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Mittwochsfrage #111 - Wie schreibt man Glück?

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    Mittwochsfrage #111 - Wie schreibt man Glück?

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    Autoren lieben Schmerz, Leid, Tod, Unglücksfälle, Trauer und Verzweiflung. Wir quälen unsere Charaktere, um die LeserInnen zu unterhalten, denn ... Glück ist einfach langweilig! Niemand liest ein Buch, dessen Hauptfigur einfach nur mal zwei Wochen lang glücklich ist.
    Trotzdem müssen wir Glück manchmal beschreiben. Sei es, um die Fallhöhe zum dramatischen Plot-Twist zu erhöhen, oder auch einfach, weil die Hauptfigur sich zwischendrin eine Verschnaufpause verdient hat.

    Wie baut Ihr solche Glücksmomente aus, damit sie für Eure LeserInnen nicht langweilig werden?
    Always avoid alliteration.

    #2
    Ich denke, die ergeben sich ganz automatisch aus dem Spannungsbogen. Wenn ich nach einer dramatischen, emotional fordernden Sequenz eine ruhigere einfüge, in der meine Protas in der Sonne liegen und Witze reißen, dann muss ich, denke ich, nicht extra dazuschreiben, dass sie glücklich sind. Man sollte es spüren, schon allein aus dem Kontrast heraus und der Empathie, die man hoffentlich für sie empfindet. Genauso, wie die Figuren Pause haben und ihre Batterien wieder aufladen, kann auch der Leser mal kurz durchschnaufen und die Sicherheit und Leichtigkeit genießen. Und das sollte bei ihm auch eine gewisse Entspannung auslösen.

    Langweilig wird so etwas nur, wenn man es eben zu lange zieht und der Leser schon wieder hibbelig wird, wann endlich wieder etwas lassiert. Wie lange genau zu lange ist, ist natürlich schlecht zu quantifizieren. Ich gehe da einfach nach meinem Gefühl. Wenn es mir zu dröge wird, muss irgendetwas explodieren Generell kann man aber sagen, je weiter hinten in der Geschichte, je mehr Action davor war, desto länger dürfen die Helden durchschnaufen.

    Genauso entschiede ich das Wie. Wenn eine Pause angebracht ist, dann überlege ich mir, wie meine Figuren die gerade gestalten würden, abhängig von den Umständen und ihren Persönlichkeiten. Jeder hat ja seine Vorlieben, denen er nachgehen kann, und wenn sie zusammen abhängen, dann wird sich schon etwas finden, womit alle zufrieden sind. Und da meine Jungs recht umgänglich sind, wird sicher auch der Leser Spaß daran haben, ein bisschen mit ihnen abzuhängen. Man kann diese Situationen auch gut nutzen, ein paar Seiten von den Figuren zu beleuchten, die sonst vielleicht zu kurz kommen, dann sind sie für den Leser zusätzlich interessant.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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      #3
      Ich schreib auch mal anfangs und mittig Phasen des Glücks. Nicht in jedem Projekt, nicht immer ausführlich, aber ein oder zwei repräsentative Ereignisse. Eben für die Fallhöhe, als Belohnung für eine gewisse Anstrengung, als Ausblick auf das unvermeidliche Happy-End oder Fast-happy-End und als falsches Sich-in-Sicherheit-wiegen.
      Für mich ist wichtig, dass die Figur nach diesem Glück sucht und es auch empfinden kann (z B Donald Duck, im Gegensatz zu Micky Maus). Einer nur herummaulenden oder vom Pech immer nur gebeutelten Figur würde ich ebenso wenig folgen wollen wie einer stets nur überglücklich zwitschernden Figur, die es nicht zu schätzen weiß.
      Wie man es schreibt? Wie man andere Gefühle auch schreibt. Viel show don't tell, eher Details als alles Mögliche; wie man es halt zu können meint.

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        #4
        Glück, persönliches Glück charakterisiert eine Figur genauso gut, wie die Ereignisse, auf die sie mit Wut, Eifersucht o.ä. reagiert. Was ist für die Figur Glück? Strebt sie nach dem großen Glück und kann deshalb die kleinen Momente nicht wertschätzen oder nimmt sie das kleine Glück sehr intensiv wahr.
        Ansonsten sehe ich es wie meine Vorposter. Diese Szenen können dem Spannungsbogen dienen, den Leser ersteinmal in Sicherheit wiegen, um dann mit einem anschließenden Ereignis rein zu hauen.

