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Wie wichtig ist euch die Umgebung in euren Szenen?

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    Wie wichtig ist euch die Umgebung in euren Szenen?

    Ich stecke gerade mitten in der Überarbeitungsphase und da ist mir aufgefallen, dass ich im ersten Entwurf die Umgebung, in der meine einzelnen Szenen spielen, teilweise stark vernachlässigt habe, und diese Szenen sind es auch, die sich am schwächsten lesen.

    Auch wenn wahrscheinlich die wenigsten seitenlange Landschaftsbeschreibungen lesen wollen, brauchen die Szenen ja trotzdem irgendeine Art von Kulisse. Außerdem kann ein gut gewählter Ort zur Atmosphäre beitragen, und wo genau ein bestimmter Dialog geführt wird, kann der Szene auch noch mal einen ganz neuen Dreh geben. Umgekehrt kann ein „langweiliger/banaler/zu naheliegender“ Ort eine Szene manchmal auch schwächen usw.

    Deshalb würde ich gern mal in die Runde fragen:

    Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
    Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?
    Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
    Sonst noch was?

    #2
    Gute Frage :-)

    Ich habe auch so meine Probleme mit der Umgebungsbeschreibung.

    Einerseits mag ich wirklich keine ellenlangen Beschreibungen, wie sich nun die bizarren Formen der schwarzen Äste vom blassblauen Himmel über dem friedlich zwischen zwei Bergen eingebettetem Dummersdorf abgehoben haben *gähn*
    Andererseits ist es aber auch langweilig wenn man so gar keine Ahnung hat wie es denn dort aussieht, wo die Story sich gerade abspielt.

    Interessanter Weise finde ich es einfacher eine Umgebung zu beschreiben die dem Chara nicht gefällt, als eine die er schön findet. Ich mag es wohl nicht, wenn etwas zu schwärmerisch rüberkommt...

    Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
    Bei meinem derzeitigen Projekt ergeben sich die Orte eigentlich von selbst.
    Ich schreibe keine Fantasy o.ä., daher muss mich mir keine eigenen Welten schaffen.
    Meine Story spielt im Urlaub der Charaktere, in einer Gegend in der ich selbst schon sehr oft war.


    Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?
    Ich beschränke mich definitiv auf kürzere Beschreibungen, bzw baue die Umgebung in die Handlung ein.
    Wie es ganz genau aussieht ist mir aber nicht so wichtig, d.h. in meiner Vorstellung weiß ich es schon, aber muss der Leser das wirklich auch so genau erfahren?

    Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
    Nur wenn es zur Szene passt.
    Wenn ein tollpatschiger Chara, spazieren geht, dann kann er über einen Stein stolpern.
    Ein nervöser Chara, der in der Wiese sitzt kann ein Blümchen zerpflücken.

    Oder, tatsächliches Bsp. aus meinem Projekt, der Chara der im Restaurant sitzt, ist von einer Deko-Säule genervt, weil sie im die Sicht auf eine (vermeintlich) attraktive Frau verstellt.

    Sonst noch was?
    Ich finde gute Umgebungsbeschreibungen unheimlich schwer.
    Sie soll kein plumpes "das stand hier, und jenes lag dort" werden, aber zu blumige Ausschweifungen gefallen mir auch nicht.

    Sie soll zum beobachtenden Chara passen.
    Der Typ der Deko für Staubfänger hält, Blumen für Geldverschwendung und Pfirsich nur als Obst kennt, wird seine Umgebung gänzlich anders aufnehmen, als die angehende Fotografin, die überall nach potentiellen Motiven Ausschau hält, oder die Gärtnerin, die von jeder Pflanze den lateinischen Namen weiß, oder die Künstlerin, die Bezeichnungen von Farbschattierungen kennt, die andere nicht einmal unterschieden könnten.

    Ich arbeite dran ...

    Kommentar


    • Ruyi
      Ruyi kommentierte
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      "Interessanter Weise finde ich es einfacher eine Umgebung zu beschreiben die dem Chara nicht gefällt, als eine die er schön findet."

      Lästereien sind ja auch spaßiger als Kitsch :-D

    • Jane Doe
      Jane Doe kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Genau

    #3
    Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
    Ich weiß nicht, ob ich die besten Orte wähle, auf jeden Fall versuche ich, die Orte gelegentlich zu wechseln, damit selbst weniger dynamische Aktionen dynamischer wirken Wenn das Setting exotisch genug ist - damit meine ich, dass es dem Leser nicht unbedingt geläufig ist (Sektionssaal, Flugzeugcockpit, Museumskeller, Wüste, Tigerkäfig) - dann können dort auch mehrere Szenen spielen. Ansonsten s. a. "Sonst noch was?"
    Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter? Manche Orte haben einen eigenen Charakter, ein Sektionssaal definitiv. Friedhöfe. Verlassene oder überfüllte Vergnügungsparks. Dennoch kann ein starker Ort nicht die Handlung ersetzen, wohl aber beeinflussen. Wird es langweilig wird, hilft auch der beste Ort nicht.
    Wenn der Ort egal ist, dann nehme ich gern etwas Alltägliches. Flure (gern für Überleitungen). Cafés. Parks.
    Orte sind für mich natürlich auch wichtig für die Atmosphäre. Ich versuche das aber eher an einem Detail aufzuhängen, als jede Facette der Tapete, jeden Schwung des Barocksofas verbal-fotografisch wiederzugeben. Übersichtsaufnahme - Detail. Detail und Handlung. Das wäre das Optimum, das ich anstrebe. Also kurze Beschreibungen, am besten integriert in Handlung.
    Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
    Wenn sie nicht mit der Umgebung interagieren, ist die Umgebung "egal" bzw eine kurze Ansage reicht.
    Sonst noch was?
    Orte haben eine gewisse Symbolkraft oder auch erzählerische Wirkung.
    Lebt die Figur an einem hellen oder dunklen Ort, heiß oder kalt, Keller oder Dachboden, Wüste oder Dschungel. Ist die Wohnung karg eingerichtet oder ein Ramschladen. Erfolgt der Liebesschwur auf einer öffentlichen Toilette (Komik oder Tragik), im Park (da müsste der Schwur schon sehr interessant sein, um mich hinter dem Ofen hervorzulocken), in einer venezianischen Gondola (gähn bis wow), in der Kirche (PP), bei der Vereidigung des Bundespräsidenten (ungewöhnlich) oder im Eiswasser vor der sinkenden Titanic (...), stehen sie im Regen oder im Sonnenschein?

