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Mittwochsfrage #79 – Whitewhashing oder Quoten-BAME?

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    #16
    BAME (black, Asian, minority ethnic)
    Soll das alles zusammen sein oder gilt das einzeln? Schwarze Asiaten sind ja nun wirklich nicht häufig...!

    Handel und Austausch waren bereits in der Bronzezeit europaweit üblich. Deshalb waren andere Hautfarben und Kulturen durchaus bekannt. Seltener war es jedoch, dass diese woanders wohnten als in ihren Heimatgefilden. Sie wurden von Reisenden besucht, machten selbst aber kaum Reisen nach Nordeuropa. Wobei schon die Römer viele Ethnien nach Britannien oder Gallien "einführten". Deshalb wird die Szene aus "Robin Hood - König der Diebe" ("Hat Gott dich angemalt?") durchaus plausibel sein, mit eigenen Augen aber Dunkelhäutige gesehen haben die wenigsten.

    Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
    Mark Twain

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    • In-Genius
      In-Genius kommentierte
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      horihori Ein paar Beispiele hat Alys II. bereits genannt, aber auch in einigen afrikanischen Stämmen war Homosexualität kein Problem bevor die Europäer kamen, genauso wie im indischen Kulturkreis erst durch die Briten die Verteufelung angefangen hat, in den japanischen Traditionen gibt es ebenfalls akzeptierte Spielarten von Homosexualität (ähnlich dem griech. Beispiel), aber auch wieder nur bis der Westen Einzug erhielt. In Thailand gibt es noch heute sogenannte "lady boys", die leider mittlerweile vor allen Dingen mit Prostitution assoziiert werden, aber auch das war nicht immer so und ist vor allem der westliche Einfluss.
      Ich denke, es wird deutlich, dass die westliche Art Sexualität zu sehen, nicht die einzige und sicher nicht das Nonplusultra ist. Selbst die Germanen sahen Sexualität wesentlich lockerer und waren bestimmten homosexuellen Spielarten aufgeschlossen gegenüber, bis die Christen kamen. Wie wir Sexualität behandeln, ist ein kulturelles Problem, daran hat niemand Schuld, aber jeder kann zur Besserung beitragen.
      Im Tierreich gibt es Homosexualität an jeder Ecke, nicht nur unter Affen oder Pinguine. Fast 1500 Tierarten sollen bei intendierten homosexuellen Akten bereits beobachtet worden sein, Giraffen beispielsweise bevorzugen gleichgeschlechtlichen Sex sogar.

    • Alys II.
      Alys II. kommentierte
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      Das stimmt, Thailand hatte ich vergessen. Als ich 2001 durch Thailand gereist bin stand in einem Reiseführer der wunderbare Satz: In Thailand, there has never been a gay movement, because there never was a need for one. (Es gab nie eine Schwulenbewegung in Thailand, weil sie nie notwendig war.)

    • Badabumm
      Badabumm kommentierte
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      Wie ich vermutet habe: alle diese toleranten Zivilisationen hatten / haben eine Vielgötter-Religion. Darüber muss ich mal nachsinnen ...

    #17
    Die Angelsachsen sind echt heiß auf solche Schlagwörter, wie? Ich frag lieber nicht weiter ...

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    Mark Twain

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      #18
      Ich finde es muss der Logik der Geschichte entsprechen. Ich finde es allerdings auch absolut ätzend, wenn man eine Rolle mit der falschen Ethnie besetzt. Das finde ich aber auch bei dem falschen Geschlecht, dem völlig falschen Alter, der falschen Sexualität usw.. Die Figur ist nicht ohne Grund so wie sie ist und solche Abänderungen stören mich schon ziemlich. Außer sie häufen sich und machen aus dem Film/der Serie was ganz eigenes.
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      Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20)

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        #19
        Es gab kürzlich eine Doku über Hieronymus Bosch. Man findet in seinem "Garten der Lüste" eine Reihe schwarzer Menschen. Weil sie korrekt gemalt wurden, geht man davon aus, dass Bosch Dunkelhäutige kannte. Zu seiner Zeit müssen Farbige also keinesfalls unbekannt gewesen sein.

        Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
        Mark Twain

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          #20
          Zu den oben angegebenen Filmen oder Reihen kann ich wenig sagen.
          Ich bin allerdings grundsätzlich immer etwas gespalten, wenn Figuren so besetzt werden, wie sie höchst wahrscheinlich nicht gedacht waren. Das betrifft nicht nur deren Hautfarbe, sondern bspw. auch deren Geschlecht. Ein weiblicher James Bond lässt mich als Frau nicht unbedingt "Hurra" schreien. Einmal, weil ich es - zugegeben - schlicht nicht mag, wenn Figuren umbesetzt werden oder nicht ihrer Beschreibung entsprechen, andererseits aber auch, weil ich es für eine ziemlich billige Form der Repräsentation halte. Und "billig" meine ich hier wörtlich. Es ist extrem einfach, einen bereits existierenden Charakter zu nehmen und dessen Geschlecht zu ändern. Schwieriger ist es, neue Werke zu schaffen. Vielleicht mal AutorINNEN oder PoC-Schreiber zu fördern. Sicher, irgendwann ist die Ära des alten, weißen, sexistischen Agenten zu ende. Aber warum dann nicht mal etwas ganz Neues schaffen?

