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Der ansteckende Schreibstil

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    Der ansteckende Schreibstil

    Hey Leute,

    ich stelle immer wieder beim Überarbeiten meiner Texte fest, dass ich manchmal in einen anderen Schreibstil verfalle.
    Damit meine ich, dass wenn ich Autorinnen wie Jennifer Estep lese, die charmant und witzig schreiben, dann übernehme ich diesen Stil unbewusst in meinen eigenen Text. Das merke ich dann, wenn ich das Geschriebene überarbeite.

    An sich ist das nicht schlimm, allerdings setzt sich dann ein kunterbunter Mix zusammen, wenn sich der Schreibstil von anderen derartig auswirkt.

    Ob ich einen eigenen Stil habe oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass sich manche Dinge richtig lesen lassen und andere Dinge irgendwie falsch. Nicht wegen der Formulierung, sondern wegen der Art, wie ich jene Stelle aufnehme.

    Hach, Stil-Fragen finde ich ja immer etwas schwierig

    Es würde mich sehr interessieren, ob ihr das kennt und wie ihr damit umgeht.

    Herzlicher Gruß

    #2
    Ja, kenne ich. Wenn ich es nicht schaffe, diesen Effekt zu vermeiden, dann wähle ich mir ganz bewusst ein Vorbild aus, dessen Stil ich für die Szene passend empfinde, und mache mir das zunutze. Wenn du also einen Autor hast, nach dessen Lektüre sich deine Szenen "richtig" lesen, dann lies denn doch vor dem Schreiben zur Einstimmung.

    Wenn du allerdings den umgekehrten Effekt hast, dass du dieselbe Szene mal gut und mal schlecht findest, je nachdem, was du vorher gerade gelesen hast, dann liegt es nicht an deinem Text, sondern an deiner Stimmung. Wenn du gerade miesen Laune hast, dann würde ich nicht gerade einen Text überarbeiten, den du gestern noch ganz super fandest. Jedenfalls nicht ohne Backup

    Ob du einen eigenen Stil hast ... Stil ist für mich eine bewusste Entscheidung, das bewusste Einsetzen von erzählerischen Mitteln. Wenn du das eher unbewusst und durch andere Autoren beeinflusst tust, dann könntest du dich mal mit Stilmitteln auseinandersetzen, über Schreibrategeber oder hier im Forum. Sobald du diese Theorie dann absichtlich in deine Texte einbringst, kannst du auch selbstbewusster sagen "Das ist mein Stil", denn du hast ihn mit voller Absicht entwickelt und angewandt. Natürlich gibt es auch Stilelemente, die man einfach mag und mehr oder weniger unbegründet verwendet. Aber wenn du dich dabei ertappst, dass du bestimmte Dinge ganz automatisch immer wieder tust, dann lohnt es sich auch, die mal zu analysieren und zu hinterfragen.
    Poems are never finished.
    Just abandoned.

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    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
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      Ankh Es fällt mir leichter (wie vielen anderen auch) den Stil von anderen zu erkennen. Gerade wenn man viel von den Autoren/-innen gelesen hat.

      Vielleicht brauche ich mehr Abstand zu dem, was ich schreibe, um die Muster bei mir selbst zu erkennen.
      Wenn ich in Schreibratgebern nach Stil-Fragen suche, finde ich die Ratschläge meistens eher mäßig. Die meisten Dinge scheinen so klar zu sein, wie zum Beispiel einen Text nicht übermäßig mit Füllwörtern und Adjektiven zu füllen.

    • Ankh
      Ankh kommentierte
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      ofinkandpaper Naja, gerade wenn man solche Tipps nicht einfach als Gesetz nimmt, sondern bewusst einsetzt, wird ein Stil daraus. Es gibt durchaus Autoren, die mit Adjektiven um sich werfen, und es wirkt toll. Man muss halt wissen was man tut und welche Wirkung man damit erzielt, aber wenn die Wirkung das ist, was du haben willst und was zu deinem Text passt, dann wäre es blöd, die Adjektive zu streichen, nur weil das ein allgemeiner Schreibtipp ist. Genauso kämpfe ich um jedes Füllwort, das ich in meinem Text habe. Die machen den Stil lockerer, ein bisschen schwafeliger, weniger steif, und das passt einfach zu meiner Perspektivfigur. Sie einfach zu streichen würde seine "Stimme" ändern, und das nicht zum besseren.