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      #4
      Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?

      Rein von der Schreibtechnik her sind mir die liebsten Orte die, die ich nicht groß beschreiben muss. "Auf dem Heimweg ging er noch kurz in den Supermarkt." Jeder von Euch weiß, wie es da aussieht, mehr Beschreibung braucht es erstmal nicht.

      Vom Storytelling her sind für mich die "besten" Orte die, an denen entweder
      - der Charakter sich geborgen fühlt.
      - der Charakter herausgefordert wird.


      Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein?

      Eine nachdenkliche, reaktive Szene passt wunderbar in so ein Geborgenheits-Setting. Charakter überlegt, wie es weitergehen soll, und sitzt dabei an seinem Rückzugsort. Dabei baue ich dann ein paar wenige Details ein, was halt dem Charakter an diesem Ort wichtig ist.
      Wenn sein Rückszugsort eine hübsche Waldlichtung ist, dann guckt er sich beim Nachdenken das Lichtspiel zwischen den Blättern an. Oder er sitzt zuhause im Wohnzimmer und beobachtet sein Aquarium. Oder er geht in seinen Lieblingsclub, weil er nur bei krass lautem Techno richtig abschalten und nachdenken kann.

      Herausfordernde Orte erforden für mich eine ausführlichere Beschreibung.
      Charakter hat Angst, eine Rede zu halten? Dann muss ich beschreiben, wie die Bühne auf ihn wirkt, das helle Strahlen der Scheinwerfer, die Gesichter der Menschen im Publikum, das Rückkoppelungsgeräusch des Mikros. Oder der Charakter kämpft gerade auf einer zusammenbrechenden Hängebrucke um sein Leben? Da brauchen wir auch Details der Umgebung, damit der Leser mit ihm mitfiebern kann, wie er sich von Sprosse zu Sprosse und Seil zu Seil langsam vorwärts hangelt, während unter ihm die Krokodilsschlucht ist und inzwischen schon drei dieser grünen Biester dort herumschwimmen ...

      Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?

      Manchmal. Manche Orte haben natürlich Symbolcharakter, und das kann man gezielt nutzen. Wenn zwei Frauen sich auf dem Friedhof über die Geburt des neuesten Urenkels unterhalten, dann wirkt das anders, als wenn sie es in der Schlange beim Konditor tun.

      Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?

      Kommt auf die Art der Szene an, siehe oben. Beim Ausbruchsversuch aus der Gummizelle muss der Charakter natürlich mit seiner Umgebun interagieren. Den inneren Monolog kann er aber auch in Toter-Mann-Stellung auf der Yogamatte ausfechten.

      Sonst noch was?

      Ich finde, man kann Orte und Umgebungen auch sehr schön als Foreshadowing nutzen. Oder den Leser damit bewusst auf eine falsche Fährte führen. Mir fällt da als Beispiel gerade der erste Band Game of Thrones ein:

      In der Mitte des Buches gibt es eine Szene, in der Ned Stark ganz offiziell als Vertreter des Königs ein paar Bittgesuche abwickelt, und dabei ist es üblich, dass der Vertreter auf dem Thron sitzt. Und man merkt als Leser: er passt da gut hin.
      Dann macht der sterbende König sein Testament, und er setzt natürlich Ned als Regenten für den noch minderjährigen Thronfolger ein. Und als Leser denkt man sich: klar, hab ich ja gleich gewusst.

      Äh, ja, und dann ist Ned plötzlich tot, und man denkt sich als Leser nur ....????!!!!!???? Er saß doch schon auf dem Thron!
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      Always avoid alliteration.

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        #5
        Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
        Meistens habe ich da gar keine Wahl. Blöderweise spielt die Haupthandlung meines Romans in einer recht sterilen Konzernumgebung. Entsprechend befinden sich meine Figuren häufig in Büros, Unterkünften, Krankenzimmern – alles nicht besonders spannend.Nur kann ich sie auch nicht willkürlich einfach woanders hinsetzen, das müsste in der Handlung begründet sein.
        Ich versuche allerdings, entweder diese Orte interessant zu gestalten, oder eben eine Begründung zu finden, warum sich meine Figuren an außergewöhnlichen Orten aufhalten.

        Die Büros und Schlafräume benutze ich zum Teil zur Charakterisierung der Figuren, denen sie gehören. Der eine Chef meiner Protas hat zum Beispiel auf dem Schreibtisch moderne Kunst, der andere eine Horde Nippesfigürchen. Die Fenster in meiner Welt können irgendwelche hübschen Aussichen projezieren, aber einer meiner Protas guckt lieber den ganzen Tag auf die Landeplattform des Hangars, inklusive Lärm und Dreck.

        Für etwas Abwechslung unterhalten sich meine Figuren gern unter der Dusche (ja, das hat einen Grund ), treffen sich in einer Kleingartenanlage oder einem Schuppen oder rauchen auf einem Sims im 13. Stock. Und natürlich machen sie mitunter Ausflüge zu wirklich spannenden Orten, die beschreibe ich dann entsprechend ausführlicher.

        Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?

        Ich habe die Umgebung ja vor Augen, wie ausführlich ich sie dem Leser schildern muss, damit der auch ein Bild bekommt, ist dann immer die Frage. Leider hängt das auch vom Leser ab, wie viel Beschreibung der will und braucht, aber ein paar interessante Details sind immer nützlich.
        Klar baue ich die Umgebung dann auch ein, wobei die sich hauptsächlich auf die Handlung der Figuren auswirkt. Wenn mein Prota in der Werkstatt unter einem Fahrzeug liegt, während er sich mit jemandem unterhält, dann rieselt ihm mal Rost ins Gesicht oder er sucht fluchend einen Schraubenschlüssel. In seinem Zimmer wirft er stattdessen mit einem Ball gegen die Decke, und auf seinem Sims raucht er eben. Manche Orte haben auch ein Geheimnis, Da hängen viele metaphorische Gewehre über den Kaminen, wenn eine Figur einen Raum zum ersten Mal betrachtet.

        Charakter würde ich jetzt nicht sagen. Wobei, mitunter wird die Umgebung sogar wirklich lebendig ...

        Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?

        Kommt drauf an, wie interessant sie ist. Und was meine Figuren gerade vorhaben. Normalerweise haben sie ja einen Grund, warum sie sind, wo sie sind, und dann tun sie auch meistens das, weshalb sie hergekommen sind.

        Sonst noch was?

        Ich versuche, meiner Geschichte eine gewisse Grundstimmung zu geben darüber, wie ich die Kulisse beschreibe. Innerhalb der Szenen gelingt mir das ganz gut; Technisch hochentwickelt oder ärmlich, steril oder gemütlich, dunkel oder hell (und wenn hell: angenehmes Licht, Suchscheinwerfer oder Feuersbrunst) ... Woran ich noch arbeite, ist dem Gesamten noch so ein übergreifendes Flair zu geben, sodass die Vorstellung auch in die richtige Richtung geht, wenn ich mal nicht jeden Gang beschreibe, durch dien die Figuren laufen.
        Poems are never finished.
        Just abandoned.

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          #6
          Die Figuren sollen mit der Umgebung interagieren, es darf keine Kulisse sein. Schön ist es auch, wenn der Ort eine symbolische Bedeutung hat.
          Ansonsten muss man das Beschreiben von Räumen können, nichts ist langweiliger als eine 08/15-Beschreibung. Wenn sich die Menschen größtenteils ein Raum so vorstellen, wie es da aussieht, kann man die Beschreibung weg lassen, denn das ist langweilig.

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            #7
            Ich finde die Frage unglaublich gut. Bei uns im Forum, oder auf Blogs über das Schreiben redet man so viel über Dialoge, und Charakterentwicklung und Plotten (was unglaublich hilfreich ist - ich wäre ohne euch nie dorthin gekommen, wo ich jetzt bin), aber man findet nur selten gute Tipps über Umgebungsbeschreibungen und Setting und sowas.
            In meinem Genua Projekt steckt bereits über ein Jahr Arbeit nur für die Recherche und trotzdem steh ich immer noch ganz am Anfang. Die meiste Recherche ging an historisches Zeug, aber auch sehr viel in die Geographie von Ligurien und das Stadtbild von Genua. Jetzt bin ich langsam an dem Punkt wo ich das gern umsetzen möchte, habe aber keine Ahnung wie ich dem Leser am besten vermitteln kann, wie es dort aussieht.
            Natürlich ist jedes Setting anders, aber die Stadt Genua hat in meiner Geschichte auf jeden Fall einen eigenen Charakter entwickelt.
            Ich finde es auch sehr schwierig, meine Figuren mit der Umgebung agieren zu lassen. Ich stecke im ersten Kapitel und muss zunächst die aktuelle Situation und die Vorgeschichte erklären. Weil ich aber niemanden langweilen will, starte ich direkt in der Handlung ein und versuche so viel, wie möglich im Dialog zu vermitteln, was aber auch wieder schwer ist, weil die sich nunmal alle kennen und bereits wissen, was abgeht. Dann versuche ich auch, meine Figuren vorstellen und ein wenig zu beschreiben und dann auch noch das Setting? Da ist so viel zu bedenken...

            So, jetzt habe ich mich richtig ausgekotzt, werden wir wieder professionell
            Ich nehme dankend alle Tipps an, die euch einfallen!

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            • Mona
              Mona kommentierte
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              Welchen Charakter hat diese Stadt denn entwickelt? Was macht ihn für dich aus?

              ------

              Bzgl. langweilen: Wie ich im Beitrag schrieb: Ich hab dieses Grübeln darüber mittlerweile aufgegeben. Es gibt Leser, die wollen am liebsten gar keine Beschreibung, und es gibt Leser, die verlieren sich gern in Beschreibungen.
              Am kurzweiligsten (bzw. am unauffälligsten) ist die Beschreibung, wenn der Leser mit der Umwelt interagiert - das tut er ja gezwungenermaßen immer, so lange er lebt (gut, wenn er im Koma liegt, dann ist die Wahrnehmung ein bisschen anders). Das heißt, selbst wenn er nur da liegt, dann spürt er den Härtegrad des Untergrunds, die Wärme oder die Kälte die ihn umgibt, etc. - Es gibt da eine physiotherapeutische Übung, wo man die Augen schließt, sich auf den Boden legt und sich dann vorstellt, im Sand zu liegen. Man soll sich dabei genau vorstellen, welches Körperteil eine Mulde im Sand hinterlässt. Diese Übung ist eigentlich zur körperlichen Selbstwahrnehmung bei psych. Problemen gedacht, aber ich finde, sie verdeutlicht sehr gut, wie nah man am Charakter sein kann: Wenn er auf einem Traumstrand liegt, kann man einfach beschreiben, wie es sich für ihn anfühlt, im weißen Sand zu liegen (ist er grob, trocken, feucht?), ob ein Muschelbruchstück ihn in den Rücken schneidet, usw.