          Was Diversität in Fantasy-Romanen anbetrifft, bin ich der Meinung: Mach, wie du meinst. Aber denk drüber nach!
          Ich finde ein komplett weißes, männliches Setting überhaupt nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn das einzige, was auf dem Buchmarkt erhältlich ist, ein weißes, männliches Setting ist. Diskriminierung hat oft auch eine statistische Komponente. Deswegen denke ich, dass man als Autor sein Schreiben reflektieren sollte. Man sollte darüber nachdenken, warum man ein Setting auswählt. Ist es Gewohnheit? Oder hat man sich etwas dabei gedacht?

          Wenn ich ein mittelalterliches Setting wähle, dann sind höchstens wenig PoC dabei. Einfach aus dem Grund, dass es im Mittelalter zwar PoC in Europa gab, aber eben nicht viele und sie fielen auf. Das heißt zwar nicht, dass man das in seinem Roman nicht aktiv ändern könnte, gerade weil es Fantasy ist. Trotzdem gebe ich offen zu, dass ich ein bestimmtes Bild im Kopf habe. Und mit diesem Bild möchte ich arbeiten.

          Und das bringt mich zu einem wichtigen Punkt: Diversität um der Diversität Willen, halte ich für falsch. Eine Quoten-PoC, die ab der Mitte nicht mehr vorkommt? Ein schwuler bester Freund, der nichts anderes sagen kann als "Oh, Schätzchen"? Ein Schwarzer Charakter, der stirbt? All das sind oft Produkte, falsch gedachter Progressivität. Darunter leidet nicht nur der Schreibstil, sondern auch die dargestellte Gruppe. Zudem kann man einfach nicht jedes Thema in einem einzigen Buch abhandeln.
          Neulich las ich einen Roman mit einem schwulen Charakter. Er war toll geschrieben (der einzige in diesem Buch, wirklich), aber leider vollkommen irrelevant für die Handlung. Trotzdem musste er immer wieder vorkommen, die Protagonistin telefonierte mit ihm oder traf sich mit ihm zum Kaffee. Aber er hatte keine Rolle. Er war bloß da und wurde ständig erwähnt, hätte aber genauso gut weggelassen werden können. Und da ist es für mich eben offensichtlich, dass die Autorin ihn nicht wirklich schreiben wollte, dass sie zwar versucht hat, inklusiv zu sein, aber dabei kein Konzept hatte. Und das merkt man. Man bemerkt, wenn ein Autor Angst hat, einem Poc-Charakter Steine in den Weg zu legen, um nicht rassistisch zu sein. Man bemerkt, wenn der weibliche Hauptcharakter immer das letzte Wort hat, um bloß nicht sexistisch rüberzukommen. Der Leser ist nicht dumm!
          Man sollte sich nicht gezwungen fühlen, auf Teufel komm raus divers zu schreiben. Man sollte sich nicht verrückt machen lassen, von Forderungen, sondern in Ruhe darüber nachdenken und nicht blinden Aktionismus betreiben. Man kann es nicht allen recht machen. Ich bin ehrlich: Weiße, männliche Autoren werden zunehmend kritisch beäugt. Das ist erst einmal nicht falsch. Trotzdem gibt es Menschen, in deren Augen Weiße oder Männer, Heterosexuelle oder Cis-Menschen absolut gar nichts richtig machen können. Sie sind die Minderheit, aber sie existieren und manchmal bringen ihre Forderungen oder Kritiken eine große Solidarität mit sich. Und selbst wenn nicht: Es existiert eine Fülle an Forderungen, die nicht alle gleichermaßen umsetzbar, mitunter sogar widersprüchlich sind. Gerade über soziale Medien mutieren sachliche Anmerkungen nicht selten binnen Sekunden zum Shit-Storm und ich kann verstehen, dass das junge Autoren verunsichert. Je nachdem, was man mitbekommt, welche Medien man konsumiert und wo man sich rumtreibt, sieht das Problem der "Political Correctness" größer oder kleiner aus als es ist. Viele versuchen völlig kopflos, dem nachzugeben oder verschließen sich ganz vor dem Thema.
          Klar ist, man kann nicht auf jede Forderung von Betroffenen hören, denn "Betroffene" sind keine homogene Masse. Sie widersprechen einander, sie stellen unrealistische Forderungen, sie reden Blödsinn, wie jede andere Gruppe auch. Das bedeutet aber nicht, dass man gar nicht darauf hören sollte, was Frauen, PoC, LGTB-People, behinderte Menschen etc. sagen! Und das meine mich mit "denk drüber nach!": Man sollte seine Werke reflektieren, sich überlegen, warum man etwas schreibt, wie man es schreibt. Sich anhören, was bspw. LGTB-Menschen sich wünschen, was sie kritisieren. Sich Tipps holen, das eigene Geschriebene noch einmal durchgehen, überlegen, ob man es wirklich vertreten kann, ob man vielleicht unterbewusst Vorurteile hat einfließen lassen, vielleicht aus Gewohnheit bestimmte Gruppen ignoriert hat.
          Es ist nichts falsch daran, wenn alle Figuren weiß, männlich und hetero sind. Nur sollte man als Autor wissen, warum. Man sollte zumindest darüber nachdenken, Alternativen zu schreiben oder zu fördern. Und wenn man das tut, sollte man sich Gedanken darüber machen, was man schreibt. Ich bin der Ansicht, dass eine unvoreingenommene (aber selbstverständlich nicht unkritische) Auseinandersetzung mit den vielen Stimmen und Ansichten bestimmter Gruppen fast automatisch zu mehr Diversität und Repräsentation führt. Denn wer sich im Klaren darüber ist, dass z.B. Trans Menschen existieren, der ist eher dazu geneigt, einen Trans Charakter zu schreiben. Nur sollte man eben wirklich einen kühlen Kopf bewahren und nicht denken: "OMFG, in meinem Buch fehlt eine lesbische Frau. Ich muss ganz schnell eine reinschreiben, sonst ist es nicht divers genug!!!". Denn das führt erfahrungsgemäß eher zu schlechter Repräsentation. Und das braucht nun wirklich niemand.
          In Kurzfassung also: Mit dem Thema auseinandersetzen, Forderungen ernst nehmen, reflektieren und daran wachsen.

