zu wissen, wo sich eine Vampirjägerin im viktorianischen England am besten ihre Pflöcke einsteckt XD Und lustig formuliert darf's auch immer gerne sein.

    • Flori
      Flori kommentierte
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      Gemeint ist wohl das: https://www.urbandictionary.com/define.php?term=MST
      Aber viel passender finde ich: "Multisystemic therapy, a treatment program for violent youth"

    #3
    Ich würd nicht unbedingt etwas anders machen, denke ich ...

    Meine erste lange Fanfiction ist voll mit den Tropes schlechter YA Bücher und noch schlechterer Fanfictions - denn es war eine verdammt miese Fanfiction. Es war ein ambitioniertes Projekt, zweimal über 40 Kapitel lang, voll mit Düsternis, psychischen Grausamkeiten, technischen Unmöglichkeiten und dem Ritter in der strahlenden Rüstung.

    Heute würde ich solchen Unsinn nicht schreiben.
    Trotzdem ist es eine wichtige Geschichte in meinem Schreib-Leben. Ich habe viele Dinge ausprobiert und die Meinung von fremden Lesern dazu gehört. Ich konnte meine Fähigkeiten bilden, mein Handwerkszweug schleifen und die Themen entdecken, die man in Geschichten faszinieren.
    Das gehört doch zum Schreiben dazu: Unsinn schreiben, um daraus zu lernen. Klein anfangen, um eines Tages groß zu werden.

    Als ich die Geschichte selbst nicht mehr mochte, die Klischees bescheuert fand, die Plot Devices gekünstelt und die Charakterentwicklung übertrieben, da habe ich einen großen Schritt in meiner künstlerischen Entwicklung getan. Einen wichtigen Schritt, nämlich jener der mich erkennen lässt, ob ich Müll schreibe oder die Prosa lesbar ist.

    Diesen Schritt will ich nicht missen. Und wenn ich dafür eine furchtbare und furchtbar lange Fanfiction schreiben musste, die ich nie zu Ende schrieb, dann muss das eben so sein.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

    Kommentar


    • Gloria Regali
      Gloria Regali kommentierte
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      Genauso blicke ich inzwischen auf mein erstes "Herzensprojekt" zurück. Totaler Müll, aber wichtig für mich. Weil ich da gelernt habe, ein Projekt zu beenden und sich kritisch mit meiner Schreibe auseinander zu setzen. Deswegen sehe ich es inzwischen so: nichts, was man geschrieben hat ist sinnlos gewesen. Selbst alte, abgebrochene Projekte kann ich jetzt recyclen und daraus etwas brauchbares machen.

    #4
    Was habt ihr damals einfach so geschrieben, was ihr jetzt anders machen würdet? Und vor allem, weshalb?

    Einfach so geschrieben habe ich unter anderem weitergesponnene Ideen aus verschiedenen Rollenspielrunden, Filmen oder Spielen. Vor allem habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, irgendeinen Kontext herzustellen, denn ich kannte die Figuren und die Situation ja, also warum die lange beschreiben? Bei Filmen und Spielen kann das als Fanfiction durchgehen, bei eigenen Figuren weiß wohl bis heute nur ich, worum es da eigentlich ging Ist aber auch nicht schlimm, ist ja auch nach wie vor nur für mich. Kenne dein Publikum.

    Ich denke auch, dass ich einen Haufen blöder Klischees verwendet habe, ohne mir Gedanken darüber zu machen, originell zu sein. Oder politisch korrekt. Oder nicht völlig peinlich. Es ging ja darum, was es in mir auslöst, nicht in irgend jemandem sonst. Recherche war etwas, das man tut, wenn man Lust drauf hat, aber wenn nicht, dann erfindet man halt etwas, das cool klingt. Wen kümmert es, ob etwas realistisch ist? Mich nicht, und ich bin Autor und einziger Leser, also waren wir uns da einig, dass es Zeitverschwendung ist.


    Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich Dinge eingebaut habe, die mich bei anderen Geschichten furchtbar nerven, wie zum Beispiel Songtexte. Bei mir selbst nervten sie mich natürlich nicht, denn das war ja was anderes (ich kannte und mochte die Lieder, die ich verwendet habe, ja schließlich alle! Das ist etwas völlig anderes, als einen Liedtext vorgesetzt zu bekommen, den ich nicht kenne und mit dem ich nix anfangen kann ). Aber ich habe dann hinterfragt, ob meine Klischees andere Leute nicht genauso nerven würden, was dann erst einmal zu dem Reflex geführt hat, dass ich sie eben nieeeeemals jemandem zu lesen geben wollte. Problem gelöst!