    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
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      Ankh Das stimmt auf jeden Fall. Bei Elif Shafak, eine meiner Lieblingsautorinnen, merke ich oft, wie sie scheinbar allgemeingültige Stilregeln bricht und das, was sie da schreibt, ist wunderschön.

    #3
    Ich suche mir durchaus Bewusst Bücher oder andere Spracherzeugnisse aus, wenn ich eine bestimmte Richtung schreiben will, so als Wegmakierung. Vor allen Dingen für Stil oder Ton, die mir nicht natürlicherweise liegen. Da weiß ich oft, wie es klingen soll, aber nicht wie ich das organisch in meinen Text einarbeite, aber mithilfe von Vorbildern klappt es ganz gut.
    Das ist ein bisschen wie beim Zeichen, dass man sich Hilfe für die Proportionen holt oder die Stilelemente von anderen anschaut, um sich selbst das Beste herauszunehmen.

    Vermutlich hast du eigenen Stil, nur dass er nicht "besonders ins Auge sticht". Es gibt ja Schreibstile, die erkennt man sofort wieder und weiß, von wem der Text ist. Das ist offensichtlich ein Stil. Aber auch jene Texte, die in der Masse weniger herausstechen haben einen Stil, er ist nur nicht prägnant oder offensichtlich.
    Falls du deine Texte mit einem offensichtlicheren Stil erzählen möchtest, hilft es in der Tat, sich mit den verschiedenen Stilmitteln auseinanderzusetzen und vielleicht die Stile deiner liebsten Autoren daraufhin zu analysieren. So kriegt man ein gutes Gespür dafür, was die einzelnen Stilmittel in welcher Kombination beim Leser erreichen. Dann musst du nur noch überlegen, wie dein Stil sein soll und wo an deinem momentanen Schreiben du dafür ansetzen kannst.

    Ich denke aber, solange deine Texte gut lesbar sind und ihre Aussagen einwandfrei dem Leser gegenüber kommunizieren, ist Stil eine Frage des Geschmackes. Gerade prägnante/offensichtliche Stille können oft nervig wirken, weil sie eben so sehr ins Auge stechen, dass es auf Dauer weh tut.
    Balance ist wie immer das Zauberwort.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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    • Milch
      Milch kommentierte
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      Meist ist es ein Produkt von mehrfacher Überarbeitung.

    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
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      Vielen Dank für die ausführliche Antwort und die Vorschläge. Ich werde sie deffinitiv umsetzen

      Der Punkt, den du erwähnst mit dem nicht ins Auge stechenden Stil erinnert mich an ein Brandon Sanderson Zitat. Darin vergleicht er sich mit Rothfuss, der ja eine sehr prägnante Art des Schreibens pflegt.

    • In-Genius
      In-Genius kommentierte
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      ofinkandpaper Richtig. Manche Leute haben eben einen offensichtlich Stil und andere halt nicht. In sich selbst ist keines der beiden schlechter oder besser. Das gilt nicht nur fürs Schreiben, sondern auch für die Bildende Kunst oder Musik oder Mode. Hat jeder einen offensichtlichen Stil mit seiner Kleidung? Nein, natürlich nicht. Sind sie deswegen stillos? Nicht unbedingt. Ist jeder offensichtliche Stil angenehm fürs Auge? Nicht immer. Ist Stil manchen Menschen egal? Einigen wenigen sehr, andere machen sich einfach keinen großen Kopf.
      Je nach Situation muss man nur wissen, wie viel offensichtlichen Stil man ausstrahlen möchte. Die meisten Leute brauchen das weniger, aber in bestimmten Kreisen oder in bestimmten Funktionen muss man seine Kleidung gut wählen.
      Das gleiche gilt für Stilmittel: Für die meiste Konsumliteratur sind Stilmittel wichtig, aber viele Autoren können ein Mindestmaß intuitiv einsetzen und auch unauffälliges Schreiben kann eine gute Geschichte sein. Wer einen Pulitzer oder einen Nobel anstrebt, muss sich mal mit den Stilmitteln auseinander setzen und sie bewusst einsetzen, da werden ganz andere Latten gelegt.