          Also, was setze ich meinem weißen Mittelalterroman entgegen? Keinen dunkelhäutigen, "exotischen" Edelstein-Verkäufer, der nur einmal vorkommt und dann nie wieder. Mein Mittelalterroman bleibt weiß wie Schnee! Aber neben diesem Projekt liegen eben noch drei andere angefangen in der Schublade. In allen drei ist die Hauptfigur eine PoC. Und das ist eben meine ganz persönliche Antwort auf die Frage nach Diversität. Mal Weiß, mal Schwarz, mal Homo, mal Hetero.

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          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            Man könnte ja fragen, was gewünscht wird. Nur habe ich so einen Leitfaden nirgends gefunden (eine Anleitung für den Umgang mit ...). Also muss man jeden Betroffenen direkt fragen, wie er genannt werden möchte - und das ist bereits diskriminierend. "Hallo, Rollifahrer, wie möchtest du denn angesprochen werden? Mensch mit mobiler Einschränkung? Krüppel?"

            Dummerweise sind die Resultate einfach immer zu lang. "Behindert" prägt sich eben besser ein. Letztendlich stimmt es ja auch, denn "Menschen mit motorischen Defiziten" (oder wie auch immer) benötigen einen "barrierefreien Zugang", den andere Menschen nicht brauchen. Treppen oder Bordsteine "behindern" nun mal.

            Dass mit "schwarz ist verboten, weiß aber nicht" habe ich nie verstanden. Beides ist definitv falsch. Außer Albinos ist kaum einer wirklich weiß. Oder ist Albino jetzt auch verboten ..?
            Zuletzt geändert von Badabumm; 27.10.2018, 18:28. Grund: Zwei Wörter in kursiv gesetzt

          • Mona
            Mona kommentierte
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            Hi erst mal Badabumm ,
            ich las jetzt erst mal nur Deine letzten beiden Postings und gebe Dir großteils ebenso recht.

            -- "
            Ich befürchte, dass uns der selbstverständliche Respekt genau durch den Wahn, alles korrekt betiteln zu müssen, abhanden kommt. Diese Schubladenmentalität verdeckt tatsächlich den ganz normalen, unbefangenen Umgang. " --
            (sorry, kann momentan nicht besser quoten weil meine Tastatur ein bisschen kaputt ist)

            Du hast damit in zwei Sätzen beschrieben, was ich in seitenlangen Abhandlungen imer wieder zu erklären versuche!
            Genau das bekomme ich nämlich seit geraumer Zeit auch im realen (!) Leben fernab von Twitter und Co. leider immer häufiger mit.
            Denn das Problem daran ist, dass nicht alle die Zeit/Lust/Bildung/ - oder sagen wir, das "Privileg" - besitzen, sich in Ruhe mit Begrifflichkeiten zu befassen. In der Realität geht es oft um Essentielleres, gerade bei Minderheiten und Randgruppen, so jedenfalls meine (Realitäts-)Erfahrung, nämlich um konkrete Hilfestellungen. Häufig in Stress- und Krisensituationen. Da fragt dann niemand nach Begrifflichkeiten (wenn auch es spannend ist, sich generell mit Sprache und Rhetorik zu befassen. Und durchaus auch wichtig, um Manipulationen zu entgehen).

            Leider scheint es in gewissen Berufsbranchen ebenfalls immer befangener, bürokratischer und kälter zu werden. Ich hatte Glück und habe noch mitbekommen, was lockerer, unbefangener Umgang im größten Stress alles erleichtern kann, und wie Zusammenhalt und Solidarität in Krisensituationen trotz inkorrekter Begrifflichkeiten perfekt funktionieren können - weil die Menschlichkeit, Disziplin und Mitgefühl im Endeffekt über irgendwelchen persönlichen Meinungsverschiedenheiten standen und stehen mussten.
            Und ja, auch meiner Erfahrung nach: In lockerer Umgebung kommt man sich schnell näher, rückt schnell zusammen, weil da auch "Besonderheiten" nicht mal so sehr im Raum stehen. Da wird vielleicht mal ein doofer Witz gerissen, Schwamm drüber, zur Not Aussprache, alle haben sich wieder lieb. Vielleicht ist das aber auch eine Ösi- oder Wiener-Mentalität. Granteln und sich irgendwie doch liebhaben.

