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Mittwochsfrage #80: Glücksbringer

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    Mittwochsfrage #80: Glücksbringer

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    Manch einer weigert sich, unter einer Leiter hindurchzugehen, ein anderer nimmt vor schwarzen Katzen Reißaus.
    Und an einem Freitag, den 13., braucht man eigentlich überhaupt nicht aufzustehen.

    Viele Menschen in unserem Leben werden von solchen Aberglauben beeinflusst, manche sogar regelrecht getrieben. Andere dagegen kümmern sich nicht die Bohne darum. Heute würde mich interessieren, wie ihr solche Dinge in eure Geschichten einbaut.
    • Befasst ihr euch bewusst mit dem Aberglauben eurer Figuren?
    • Haben manche eurer Figuren vielleicht sogar kleine Glücksbringer, die eigentlich gar nichts können, außer ihnen ein gutes Gefühl zu geben? Und wenn ja, baut ihr diese dann auch in eure Texte ein?

    Ich bin gespannt auf eure Antworten.
    "Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub."
    (Peter Pan)

    #2
    Bisher habe ich noch nicht speziell über einen Glücksbringer geschrieben. Es gibt manchmal Gegenstände mit Bedeutung, aber sie sind eher Erinnerungsstücke oder anders emotional aufgeladen statt Glücksbringer (was sich theoretisch nicht ausschließt) oder es sind in sich magische Gegenstände, die können Glück bringen, aber sind deswegen nicht zwingend Glücksbringer.

    Ich mache auch in meinem Schreiben einen Unterschied zwischen Glauben und Aberglauben, ersteres finde ich hoch interessant und dort gibt es natürlich besondere Gegenstände und Tabus, die beachtet werden von den Figuren; letzteres finde ich albern, da die Figuren ansonsten keinem dezidierten Glauben nachgehen. Soll heißen, für mich macht es einen Unterschied, ob man beispielsweise katholisch ist und an Glücksbringer oder schwarze Katzen glaubt; oder ob man sich Atheist titelt und an Glücksbringer und schwarze Katzen glaubt. Letzteres halte ich für inkonsequent und deswegen albern; ersteres kann ich nachvollziehen, wenn man eh schon an nicht-menschliche Kräfte glaubt, dann auch an sowas.
    Meistens schreibe ich über Figuren, die ihren Alltag als Atheisten leben bzw. sich nicht für Glauben interessieren und dann eben auch nicht an Mumpitz wie Glücksbringer festhalten; oder ich schreibe über Figuren, die sehr gläubig sind und deren Gottheiten tatsächlich Auswirkungen auf die Welt haben können und wo diese Gegenstände tatsächlich magisch sind (ob sie deswegen helfen, ist eine andere Sache).
    In diesem Sinne hätte bei mir einen Glücksbringer (im geläufigen Sinn) eine Figur nur dann, wenn sie zwar aktiv gläubig, aber die Welt magielos ist. Das ist bisher in meinen Texten noch nicht aufgetaucht.

    Es ist natürlich Unsinn zu sagen, Aberglauben wäre kein Glauben. Nur weil etwas nicht an eine religiöse Tradition gebunden ist, kann es ebenso gültig sein. Der Glaube an Glücksbringer, schwarze Katzen und Hufeisen ist genauso ein aktiver Glauben wie Jesus Christus anzubeten und auf seine Wiederkehr zu warten. Vermutlich ist sich der Alltag erstaunlich ähnlich, auch wenn der religiöse Text fehlt. Mich persönlich interessiert aber der Text einer religiösen Tradition und die Auswirkungen der Heilsgeschichten auf den Alltag. Was wir Aberglauben nennen, hat diesen Text nicht, deswegen ist das in meinen Texten nicht aktiv gegeben. Wie gesagt, wichtige Gegenstände oder bestimmte ritualisierte Handlungen gibt es trotzdem, aber halt mit einem aktiv glaubenden Hintergrund in einer magiehaften Welt, wo diesen Dingen echte Kraft zugeschrieben werden kann - im Gegensatz zu unserer magielosen Welt, wo Aberglauben mehr als Hirngespinst gemeint wird.

    Es ist natürlich ein gewisser toter Winkel in dieser Handhabung des Themas, was die Zeichnung von Figuren anbelangt. Wenn jemand einen Glücksbringer hat, sagt das viel über diese Figur aus und es lässt sich vergleichsweise leicht kommunizieren. Das fehlt so natürlich in meinen Texten, genauso wie die Lebenswirklichkeit, dass die meisten Menschen einen gewissen "Aberglauben" haben. Es ist eben eine Möglichkeit, einer Figur ihre Eigenart zu geben, es gibt noch viele andere Möglichkeiten.
    Ayo, my pen and paper cause a chain reaction
    to get your brain relaxin', the zany actin' maniac in action.
    A brainiac in fact, son, you mainly lack attraction.
    You look insanely whack when just a fraction of my tracks run.

