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    Charaktere strukturieren

    Ich kann am besten schreiben, wenn es strukturiert ist. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Eine Tabelle vor mir zu haben, die ich nutzen kann, um die Szenen in eine Struktur zu bringen, die als Buch funktioniert, zeigt mir persönlich an "Ja, die Story funktioniert. Nichts fehlt."

    Aber wie sieht das mit dem Protagonist aus und den übrigen Charakteren? Ein Protagonist muss eine Entwicklung durchleben, so viel ist mir bewusst. Aber lässt sich das "strukturieren"? Ein. Charakter braucht eine Schwäche, die er am Ende, oder kurz davor, verliert. Muss man sonst noch was beachten? Wie wird ein Protagonist sympathisch oder zumindest nicht so nervig, daß man das Buch weglegt?

    Habt ihr Charakter-Bögen, die ihr einem Angehenden Autoren empfehlen könnt? Und was ist eigentlich mit den übrigen Charakteren? Müssen diese sich auch entwickeln? Aber doch sicher auch der Deuter agonist oder Love-Interest des Prota?

    Könnt ihr mir helfen?

    #2
    Ich versuche, auch den größten Nebenfiguren eine spürbare Entwicklung zu geben, sonst könnten sie zu Statisten - im wahrsten Sinne statisch - verkommen.
    Anfangs habe ich mit Charakterbögen gearbeitet, aber meist fanden sich dort nicht die für mich relevanten Fragen. Wahrscheinlich gehe ich auch etwas instinktiv und küchenpsychologisch an die Sache heran. Ich weiß, wie es enden soll - und versuche, die Figur am Anfang im Gegensatz dazu zu verwurzeln. Der Protagonist erhält dabei mehr Aufmerksamkeit, aber auch die Love Interests und Nebenfiguren haben spürbar Gepäck dabei. Selbst wenn nur ich dieses Gepäck genau kenne, sollen auch die Nebenfiguren an etwas nagen, an etwas psychologisch arbeiten, sprich: ein inneres Ziel, eine Motivation und einen Konflikt haben. Das hilft mir beim Schreiben, die Figuren rund darzustellen. Mir selbst reichen bei den Nebenfiguren auch Andeutungen oder ein verräterisches Detail.
    Ein guter Tipp von Peter war "Writer's Guide to Character Traits" von L. N. Edelstein, wenn man tatsächlich psychologisch etwas fundierter herangehen und die Traumata und deren Folgen genauer und "glaubhaft" einordnen will ... Wobei ich meine, dass jede Figur ihr Trauma einzigartig verarbeiten oder verdrängen etc könnte, wenn es nur in der Geschichte folgerichtig dargestellt wird.

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    • Sora
      Sora kommentierte
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      Ich merke gerade, dass Charakter-Bögen von mir etwas falsch klang. Es war eher eine Art Tabelle gemeint, wie das plot-Sheet aus dem Wortkompass. Wo aufgezeigt wird, wie sich ein Charakter entwickelt. Welche Phasen er durchlaufen könnte.

      Den Writers guide werde ich mir aber ansehen, danke!

    • Dodo
      Dodo kommentierte
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      Ah, OK.
      Bei meinen Geschichten geht es mir eh mehr um die inneren Reisen, die ich durch den äußeren Plot spiegele oder in Bedrängnis bringe. Es wäre bei mir ähnlich wie bei Mona (in Post #4). Für mich ist die Story, sie einer bestimmten Figur geschehen zu lassen und wie diese darauf reagiert und agiert.
      Die Entwicklungen meiner Figuren sind vermeintlich simpel zusammenzufassen, das komplizierte ist für mich, ihnen das Richtige (den äußeren Plot) zustoßen zu lassen, damit sie in die entsprechenden Richtungen gedrängt werden.

    #3
    Ich versuche jeder meiner Figuren, die halbwegs wichtig genug für einen vollständigen Namen ist, auch einige Eckdaten zu geben. Ich habe für mich persönlich einen etwa halbseitigen Charakterbogen entwickelt, wo ein wenig was zum Aussehen, zur Familien- und Lebenssituation und zur Persönlichkeit (zB Stärken, Schwäche, Temperament, Macken etc) notiert werden.

    Wirklich tief in Traumata und Psychologie gehe ich allerdings nur für die tragenden Figuren der Geschichte und meist ist genau das die Geschichte, sodass die Entwicklung gleichzeitig der Plot ist und dadurch Struktur erhält. Eine gute Geschichte hat meist einen äußeren Plot (die Schatzsuche) und einen inneren Plot (Entwicklung des Protagonisten vom Muttersöhnchen zum edelmutigen Anführer), darauf versuche ich bei der Charakterentwicklung zu achten, sodass das für mich weniger Teil des Charakters sondern Teil der Handlung ist.
    (Ich kann dir dazu allerdings keine einzelne Quelle nennen, das habe ich über verschiedene Analysen verschiedener Leute zu verschiedenen Medien herausgenommen.)
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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      #4
      Ein. Charakter braucht eine Schwäche, die er am Ende, oder kurz davor, verliert.
      Das muss nicht sein. Er kann an seiner Schwäche letztendlich auch zugrunde gehen.