            Zwischen Behinderten, Homosexuellen und Transsexuellen ist für mich allerdings ein Unterschied. Als Homo- und Transsexeller ist man zumindest theoretisch nicht durch Barrieren in seinen Grundbedürfnissen behindert. Als behinderter Mensch schon (genau das sagt das Wort "behindert" lt. einer von mehreren Definitionen (der ich btw. anhänge) auch aus). Von daher kann es für einen behinderten Menschen - um bei der Toilette zu bleiben - brutal gesagt tatsächlich in die Hose gehen, wenn ihm keine Rampe zum WC zur Verfügung gestellt wird. Ein Homosexueller oder ein Transsexueller hat in unseren Breiten solche Barrieren, welche an Grundbedürfnissen hindern, im Normalfall nicht - er kann auf jedes Klo gehen, auf das er möchte. Genauso mit Bussen.
            Von daher finde ich eine behindertengerechte Umgebung schon gut. Sie befriedigt Grundbedürfnisse, derer wir alle, die körperlich halbwegs gesund sind, wie selbstverständlich nachgehen können. Und eine Behinderung kann JEDEN von uns in jeder Sekunde unseres Lebens treffen. Homo- oder Transsexualität eher nicht.
            Natürlich ist da dann aber bzgl. Behinderung ebenso die Frage, wo die Grenze ist, schließlich gibt es auch kleinwüchsige Menschen, ich als halbwegs "normal Große" hätte jedoch ein Problem, in einer Wohnung gebaut für Kleinwüchsige einziehen zu müssen. Warum aber sollen Kleinwüchsige nun im Gegensatz zu anderen behinderten Menschen benachteiligt werden? -- Also, ja, ich verstehe die Problematik dabei schon ein bisschen.
            Kurz gesagt: Man kann es leider nie jedem gänzlich recht machen und jeder hat eben seine Grenzen (die hab ich ebenfalls).
            Aber man kann in Ansätzen helfen. Zum Beispiel Schemel oder Leiter bereitstellen - und schon ist man der Inklusion (ohne Kostspieligkeiten) näher.
            Inklusion schließt für mich übrigens alle Menschen, die irgendwie wollen, mit ein.

          • Badabumm
            Badabumm kommentierte
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            Zitat von Vickie
            Bei People of Color es halt so, dass eine wörtliche Übersetzung zu nah an "Farbige" dran – ein kolonialistischer Begriff für Schwarze. Aber People of Color beinhaltet alle nicht genetisch Weißen, die rassistischen Profiling ausgesetzt sind. Es gibt auch ganz hellhäutige PoC.
            Eben. das Problem ist nicht, dass es nicht übersetzbar ist, sondern dass der Begriff "Farbige" bereits eine Bewertung erhalten hat, die nicht mehr auszuradieren ist. Das "of" lässt sich zwar tatsächlich nicht 1:1 übersetzen (Menschen von Farbe?), aber dass "farbige Menschen" eine schlechte Übersetzung von "people of color" sein soll, stimmt nicht. Sie würde ja theoretisch - wie angesprochen - auch weiße Menschen beinhalten können.
            Der Begriff ist jedoch schon besetzt. Wir empfinden ihn als unpassend, weil die negative Wertung bereits drinsteckt. Wäre er eine Neuübersetzung, frisch aus der Werbeagentur, würden wir ihn vielleicht toll finden. So suchen wir krampfhaft nach einer politisch korrekten Neuübersetzung, weil "farbig" tabu ist. Dass naturgemäß nicht mehr so viele Möglichkeiten bleiben, ist einleuchtend, denn die einigermaßen beste ist schon weg..
            Zuletzt geändert von Badabumm; 27.10.2018, 18:42. Grund: Meine Tastatur spinnt...

          #21
          Einmal, weil ich es - zugegeben - schlicht nicht mag, wenn Figuren umbesetzt werden oder nicht ihrer Beschreibung entsprechen, andererseits aber auch, weil ich es für eine ziemlich billige Form der Repräsentation halte. Und "billig" meine ich hier wörtlich. Es ist extrem einfach, einen bereits existierenden Charakter zu nehmen und dessen Geschlecht zu ändern.
          Stimmt.
          Oder Theaterstücke ein bisschen abzuändern, damit es nicht zu emanzipatorisch wird (ja, wir Wiener schaffen das.)
          Was Diversität in Fantasy-Romanen anbetrifft, bin ich der Meinung: Mach, wie du meinst. Aber denk drüber nach!
          Ich finde ein komplett weißes, männliches Setting überhaupt nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn das einzige, was auf dem Buchmarkt erhältlich ist, ein weißes, männliches Setting ist. Diskriminierung hat oft auch eine statistische Komponente. Deswegen denke ich, dass man als Autor sein Schreiben reflektieren sollte. Man sollte darüber nachdenken, warum man ein Setting auswählt. Ist es Gewohnheit? Oder hat man sich etwas dabei gedacht?
          Stimmt.
          Daher bin ich übrigens generell für Meinungs- und Romanvielfalt auf dem Büchermarkt, wie schön oder schrecklich manche Examplare dann eben halt auch sein mögen.

          Wenn ich ein mittelalterliches Setting wähle, dann sind höchstens wenig PoC dabei. Einfach aus dem Grund, dass es im Mittelalter zwar PoC in Europa gab, aber eben nicht viele und sie fielen auf. Das heißt zwar nicht, dass man das in seinem Roman nicht aktiv ändern könnte, gerade weil es Fantasy ist. Trotzdem gebe ich offen zu, dass ich ein bestimmtes Bild im Kopf habe. Und mit diesem Bild möchte ich arbeiten.
          Die Frage bei Bildern ist immer, wie sehr die der Realität entsprechen und ob man einen auf realistischen Zuständen basierenden Roman verfassen will oder nicht.

