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Mittwochsfrage #121: Darüber redet man nicht!

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    Mittwochsfrage #121: Darüber redet man nicht!

    Abgeschnittene Körperteile oder herausgepustete Gehirne sind Standard. So was kann in allen Details in Romanen vorkommen. Was ist aber mit Fußnägel schneiden, heimlich pupsen, Cellulitezonen massieren, lange Klogänge, Brusthaare wachsen, menstruieren, Schuppen von den Schultern klopfen, Mitesser ausdrücken …?

    architecture-door-entrance-277552.jpg
    Spart ihr Themen aus, die als peinlich gelten?

    #2
    Brusthaare wachsen !
    Da stand ich gerade ziemlich auf dem Schlauch. Brusthaare wachsen doch von ganz alleine, was soll ich da beschreiben?
    Männer, die sich vor der Pilatisstunde die Brusthaare (schmerzhaft) entfernen lassen, sind doch immer zur Auflockerung gut. Meine Antagonisten haben ganz gerne mal Schuppen oder irgendeinen fiesen Hautausschlag. (oder rauchen)

    Die Frage stellt sich, ob irgendwas von der Liste die Geschichte voran bringt, was meist eher nicht der Fall ist. Lange Klogänge sind da eher ein Bremsfallschirm, deshalb kommen sie nicht vor.
    Dem Herzog von Lothringen wurde ende des 11 Jahrhunderts im Feldlager beim Klogang von einem päpstlichen Attentäter von hinten mit einem Schwert in die Pobacke gestochen. Jep, das könnte ich mir in meinem nächsten Buch gut vorstellen.

    Und nein, meine Heldinnen menstruieren nicht.
    Ich kann mir nur schwer meine Leserinnen vorstellen, die meine Protagonistin dafür bewundern, wie cool sie ein paar Aliens abschlachtet, und das alles während sie ihre Menstruation durchleidet. Ich fürchte, das klappt nicht. Zu viel Realität für den angestrebten Eskapismus.

    I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

    Douglas Adams

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      #3
      Wie bei Peter ist für mich das wichtigste Kriterium, ob ich sowas beschreibe, die Frage, ob es für den Plot, die Atmosphäre, die Charakterentwicklung oder ähnliches irgendwie relevant ist. Wenn ja, dann beschreibe ich durchaus mal eklige oder peinliche oder sonstwie private Sachen. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie ich Fußnägelschneiden da interessant mache, aber prinzipiell ausschließen würde ich es nicht, wenn es mir dazu dient, irgendetwas zu vermitteln.

      Dazu kommt dann auch, wie man die Figuren darstellen will. Meine Figuren sind keine strahlenden Helden, von daher habe ich kein Problem damit, wenn sie in einer weniger strahlenden, dafür aber zutiefst menschlichen Situation gezeigt werden. In einem Liebesroman oder in einem Heldenepos, wo der Leser die Figur bewundern soll, sähe das vielleicht anders aus. Wobei ich Menschlichkeit und die damit einhergehende selbstironische Darstellung prinzipiell sympathischer finde als eine strahlende Fassade.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #4
        Wie Peter ging's mir auch gerade mit den wachsenden Brusthaaren

        Tatsächlich spare ich so was auch aus, abgesehen von »Er ging duschen« oder so. Allerdings hat mich letztens ein Plotbunny angehüpft und ich habe meine Geschichte begonnen mit »Elias saß auf der Toilette und dachte nach. Das allein war schon äußerst bemerkenswert, denn Elias pflegte in seinem Alltag nicht allzu häufig und nicht allzu intensiv nachzudenken.«

        Auch wenn ich keine Kloszenen oder Körperhygiene-Szenen einbaue, ertappe ich mich manchmal beim Lesen von Manga oder Büchern dabei, mich zu fragen, ob die Leute niemals aufs Klo müssen, sich nie die Haare kämmen oder selbige von irgendwelchen Stellen ihres Körpers entfernen müssen, nach einem reichhaltigen Essen Magenschmerzen oder Bähungen kriegen oder oder oder. Manchmal denke ich auch bei irgendwelchen Heldenreisen, wo Damen wochenlang unterwegs sind, ob die nie ihre Tage kriegen und was die dann machen. Ich meine, bei monatelangen Reisen in irgendeiner fantasy-pseudomittelalterlichen Welt oder auf nem Schiff oder sonstwo ... das erfordert schon gewisse Maßnahmen?