      Charakterbögen zur Entwicklung verwende ich keine, weil ich ohnehin sehr charakterbasiert schreibe und die Charakterisierung für mich schon in meinem Plot drinsteckt. Also da Handlungen für mich auf dem jeweiligen Charakter einer Person beruhen, sind die Begründungen für die Handlungen dann gleich in einer Plot-Tabelle (oder wo auch immer ich den Plot strukturiere) angegeben, also z.B.: "Thomas ist wütend und wirft den Weinkrug gegen die Wand." - Dass Thomas ein Choleriker ist (und weshalb er einer ist), würde (wenn ich es nicht nur im Kopf notiere) dann einfach in Charakternotizen stehen, also in seiner Biographie, die eventuell bis in den Plot hineinreicht.

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        #5
        Mit Charakterbögen arbeite ich nicht, zumindest nicht mit strukturierten, die ich vor dem Schreiben entwickeln würde. Während dem Schreiben achte ich aber darauf, mir konsequent zu notieren, was ich über einen Charakter festgelegt habe - von Augenfarbe bis geheimer Wünsche.

        Was mit hilft bei der Charaktereentwicklung ist, jeden Charakter auf einer realen Personen zu basieren. Also steht bei mir zB im Charakternotizblatt bei der Kammerfrau meiner Protagonistin „Schwester Sabine“, weil ich sie mir eben ähnlich vorstelle wie eine reale Krankenschwester Sabine, die ich kenne. Und wenn ich in einer Szene überlegen muss, wie die Kammerfrau reagiert, dann schreibe ich erstmal, wie Sabine wahrscheinlich reagieren würde.

        Für die Plot-Entwicklung der einzelnen Charaktere habe ich auch keine Tabellen oder so. Einfach weil nicht jeder Neben-Charakter eine Heldenreise durchlebt. Manche stagnieren auch, und manche erleben nur negative Entwicklung.
        Always avoid alliteration.

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        • Dodo
          Dodo kommentierte
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          Das reale Vorbild ist für Nebenfiguren genial. Ich habe eigentlich permanent drei Freund/ KollegInnen irgendwo hinein verbaut Diese Figuren agieren quasi von allein wie lebendig.

        #6
        Hat sich erledigt
        Zuletzt geändert von alicia; 27.12.2018, 20:51.

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        • Ankh
          Ankh kommentierte
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          Ich denke, gerade wenn man kommerziell schreiben will, dann muss man nicht nur darauf gucken, was in der Vergangenheit "in" war, sondern auch, wohin der Trend geht. Und das sind auch bei Kinder- und Jugendbüchern zunehmend eher "graue" Charaktere statt reinweiß strahlende Helden, und das Durchbrechen von tradierten Klischees.
          Wenn du trotzdem einen solchen fehlerlosen Helden schreiben möchtest, will dich hier aber auch niemand davon abbringen. Hier hat einfach jeder seine eigene Meinung zum Thema, die er gerne dazusenft. Zu so einem Austausch von Ansichten ist das Forum ja auch da, ohne dass du das Gefühl haben musst, irgendwer will dir etwas vorschreiben.
          Und wenn wir schon dabei sind: Auch ich verwende gerne Klischees, zumindest am Anfang, weil man so sehr gut mit den Erwartungen der Leser spielen kann und sie dann im geeigneten Moment überraschen. Meiner Meinung nach kommt es weniger darauf an, ob man einem Trend folgt oder gegen den Strom schwimmt, sondern darauf, sich darüber im Klaren zu sein, warum man ganz bewusst den einen oder anderen Weg wählt, und ihn möglichst effektiv einzusetzen.

        • Peter
          Peter kommentierte
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          Schade. Ich hätte den Post gerne gelesen.

          Ich nehme mal an, dass ich zu denen gehöre, die hier eher zu Mainstream und Kommerz gehören. Es ist schade, dass du dich so schnell zurückziehst, da andere deine Ansichten (die ich leider nicht mehr lesen kann) nicht teilen.
          Dieses Forum entwickelt sich permanent und ich wäre froh gewesen mit dir noch einen weiteren Weggefährten zu haben, der einen anderen Blickwinkel in die Diskussionen einbringt.

          Gerade als Autorin, die kommerziell schreiben will, ist der Aspekt des inneren Konflikts deines Protagonisten von immenser Bedeutung. (Bei Harry Potter klinke ich mich mal aus). In der klassischen Heldenreise muss sich irgendwann der Prota seiner "innermost cave", also seiner größten Furcht stellen, um zu überleben. Er ist gezwungen, sich zu entwickeln, sich zu einem 'besseren' Menschen zu werden. Das ist bei allen Protagonisten in Longsellern so. Katniss in den Hungerspielen ist doch ein Paradebeispiel für innere Zerrissenheit, die ihr äußeres und inneres Ziel nicht zusammenbringt. Bei Tris aus der Bestimmung ist es ähnlich und Hazel Grace aus Das Schicksal ... ist auch nicht gerade ein Paradebeispiel eines perfekten, glücklichen Menschen.