          Und das bringt mich zu einem wichtigen Punkt: Diversität um der Diversität Willen, halte ich für falsch. Eine Quoten-PoC, die ab der Mitte nicht mehr vorkommt? Ein schwuler bester Freund, der nichts anderes sagen kann als "Oh, Schätzchen"? Ein Schwarzer Charakter, der stirbt? All das sind oft Produkte, falsch gedachter Progressivität. Darunter leidet nicht nur der Schreibstil, sondern auch die dargestellte Gruppe. Zudem kann man einfach nicht jedes Thema in einem einzigen Buch abhandeln.
          Quoten finde ich generell nicht sinnvoll, und in Romanen schon gar nicht, sofern damit eben - wie Du ja schreibst - keine tiefere Aussage bezweckt werden soll.

          Neulich las ich einen Roman mit einem schwulen Charakter. Er war toll geschrieben (der einzige in diesem Buch, wirklich), aber leider vollkommen irrelevant für die Handlung. Trotzdem musste er immer wieder vorkommen, die Protagonistin telefonierte mit ihm oder traf sich mit ihm zum Kaffee. Aber er hatte keine Rolle. Er war bloß da und wurde ständig erwähnt, hätte aber genauso gut weggelassen werden können. Und da ist es für mich eben offensichtlich, dass die Autorin ihn nicht wirklich schreiben wollte, dass sie zwar versucht hat, inklusiv zu sein, aber dabei kein Konzept hatte. Und das merkt man. Man bemerkt, wenn ein Autor Angst hat, einem Poc-Charakter Steine in den Weg zu legen, um nicht rassistisch zu sein. Man bemerkt, wenn der weibliche Hauptcharakter immer das letzte Wort hat, um bloß nicht sexistisch rüberzukommen. Der Leser ist nicht dumm!
          Das finde ich furchtbar, weil komplett an der Realität vorbei und in meinen Augen nicht unbedingt unproblematisch, weil es impliziert, dass ein homosexueller Mann zu "anders" ist, als dass man ihn mal ebenfalls voll auf die Schnauze fliegen lassen kann (es gibt btw. genug Minderheiten, die genau das kritisieren und sich dann schon prostetemäßig selbst auf die Schippe nehmen usw.)

          Man sollte sich nicht gezwungen fühlen, auf Teufel komm raus divers zu schreiben. Man sollte sich nicht verrückt machen lassen, von Forderungen, sondern in Ruhe darüber nachdenken und nicht blinden Aktionismus betreiben. Man kann es nicht allen recht machen. Ich bin ehrlich: Weiße, männliche Autoren werden zunehmend kritisch beäugt. Das ist erst einmal nicht falsch. Trotzdem gibt es Menschen, in deren Augen Weiße oder Männer, Heterosexuelle oder Cis-Menschen absolut gar nichts richtig machen können. Sie sind die Minderheit, aber sie existieren und manchmal bringen ihre Forderungen oder Kritiken eine große Solidarität mit sich. Und selbst wenn nicht: Es existiert eine Fülle an Forderungen, die nicht alle gleichermaßen umsetzbar, mitunter sogar widersprüchlich sind. Gerade über soziale Medien mutieren sachliche Anmerkungen nicht selten binnen Sekunden zum Shit-Storm und ich kann verstehen, dass das junge Autoren verunsichert. Je nachdem, was man mitbekommt, welche Medien man konsumiert und wo man sich rumtreibt, sieht das Problem der "Political Correctness" größer oder kleiner aus als es ist. Viele versuchen völlig kopflos, dem nachzugeben oder verschließen sich ganz vor dem Thema.
          Das ist tatsächlich eine ideologisch verzerrte Entwicklung, die mir in vor allem in der Journalismus-, Medien- und Literaturszene zur Zeit sehr negativ auffällt. Ich finde das gesellschaftlich ziemlich problematisch. Da hilft nur: nicht verunsichern lassen, selbst recherchieren, sein eigenes Ding machen, menschlich (und nicht bloß ideologisch) bleiben, wobei Letzteres wohl am schwersten geworden ist (vielleicht geht es uns - noch - zu gut).

          Klar ist, man kann nicht auf jede Forderung von Betroffenen hören, denn "Betroffene" sind keine homogene Masse. Sie widersprechen einander, sie stellen unrealistische Forderungen, sie reden Blödsinn, wie jede andere Gruppe auch. Das bedeutet aber nicht, dass man gar nicht darauf hören sollte, was Frauen, PoC, LGTB-People, behinderte Menschen etc. sagen! Und das meine mich mit "denk drüber nach!": Man sollte seine Werke reflektieren, sich überlegen, warum man etwas schreibt, wie man es schreibt. Sich anhören, was bspw. LGTB-Menschen sich wünschen, was sie kritisieren. Sich Tipps holen, das eigene Geschriebene noch einmal durchgehen, überlegen, ob man es wirklich vertreten kann, ob man vielleicht unterbewusst Vorurteile hat einfließen lassen, vielleicht aus Gewohnheit bestimmte Gruppen ignoriert hat.
          Danke, Du bringst es auf den Punkt: "Betroffene" sind keine homogene Masse. Und unter jedem "Betroffenen" wovon auch immer gibts Nette, Nicht-Nette, Vollpfosten, Coole, Starke, Schwache, ... Von daher ist es auch recht sinnfrei, Betroffene immer nur auf eine bestimmte Art und Weise repräsentieren zu wollen. Ich bin in mancher Hinsicht ebenfalls "Betroffene", und seien es nur gewisse Vorlieben - und ich kenen andere "Betroffene", die mir vollkommen diametral gegenüberstehen. Null Gemeinsamkeiten. Tag und Nacht (und sogar das ist noch zu nahe beisammen ^^).
          Und selbst meine Geschichten kommen bei Betroffenen so komplett unterschiedlich an, dass ich mich nicht einmal auf deren Bedürfnisse einlassen könnte, bis auf eines, das ich beim Überarbeiten bewusst im Hinterkopf behalte.