              - Man kann natürlich auch tatsächlich beschreiben. Meine absolute Lieblingsbeschreibung (ein Satz ohne Nähe zum Charakter) ist eine Szeneneinleitung von Horváth: "Der Himmel ist zart, die Erde blaß. Die Welt ist ein Aquarell mit dem Titel: »April«" (aus "Jugend ohne Gott"). Ich hab den Frühling noch nie schöner zusammengefasst gelesen , aber er ist für mich ohnehin ein Meister der Beschreibungen.

              Also: Stil-Sache.
              Muss jeder selbst wissen, ob er lieber beschreiben will und/oder poetisch schreibt (und sich da evtl. aus der personalen Perspektive zurückzieht) oder ob man lieber nahe am Charakter bleibt und alles in seiner Haut (er-)fühlt. Für mich macht beides Sinn.
              Ich finde einfach, egal wofür man sich entscheidet, es sollte einem selbst liegen und nicht verkrampft sein. Wenn mir z.B. eine rote Kerze auf einem Tisch steht und es gäbe in dieser Szene schlicht keine sinnvolle Handlung dafür - oder ich will mich kurz fassen - dann schreib ich auch schon mal "Auf dem Tisch stand eine rote Kerze." - Oder, um mehr Stimmung zu erzeugen: "Das schummrige Licht der roten Kerze auf dem Tisch warf dunkle Schatten an die Wand." - noch immer beschreibend, aber nicht ganz so trocken.
              Und wenn es Sinn macht, dass mein Charakter irgend etwas mit der Kerze anstellt (oder das Wachs riecht usw.), dann erwähne ich es anstelle einer Beschreibung. Weil ich persönlich mich mit flexiblen Techniken je nach Szene am wohlsten fühle.
              Aber wie gesagt: Das ist mit Sicherheit von Autor zu Autor verschieden.

              Das Einzige, was ich sehr heikel finde, das sind trockene Beschreibungen (sofern sie nicht eine bestimmte Stimmung erzeugen sollen), also: "Auf dem Tisch stand eine Kerze. Davor stand ein Stuhl."
              Wobei ich wiederum aus Leser-Sicht solche Beschreibungen auch mal bevorzuge, weil mir dieses krampfhafte "bloß ständig mit allem interagiiieren!" oft unglaublich auf die Nerven geht. Für mich wirkt so ein Text oft schwammig oder hektisch, und ich persönlich hab nichts dagegen, wenn mir einfach auch mal einprägsame Bilder von Umgebungen geschildert werden. Ich schaue mir selbst gern Umgebungen an .
              Aber es gibt auch Texte, in denen beispielsweise Einrichtungen lieblos aufgezählt wurden, wo man irgendwie rausliest, dass der Autor da keine Lust hatte, wie: "Sie sah sich um. Rechts stand ein Sofa, links zwei Sessel, drei Meter davor ein Tisch, dahinter ein Wandregal und daneben der Fernseher und unweit davon war die Eingangstür." - Solche Aufzählungen finde ich etwas verwirrend und die würde ich dann auflockern durch Überlegungen dazu, z.B.: "Rechts stand ein Sofa. Er mochte es offenbar gemütlich."
              Aber auch da muss ich sagen: Wenn die Erzählstimme absichtlich so emotionslos beschreibt, hat das für mich ebenfalls eine Berechtigung. Ob man es als Leser dann gut oder nicht gut findet, ist dann eben Geschmacksache. Man sollte sich halt meiner Meinung nach bewusst sein, warum man wie beschreibt.

            • LisaOno
              LisaOno kommentierte
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              Oh man, ich hab voll vergessen, dir zu antworten! Danke erstmal, für die ganzen Tipps.
              Die genuesische Geschichte ist halt sehr durch Gewalt und Machtspielchen geprägt. Nach außen hin war das lange eine Supermacht, aber innerhalb der Stadtmauern findest du eigentlich kaum ein Jahr, in dem es mal keinen Bürgerkrieg, Aufstand und Staatstreich gegeben hätte. Das gemeine Volk wurde stark von der Oberschicht gelenkt und für ihre Machtspielchen benutzt. Ich will das so gut es geht rüber bringen, mein erster Satz ist (bis jetzt): "Die Genuesen sind ein streitsüchtiges Volk."

            #8
            Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
            Die Orte kristallisieren sich automatisch im Kopf heraus, wenn ich mir eine Geschichte ausdenke, weil sie meist wie ein Film ablaufen. Teilweise fließen da auch reale Orte ein bisschen als Inspiration mit ein, bzw. wenn tatsächlich reale Orte im Roman erwähnt werden, dann müssen sie wiederum zur Geschichte passen.

            Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?
            Ich hatte früher kaum Umgebungen beschrieben, weil ich dachte, der Leser fände das sowieos langweilig und wolle nur Handlung lesen. Dann gab es zwei Testleser, die mehr Umgebung lesen wollten und einen, der selbst hervorragend schreibt - der hat mir dann Inspiration geboten. Und irgendwann wurde ich dann mutiger und hab es gewagt, den Leser auch mal zu "langweilen". - Nee, ist natürlich nicht mein Ziel. Sondern eher, dem Leser einen Anker, eine Kulisse zu geben, und teilweise baue ich darin sehr gerne Symboliken ein - beispielsweise Blumensorten, Tag/Nacht bzw. hell/dunkel, Gegenstände oder auch spezielle Hinweise auf charakterliches Verhalten oder Vorlieben (manchmal zunächst sehr versteckt ).

            Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
            Das kommt einfach immer auf die Szene an. Manchmal geht es mehr um die Introspektion, manchmal mehr um das Interagieren mit der Umwelt, manchmal mehr um das Interagieren mit anderen Charakteren.

            Sonst noch was?
            Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Umgebungsbeschreibung (viel oder wenig) auch immer Stilsache ist und es da kein "richtig" oder "falsch" gibt. Als ich da noch weniger gefestigt war, wie ich schreiben will, hat mich diese Erfahrung zum Verzweifeln gebracht. Testleser 1: "Viiiel zu wenig Umgebungsbeschreibung, ich brauch MEHR, um mich einzufühlen!", Testleser 2: "Du kannst die Beschreibung weglassen, das interessiert keinen!"
            Und dann sitzt man so da und denkt ... "Jo. Und jetzt?"
            Mittlerweile bekam ich dank dem einen oben erwähnten Testleser den Mut, Umgebungen etwas mehr darzustellen als in Anfangszeiten und ich hab für mich herausgefunden, dass ich eigentlich sehr gerne Umgebungen erwähne. Eben auch weil man sie so vielfältig nutzen kann.

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              #9
              Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?

              Ich suche nicht wirklich danach ^^ Die Örtlichkeiten ergeben sich meistens aus dem Plot und/oder den Figuren. Und manchmal ergibt sich dabei sogar eine unbeabsichtigte Symbolik. Ich denke, das sind dann für mich die besten Orte. Aber wie gesagt, die sind nicht wirklich bewusst ausgewählt.

              Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?

              Beim Schreiben ... mmmh, kommt drauf an, wie plotrelevant sie sind. Wenn es für meine Figur fremde Örtlichkeiten sind, dann nimmt sie diese natürlich anders wahr als eine alltägliche, vertraute Umgebung. Dementsprechend fällt dann auch die Beschreibung aus. Wenn meine Figur einer Örtlichkeit besondere Aufmerksamkeit schenkt, eben, weil sie fremd ist, oder weil sie sie fasziniert, oder - wie in meinem aktuellen Projekt - weil sie dort einbrechen will, dann beschreibe ich sie eben auch direkt beim Rohentwurf schon. Allerdings immer aus Sicht der Figur, die Dinge, die ihr auffallen. Da sind dann beim Einbruch die hübschen Rosen im Beet nur dann von Relevanz, wenn ihr Duft so schwer und dicht ist, dass meine Figur es dort nicht lange aushält und sie Gefahr läuft, in ihrer Hast einen Fehler zu machen. Balkongeländer und Fensterbänke werden eher funktional als architektonisch oder stilistisch betrachtet.

              Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?

              Siehe oben. Kommt immer auf die Relevanz an. So würde ich winzige Details in dem Zimmer, der Zuflucht meiner Figur nur beiläufig erwähnen, um die Figur zu charakterisieren. Wenn dieses Detail der Figur selbst wichtig ist (wie z. B. im dunkeln leuchtende Klebesterne an der Decke über dem Bett, oder ein bestimmtes Bild, ein Buch, whatever), dann wird sie es wahrscheinlich auch z. b. in einer Denkphase wahrnehmen. Wenn ihr die Farbe ihres Bücherregals oder ihrer Bettwäsche oder ihrer Tapete wichtig ist, dann kann ich sie erwähnen.

              Sonst noch was?

              Ich denke, bei den meisten Beschreibungen ist das Problem, dass der Autor sie aus seiner Warte heraus schreibt. Vielleicht, weil er die Örtlichkeit so klar vor Augen hat, dass er sie einfach vollständig bis ins Detail darlegen möchte. Vielleicht, weil er seinen Lesern nicht vertraut, dass sie sich ihr eigenes Bild machen können, oder es sich nicht so machen, wie er es sieht.
              Meiner Meinung nach, sollte man sich bei jeder Beschreibung fragen, ob sie wirklich wichtig und ob sie so ist, wie die Figur, aus deren Sicht geschrieben wird, sie wahrnehmen würde. Warum würde sie jeden einzelnen Schrank in einem Zimmer bewusst (!) wahrnehmen? Warum die Bodenfliesen? Wie sauber/schmutzig die Fenster sind? Ob es Gardinen gibt oder nicht?
              Als Autor sollte man all diese Dinge wissen. Nur dann kann man auch die Relevanz beurteilen und dann feststellen, ob, vor allem aber: wie die Figur es auch wahrnimmt. Gardinen wirken sich z. B. auf die Lichtverhältnisse aus. Ist es draußen regnerisch grau und trüb, machen Gardinen den Raum dunkler, was - je nach dem, was die Figur dort gerade macht - problematisch oder unwichtig sein kann.
              Je mehr Aufmerksamkeit ich auf ein solches Detail lenke, umso wichtiger sollte es sein. Wenn es darum geht, Charakterisierungen einfließen zu lassen, bin ich persönlich eher der Freund von Beiläufigkeiten. Sonst kann es schnell mal zum Vorschlaghammer mutieren.