    Schließlich wollte ich sie aber doch jemandem zu Lesen geben, und zwar wollte ich, dass meine Texte das, was ich gut finde, so vermitteln, dass auch andere es gut und nicht nervig oder peinlich finden. Dann habe ich angefangen, mir Gedanken darüber zu machen, warum diese Klischeees so nerven und was man tun könnte, um das zu beheben, aber die starken positiven Gefühle, die diese Klischees eben auch auslösen, zu behalten. Ich habe mich auf tvtropes viel mit twisted tropes und inverted tropes etc. auseinandergesetzt. Ich habe mich in die typischsten Tropen eingelesen und begriffen, was viele Leute daran stört; nicht nur, dass sie abgedroschen sind, sondern weil eben auch viele auf Dingen basieren, die bewusst oder unterschwellig unangenehme Botschaften tragen. Ja, und da hatte ich dann einen Fahrplan, dass ich meine Klischees so umschreibe, dass sie eben nicht unterschwellig unangenehm sind oder abgedroschen, sondern neu interpretiert und mit einer Implikation, die sich gut anfühlt.


    Tja, und da bin ich jetzt Schreibe noch immer meine Charakter-Fanfics, aber so, dass ich sie auch guten Gewissens zeigen kann.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

    Kommentar


    • Victoria
      Victoria kommentierte
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      Ich könnte deinen Text abschreiben und behaupten, dass es meine Erfahrung sei.

      ohne mir Gedanken darüber zu machen, originell zu sein. Ja.
      Oder nicht völlig peinlich. Es ging ja darum, was es in mir auslöst, nicht in irgend jemandem sonst. Ja.
      Recherche war etwas, das man tut, wenn man Lust drauf hat, aber wenn nicht, dann erfindet man halt etwas, das cool klingt. Ja.
      Bei mir selbst nervten sie mich natürlich nicht, denn das war ja was anderes. Ja! Genau.

    • Lia Roger
      Lia Roger kommentierte
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      Ankh Yep, ich auch ... wobei man es damit auch übertreiben kann, inzwischen hab ich bei jedem Fehler, über den ich lese, so eine leichte "Hilfe, was wenn ich das auch mache"-Paranoia. Also ein Bisschen Feedback von außen ist schon hilfreich, um wieder zu entspannen und weil man auch verschlimmbessern kann ... und einem andererseits im Verschlimmbesserungsprozess auch nicht alle Schwächen und Fehler auffallen. Also an Kritik führt halt echt kein Weg vorbei. (Und das sag ich als wandelnder Haufen Unsicherheit mit chronischer Angst vor dem ultimativen "Alles Mist, kannst du wegschmeißen und neu anfangen"-Urteil. XD)
      Wobei da auch immer zwei Seiten dazugehören, auch die berechtigste Kritik für den größten Bockmist sollte respektvoll formuliert sein. (Hab ich auch schon anders erlebt ... andererseits kann man auch aus der Genervtheit des Lesers was lernen. Der Lernprozess tut nur etwas mehr weh.)

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      Lia Roger Das wichtigste, was ich zum Thema Kritik kapiert habe, ist dass es nicht "Kritiker gegen Autor" bedeutet, sondern "gemeinsam gegen die Probleme des Textes". Wenn mir jemand sagt, dass meine Figur zu passiv/zu weinerlich/zu gefühllos rüberkommt, dann nehme ich das nicht (mehr) als Kritik an meinen Schreibfähigkeiten wahr und gehe in Abwehrstellung, sondern ich denke "hm, was erweckt denn hoer diesen Eindruck? Will ich diesen Eindruck erwecken, und wenn nicht, wie kann ich das beheben?"

      Man braucht einerseits ein bisschen Selbstbewusstsein, um da hinzukommen, nicht zuletzt die Überzeugung, dass ich es beheben kann, wenn ich will und das Problem erst einmal erkannt habe. Und andererseits braucht man ein bisschen realistische Bescheidenheit, damit ich mir Hilfe suchen kann, wenn ich nicht recht weiß, wie ich das am besten mache, ohne dass ich Angst haben muss dafür ausgelacht zu werden, weil ich nicht perfekt bin.