        Ich nutze, um Glück/Ruhe zu beschreiben mehr passiv Sätze. Das bringt für mich eine gewisse Ruhe (wenns schlecht läuft Behäbigkeit) in die Szene und passt zu meinem Prota. Ich denke die Art, wie man es beschreibt hängt von der jeweiligen Figur ab.
        Nein das war ich nicht.
        Ach so, das!
        Ja, das war ich.

        Kontakt: administrator@wortkompass.de

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          #5
          Aber wie macht ihr das konkret technisch, das Glück zu zeigen? Ohne in "Sie war glücklich"-tell-not-show abzurutschen? Und ohne dass es langweilig wird?
          Es kann ja mal ganz poetisch sein, wenn die Heldin für eine halbe Seite die Sonne auf der Nase und den Duft der Blumen genießt, aber spätestens nach einer weiteren halben Seite in dem Stil fange ich an, Textpassagen nur noch zu überfliegen.

          Ich finde zwei prima Beispiele im Hobbit von Tolkien. Ganz am Anfang, als Bilbo gerade mit dem zweiten Frühstück fertig ist und sich so langsam dem Pfeifchen vor der Türe zuwendet. Es wird gezeigt, was er tut, und was das mit ihm macht. Wunderbares Show. Aber es zeigt kein so echtes, strahlendes Glück, mehr eine glückliche Lebenssituation und Zufriedenheit.

          Später, als sie nach Bruchtal kommen, sieht die Sache schon anders aus. Sie haben bereits einen gefährlichen Teil der Reise hinter sich gebracht, und sind nicht nur erleichtert, sondern wirklich glücklich, überlebt zu haben und sich nun etwas ausruhen zu können. Tatsächlich ist Bilbo dort so glücklich, dass er gerne bleiben würde, und gar nicht zu seinem alten Leben zurückkehren. Und Tolkien handelt das mit reinem Tell ab.

          Ich hab die Stelle gerade leider nicht auf Deutsch zur Hand:

          Now it is a strange thing, but things that are good to have and days that are good to spend are soon told about, and not much to listen to, while things that are uncomfortabele, palpitating, and even gruesome, may make a good tale, and take a deal of telling anyway. They stayed long in that good house, fourteen days at least, and they found it hard to leave. Bilbo would gladly have stopped there for ever and ever - even supposing a wish would have taken him right back to his hobbit-hole without trouble. Yet there is litte to tell about their stay.

          Frei Schnauze übersetzt: Es ist seltsam, aber über solche Dinge, die einem Wohlbefinden bringen, und über Tage, die angenehm vergehen, hat man schnell erzählt. Und die Erzählung ist es dann kaum wert, angehört zu werden. Dagegen wird aus unangenehmen, aufwühlenden, oder gar schauerlichen Erlebnissen eine gute Geschichte, eine von der Art, die man ausführlich erzählen kann. Sie blieben lange in diesem schönen Haus, mindestens 14 Tage, und als sie es verließen, fiel es ihnen schwer. Bilbo wäre gerne auf alle Ewigkeit dortgeblieben, selbst, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, einfach so durch einen Wunsch dirket zurück nach Hause in seine Hobbithöhle zu kommen. Trotzdem gibt es über ihren Aufenthalt dort kaum etwas zu erzählen.
          Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.


          Ich weiß noch, dass das als Kind für mich ein Aha-Effekt war. Ich war vielleicht 9, als ich damals den Hobbit gelesen habe, und das war der Moment, in dem ich wirklich gelernt habe, dass in Geschichten immer etwas Schlimmes passieren muss, sonst lesen wir sie nicht gerne.
          Tolkien macht wendet das hier natürlich als ironisches Stilmittel an, dass er augenzwinkernd sagt "Das war so schön, das kann ich nicht beschreiben". Trotzdem ist es für mich bisher die beste Beschreibung von echtem Glück, die mir untergekommen ist.
          Always avoid alliteration.