              Auch, wenn ich jetzt etwas ausschweife, aber Personenbeschreibungen sind da auch ein gutes Beispiel.
              Gerade erst ein Buch zwischengehabt, in dem die Protagonistin die körperlichen Vorzüge ihrer drei besten (und natürlich absolut perfekten) Freundinnen (die sie seit 10 Tagen von einer around-the-world-reise kennt) im Detail beschreibt. Obwohl sie absolut und gar keine Relevanz haben. Es liest sich fast wie der Auftakt zu einem wirklich schlechten Pornofilm.
              Aber vielleicht bin ich auch einfach nur seltsam, weil weder ich noch meine Figuren bei der Beschreibung ihrer Freunde/-innen nicht mit ihren perfekten Brüsten/Sixpacks anfange. Oder aufhöre. Oder sie überhaupt erwähne. Und ja, die Figur ist hetero, daran kann es also nicht liegen. Es ist auch kein Neid ersichtlich, weil die Protagonistin selber zwar klein, aber dennoch körperlich perfekt ist. Klar, wenn eine Figur so perfekt ausschaut, dass es schon unnatürlich ist, dann kann man da einen Fokus drauf legen. Dieser Fokus aus Sicht der Hauptfigur charakterisiert ja auch wieder. Aber wenn alle so perfekt und absolut unneidisch sind, dann ist es unwichtig.
              Im ganzen weiteren Verlauf erschließt sich mir nicht, warum für mich als Leser wichtig sein soll, wie perfekt die Brüste/Sixpacks der sonst völlig eindimensionalen Figuren sind. Haar- oder Augenfarben wurden interessanterweise gar nicht erwähnt. Außer an den Namen waren die Figuren also nicht zu unterscheiden. Sicher auch eine Frage aus dem Bereich Figurentwicklung. Mir geht es hier aber um die Dinge, die die Protagonistin wahrnimmt.
              (Es ist übrigens ein Thriller.)
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              "How do I know what I think, until I see what I say?" - Howard Tayler

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              • Ruyi
                Ruyi kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                "Ich denke, bei den meisten Beschreibungen ist das Problem, dass der Autor sie aus seiner Warte heraus schreibt."
                Guter Punkt. Eine Falle, in die ich selber gerne tappe, wenn ich nicht aufpasse. Dabei ist echt viel gewonnen, wenn das konsequent aus Sicht der POV-Figur beschrieben wird. Gerade wenn unterschiedliche POV-Figuren ein und denselben Ort unterschiedlich beschreiben, kann's auch sehr interessant werden.

                "im dunkeln leuchtende Klebesterne an der Decke über dem Bett"
                Hihihi, da kommen Erinnerungen an meine Kindheit hoch ...

              #10
              Wie wichtig ist euch die Umgebung in euren Szenen?

              Sie ist mir sehr wichtig. Ich betrachte die Umgebung als Äquivalent zur Kulisse beim Film oder Theater. Ohne passende Kulisse wirken die Charaktere nicht richtig.
              Ausserdem steht Handlung immer in Interaktion mit der Umgebung, beides steht in Wechselwirkung. Umgebung ist Atmosphäre - unabdingbar finde ich.

              Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?

              Da ich ein starkes räumliches Vorstellungsvermögen habe, und zu den "Bilderdenkern" zähle, ist manchmal die Umgebung schneller da als die Handlung. Wenn z.B. jemand sagt "Schlachtfeld", tut sich vor mir erstmal eine Landschaft auf, meist mit Gefallenen übersäht. Die ist verschieden, dem Kontext entsprechend. Das kann instant aus der Erinnerung an Filme sein, oder erdacht, bzw. aus der Vorstellung die ich beim lesen anderer Bücher hatte. Kann ich oft gar nicht zuordnen.
              Komischer Weise erinnere ich mich dabei fast nie an echte Bilder (Gemälde, Fotos, Artwork etc.)

              Wenn man aber eine bestimmte Handlung hat, muss man manchmal die Umgebung ändern. Ich habe der Prota bspw. einen Traum vermacht, den ich selbst hatte, im Traum wird gekämpft, aber sehr surreal. Ich selbst war in meiner Wohnung, aber im Buch gibt es keine modernen Fenster und auch keine Elektronik.
              Daher muss ich manches anpassen - und ich habe noch immer nicht heraus, ob der Traum in einem Gebäude oder in einem Feldlager stattfindet.

              Manchmal füge ich die Handlung in Gedanken in verschiedene Umgebungen ein, es kommt aber auch vor, das ich am Ende verschiedene Versionen schreibe. Ich glaube das wäre dann eine Sache für Testleser, wenn die Handlung flexibel ist.


              Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?

              Am Anfang habe ich mich oft an Beschreibungen versucht, gerade bei Landschaften. Aber das führt schnell gegen Infodumb und langweilt, oder scheint schnulzig.
              Ich bin daher darauf gekommen, die Umgebung indirekt zu vermitteln, im Kontext (immer besser). Das ist aber viel schwerer, manchmal funktioniert das auch nicht.

              Hier kommt mir das Bilderdenken nicht entgegen - ich erinnere mich mit tollen Bildern an z.B. Herr der Ringe (Buch wie Film), aber kaum bis gar nicht an den Wortlaut. Ich kann mir einfach nicht merken, wie andere etwas schreiben. Nur wie es für mich "ausgesehen" hat. Furchtbar... (so gesehen ist Malen eher meine Sache)

              Im besten Fall verzahnt sich die Handlung nach und nach mit der Umgebung, ein bisschen wie ein Uhrwerk.


              Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?

              Sehr. Wobei das hängt auch am Charakter. Manche Menschen sind sehr introvertiert, andere extrovertiert, manche haben Interesse an der Natur, andere nicht, usw. Das heißt, nicht jede Figur achtet in gleichem Maße auf die Umwelt, bzw. sie achten auf verschiedene Dinge. Hieran kann man auch gut den Charakter profilieren.

              Wenn man z.B. "Military Fantasy" schreibt, also auch viel mit Schlachtfeldern zu tun hat, mit Truppenbewegungen usw., dann ist die Umgebung (Wetter, Landschaft, Infrastruktur, Gebäude, usw.) DAS bestimmende Element was Strategie, Taktik, Handlung, Ergebnis usw. angeht. Man muss seine Welt sehr genau kennen.