      Diese Angst, das alles Mist ist, überfällt uns bestimmt alle dann und wann. Wenn allerdings jemand von außen kommt und sagt "alles Mist, kannst du wegschmeißen", dann hat derjenige einfach keine Ahnung davon, wie man Probleme identifiziert und die richtigen Stellschrauben findet, einen schiefen Text geradezurücken (davon, sie zu vermitteln ganz zu schweigen). Da darfst du dann locker drüberstehen, denn den Schritt "entweder klappt's durch Zufall auf Anhieb perfekt, oder ich kann auch nix dran ändern" hast du schon hinter dir gelassen

    #5
    Ehrlich gesagt waren meine Ambitionen mit meinem ersten Geschreibsel weit größer als mit dem, was ich heute schreibe. Habe mir damals vorgestellt, den zweiten Herr der Ringe zu veröffentlichen, durch keine Straße mehr laufen zu können, ohne 10 Autogramme zu geben und meine Geschichte als Fantasy-Dreiteiler-Epos in allen Kinos zu sehen.

    Mein erster ernsthafter Versuch war damals eigentlich schon der Roman, der mich heute noch verfolgt (seit inzwischen 16 Jahren ). Damals habe ich nicht nur in dem Sinne drauflosgeschrieben, dass ich vorher nicht geplottet habe, ich habe vor allem drauflosgeschrieben und hatte gar keinen Plan, was ich eigentlich wollte - außer, dass es unheimlich coooole Rebellen sein sollten. An meinen allerersten Satz erinnere ich mich auch noch sehr gut: "Niemand wusste, woher sie kamen oder sonst irgendetwas über die geheimnisvollen Fremden, die eines Tages in [Name der Stadt vergessen] auftauchten." Die Rebellion dieser Fremden sah letztendlich aber nur so aus, dass sie irgendwelche Soldaten in Kindermanier provozierten: "Ihr müsst mitkommen! (weil alle Fremden ohne Grund und auf der Stelle verhaftet werden)" - "Wir wollen aber nicht!" - "Ihr müsst aber!" - "Wie wollt ihr uns denn zwingen?" - "Mit dem Schwert! HAHA!" - "Wir sind aber viel mehr *Zunge rausstreck*" - "Oh nein! Ihr seid ja so mächtig! Wir müssen euch gehen lassen!"

    Die Dinge, die ich besser machen würde, bewegen sich alle auf dem recht unpräzisen Feld von "mehr Erfahrung haben". Ich würde hart am Stil arbeiten (Show don't tell war ein ganz wichtiger Lernschritt für mich), ich würde mir von Anfang an besser anschauen, wie sich die Figuren entwickeln, ich würde ihnen generell mehr Persönlichkeit geben, ich würde der Geschichte eine leichte Struktur geben, damit ich auch beim planlosen Schreiben nicht auf die Schnauze falle (es reicht ja schon ein: Was für eine Geschichte möchte ich erzählen?).
    Ach ja, und ich würde mir bei den Namen mehr Mühe geben (Nip, Nep und wie sie nicht alle hießen).
    Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

    So nah, so fern.

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      #6
      Ganz am Anfang habe ich eine YA-Geschichte mit schmachtenden Vampiren geschrieben.

      Natürlich waren alle super heiß und gefährlich und natürlich gab es ein Liebesdreieck zwischen Protagonistin und scharfer Typ 1 (lustig, nett, charmant) und scharfer Typ 2 (brodelnder Badboy, abweisend).

      Was denkt ihr, für wen sich die Protagonistin entschieden hat? 🤔

      Kommentar


      • ofinkandpaper
        ofinkandpaper kommentierte
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        Mein junges Ich hat an die eine wahre Liebe geglaubt, also nein, leider nicht beide 😃
        Wobei das natürlich recht edgy gewesen wäre zu der Zeit.

      • Victoria
        Victoria kommentierte
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        Hat sie den Badboy umerzogen bekommen?

      • ofinkandpaper
        ofinkandpaper kommentierte
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        Der Badboy hatte eine ganz tragische Vergangenheit, aber bis zur Auflösung und Umerziehung sind wir nicht gekommen ^^

      #7
      Meine ersten Geschichen waren voller Kinder-/Jugendphantasien bzw. Klischees Klar würde ich das heute anders machen, aber für damals war es okay. Damals war die Welt noch einfacher gestrickt, die Pferde mussten Namen haben und die (Traum-)Kleidung wurde akribisch bis ins Detail beschrieben.