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          • weltatlas
            weltatlas kommentierte
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            Na ja, ick nutze halt stellenweise eher Passivformulierungen für Sergej und für meinen anderen Prota ein gemäßgteres Vokabular. Introspektive und wohl den ein oder anderen Vergleich der im allgemeinen Beruhigend wirkt.
            Ist es eher aufgekratztes Glück sieht die Sache anders aus.

            Und, es ist Figuren abhängig und wohl auch perspektivabhängig.

          • Ankh
            Ankh kommentierte
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            Ich vertraue da wie gesagt auf die Empathie der Leser. Die sollten an der Stelle bereits wissen, was Glück für die Figur bedeuten könnte, indem ich eben vorher mal ihre Wünsche und Sehnsüchte beschreibe, und wenn sie das dann bekommen, dann darf der Leser sich für sie freuen. Manchmal reicht auch schon die Abwesenheit von allem, was sie belastet.

            Ich überlege gerade, ob ich überhaupt so einen reinen Glücksmoment habe, in dem die Figuren mit allem zufrieden sind und am liebsten ewig so verharren würden. Ich denke aber, sie haben immer noch irgendwo ein Fünkchen, das sie weiter treibt und nach weiteren Zielen streben lässt, und der Moment ist einfach ein Felsvorsprung, den sie sich mühsam aus dem Chaos herausgemeißelt haben. Es ist eben eine Pause, kein erreichtes Ziel, selbst ganz am Ende der Geschichte nicht. Insofern besteht das Glück eben darin, dass sie mal durchschnaufen können, und das kann man ja ganz gut vermitteln, indem das Tempo nachlässt und eben positive Dinge passieren.

          • Dodo
            Dodo kommentierte
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            Och, ich arbeite da auch gern mit Klischees. Was macht man, wenn man glücklich ist? Das ist sicher in der Persönlichkeit meiner Figuren und auch meiner verankert, aber ICH finde die Welt dann heller, frischer, glänzender. Damit kann man jede Situation aufpolieren, selbst den kleinsten Fitzel einer Szene. Glück kommt nicht einfach so, sondern liegt irgendwo begründet, und auch da kann logische / symbolische Auswirkungen für die Darstellung heranziehen. *grübel* Meinen Piloten und seine große Liebe habe ich, quasi ausnahmsweise, zusätzlich in eine Situation gesteckt, die sie völlig über den Alltag erhebt. Es ist aber eine in den Figuren bzw der Story begründete Ausnahmesituation. Ansonsten kann man das größte Glück auch an kleinen Gesten und Wahrnehmungen festmachen.
            Mir fallen gerade nur bekloppte Beispiele ein. Dagobert Duck badet als Ausdruck seines Glücks in seinem Gold; Heidi rennt über die Almwiese; Peter Pan fliegt; Bill Murray flüstert Scarlett Johansson etwas auf einer überfüllten Kreuzung zu, was sie lächeln lässt; in der Flughafenankunftshalle fallen sich Menschen um den Hals; Genscher sagt: "Ihre Ausreise ist bewilligt", und die Leute jubeln. Es gibt so viel Ausdrucksformen, und jede ist Personen- bzw. Situations-gebunden.

          #6
          Was ist Glück? Glück ist, wenn etwas gelingt. Dann spürt auch der Leser, dass es ein glücklicher Moment ist. Lass ihn was gelingen.

          Ansonsten sehe ich es wie Ankh.

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            #7
            Wie schreibt man Glück? G-L-Ü-C-K!

            Mein Protagonist ist so ein richtiger Glückskerl. Nicht, weil er Glück hat, sondern weil er meint immer Glück zu haben. Er muss es sich nur lange und intensiv genug einreden. Selbst die Leute um ihn herum, denken er hat viel Glück. Wenn ich so recht darüber nachdenke, ist es eines der zentralen Themen meiner Hauptfigur, dennoch auf traurige Weise, da dieses Glück nur vermeintlich ist, obwohl es für ihn zweifelsohne existiert. Das wird ja fast schon philosophisch.
            Als Leser mag ich auch die Glücksmomente um einfach mal durchatmen zu können. Es wurde oben schon genannt, dass diese jedoch sparsam eingesetzt werden müssen.