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      #3
      Ich habe gläubige Figuren, und je nachdem, wie man diesen Glauben und seine Einzelheiten betrachtet, sind da dann auch naivere Verhaltensweisen dabei, die man Aberglauben nennen könnte. Wenn jemand am DÁ­a des los Muertos Süßigkeiten für die Angelitas hinstellt und jedem auf die Finger haut, der sich daran vergreifen will, ist das Glaube oder Aberglaube? Und was die eigentliche Religion angeht, passt sie sich sowieso jeder ein kleines bisschen nach den eigenen Bedürfnissen an, beachtet Dinge, die ihm wichtig sind und ignoriert andere, die ihm unpassend (oder auch zu einschränkend) erscheinen.

      Ich habe aber auch "Aberglauben", der nicht aus einer Religion oder Kultur heraus stammt, sondern aus kleineren sozialen Gefügen heraus entstanden ist. So bringt es einem Schatten-Sprichwort zufolge schlimmes Unglück, einen Medic zu töten. Und die Medics der Schatten tun ihr Möglichstes, diesen (Aber)Glauben am Leben zu erhalten ...

      Eigentlich sind die Grenzen zwischen Glauben, Aberglauben und schlichten Gewohnheiten fließend. Eine meiner Figuren trägt stets einen Rosenkranz bei sich und redet mit dem auch in psychisch belastenden Situationen. Allerdings benutzt er ihn nicht zum Beten, und er redet auch nicht mit Jesus, sondern mit der Person, von der er ihn bekommen hat. Letztendlich ist es eine Art Glücksbringer, der zufällig die Form eines religiösen Gegenstandes hat.
      Poems are never finished.
      Just abandoned.

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        #4
        Ist witzig! Habe gerade die Synopsis eines Jugendbuchs mit dem Arbeitstitel "Jutta und die Elfenkönigin" beendet. Darin geht es um jemanden, Jutta, eine 14 jährige Schülerin, mitten in der Pubertät, die nur das glaubt, was sie sieht. Bis sie eine Elfe sieht. Ihre Mutter, eine Künstlerin, ist abergläubig (aber ein 13. Monatsgehalt würde sie nicht verschmähen). ebenso Simone, die beste Freundin von Jutta. Beide benutzen "magische" Rituale, wie z.B., sich vor dem Verlassen des Hauses (Mutter) Salz über die Schulter zu werfen (das soll angeblich das Unglück fernhalten), oder die wie Simone, auf einen "Glücksstein" schwört, den sie bei Schulprüfungen dabei hat.

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        • Milch
          Milch kommentierte
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          Spielt die Jutta-Geschichte in den Siebzigern/Achtzigern?

        • Gast-Avatar
          Gast kommentierte
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          Nee, sie spielt in der heutigen Zeit. ich finde es reizvoll, Moderne mit Fantasie zu verbinden.

        #5
        Ich erlaube meinen Hauptfiguren eigentlich keinen gelebten Glauben (ich trenne Aberglauben und Glauben nicht); was esoterische Verklärungen angeht, sind sie relativ resistent. Wenn sie "wichtige" Gegenstände in ihrem Leben haben, ist der Einfluss in der Biographie der Figur begründet, stammen diese von geliebten oder gehassten Personen - da sie aber bislang keine Rolle in den Geschichten spielten, tauchten sie auch nicht auf.
        Manche Aberglauben haben einen praktischen Sinn (unter der Leiter hindurchzugehen, erhöht das Risiko, z B einen Farbeimer auf die Rübe zu bekommen), aber auch da halten sich meine Charaktere zurück. Die laufen unter einer Leiter nicht hindurch, weil sie sich dann bücken müssten ... Und natürlich entfährt auch dem einen bekennenden Atheisten ein "O Gott" in bestimmten Situationen, und der andere betet in Anbetracht seines bevorstehenden Todes zu einem ihm gänzlich fremden Gott, ohne dass er in irgendeiner Weise tatsächlich zu glauben beginnt; es ist nur Ausdruck der Irrationalität in Momenten der Todesangst.
        "Glücksbringer" ... Also, wenn sie einen entsprechenden Gegenstand hätten, dann würde es sie nicht stören, wenn sie ihn verlören. Wichtiger ist der Mensch an ihrer Seite.
        Ich nehme an, da spiegelt sich viel vom Autoren ... Ich könnte mit (Aber-)Glaubenssystemen nicht umgehen, kenne mich damit nicht aus. Für diesen Aspekt ginge eine Menge Recherchezeit drauf, die ich nicht aufbringen möchte

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          #6
          Ich gestalte die Grenze zwischen Glaube und Aberglaube bewusst fließend, weil ich damit in einem rein fiktiven Setting die Religion lebendiger und realsistischer ausgestalten kann. Was für die einfachen Fischer gelebter Glaube ist, kann für den geweihten Priester ein dummes, abergläubisches Ritual sein.