      Ich überlege gerade, was ich als erstes, ernst gemeintes Werk nehmen würde, da sich "die Geschichte" über viele Versionen hin zu dem Text entwickelt hat, den ich damals bei der Agentur eingereicht hatte (und der nie veröffentlich wurde). Wenn ich diese letzte Version nehme, würde ich schon einiges ändern, da ich inzwischen so viel gelernt habe. Am Wichtigsten wären mir hier wohl vor allem die Charaktere, da die einen guten Ansatz aber nicht mehr die gewünschte Tiefe haben. Außerdem würde das den eher 0815-Plot deutlich aufwerten

      Manchmal juckt es mich übrigends durchaus, einen meiner alten Texte zu überarbeiten aber dann denke ich wieder, dass ich die Zeit sinnvoller für neue Geschichten nutzen kann.
      »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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        #8
        Ich war _nicht_ jung, als ich angefangen habe zu schreiben.

        Aber, aktuell achte ich drauf, das ich nicht alles hinschreibe, was mir in den Kopf kommt, denn der Text wäre dann wohl ...:
        chaos-627218_640.jpg


        Zu viel, zu unübersichtlich, keine Orientierungsmöglichkeiten usw. Mir ist aktuell beim schreiben Struktur wichtig und den Leser an die Hand zu nehmen, anstelle mich hemmungslos auszutoben.
        Nein das war ich nicht.
        Ach so, das!
        Ja, das war ich.

        Kontakt: administrator@wortkompass.de

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        • weltatlas
          weltatlas kommentierte
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          Der auch ... *grübel weiter*

        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          ich denke mal, Gerümpel im Hirn ist besser als Leere Ausmisten kann man immer, auch eine Geschichte. Aber wo nix ist, kann man auch nix entdecken. Ich würde lieber in einem Keller wie dem da oben sitzen als in einem kahlen, durchgestylten Raum.

        • weltatlas
          weltatlas kommentierte
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          _Das_ auf jeden Fall!

        #9
        Ich hab irgendwas mit Sprachen und Literatur und so studiert. Also da, wo man Unterhaltungsromane heimlich unterm Tisch liest und Fantasyromane entweder in schwarzen Plastiktüten transportiert oder ihnen den Umschlag eines hochliterarischen Werkes drübermacht. Der Duktus meines Manuskriptes war ein wenig gehoben, Sätze niemals unter 50 Wörter oder so. Und das bei strandlektürischen Liebesromanzen. Mit den typischsten Klischees.

        Ich schreibe es heute anderes, weil ich ja meinen Roman selbst lesen und nicht nur ins Regal in die erste Reihe stellen möchte, damit ich klug wirke.

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        • Milch
          Milch kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Dabei bedienen sich nicht alle Autoren der Hochkultur stets langer Sätze mit 50 Wörtern und mehr, selbst Goethe wusste einen prägnanten Hauptsatz zu schätzen. Ich halte es für intelligenter, komplexe Sachverhalte prägnant und kurz zu formulieren, ohne dabei etwas zu verfälschen.

        • Victoria
          Victoria kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Wer sagt denn, dass ich mich an irgendeinen weißen Typen halten wollte.

          Und ich halte meine Kaffeetasse in der Hand. Damit lässt es sich am besten schreiben.

        #10
        Ich würd' damals - so mit 10, 11 - nix anders gemacht haben wollen. Ich hab hörspiel- oder bestenfalls drehbuchartige Texte geschrieben, hab fröhlich woanders Gelesenes verwurstet, schwächste Krimihandlungen erdacht und gegen Star Trek-FF von einer Klassenkameradin ausgetauscht (Ich hab ihre besten ST-FF noch irgendwo in den unendlichen Weiten meines Büros, und dabei werf ich sonst alles weg). Warum würd ich nichts anders machen? Weil man nicht perfekt starten kann. Ich hab viel kopiert* und dabei gemerkt, dass ich es anders als das Original machen würde, nicht unbedingt besser, aber auf meine Art. *Der Spruch unter meinem Foto im Abi-Jahrbuch war, wenn ich mich recht erinnere, folgendes Goethezitat: "Selbst erfinden ist schön, doch glücklich von andern Gefundenes fröhlich erkannt und geschätzt, nennst du das weniger dein?" (war's nicht, aber es hätte gepasst)
        Und diese Hörspielversionen ... OK, die Dialoge damals waren die typischen Fernsehdialoge, wo zehnmal der Name des anderen eindringlich gesagt wird, damit die Botschaft auch wirklich ankommt. Gestelzt und gleichzeitig vollgebrummt mit hm äh naja tja schau an ähm äh äh äh. Das mach ich heute anders. Beim Überarbeiten allerdings erst.