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              #8
              Fluff! Hab ich schon lange nicht mehr geschrieben, von meinen RPGs vielleicht abgesehen.
              Interessanterweise schreibe ich in einem RPG, dass mit sehr viel Drama und Tragik angefangen hat, aber mittlerweile ist alles sehr fluffig und glücklich. Wenn wir den Figuren dann wieder Drama geben, halten wir es nie lange aus. Glücklich sind die Figuren einfach besser *schulterzuck*

              Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, ruhige oder "glückliche" Passagen zu schreiben - nur passen die meistens nicht in meine Ideen. Aber als Fanfictions und Kurzgeschichten habe ich schon recht fluffige Dinge geschrieben, in denen es einfach um das Miteinander der Figuren und ihr Alltag geht. Grundsätzlich finde ich das nicht schwieriger als jeden anderen Inhalt zu schreiben, man braucht eben einen Aufhänger für die Geschichte.
              Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich "Glück" als etwas sehr flüchtiges empfinden. Auch ein zufriedenes und tragikloses Leben ist nicht frei von Problemen oder Konflikten, sie sind eben nur klein und trivial. Aber nur weil man im Supermarkt vor dem Marmeladenregal steht und ein Problem mit der Auswahl hat, ist man ja nicht "unglücklich", das Leben ist immer noch toll. Ich denke, das kann man sehr gut zeigen mithilfe von Alltag oder den kleinen Dingen des Lebens.

              Ich denke, der größte Unterschied zwischen Geschichten mit "Glück" und jenen mit viel Drama und Konflikt ist der Maßstab. "Glück" zeigt sich gut in den kleinen Dingen des Lebens; Drama erhält richtig Gewicht durch die großen Dinge des Lebens (siehe auch Fallhöhe).
              Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
              to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
              A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
              You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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              • Alys II.
                Alys II. kommentierte
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                KardinalKuckuck, Ok, dann war's ein saublödes Beispiel von mir. Streichen wir das und vergessen das Thema Rollenspiele.
                Gemeint war einfach: Fluff ist irgendwie alles, was zum Flair und einem stimmigen Gefühl der Umgebung beiträgt, aber nicht zum Hauptplot gehört.
                Ein etwas literarischeres Beispiel: Wenn der Krimi-Kommissar in einer Mini-Szene einfach nur mit seiner netten alten Nachbarin über deren Katze redet, dann treibt das den Plot des Krimis nicht im geringsten voran. Aber es lässt ihn sympathisch erscheinen und bettet ihn ein in seine Umgebung. Das ist für mich eine Fluff-Szene.

              • KardinalKuckuck
                KardinalKuckuck kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                DAS verstehe ich jetzt.

                O Mann, ich werde hier jeden Tag schlauer. Nicht, dass ich irgendwann noch anfange zu studieren. Promenadologie, Coffeemanagement oder sowas.

              • Arynah
                Arynah kommentierte
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                Ich lebe für Drama in (Foren)RPGs Ich bin meist in Genres unterwegs, in denen die Spieler für Kämpfe leben und es mögen, wenn ihre Charaktere triumphieren und gewinnen, während ich mir immer die nächste Gelegenheit suche, wie ich meinen Charakter schön leiden lassen kann ...

              #9
              Ich glaube, dass es hilfreich ist, 2 Dinge miteinander zu verflechten:

              1.) sich auf die Lebensumstände des jeweiligen Charakters zu beziehen*) (der Herr Huber aus dem 3. Stock wird es wahrscheinlich nicht als pures Glück empfinden, im Kühlschrank noch ne Wasserflasche zu entdecken; für den Reisenden in der Wüste bedeutet eine gefundene Wasserflasche (mit Wasser drin ^^) vermutlich schon eher Glück). Aber Herrn Huber macht vielleicht der Kauf und Gesang von Kanarienvögel glücklich, weil er sich so alleine fühlt, seit seine Frau verstarb, usw.
              Und dabei ist es meiner Meinung nach wichtig, die Ängste, Sorgen und/oder Träume des Protagonisten schon zuvor (bzw. auch danach) ebenso zu beschreiben, um eine Relation zum Glück zu erhalten.

              und 2.), sofern aufgrund der Story möglich, das Glück (auch) so universell zu beschreiben (mittels Symboliken zum Beispiel, wie Frühling, Sommer, Wachsen, Sonne, usw.), dass es auch für Leser, die sich vielleicht nicht völlig mit dem Charakter identifizieren, nachvollziehbar und greifbar ist.