              Sonst noch was?

              Wachen!


              (nein nein, Spaß ) Eine Tasse Tee, bitte.

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              • Ruyi
                Ruyi kommentierte
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                Hier, bitte, eine Tasse Tee - inzwischen leider schon kalt und abgestanden, sorry ...

                "Ausserdem steht Handlung immer in Interaktion mit der Umgebung, beides steht in Wechselwirkung. Umgebung ist Atmosphäre - unabdingbar finde ich."
                Auch so was zum Ausschneiden und an die Wand hängen.

              • Winterherz
                Winterherz kommentierte
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                Danke! *Schnupper... hm. Schlürf*

                (Wirklich alt und abgestanden. So wie meine Schwarztees die ich irgendwie immer vergesse...)

              #11
              Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
              Hm ... gute Frage. Ich denke, viel ist bei mir da Gefühl. Es muss einfach zu der jeweiligen Szene passen, da der Ort ja mit zur Stimmung beträgt oder auch die Handlung der Charaktere beeinflusst.

              Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein? Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?
              Mir geht es so wie dir, dass ich bei den ersten ein oder zwei Versionen kaum Umgebungsbeschreibungen habe, auch wenn ich meist schon den Handlungsort kenne. Das liegt vermutlich daran, dass ich bei Beschreibungen meist auf ein oder zwei Details konzentriere, die es alleine schaffen, ein ganzes Bild im Kopf des Leser zu erschaffen. Und das kostet mich einfach Zeit, da das richtige zu finden und das passend einzubauen, denn:

              Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
              Ich versuche immer, dass meine Figuren irgendwie interagieren, und sei es auch nur als innere Reaktion oder Gefühl. Ich bin einfach kein Fan von Beschreibungen, die quasi losgelöst sind von der eigentlich Handlung bzw. einfach so runtergeschrieben sind.

              Sonst noch was?
              Ich finde, dass gute Umgebungsbeschreibungen richtig anspruchsvoll sind und viel Zeit und Übung brauchen. Und dass hier weniger meist mehr ist
              »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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                #12
                Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
                Bei mir ist der Ort meistens Teil der Szene. Ich muss ihn nicht extra suchen, weil er sich aus der Handlung ergibt.

                Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein?
                Da, wie gesagt, die Umgebung meistens Teil der Szene/Handlung ist, muss da nichts extra eingebaut werden. Wenn der POV z.B. nach einem Geldkoffer taucht, steht alles, was er tut, in direkter Beziehung zur Umgebung.

                Unterhalten sich dagegen zwei Figuren auf dem Sofa, spielt das Drumherum eher eine untergeordnete Rolle (außer, das Sofa steht mitten im Affenhaus oder auf ner Müllkippe oder so). Wobei ich mich dann bemühe, es aus Sicht des POVs ungewöhnlich zu gestalten. Irgendein auffälliges Detail geht immer. Die Betonung liegt auf Detail: mMn ist nichts langweiliger als eine ausführliche Umgebungsbeschreibung.

                Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?
                Nee. Ich hatte bisher keine POVs, die esoterisch genug dafür wären.

                Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
                Sehr, siehe oben. Weil sie oft Teil der Handlung ist.


                and it's not what we think
                rather the opposite
                it's staring at the end of you.

                Kommentar


                  #13
                  Oha, da sind ja einige Antworten zusammengekommen! Jetzt komme ich endlich mal dazu, hier zu antworten.

                  Milch
                  „Ansonsten muss man das Beschreiben von Räumen können, nichts ist langweiliger als eine 08/15-Beschreibung.“
                  Absolut. Und es ist schwerer als man denkt ...

                  LisaOno
                  Ja, schon komisch, dass sich zu dem Thema relativ wenig findet. Immerhin spielt ja jede Szene in irgendeiner Umgebung. Da sollte man meinen, das Thema wäre irgendwie präsenter - zumal es ja auch ziemlich viel Genöle gibt, sobald die Beschreibungen zu lang, zu spärlich, zu belanglos usw. ausfallen ...

                  Es geht mir übrigens wie dir. Ich schreibe auch gerade an einem historischen Roman und da fühlt sich das (nicht nur) mit den Umgebungsbeschreibungen alles doppelt so schwer an ... Vielleicht reicht da auch meine Fantasie einfach nicht (mehr) aus ...

                  Julestrel
                  Im ersten Entwurf liegt mein Hauptaugenmerk einfach auf anderen Dingen. Ich habe meistens eine diffuse Vorstellung vom Ort, aber die zeitaufwändige Suche nach den richtigen Details ist mir da meistens zu mühsam. Wenn ich den Ort von Anfang an schon gut vor mir sehe, wird er natürlich gleich entsprechend eingebaut. Ansonsten konzentriere ich mich lieber erst mal auf die Punkte, warum ich die Szene überhaupt schreibe, bevor ich das vergesse – meistens ein Dialog.


                  @alle:
                  Viele von euch schreiben, dass sich der Ort automatisch aus der Handlung ergibt. Heißt das dann, dass ihr einfach den nächstliegenden Ort nehmt, der euch in den Sinn kommt? Also gar nicht groß drüber nachdenkt, ob es vielleicht auch möglich wäre, die Szene in einem ungewöhnlicheren Setting spielen zu lassen? (Ich frage, weil Tipps zur Umgebung, sofern man mal welche findet, wieder oft in diese Richtung gehen: „Schreib fünf mögliche Orte für die Szene auf, streiche alle durch und nimm den sechsten.“ Mir wäre das dann doch ein bisschen zu viel Aufwand für eine Kulisse. Obwohl es sich manchmal wahrscheinlich schon lohnen kann, drüber nachzudenken, ob die Szene nicht auch an einem anderen Ort spielen kann – bei mir hat das dann meist zur Folge, dass ich zwei Szenen kombiniere.)