          Witzig an der Frage ist, dass ich seit längerem über genau die Sache mit dem Glücksbringer nachgrüble. Ich möchte einer Person, die an und für sich an gar nichts glaubt, einen Gegenstand mitgeben, der für ihn eine Art Glücksbringer ist - soll ihn an einen bestimmten Ort bzw. eine bestimmte Person erinnern und dorthin zurückbringen. Bis jetzt habe ich da als "Platzhalter" ein Schmuckstück, aber das gefällt mir aber so gar nicht. Es soll etwas total banales sein, der entsprechende Gedankenblitz kam mir aber noch nicht.
          Always avoid alliteration.

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            #7
            Aktiv habe ich mich mit Glücksbringern und Aberglaube noch nicht beschäftigt und ich bin nichtmal sicher, ob es irgendwie von selber was in meine Geschichte gerutscht ist. Vielleicht, weil Religion bisher wenig bis gar keine Rolle spielt?

            Allerdings glaube ich, dass das so Details sind, die die Welt und Figuren lebendiger machen könnten. Vermutlich sollte ich mir beim nächsten Projekt doch mal ein paar Gedanken in die Richtung machen
            »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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              #8
              Der Prota einer meiner Geschichten ist im Mittelalter in einem Kloster aufgewachsen. Christlicher Glaube vermischt mit einer guten Portion Aberglauben sind definierende Elemente seines Charakters und seiner Handlungen.
              I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

              Douglas Adams

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                #9
                Interessante Frage:

                Mein einer Protagonist ist ein reiner Kopfmensch, ohne Glücksbringer und irgendeinen Aberglauben. Ich muss bei Ihm sogar überlegen diese Ausrufe wie: "Oh Gott!" ... in etwas nicht religiöses umzuformulieren.

                Mein zweiter Protagonist hingegen ist recht abgergläubisch, was aber einer gewissen Unwissenheit geschuldet ist. Die Geschichte spielt in einem fiktiven Mittelalter und alles, was außerhalb einer natürlichen Erklärung liegt wird einer höheren Existenz zugeschoben. Und es gibt viel HokusPokus ...
                Nein das war ich nicht.
                Ach so, das!
                Ja, das war ich.

                Kontakt: administrator@wortkompass.de

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                • Alys II.
                  Alys II. kommentierte
                  Kommentar bearbeiten
                  Zumindest in unserer Welt benutzen auch viele nicht-gläubige Menschen Floskeln wie "Oh Gott", "gottseidank", "was zum Teufel?" etc. Finde ich nicht schlimm, wenn ein nicht-gläubiger Char solche Alltagsvokabeln verwendet.

                • weltatlas
                  weltatlas kommentierte
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                  Ich selbst benutze die Floskeln ebenfalls ohne gläubig zu sein, für diesen Prota passt es allerdings nicht.

                #10
                Ja, ich überlege mir immer, was meine Figuren für (Aber-)Glauben haben. Weil es für mich eine sehr wichtige Charaktereigenschaft ist.
                Glücksbringer oder etwas ähnliches haben die meisten meiner Figuren. Oft sind es Erinnerungsstücke, aber nicht immer. Die unterschiedlichen Glücksbringer meiner Figuren charakterisieren sie, so wie ihre Lieblingsfarben oder ihr Musikgeschmack nur auf einer tieferen Ebene.
                New posts every Monday, Wednesday, Friday and Sunday:
                https://catholifire.wordpress.com/
                Holiness within your reach

                Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20)

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                  #11
                  Hmm, der Protagonist meines aktuellen Projekts ist schon abergläubisch und offen für Spirituelles (das Letztgenannte weiß er aber nicht, hihi ) … einen Glücksbringer oder etwas, das Unheil fernhält, hat er aber nicht. Na ja, er hält sich selbst von anderen Menschen fern, so gut es geht … zählt das auch? Der zweite Protagonist ist nicht abergläubisch. In einem anderen Projekt habe ich auch einen Charakter, der abergläubisch ist und offen für Spirituelles (das weiß er aber). Liegt vielleicht daran, dass das beides so typische Japaner sind, denen das ein bisschen in die Wiege gelegt ist. Ich hab aber auch Japaner, die fast gar nichts von dem Kram halten. Glücksbringer oder Dinge, die Unheil fernhalten, besitzen aber alle nicht, sondern sie passen eher ihr Verhalten an.
                  Wartest du dort hinterm Horizont? Schmiegt die Erde sich so müde an das Himmelreich? Sturm zieht auf mit dunkler Wolkenfront. Ganz egal wie schnell ich lauf, der Abstand bleibt doch gleich. Die alte Sehnsucht ist mein einziger Begleiter. Und trotzdem steh ich auf und gehe taumelnd weiter. — ASP, Ziel

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