              *) Es mag auch eine Art "universelles Glück" geben; ich nehme einfach mal an, dass auch dieses Glück in individuellen Situationen fühlbar würde.

              Kommentar


              • KardinalKuckuck
                KardinalKuckuck kommentierte
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                Irgendwo habe ich mal gelesen "Das Glück ist kein Ort, zu dem man reisen kann. Es ist ein Weg, dahinzukommen.".

              • Mona
                Mona kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                KardinalKuckuck Das ist ein wunderschönes Zitat

              #10
              Ich hab über diese Frage lange nachgedacht und bin darauf gekommen, dass meine Figuren nie reines Glück erleben.
              Sie haben ein scheiß Leben und genießen die einfachsten Dinge. Die brauchen sie, um weiterzumachen, und mir wurde von den Leser*innen gesagt, dass sie es ebenfalls brauchten. Einmal schmunzeln, lachen, Schmetterlinge im Bauch fühlen, wenn es eh so duster ist.

              Wie ich es dramaturgisch gestalte, damit es nicht langweilig ist?
              Die Interaktion zwischen den Figuren hat zwischenmenschliche Spannung.
              Chekhovs Pistolen schimmern unter dem Haufen Fluff hindurch.
              Einen bitteren Bei- oder Nachgeschmack gibt es auch; und die Aussicht, dass der momentane Zustand des Glücks nicht dauerhaft ist. Ich hoffe dadurch, dass sich der Leser nach der nächsten Glückszene sehnt.

              Kommentar


              • Mona
                Mona kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Dodo Da hast Du vollkommen recht . Ich wollte damit ja auch nicht sagen, dass man ne wissenschaftliche Abhandlung darüber schreiben sollte - sondern bloß, dass es sein kann, dass Glück bis zu einem gewissen Grad messbar ist . Gefühle auf chemische Vorgänge zu reduzieren, finde ich persönlich sowieso schade (wenn auch die Vorgänge sehr faszinierend sind).

              • Lael
                Lael kommentierte
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                Zitat von KardinalKuckuck
                Aber leider ist Glück immer vergänglich.
                Es liegt in der Natur der Dinge, dass Gefühle flüchtig sind, dass sie immer wieder kommen, aber (nach kurzer Zeit - sonst: "Stimmung", nicht "Gefühl"/Emotion) eben auch wieder gehen. Das gilt für negative wie für positive Gefühle gleichermaßen.

                Wie die anderen bereits sagten, lässt sich das eigene Glücklichsein durchaus beeinflussen. (Bereits der Volksmund lehrt uns, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. ) In der Psychotherapie (z. B. Behandlung depressiver Episoden) nutzt man hierzu "Achtsamkeit": in Übungen wird erlernt, im Hier und Jetzt zu leben, anstatt zu grübeln (Vergangenheit) oder sich zu sorgen (Zukunft), und auch kleine Dinge (wieder) zu schätzen.


                Zitat von KardinalKuckuck
                Kann man gleichzeitig glücklich und betrübt sein?
                Da man auch gleichzeitig wütend und traurig sein kann, finde ich das plausibel. Wie wäre es z. B. wenn du endlich dein lang ersehntes Auslandsjahr antreten kannst, das aber gleichzeitig bedeutet, dass du Familie und Freunde für längere Zeit verlassen musst? Wichtig ist hierbei vielmehr, beide Gefühle gleichermaßen anzuerkennen (und zu würdigen)!

                P. S.

                https://s16.directupload.net/images/190424/4rlwopbj.png

              • Mona
                Mona kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                Zitat von Lael
                In der Psychotherapie (z. B. Behandlung depressiver Episoden) nutzt man hierzu "Achtsamkeit": in Übungen wird erlernt, im Hier und Jetzt zu leben, anstatt zu grübeln (Vergangenheit) oder sich zu sorgen (Zukunft), und auch kleine Dinge (wieder) zu schätzen.
                *zustimm*
                Und wo es schon konkret um Methoden geht: Beinahe die gleichen Übungen gibt es z.T. auch in diversen religiösen/mystischen Lehren (bzw. wurden aus diesen Lehren entnommen und angepasst). Manchmal überschneiden sich psychotherapeutische und religiöse Praktiken also tatsächlich beinahe 1:1.