        Aber in meine eigenen Geschichten bringe ich so was Superalltägliches in der Regel nicht ein. Bestenfalls via dem oben schon erwähnten »Er ging duschen« oder »Er kam gerade aus dem Bad« oder »Sie verschwand schnell auf der Toilette, um ...«. Wenn es aber zum Charakter passen würde, dass er sich in der Öffentlichkeit etwas peinlich verhält, dann würde ich schon einbauen, wie er laut pupst oder sich ungeniert die Schuppen aus den Haaren schüttelt. Oder wenn es wichtig ist, dass ein Charakter z.B. Verstopfung hat oder sich die Brusthaare wachsen lässt, weil es Folgen für die Geschichte hat (geht zum Arzt und da passiert irgendwas oder nimmt zu viel Abführmittel ... schreit wie ein Mädchen bei der Brustenthaarung oder trägt irgendwelche Wunden davon *g*), dann würde ich das auch einbauen. Ansonsten eher nicht. :3 Nicht unbedingt, weil's peinlich ist, sondern weil's die Geschichte nicht weiterbringt.
        Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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          #5
          Ich hab eure Antworten gelesen und verfalle nun in Grübelmodus.

          Wenn man will, kann man eigentlich doch alle Handlungen plotrelevant, charakterunterstreichend oder atmosphärisch machen. Ich denke, dass ist weniger, dass es in in den Roman passt, sondern, weil man es nicht drin haben will. Wie Peter schon meinte, Eskapismus und so.

          Ich würde tatsächlich öfter lesen, dass die Romanfiguren sich die Haare kämmen, Zähneputzen, ... und irgendwie gehören wie Saki sagt, Mens und Magenschmerzen auch zum Leben. Oder einfach Dinge, die existieren. Ich hatte da mal einen roman in der Hand gehabt, in der die Protagonistin öfters mal längere Strecken gelaufen ist (Neuseelanddörfchen) und Joggen eigentlich auch zu ihren Hobbys gehörte und den Kopf frei machte. Aber sie hatte manchmal halt ein schmerzendes Knie, das beim Joggen manchmal dick wurde. Das wurde nicht groß thematisiert, und irgendwie fand ich es klasse, weil es so normal war.

          Wo Ankh das mit den Liebesromanen erwähnt: Ich finde es bewundernswerter, wenn die Protagonistin selbstbewusst mit ihrem Bauchspeck oder Hühnerknien umgehen kann (wer von den Leser*innen ist schon normschön?), und spannender als ein Die-blonde-Schönheit-in-seinen-Armen-ist-nur-seine-Schwester-Konflikt wäre vielleicht mal ein O-Gott-ein Pups-beim-Oralsex-Konflikt.

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          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            Ich fand, dass Ally McBeal verhältnismäßig oft auf dem Klo war.

          • Amilyn
            Amilyn kommentierte
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            Badabumm Das Klo von Ally McBeal war definitiv plotrelevant! Immerhin war es die erste Unisextoilette der Fernsehgeschichte (zumindest für mich ... ).

          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            Ja, ich meine auch, dass es damals sensationell neu war...

          #6
          Ich habe definitiv zwei Kloszenen in meiner Geschichte und finde sie auch Plotrelevant. Nirgends fühlt man sich so ungeschützt, als wenn man gerade auf Klo ist und draußen irgendwas ungutes passiert.
          Generell finde ich es wichtig diese Körpersachen der Figur anzupassen und auch so, das es sie wie gewünscht charakterisiert oder dem Plot dient, ohne unfreiwillig peinlich zu sein. Ist es wichtig, das irgendwelche Krieger auf dem Schlachtfeld in ihre Rüstung urinieren oder sich Natalia morgens den Ohrenschmalz entfernt? Wenn ja, dann super, dann lese ich es auch. Man kann wohl auch einem Darmwind Relevanz geben, wenn man will und jemanden die Fußnägel in einem Gespräch schneiden lassen. Es gibt ja durchaus Romane die Körperfunktionen und -beschaffenheiten thematisieren - Feuchtgebiete von C. Roche bspw. Habe ich aber nicht gelesen, da es nicht mein Genre ist.

          Übertreibt man es allerdings habe ich eher den Eindruck die Figur steckt noch in der analen Phase oder ist wenig aufgeklärt.
          Nein das war ich nicht.
          Ach so, das!
          Ja, das war ich.

          Kontakt: administrator@wortkompass.de

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            #7
            Es kommt darauf an, was man schreiben will. Auf welche Details will man hinweisen und auf welche nicht.
            In den meisten Krimis wird auch nicht beschrieben, wie sie mit ihren Protokollen ringen.