          Ich sehe in der kommerziell erfolgreichen Jugendliteratur kaum noch die perfekten Figuren. Kann natürlich an meinen Lesegewohnheiten liegen.

          Wie auch immer, ich wünsche dir sehr viel Erfolg mit deinem Buch.
          Einiges an Hilfe hast du in diesem Forum ja bereits durch Ankh und ihre Kinder erhalten, wie ich gelesen habe.

          Ich bin kein Potterhead, aber ich hatte den Eindruck, dass Rowling die echte Entwicklung von HP im ersten Band abgeschlossen hat und danach nur noch einen flachen Charakterbogen verwendet hat, in dem HPs Erkenntnisse des ersten Bandes unter Beschuss genommen wurden. Ist doch meist bei Serien so.


          Dodo
          Bei den Attributen, die Katniss interessant machen, wäre mir Intelligenz iwie als letztes eingefallen.

          Alys II.
          Ich kenne die Serie nicht, nur die Bücher.
          Ich oute mich mal als jemand, der Jon Snow zu den wenigen "sympathischen" Figuren in GoT zählt, die ich nicht gerne sterben sehen würde. Deine Drohung, das letzte Buch in die Ecke zu schmeißen, wird sich wahrscheinlich nie erfüllen. George Martin wird die letzten beiden Bände niemals schreiben, vielleicht an irgendeinen Ghostwriter outsourcen, aber nie selber schreiben. Inzwischen flüchtete er sich schon in Fire & Blood. Ich habe das Silmarillion gerne gelesen, aber dieses Machwerk nach 50 Seiten von meinem Reader gelöscht. Und da soll noch ein zweiter Teil kommen. OMG.

        • Alys II.
          Alys II. kommentierte
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          Peter, Das finde ich echt spannend, wie verschieden Jon Snow aufgefasst wird. Er ist auf jeden Fall einer der umstrittensten Charaktere. Ich bezog mich auch auf den Jon Snow der Bücher, nicht der TV-Serie.
          Ich fand Jon am Anfang ein wandelndes Klischee, dann wurde er etwas vielschichtiger, und dann wieder richtig unsympathisch und jammerig. (Von Martin bewusst so angelegt, nehme ich an - You know nothing, Jon Snow.) Interessant macht ihn das aber: der sich ständig angegriffen fühlende, dauerwehleidige Held ist auf jeden Fall mal was Neues. Nur verdient er sich in meinen Augen damit nicht den Thron. Jon hat an der Mauer gezeigt, dass er kein guter Anführer ist, und damit wäre er auch kein guter König. Deshalb fände ich es schade, wenn die Serie so enden sollte, dass er das Game of Thrones gewinnt. (Es sei denn, auch da mach Martin das bewusst, und setzt ganz deutlich absichtlich einen unfähigen König auf den Thron. Das wäre ein cooles Ende.)

          Aber ich stimme Dir eh zu, dass wir das Ende der Buch-Serie niemals lesen werden. Höchstens nach Martins Tod, wenn seine Erben einen Fortsetzungs-Autor beauftragen.

        #7
        Ich bin ein ganz großer Fan von Charakterinterviews, gerne auch mit ein paar wichtigen Charakteren zusammen! Das wirklich durchspielen, als würden sich zb drei Charaktere in einen Raum setzten und müssten Fragen beantworten. Dabei merke ich sehr schnell sehr gut, zu wem ich am meisten weiß, zu wem am wenigsten, wie die Beziehung untereinander ist und wo es Konfliktpotential gibt. Dabei kann ich auch schon handlungen einfließen lassen, zb das eine Person aufsteht und die andere verständnisvoll umarmt etc. Für meine große Reihe mit vielen Schwestern habe ich sogar 114 Fragen aus zig Online Seiten rausgesucht, die ich interessant oder wichtig finde. Aber je reduzierter das Buch auf einen bestimmten Kreis an Charakteren ist, desto besser sollte man sie kennen. Genauso wie beim Setting auch.
        Wenn ich dann ganz viel über die Charas weiß, kann ich manche Dinge einfließen lassen oder es ergeben sich besondere Konflikte, die dann vielleicht für die Entwicklung des Charakters interessant sein könnten usw. Aber komischerweise tue ich ich mich mit dem Ausfüllen bzw Ausdenken der Backstory und Kindheit des Charakters immer sehr schwer, die Nebenfiguren und Love Interests werde natürlich oberflächlicher behandelt, aber nicht zu oberflächlich, als das sie austauschbar wären.
        "Angst schließt das Licht in Dunkelheit ein, Mut ist der Schlüssel." - KH.

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