                Lael Das Bild ist voll schön! <3 Danke (auch wenns nicht an mich gerichtet war ). Ist das ne Zeichnung von "islieb"?

              #11
              Mir fallen da spontan die Szenen von Harry Potter ein: Harry auf dem Besen oder im fliegenden Auto mit Ron. An einigen intimen Stellen war Rowling allerdings ausweichend, z.B. bei dem Kuss mit Cho (ich glaube, sie hat das überhaupt nicht näher beschrieben, sondern einen neuen Absatz begonnen, nach dem Motto: denkts euch selbst ). Ich denke, tiefes Glück kann man rüberbringen, wenn man die Sehnsüchte/Träume der Protagonisten beschreibt und es sie dann am Ende bekommen lässt. Je aussichtsloser dieser Traum ist/war, desto größer ist vielleicht das Glücksgefühl am Ende. Bei Avatar ist das super gelungen ... ansonsten ist "Glück haben" ja auch einfach nur ein günstiger Umstand. Ich denke, diese Portion Glück mit reinzubringen (»So ein Zufall«, »War ja gar nicht so schwer«, »gerade noch rechtzeitig...«) bringt Realismus in die Sache, schließlich hat jeder schon mal einen glücklichen Zufall erlebt, oder? ^^

              Und ansonsten, vielleicht mit Körperreaktionen beschreiben? Hitze steigt in einem auf, Schmetterlinge fliegen wild im Bauch, man vergisst Raum und Zeit, ...

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                #12
                Mir geht es ähnlich wie Vickie. Reines Glück kommt bei mir nicht vor. Anfangs mag es einigermaßen glückliche Umstände geben, aber das Unheil droht schon von mehreren Seiten, und es geht eigentlich immer so viel schief, dass Glück bzw. Glücklichsein in ganz weite Ferne rückt.

                Es gibt Verschnaufspausen, klar.
                Es gibt kleine Glücksmomente für Prota 2, wenn er endlich die Frau seiner Träume flachl küssen darf, aber auch die sind total überschattet von Gewissensbissen und unerwiderten Gefühlen.
                Es gibt Momente des Triumphs, wenn ein Plan geklappt hat, ein Rätsel gelöst wurde und zum Schluss endlich der Anta zur Strecke gebracht wird.
                Es kommt immer mal vor, dass einer einen blöden Spruch macht und der andere sich darüber kaputtlacht. Dann sind sie wahrscheinlich kurz mal glücklich. Aber wie gesagt, im nächsten Moment geht garantiert irgendwas fürchterlich schief.

                Und auch das Happy End ist eins á la "Arm ab, aber noch am Leben". Nicht wörtlich


                Wie baut Ihr solche Glücksmomente aus, damit sie für Eure LeserInnen nicht langweilig werden?
                Ich bau sie eben nicht aus, sondern mach sie so kurz wie möglich. Gerade, wenn man beim Lesen anfängt, sich wohlzufühlen, fällt ein Kühlschrank vom Himmel.


                Ich glaube, ich finde richtiges Glück in Geschichten langweilig. Am liebsten mag ich es, wenn alles gerade total weh tut, aber einfach trotzdem gelacht, getanzt und geküsst wird.
                and it's not what we think
                rather the opposite
                it's staring at the end of you.

                Kommentar


                  #13
                  Hach ja. Das Glück. Ein Thema, von dem ich nicht dachte, dass es irgendwie wichtig für meine Geschichten ist. Ich dachte auch, dass ich zu den Autoren gehöre, die gar nichts von sich selbst in ihre Romane legen und einfach nur unabhängige Geschichten erzählen, bis mir dann vor einigen Wochen auffiel: Gut. Irgendwie sind meine Charaktere alle irgendwie depressiv oder als depressiv zu erachten (genaue und feste Diagnosen gibt es auf keinem Fall, damit ich mich daran nicht festhalten muss, aber es ist deutlich merkbar).