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              #8
              Meine Figuren gehen pinkeln, müssen mal kotzen, haben ne fies verschleimende Erkältung oder Sonnenbrand auf den Geheimratsecken. Zähneputzen und Haare machen kommt auch vor. Aber ein Großteil der Aufzählung oben ... nee. Fußnägel schneiden beispielsweise gehört zu den ekligsten Dingen überhaupt für mich. Würde ich freiwillig nie zu etwas Plotrelevantem machen. Heimlich pupsen, lange Klogänge wirken auf mich auch eher slapstickig (oder wie ihr oben schon schriebt, wie Kleinkindhumor). Menstruation kommt auch eher nicht vor. Außer, meine weibliche POV wird ohne Tampons über Monate irgendwo gefangen gehalten. Dann ja, dann wär's ein Thema.

              Wenn es nicht wirklich_total_plotrelevant ist (und zwar nicht von der Art, dass ich es erst dazu machen müsste), bläht sowas ja auch einen Text unnötig auf, und da bei mir permanent kürzen angesagt ist ... noch ein Gegenargument.
              and it's not what we think
              rather the opposite
              it's staring at the end of you.

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                #9
                Ich hab mir darüber als Autor bisher eher wenig Gedanken gemacht, muss ich gestehen. Vielleicht, weil es auch im echten Leben so Dinge sind, die es zwar gibt, aber über die man sich eher selten Gedanken macht. Sie sind halt da und gehören zum Alltag.

                Joe Abercrombie hat übrigens in seiner Shattered Sea-Trilogie über Menstruation und Sodbrennen geschrieben. Gerade über ersteres haben sich einige zartbesaitete Männer aufregen müssen, aber meiner Meinung nach hat es sich flüssig in die Geschichte eingefügt. Die Personen haben dadurch irgendwie mehr … hm … Leben bekommen.

                Jetzt habe ich Lust, in meinem nächsten Buch genau solche Details unterzubringen Die Frage ist nur, ob ich das hinkriege, ohne dass es blöd oder peinlich wirkt ...
                »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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                • weltatlas
                  weltatlas kommentierte
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                  Die Frage ist: Für wen ist es peinlich? Für die zwei zartbesaiteten Männer? Und, wieso schwabbt deren peinliche Berührtheit auf den Autor über?

                  In den Hexer-Romanen menstruieren auch Frauen (okay, wer sonst ...), einige Figuren gehen auf Klo, miefen, haben Sodbrennen und vieles mehr. Ich fand es passend.

                • Victoria
                  Victoria kommentierte
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                  Weil sich diese zwei Fragilen zusammenschließen und Wikimannia erstellen oder so.

                  Stimmt. Bei denen kam es auch vor. Ich fands cool.
                  (Trans Männer können auch menstruieren.)

                • weltatlas
                  weltatlas kommentierte
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                  (Ja. Bezogen auf die Hexerromane waren es nur Frauen. Ich meine mich zu entsinnen, das es keine Transmänner in den Büchern gab.)

                #10
                Im Film "The end of my fucking world" setzt bei der Protagonistin, die von zuhause abgehauen und völlig abgebrannt ist, ihre Periode ein. Sie klaut eine saubere Unterhose in einem Laden, wird erwischt, wird von dem Kaufhausdetektiv bedroht, entwischt ihm, etc.

                Driftet an keiner Stelle ins Kindische oder Peinliche ab, passt in die Geschichte, erhöht den Grundkonflikt und bringt die Geschichte vorwärts. Hier passt es und ist professionell umgesetzt.
                Würde ich auch gerne so gut können.

                VickieLinn

                Du erinnerst dich hoffentlich noch an die Geschichte.
                Im zweiten Band werden Dawn und Tyler auf eine Expedition gehen. Ihre beiden Ziehväter (Fenris und Carlos), brechen vorher bei Walmart ein, klauen ein (eigentlich zwei,) Päckchen Kondome und stecken es ihr heimlich in ihren Rucksack. Ich habe darauf verzichtet, die beiden Männer vor dem Regal über die Anforderungen an ein akzeptables Kondom diskutieren zu lassen, aber nach diesem Thread, baue ich es vielleicht doch noch ein.
                I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

                Douglas Adams

                Kommentar


                • Victoria
                  Victoria kommentierte
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                  Ich glaub, ich will von den ganzen Positivbeispielen lernen.


                  Ich bin gespannt auf die Szene!!!

                #11
                Ich schreibe solche Szenen nicht, weil sie als peinlich gelten, sondern weil solche Szenen in meinem Schreibstil uninteressant wären. Meine Geschichten beleuchten nicht diese doch banale, physische Alltäglichkeit eines Menschen. Meine Geschichten sind generell nicht besonders auf die menschliche Physis angelegt, von daher würde eine Szene über den Menstruationskrampf meiner Tödin herausstechen wie ein rostiger Nagel, statt der Geschichte ein dienliches Element zu geben.