          Es ist nichts falsch daran, wenn alle Figuren weiß, männlich und hetero sind. Nur sollte man als Autor wissen, warum. Man sollte zumindest darüber nachdenken, Alternativen zu schreiben oder zu fördern. Und wenn man das tut, sollte man sich Gedanken darüber machen, was man schreibt. Ich bin der Ansicht, dass eine unvoreingenommene (aber selbstverständlich nicht unkritische) Auseinandersetzung mit den vielen Stimmen und Ansichten bestimmter Gruppen fast automatisch zu mehr Diversität und Repräsentation führt. Denn wer sich im Klaren darüber ist, dass z.B. Trans Menschen existieren, der ist eher dazu geneigt, einen Trans Charakter zu schreiben. Nur sollte man eben wirklich einen kühlen Kopf bewahren und nicht denken: "OMFG, in meinem Buch fehlt eine lesbische Frau. Ich muss ganz schnell eine reinschreiben, sonst ist es nicht divers genug!!!". Denn das führt erfahrungsgemäß eher zu schlechter Repräsentation. Und das braucht nun wirklich niemand.
          In Kurzfassung also: Mit dem Thema auseinandersetzen, Forderungen ernst nehmen, reflektieren und daran wachsen.
          Finde ich einen wichtigen Punkt: nachdenken.
          Und recherchieren.
          Egal, ob man aufgrund des Settings/Plots dann dazu tendiert, vermehrt Minderheiten einzubauen, oder nicht: man trifft keine unbewusste Entscheidung mehr, sondern eine bewusste, hinter der man dann auch argumentativ und inhaltlich stehenkann.

          Also, was setze ich meinem weißen Mittelalterroman entgegen? Keinen dunkelhäutigen, "exotischen" Edelstein-Verkäufer, der nur einmal vorkommt und dann nie wieder. Mein Mittelalterroman bleibt weiß wie Schnee! Aber neben diesem Projekt liegen eben noch drei andere angefangen in der Schublade. In allen drei ist die Hauptfigur eine PoC. Und das ist eben meine ganz persönliche Antwort auf die Frage nach Diversität. Mal Weiß, mal Schwarz, mal Homo, mal Hetero.
          Dito. In einem (eventuell noch veröffentlichten) Bonusteil meines Romans wartet eine schwarze Frauenärztin bereits auf ihren Auftritt. Nicht der Quote, sondern der passenden Gesamtumstände wegen. Weil ich es einfach als realistisch erachtet hatte - und ja, weil ich finde, dass auch schwarze Frauenärzte und kopftuchtragende Apothekerinnen gut sind (bei Letzterem sprech ich aus Erfahrung ). Ich würde es aber nicht - so wie hier gerade dummerweise geschehen - extra hervorkehren, es sei denn, genau das ist Plotbestandteil. Denn da wären wir wieder bei den angesprochenen Problematiken.

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            #22
            Ich verstehe, dass man im Normalfall in der Fantasy ein "weißes" Mittelalter-Setting vor seinem inneren Auge hat. Geht mir genauso. Allerdings bin ich der Meinung, dass man sich selbst auch mal fragen sollte, warum das so ist. Und zumindest bei mir kann ich sagen, dass es zu 90% daran liegt, dass es "halt schon immer so war".

            Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich seit meiner Kindheit verschlungen habe, aber es war und ist nunmal die Norm, dass Fantasy – abgesehen von Elfen, Zwergen und anderen Nicht-Menschen – weiß ist und sich deswegen auch meist genauso im Kopf materialisiert, wenn man an einer eigenen Geschichte bastelt. Und wenn ich ehrlich bin, fällt es mir manchmal echt schwer, aus diesem Schema auszubrechen, auch wenn ich weiß, dass es da ist.

            Aber meiner Mainung nach, macht dieses Ausbrechen die Welten lebendiger, weil man meist eben nicht "nur" die Hautfarbe oder Sexualität ändert, sondern dadurch oft auch ganz neue Aspekte entdeckt. Es spricht hier ja nichts dagegen, erst einmal klein anzufangen und Gewohnheiten hinterfragen. Wie zum Beispiel, dass fast jeder namenlose Statist bei mir standardmäßig männlich ist
            »Elezeis Blut schien in Aufruhr zu sein und brannte unerwartet kalt durch ihren Körper. Es war ein Gefühl, das nach Zerstörung dürstete.« – Blutgesang

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            • Badabumm
              Badabumm kommentierte
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              Premium-Mama *lol*