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                  • Ankh
                    Ankh kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Ach, wie das immer mit so Ratgeber-Tipps ist: Es lohnt sich, mal drüber nachzudenken, aber sklavisch dran halten muss man sich nicht.

                  • Zwielicht
                    Zwielicht kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Es hängt sicher von der Handlung, den Figuren und auch vom Genre ab. Wenn ich ne Liebesgeschichte in ner realen Kleinstadt schreiben würde, müsste ich mir wahrscheinlich auch mehr Gedanken über ungewöhnliche Orte machen. Aber ich schreibe einen Thriller, und aus der Story und dem Setting (europ. Metropole) ergeben sich Handlungsorte wie wissenschaftliches Institut, Hafen / Hafenkneipe, auf nem Boot, unter Wasser, Polizeipräsidium, Knast ... ich muss eher drauf achten, dass die Figuren auch mal in ner ganz normalen Wohnung sind.

                  • LisaOno
                    LisaOno kommentierte
                    Kommentar bearbeiten
                    Ruyi was schreibst du denn?

                  #14
                  Wie findet ihr den „besten“ Ort für eine Szene?
                  Das hängt ganz von der Geschichte ab. Wenn meine Geschichte in einem realistischen Alltag spielt, dann suche ich möglichst langweilige und alltägliche Orte aus: ein Wohnzimmer, Plattenbauten, Bahngleise, Pfützen im Asphalt - eben das, was wir ständig vor Augen haben.
                  Wenn meine Geschichte einen übernatürlichen Anstrich hat, dann nehme ich Inspiration von merkwürdigen Orten: Vulkanseen in Neonfarben, windschiefe Bäume in 90° Winkeln, blutrote Wasserfälle - all das gibt es auf unserer Erde. Es hilft, wenn man sich für fremde Landschaften interessiert und bestimmte Medien dazu konsumiert.

                  Wie viel Aufmerksamkeit schenkt ihr beim Schreiben der Umgebung? Beschränkt ihr euch auf (kurze) Umgebungsbeschreibungen oder baut ihr die Umgebung gezielt in die Handlung ein?
                  Ich beschreibe die Umgebung meist in zwei Schritten: Erstens der Establishing Shot. Wenn die Kamera in einem breiten Blick die Umgebung zeigt und die Atmosphäre einfängt. Hier versuche ich mit groben Pinselstrichen die Umgebung zu schildern, sodass der Leser mit wenigen Worten den größtmöglichen Überblick bekommt.
                  Der zweite Schritt ist in der Handlung selbst und dann beschreibe ich die Umgebung nur, soweit die Figuren damit interagieren müssen. Hier werden dann die Details genannt, die der Leser wissen muss, um der Geschichte zu folgen.
                  Persönlich mag ich es, die Umgebung durchaus kreativ zu beschreiben, wenn immer möglich. Es gibt Phrasen, die wir alle schon gelesen haben und deswegen keinen Informationsgehalt mehr haben. Sowas versuche ich immer zu vermeiden. Stattdessen will ich die Umgebung so beschreiben, dass ihre Besonderheit zum Ausdruck kommt. Selbst der alltäglichste und banalste Ort hat Eigenheiten, die es sonst nirgendwo gibt oder die etwas bestimmtes über diesen Ort aussagen. Das versuche ich in wenigen Worten festzuhalten. Nicht immer einfach, versteht sich.

                  Behandelt ihr die Umgebung vielleicht sogar wie einen eigenen Charakter?
                  Eigentlich nicht. Die Umgebung ist Bühne für meine Figuren. Aber, und das ist mir wichtig, versuche ich die Umgebung so zu beschreiben, dass die Bedeutung für die Figuren deutlich wird, vorallem wenn ich in einem Deep PoV schreibe. Was ist der Figur an diesem Ort wichtig, woran wird die Figur sich zurück erinnern, was sticht für die Figur an diesem Ort heraus? Dazu muss man natürlich sowohl seinen Ort aber vor allem seine Figuren gut kennen.

                  Wie stark interagieren eure Figuren mit der Umgebung?
                  Auch das kommt auf die Geschichte drauf an. Manchmal ist die Interaktion minimal, weil die Szene stark vom inneren Monolog getragen wird. Manchmal ist die Interaktion maximal, weil die Figuren jede Schublade aufreißen müssen um das McGuffin zu finden. Auch hängt es vom Erzählstil ab, wie viel Wert auf die körperlichen Bewegungen der Figuren gelegt wird - nicht jede Erzählstimme fokussiert darauf.

                  Sonst noch was?
                  Gerade bei Beschreibungen von Umgebungen beneide ich Comics und Filme. Dort kann man mit großer Effizienz einen Ort darstellen, ohne dass man Zeit von den Figuren oder der Handlung wegnehmen muss. Ein Buch muss sich immer entscheiden: Ist das Subjekt in meinem Satz die Figur, die Handlung oder der Ort? Es gibt nur diese eine Wichtigkeitsstufe in einem Text und es kann nicht von zwei oder mehreren Dingen gleichzeitig erzählen. (Metaphern und Allegorien sind natürlich die Ausnahme.) Während ein Bildmedium den Vorteil hat, Vordergrund und Hintergrund sowie einen Voice Over zu haben - also viel mehr Spielraum, um verschiedene Elemente in verschiedener Wichtigkeit darzustellen.
                  Da eine Geschichte von ihren Figuren und der Handlung lebt, entscheide ich mich im Zweifelsfalle immer für diese. Die Umgebung ist zweitrangig, sicherlich wichtig und definitiv bedeutungsvoll, aber eben zweitrangig.
                  Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
                  to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
                  A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
                  You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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