                Wie bei allem muss man auch hierbei darauf achten, dass es zur Geschichte, zu den Figuren und zum Schreibstil passt.
                Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
                to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
                A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
                You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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                • Ankh
                  Ankh kommentierte
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                  Ein menstruierender Tod (oder Tödin) hätte definitv etwas Symbolisches.

                • In-Genius
                  In-Genius kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Ankh Das ist möglich, je nachdem mit welcher Symbolik und Konflikten man ihre Geschichte anfüllen möchte.

                #12
                Ich finde, auch solche menschlichen, unspannenden Dinge sollten erwähnt werden, wenn es der Geschichte dient. Sie können die Atmosphäre verändern, die Figuren charakterisieren (nicht alle Menschen gehen gleich mit solchen Dingen um) und zur Handlung beitragen, wenn sie in dem Kontext relevant sind.

                Als ich in einem meiner Projekte eine Protagonistin von unserer Welt in eine Fantasywelt geschickt habe, musste ich solche Dinge erwähnen. Schließlich gibt es in manchen Welten oder Zeiten andere/keine Hygieneartikel. Es gibt vielleicht andere Arten von BHs und merkwürdige Toiletten, an die man sich gewöhnen muss.

                Wenn Autor*innen diese wichtigen, menschlichen Dinge auslassen, wenn sie doch so gut in die Handlung passen, frage ich mich wieso. Natürlich will ich nicht bei einem Contemporary Jugendbuch lesen, wie sich die Hauptfigur immer wieder mit ihrer Körperbehaarung auseinandersetzt. Ein paar mal ist es okay, aber irgendwann gewöhnt man sich an die Haare etc. Genauso ist es auch in Fantasyromanen. Ich muss nicht immer wieder lesen, dass die Protagonistin merkwürdige BHs anziehen muss und keine Tampons hat.

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                  #13
                  Ich bin fasziniert von der Symbolkraft der weiter oben erwähnten menstruierenden Tödin, und jetzt hängt die Idee wie eine Klette an mir.

                  Abgesehen davon: eigentlich wäre es gut, wenn solche Dinge öfters vorkommen - aber es ist selten gut gemacht. Wenn ich mal solche Szenen lese, dann finde ich sie oft zum Fremdschämen, nicht wegen dem Inhalt, sondern weil sie sich so künstlich lesen. Da spürt man richtig: hier wollte der Autor mal so richtig originell sein.
                  Always avoid alliteration.

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                    #14
                    Ich plane so etwas nicht, aber manchmal ergibt es sich. Dann hock ich da und denk: Verdammt, sie hat Durchfall! Plotrelevant! Ah ja. Dann schreib ich das. Aber nicht pathophysiologische Details, sondern, haha, einigermaßen mitreißend. Der Schmerz, die Hitze, die Erleichterung. Ich verkneif mir dabei die meisten Facetten des medizinisch Interessanten. So würde ich wohl auch an story- oder charakterrelevante Menstruation, Masturbation oder Meteorismus rangehen. Muss das sein? Was davon hält den Leser bei Laune? Halte ich den Leser bei Laune? Ich persönlich hätte kein Interesse, den Leser mit extremen Nahaufnahmen oder Ähnlichem zu provozieren.

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                      #15
                      Das meiste wurde bereits genannt; dass es von Plotrelevanz und der Intention abhängt, wie meine Figuren rüberkommen sollen. In komikhaften Jugendbüchern habe ich schon sehr häufig von Protagonistinnen gelesen, die auf dem Klo sind, Menstruation würde da sicherlich auch gut reinpassen (und wird in einigen Büchern zumindest im Gespräch thematisiert ... wobei ich mich erinnere, dass ich das in meiner Jugend, also als Zielgruppe, tatsächlich unangenehm zu lesen fand, weil es mir selbst peinlich war).

                      Furzende Charaktere habe ich bei Robert Low gelesen, da fiel es einfach in einem Nebensatz, dass die Wikinger aus ihrem Lager aufstanden, furzten und sich für die Weiterreise bereit machten. Das war so banal, dass ich den Satz mehrmals fasziniert gelesen habe, daran erinnere ich mich noch.