            • Mona
              Mona kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              Ich glaube, man geht als Standard immer von dem aus, was man selbst ist, das ist nunmal die menschliche Natur. Wenn ein Charakter nicht explizit anders beschrieben wird und nicht einen Namen hat, der sehr eindeutig auf eine andere Ethnie hindeutet, dann stelle ich als Kaukasierin mit dunklen Haaren mir den Char genau so vor. Meine blonde Praxiskollegin stellt sich die Leute immer blond vor.
              Das ist auch vollkommen normal und nennt sich in der Philosophie "Vorverständnis". Um so ein Vorverständnis nicht zu einem Vorurteil werden zu lassen, ist es dann sinnvoll, sich mit der jeweiligen Materie auseinanderzusetzen.
              Wie man das in der Soziologie nennt, weiß ich gerade nicht, jedenfalls dient ein Vorverständnis natürlich auch immer der Orientierung. Und an Orientierung ist erst mal nichts auszusetzen, die braucht der Mensch. Wenn man sich damit dann auseinandersetzt, kann man jedoch zu immer neuen Erkenntnissen kommen (hier zum Beispiel: "Oh, der Charakter wurde zwar im Bergdorf geboren und singt gerne Volkslieder, ist aber schwarz. Es gibt also auch Schwarze, die im alpinen Sonntagschor zu finden sind." Woraus man dann weitere (wertende) Schlüsse ziehen kann, diese dann beim weiteren Lesen wiederum bestätigen oder entkräftigen kann, etc. - wie bei einer Erkenntnisspirale, die immer weiter reicht. Und was auch immer dabei rauskommen mag - ob das Vorverständnis bestätigt oder entkräftigt wird - ein Vorverständnis, also eine Vorstellung, zu haben, ist okay und in den meisten Lebenssituationen notwendig.


              Badabumm Mit Sport hat man es in Japan auch nicht unbedingt einfacher. Ich kenne einen Fall von einem Kampfsportler (Meistergrad und sehr erfahren), der nach Japan auswanderte und dort Anschluss im Sport suchte. So ungefähr nach 10 Jahren Bemühungen hat man ihm dann dort erst mal so ein bisschen seinen Meisterititel zugestanden ohne Naserümpfen. - Nun ja, ich glaube, er blieb letztendlich dort und ist jetzt doch schon relativ integriert.
              Es wirkt gestelzt und aufgesetzt und hat was von gewolltem "Gutmenschentum". Ehrlich gesagt wäre es mir peinlich, mir anmaßen zu wollen, hunderte Jahre Sklaverei zu "verstehen" und zu "fühlen". Genau das werfen Rapper oder Bluessänger den "Weißen" vor: Nachahmer zu sein, - durchaus berechtigt
              Kann ich nachvollziehen.
              Es gab einmal eine Rede von Abdel Samad - ja ich weiß, er polarisiert stark, weshalb ich ihn mir auch gegeben hatte - wo er einen Satz sagte, der mir sinngemäß im Gedächtnis blieb: "Hören Sie alle auf, für "die" Flüchtenden sprechen zu wollen. Lassen Sie die Flüchtenden SELBST sprechen!"
              Dieser Satz blieb mir deshalb so stark im Gedächtnis, weil dieser Aspekt bei uns im Studium häufig Thema war: Was hilft Randgruppen wirklich - und was grenzt bereits an einer Art "Missionierung", wo man sich anmaßt, sie zu verstehen und über sie, statt FÜR sie spricht?
              Als Beispiel führte unser Prof. - der regelmäßig an Inklusionsprojekten in Afrika mitwirkt - den Bau einer Schule an. Er meinte, im afrikanischen Dorf ein topmodernes Schulgebäude hinzustellen mit Klimaanlage, Waschbecken in jedem Klassenzimmer, usw., ist gut gemeint von uns, aber die Dorfbewohner wären durch eine solche Veränderung eher abgeschreckt und wüsste nichts damit anzufangen. Daher baut man dort erst mal die gewohnten Strohütten, sorgt für den nötigen Komfort und überlässt den Betroffenen deren eigene Kultur und Lebensweise, so "einfach" wir sie auch finden mögen. Er meinte quasi sinngemäß, dass es eben von uns anmaßend wäre, zu behaupten, dass ein klimatisierter Betonbau für alle gemütlicher sein muss als eine Strohhütte, nur weil das unseren Vorstellungen von "gut" entspricht (im Übrigen scheint dort die Inklusion aller Nationen und Beeinträchtigungen besser zu klappen als in unser "superzivilisierten" Gesellschaft, was mich ebenfalls ziemlich ins Grübeln brachte).

              Oder grob pädagogisch - ich glaub, es war ne Theorie nach Horkheimer und Habermas - ausgedrückt: Es ist für die Emanzipation ziemlich sinnlos, dem Gegenüber irgend etwas aufdrücken zu wollen, wovon er noch kein Verständnis hat/haben will/kann, so gut es auch gemeint ist. Umso schwieriger wird es, wenn man keine Eigenerfahrung hat.
              (Dann ist Reflexion mMn umso wichtiger. Ich würde aber, um auf die Blues-Sänger zurückzukommen, sie nicht automatisch schlechtreden wollen. Denn sonst dürften wir Autoren doch auch nur noch Autobiographisches schreiben und nicht über Polizisten, wenn wir keine sind, nicht über Homosexuelle, wenn wir keine sind, nicht über ältere Menschen, solange wir keine sind (...). Ich kenne einen Komponisten, der allerlei ethnische Musik komponiert hat. Für ihn war es bereichernd, weil er sich natürlich im Vorfeld stark mit der Kultur auseinandersetzte, um sozusagen die Sprache hinter der Musik zu verstehen - die Emotionen, die Hintergründe, das Volk. Mit allen guten und schlechten Facetten. Einfach so, wie es ist. Bis jetzt hats geklappt. Und ich denke, auch als Autor kann das klappen, wenn man sich vor neuen Erkenntnissen nicht verschließt, Ideologien nicht über subjektive Realitäten stellt und kritisch sich selbst und die Umwelt reflektiert - okay, das klingt jetzt weniger machbar als ich es meine, aber ich drücke mich manchmal gern kompliziert aus, sorry ^^. )

            • Milch
              Milch kommentierte
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              Irgendwie färbt die Mentalität ab, so dass man nur noch am Namen oder der Hautfarbe erkennen, dass jemand Migrationshintergrund hat. Ich fürchte, die meisten Türken, die in Deutschland aufgewachsen sind, sind weitaus deutscher, als sie es sich eingestehen.