                  Dementsprechend gehört "Glück" empfinden zur Charakterentwicklung meiner Figuren dazu. Wenn sie glücklich sind, haben sie es geschafft, sich von ihrer Lüge etwas zu lösen oder sogar gänzlich. Dementsprechend tauchen Glücksmomente nicht einfach auf, sondern sind etwas, was meine Figuren sich sehr hart erarbeitet haben und dann soll der Leser auch verdammt noch mal selbst für sie glücklich sein, denn meine Figuren haben es verdient! *nick* Wäre verdammt respektlos, es langweilig zu finden *nick*

                  Ich versuche Glücksmomente immer sehr leicht zu beschreiben. Viel über die Sinne und die Stimmungen und so, wie ich es mir vorstelle, wie man glücklich und sorgenlos wäre. Meist sehen meine Figuren in solchen Momenten wieder positive Zukunftsaspekte und sind motiviert. Sie suchen Kontakte und sind einfach entspannt. In Momenten des Glücks sind meiner Meinung nach Sorgen einfach nicht vorhanden und man genießt den Moment. Fühlt vielleicht Wind im Haar, die Sonne auf der Haut und kann vielleicht Vögel oder Kinder draußen hören, wenn es in das Setting passt. Glück ist für mich ein wenig wie Frühling oder leichte Sommertage. Und diese Assoziation versuche ich dann hervor zu rufen.

                  Und sobald das klar wird und es nicht gerade das Ende des Romans ist, mach ich es wieder kaputt.

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                    #14
                    Witziger Weise habe ich gerade erst vorhin eine glückliche Szene geschrieben :'D Keine Ahnung ob das passend ist, aber ich stell es einfach mal ein, regt vielleicht ja auch die Diskussion n bisschen an. Und ich finde es nicht immer aber in manchen fällen auch nicht schlimm wenn man das Ding einfach beim Namen nennt, so banal es auch klingen mag.


                    Ich schlage die Tür hinter mir zu ohne mich noch einmal zu dem dunkelblauen Wagen, der mich hierher gefahren hat, umzublicken. Hinter mir höre ich, wie das Motorengeräusch zunimmt und der Wagen langsam aber stetig davon rollt. Ich schließe für einen Moment meine Augen und atme tief die immer noch warme Nachtluft ein. Die Kombination aus Sommerduft, Abgasen, dem Schweiß der Menschen und einer schweren Note von fettigen Pommes und Hotdogs wirkt berauschend auf mich. Ich öffne die Augen wieder und Blicke mich in meiner neuen Heimat um. Vor mir sehe ich die Wolkenkratzer in die Höhe ragen, wie graue Riesen. Trotz der Uhrzeit, herrscht immer noch reger Verkehr auf den Straßen. Die unterschiedlichsten Menschen laufen an mir vorüber, ohne mich auch nur einen Herzschlag lang wahrzunehmen. Über den Schachtdeckeln, die alle paar Meter in die Straße eingelassen sind flimmert die Luft. Sie ist ein perfektes Spiegelbild meiner aufgeheizten Stimmung. Ich stehe immer noch dort wo mich der Wagen abgesetzt hat. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und jetzt, da er endlich gekommen ist, traue ich mich nicht so wirklich los zu gehen. Ich drehe meinen Kopf zu allen Seiten und tatsächlich, keine zehn Meter von mir entfernt entdecke ich einen kleinen Hotdogstand. Eine leichte Brise weht abermals den fettig leckeren Geruch von Wurst und Pommes zu mir herüber. Der Würstchenverkäufer ruft immer wieder in die Menge hinein: "Hotdogs, die besten Hotdogs die L.A zu bieten hat." Da knurrt auf einmal mein Magen und beim Gedanken daran in ein heißes Würstchen zu beißen, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Das war`s. Getrieben vom Hunger und dem beinah hypnotisierenden Rufen des Verkäufers löst sich endlich meine Starre und ich beginne mich zu bewegen. Ich versinke in der Menge und lasse mich von dem Strom aus Anonymität mitreisen. Eine Fremde. In Mitten von Fremden. Unbeachtet. Und genau in diesem Moment fühle ich mich so glücklich, wie noch nie zuvor.

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