                      Ansosnten finde ich weltatlas' Gedanken gut, dass der Klogang ja mit einem Gefühl der Ungeschütztheit einhergeht und sich daher perfekt für bestimmte Szenen eignen würde. Vielleicht ist das auch der Knackpunkt - die Gefühle dieser "unangenehmen Situationen" genauer zu ergründen und zu benennen und dementsprechend einzusetzen. Wenn ein Pups beim Sex peinlich ist, dann nachhaken, warum es peinlich ist. Findet man es eklig? Respektlos? Unkontrolliert? Und wenn man nun eine sanfte, ruhige Sexszene oder eine wilde, coole Sexszene schreiben möchte, weil man diesen Eindruck beim Leser aufbauen möchte, dann ist ein Pups halt definitiv fehl am Platze.
                      Auch wenn ich mir vorstelle, den Protagonisten zu beschreiben, der sich da auf seiner Geliebten abmüht und mit seinen Gedanken nur bei den Gasen in seinem Darm ist, dann nimmt das der Szene definitiv ihren Ernst und hat stattdessen eher den Nebeneffekt, dass der Leser sich fragt, ob der Prota die Frau wirklich liebt oder gerade nicht vielmehr eine lästige Pflicht erfüllt.

                      Ich denke, diese peinlichen Themen sind Dinge, die eben vor allem Komik in den Roman bringen und dementsprechend auch nur für eine bestimmte Autorenstimme oder bestimmte Protagonisten geeignet sind. Ebenso wie der Tod eines eigenen Kindes den Ton des Romans verändern würde und daher auch nicht in jedes Buch als Nebenhandlung passt.
                      Derweilen ist auf dem Feld schon alles gewachsen, bevor die wussten, warum und wie genau es gedeiht. - Franziska Alber

                      So nah, so fern.

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                      • Ankh
                        Ankh kommentierte
                        Kommentar bearbeiten
                        Ich kann da jetzt auch ohne weiteren Kontext noch nicht auf die Gefühle zwischen den Figuren schließen, aber für mich würde die Beschreibung dieser Berfürchtung die romantische Stimmung der Szene in der gleichen Weise ruinieren, wie es der Furz dann vielleicht täte. Selbst wenn der Moment für die Nicht-Perspektivfigur letztlich nicht ruiniert wird, dann wird er es für den Leser, der eben mit der pupsgeplagten Figur mit...fiebert und nicht mit der, für die es romantisch sein soll. Und dadurch, dass die Figuren den Sex so unterschiedlich wahrnehmen, wirkt die Beziehung in dem Moment auch nicht harmonisch. Die Figuren haben buchstäblich etwas voreinander zu verbergen, und wenn es auch nur ein Pups ist.*
                        Wenn es also die Intention ist, die Sexszene irgendwie angespannt und asymmetrisch rüberzubringen, okay. Sanft und ruhig oder wild und cool wirkt sie dann wie Kelpie schon schrieb auf den Leser nicht mehr.

                        *Vielleicht steht der Pups ja auch symbolisch für ein anderes Geheimnis, das zwischen ihnen steht und die Beziehung belastet. Das wäre mal ein interessant eingeflochtenes Symbol

                      • SaKi
                        SaKi kommentierte
                        Kommentar bearbeiten
                        Klar, die romantische/leidenschaftliche/coole Stimmung wird zerstört. Aber dafür dient es der Charakterisierung

                      • Kelpie
                        Kelpie kommentierte
                        Kommentar bearbeiten
                        Ich wollte gerade schreiben, dass es diesen beschämenden Effekt wahrscheinlich eh nur bei neuen Paaren hätte, weil eingelebte Paare, die sich in- und auswendig kennen, sicherlich auch einen Pups beim Sex verkraften würden.

                        Und nun beobachte ich, wie mein Gehirn weiterspinnt. Was würde passieren, wenn er tatsächlich pupst und sie völlig entnervt von seinem Verhalten ist, das sich seit 20 Jahren durch ihre Ehe zieht und nur erneut beweist, wie unglaublich wenig Respekt und Anstand er nicht nur ihr, sondern auch dem Nachbarn Jan Schmidt gegenüber hat, wenn er ihm gegen den Gartenzaun rotzt ...?

                        Geschichtenanfang:
                        Alles hatte mit einem Pups geendet.

                        Wiederkehrende Schwäche des Charakters: Jeder Darmwind erinnert ihn an seine verlorene Liebe.
                        Langfristige Folgen: Verdauungsprobleme, Verzicht auf Blähendes, Schwefelgerüche lösen Panik aus.
                        Einzubauende Wortwitze: Viel Wind um gar nichts, alles nur heiße Luft, ...

                        Irgendwie wäre die Idee doch ganz witzig, etwas aus diesen an sich banalen Dingen zu machen xD
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