        Kommentar


          #11
          Äääähhh, ich kann wohl Kelpie s Beitrag komplett hier einfügen

          Dadurch, dass ich mir im Vorfeld immer nur über allerhöchstens die ersten zwei Szenen Gedanken gemacht habe, kam ich natürlich nie weit. Figurenentwicklung (in jeglicher Hinsicht)? Pff, keine Ahnung.

          Gut, ich hatte natürlich auch null Ahnung - Stephen Kings Vorworte mal ausgenommen. Und der war ja reich und berühmt. Und hat nicht geplottet.

          Aber mal abgesehen von Erfahrung und Kenntnis haben in meinen Geschichten (ich glaube, ich habe in dem Stil damals 2 tatsächlich zu Ende geschrieben), hat meinen Protagonisten natürlich der Zufall immer sehr geholfen. Das wird sicherlich damit zusammenhängen, dass ich nicht geplottet habe. Problem aufgetaucht? Kollege Zufall hilft da schnell raus. Ich hatte ja keine Zeit, mir was logisches audzudenken. Ich weiß noch, dass bei einer der beiden Geschichten bei nächtlicher Ankunft und Monate später bei Abfahrt im Nirgendwo natürlich gerade Vollmond war, damit die Protagonistin auch schön ungehindert an- bzw wegkommt.

          Und vieles habe ich (falsch) abgeguckt. Nervenzusammenbrüche bei 13jährigen Mädchen und so, weil ich der Meinung war, in Kinderbuch XY hatte das auch mal eine

          Kommentar


          • Kelpie
            Kelpie kommentierte
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            Stimmt, dass sich Figuren entwickeln müssen, darauf bin ich ehrlich gesagt erst verhältnismäßig spät gekommen

          • Amilyn
            Amilyn kommentierte
            Kommentar bearbeiten
            Kelpie Ach, halb so wild. Hab heute eine Buchrezension gesehen, in der sich beschwert wurde, dass die Figuren erst mit der Zeit so einen "krassen Charakter" entwickelt haben und nicht schon von Anfang an

          #12
          Ich war 14, als ich meinen ersten "Roman" angefangen habe. Handschriftlich, in so einem Teenie-Tagebuch mit Schloss, und voller Klischees. Piratin - rothaarig mit einer schwarzen Strähne natürlich - die tragisch ihrer große Liebe verlassen muss und dann mithilfe irgendsoeiner Voodoopriesterin/Hexe (*hust* ich hatte kurz zuvor "The Secret of Monkey Island" gespielt) doch wieder irgendwie die große Seeschlacht gewinnt und ihre Liebe sowieso wiederfindet. Nie fertiggeschrieben, aber so 200 Seiten dürfte ich damals geschafft haben (und auf eine Seite passten bestimmt 2 ganze Sätze!)

          Dann ruhte das Thema erstmal lange. Immer mal wieder Kurzgeschichten, aber wirklich nur für mich. Mit Ende 20 habe ich begonnen, viel für meine Rollenspielrunde zu schreiben. Und heimlich FanFiction. Die Idee, "echt" bei einem Verlag veröffentlichen zu wollen kam ... irgendwann 2014. Das war ein schleichender Prozess, der in systematische Arbeit ausgeartet ist.

          Rückblickend gesehen würde ich ... naja, so viel würde ich gar nicht ändern. Die Piratin-Geschichte würde immer noch als Plot funktionieren, ich würde sie nur (hoffentlich!) technisch besser schreiben und gleich als Parodie des Genres anlegen.
          Ähnliches gilt für alles, was ich danach geschrieben habe, in der Rollenspiel- und FanFic-Zeit. Ich würde mehr überarbeiten. Mehr Klischees ausmerzen, Charakteren mehr Tiefe verleihen, Dialoge verbessern. Aber so grundsätzlich vom Plot her könnte man das alles immer noch verwenden. So schlecht war es gar nicht.
          Always avoid alliteration.