    #4
    Ich glaube, diesem Einfluss auf den eigenen Stil kann man sich nie ganz entziehen. Und das ist ja eigentlich auch ganz gut so. Wenn man etwas übernimmt, dann heißt das ja, dass man es als gut befunden und damit gelernt hat.

    Mein Rohmanuskript springt auch immer zwischen den verschiedensten Stilen hin und her, je nachdem, was ich gerade zu der Zeit gelesen habe, was für Filme ich gesehen habe, und in welcher Sprache ...
    Inzwischen mache ich mir darum aber keine Sorgen mehr. Beim Überarbeiten schleift sich das raus - vor allem, wenn man den Text erst Wochen später und dann dafür gleich 5x überarbeitet. Irgendwann bleibt der eigene Stil übrig.
    Always avoid alliteration.

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    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
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      Das ist auch meine Hoffnung, dass durch die Überarbeitung das Ganze einheitlich wird

      Vielleicht ist das jetzt ein riesen Fass, aber woran merkst du, was du rausnehmen musst und was übrig bleiben soll?
      Gehst du da gezielt vor, indem dir einen bestimmten Stil vor Augen hälst und den Text in diese Richtung formst?

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Ein bewährter Schritt bei mir: Laut vorlesen. Wirklich laut! Wenn Du etwas anderes vorliest, als da steht: ändern! Wenn etwas falsch klingt: ändern!

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Der Tipp von Dodo, mit dem laut vorlesen, ist auf jeden Fall Gold wert. Mache ich oft und hilft mir viel.
      Ansonsten ist mein bester Tipp, den Text wirklich wochenlang unangesehen liegen zu lassen. Wenn ich ihn dann wieder lese, dann merke ich sofort, was "so richtig" von mir ist und was ich bewusst oder unbewusst jemand anderen kopiert habe. Oft ist es so, dass ich im ersten Überarbeitungsschritt eine Szene dann komplett neu schreibe. (Und dann wieder ein paar Wochen liegen lasse. Ist sicher nicht die effizienteste Methode, aber für mich funktioniert's.)

      Übrigens finde ich es gar nicht verkehrt, bewusst den Stil von jemand anderem zu kopieren. Das ist nämlich auch eine gute Übung. Und bei Kurzgeschichten experimentiere ich sowieso und versuche, sie absichtlich in verschiedenen Stilen zu schreiben.

    #5
    Mir ging es in meinen Schreibanfängen teilweise auch so; da war ich selbst erst dabei, meinen Stil kennenzulernen und irgendwie scheint mein Kopf dann alles aufgesogen zu haben. Ich hab mich dann schon gar nicht mehr getraut, ein Buch zu lesen - und habe es in dieser Zeit (bis auf Fachbücher, war eh genug Unikram ^^) auch bleiben lassen.
    Wenn ich dann doch etwas las, dann sehr bewusst. In dieser Zeit hatte ich vor allem Bücher von befreundeten Autoren gelesen, das heißt, da konnte ich sogar gemeinsam reflektieren über die Sprache des Autors - und über meine eigene.
    Irgendwann hat sich mein Stil dann eingependelt (wobei ich immer noch lerne und experimentiere, aber mittlerweile eben bewusster). Und seither kann ich auch wieder problemlos andere Stile lesen, weil ich Distanz waren kann.
    Also lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Du tatsächlich unbewusst Stile übernimmst und Dich das nervt, würde ich notfalls einfach mit dem Lesen aussetzen und mich ganz aufs Schreiben konzentrieren; eventuell noch Literatur lesen, die Dich stilistisch beeindruckt und dann wirken lassen und überlegen, weshalb das so ist (und ob Du was davon übernehmen möchtest). Irgendwann läuft alles ohnehin wie von selbst.

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    • ofinkandpaper
      ofinkandpaper kommentierte
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      Danke für den Tipp Mittlerweile hat sich das wieder eingependelt. Ich denke, bei der Überarbeitung schleicht sich der Stil der anderen hinein, je nach dem was ich lese ^^

    • Mona
      Mona kommentierte
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      Na dann ist es ja gut - und, dann solltest Du in dieser Zeit wohl was Gutes lesen.
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