          Kommentar


            #13
            Ich reihe mich in die Gruppe derer ein, die nicht mehr ganz jung waren. Eigentlich wollte ich nur eine kurze Geschichte auf Englisch tippen, um meine Englischkenntnisse zu verbessern. Angefangen habe ich dann doch auf Deutsch mit der Ausrede, den Text später zu übersetzen

            Die Figuren entwickelten rasch ein Eigenleben, und innerhalb von drei Monaten entstand daraus ein Manuskript mit über vierhundert Seiten. Heute steigen mir die Grausbirnen auf, wenn ich an die erste Fassung zurückdenke. Vor jedem Hauptwort ein Adjektiv, Konflikte mit Seltenheitswert, sogar ein paar verworrene Schachtelsätze. Naja,wenigstens sprudelte der Text vor Fantasie (sofern man meine Gedankenblüten so bezeichnen kann).

            Die Figuren spuken mir bis heute im Kopf herum. Irgendwann tippe ich die Geschichte wahrscheinlich von Grund auf neu.
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            Kommentar


            • Kelpie
              Kelpie kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Konflikte mit Seltenheitswert klingt doch hervorragend

            • Sophia
              Sophia kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Kelpie Dasselbe hab ich auch grad gedacht

            #14
            Wahaha, erste Werke.
            Meine erste eigene Geschichte ist eine Ansammlung von WTFs und man merkt so richtig, dass der Grundgedanke eher war "das ist sooo craaazy, es muss unbedingt mit hinein, weil ... craaazy." Ich sehe es nachträglich als Parodie auf etwaige Actionfilme. *prust* Was mir davon aber tatsächlich geblieben ist, sind Teile des Casts. Im Endeffekt ist das Ding der Auftakt meines Spaßprojektes (wie ich es nenne, weil es zum einfach ausprobieren, drauf losschreiben und später (manchmal mit der Frage, was ich beim Schreiben genommen habe) lesen ist; etwas, in dem kaum Regeln gelten und bei dem man trotzdem die schreiberische Weiterentwicklung merkt, weil es mich seit über 15 Jahren begleitet, die Figuren Entwicklungen durchmachen und sich Themen sowie Umsetzungen ändern) und ich heule tatsächlich noch immer vor lachen, wenn ich es lese, aber ich liebe es. Anders machen würde ich heute also eine ganze Menge und im Gegensatz zu späteren Teilen des Spaßprojektes, die dann schon einer komplexeren Handlung folgen, könnte man aus dem Auftakt auch mit der besten Überarbeitung vermutlich nicht viel machen, aber das macht solche Erinnerungsstücke ja auch so besonders.

            Kommentar


              #15
              Meine erste lange Geschichte war eine Fanfiction. Damals habe ich ohne Plot geschrieben. Ich habe die Geschichte trotzdem zu Ende geschrieben. Dann startete ich eine Andere auch ohne Plot, aber dieses Mal verlor ich die Lust daran und wusste nicht Recht wohin ich gehen wollte. Übrig blieben ein paar unbeendete Fanfictions.

              Heute brauche ich bevor ich eine Geschichte starte einen groben Plot. Es muss nicht alles bis ins kleinste Detail geplant werden, aber ich muss wissen wohin ich gehe. Zwischendurch weiche ich ein wenig vom Plot ab, weil ich neue Ideen habe, aber der Schluss bleibt gleich.

              Kommentar


              • Lia Roger
                Lia Roger kommentierte
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                Mir geht's da ganz ähnlich wie dir - ich plane selten alles ins Detail, weil so ein starres, durchgeplantes Gerüst eher einschränkt und die Geschichte drunter leider, aber eine grobe Orientierung muss sein. ^^ Ich weiche dann auf dem Weg zum geplanten Ende auch viel ab, aber es führen ja bekanntlich viele Wege nach Rom.
                In welchen Fandoms hast du denn geschrieben?

              • TwelveDaysTo
                TwelveDaysTo kommentierte
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                Meine ersten Fanfictions waren über die Serie Mutant X. Habe die Serie damals geliebt (leider nur 3. Staffeln). Jeden Samstag Abend kamen bei uns drei neue Episoden im Fernseher. Danach Bis(s). Habe den ersten Film gesehen und dadurch die Bücher entdeckt.
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