            #23
            Wenn man "süß-sauer" als europäische Geschmacksrichtung verkauft, die zwar aus dem asiatischen Raum stammt, aber nicht original ist, finde ich das in Ordnung. Dvorak hat das mit seiner Neunten getan, Beethoven mit seinen englischen Liedern, Mozart mit türkischem und orientalischen Flair. Solange man von "weißem" Blues spricht - sich also abgrenzt - ist das nichts weiter als das, was schon vor 10000 Jahren gemacht wurde: man hat Dinge aus anderen Kulturen übernommen und gerne nachgemacht. Porzellan und Sushi für Lieschen Müller. Gauguin und Stephenson fanden die Südsee so toll, dass sie dort wohnten.
            Aber sich daraus die Selbstverständlichkeit abzuleiten, durch 10 Jahre Kulturmimikry 2000 Jahre Zivilisation zu verstehen, ist anmaßend und auch gefährlich. Dadurch reduziert man Japan auf "Manga, Sony, Samurai, Walfang und Tempel".

            Selbst wenn ich die Hautfarbe oder Ethnie für meinen Charakter ändere, so bleibt er immer noch ein Geschöpf meines Weltbildes. Als ich mal Übersetzungen aus Ghana gelesen habe, war mir die Denkungsweise extrem fremd. Ich hätte mir diese Gedankengänge nie selbst ausgedacht! Die ticken anders, genauso wie bereits Franzosen oder Dänen anders ticken. Leider bedeuten Staatsgrenzen eben auch Grenzen im kulturellen Menschsein.

            Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
            Mark Twain

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              #24
              Selbst wenn ich die Hautfarbe oder Ethnie für meinen Charakter ändere, so bleibt er immer noch ein Geschöpf meines Weltbildes.
              Das stimmt. Und gänzliche Objektivität gibt es lt. Geisteswissenschaft sowieso nicht.
              Aber man kann sein Weltibld erweitern und modifizieren - wenn man dazu bereit ist. Denke ich jedenfalls.

              Ich sah mal eine Doku über Kinderheirat.
              Beschissen fand ich diese Praktik danach noch immer, aber dank der gut gemachten Doku konnte ich alle Beteiligten besser nachvollziehen.

              (edit)

              Als Leser ist es mir nur wichtig, das Gefühl zu haben, dass der Autor sich ein bisschen Mühe mit der Recherche gab oder sonst wie Ahnung hat. Ob er einfach nur gut im Internet recherchiert hat oder monatelang Feldforschung betrieben hat, ist mir dann egal.

              Ich denke (nachdem ich jetzt ein wenig gegrübelt habe), dass ich zumindest Deinem ersten Absatz zustimmen kann, Badabumm. Dass es Grenzen im Einfühlen anderer Kulturen geben kann (ob durch Staatsgrenzen oder andere Formen von Grenzen sei mal dahingestellt), kann ich so bestätigen.

              (edit, siehe Grund, wer den ganzen Beitrag irgendwie zur Beantwortung benötigt oder so, einfach anschreiben.
              edit2: Ok, jetzt ist der Grund auch weg oO - Beitrag jedenfalls gekürzt, weil ich wohl ein bisschen vom Hundertste ins Tausendste kam und dafür wohl beinahe ein eigener Thread notwendig geworden wäre, um diversen heiklen Themen ohne Missverständnisse gerecht zu werden. Muss ich noch mal drüberschlafen . Wer dennoch den Ursprungsbeitrag will/braucht, einfach anschreiben :-) .)
              Zuletzt geändert von Mona; 27.10.2018, 20:34.

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              • Mona
                Mona kommentierte
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                Ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl - ob mit Grenzen oder ohne - und im allerweitesten Sinn ein "Schubladendenken" (ich meine damit jetzt hier kein wertendes Denken, sondern generell ein Denken in Kategorien) finde ich erst mal ebenfalls nicht ungewöhnlich, weil der Mensch sich wohl immer irgendeinen Anhaltspunkt zu irgend etwas sucht, was ja durchaus hilfreich sein kann.
                Kategorisieren hat ja nicht nur etwas mit Ab-Grenzung zu tun, sondern umgekehrt auch mit dem Wunsch nach Gemeinschaft bzw. mit dem Wunsch, Gleichgesinnte zu finden, was in einer komplexen, globalisierten Welt ein immer größeres Thema vor allem für jüngere Menschen, die sich erst finden müssen, werden kann. Dass diese Kategorisierung dann auch vor Landesgrenzen nicht Halt macht, wundert mich nicht; es ist nun mal eine der sichtbarsten Kategorien - eben wie Du ja schon geschrieben hast: kulturell bedingt.

              • Dodo
                Dodo kommentierte
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                Es gibt auch Süddeutsche und Norddeutsche, Ossis und Wessis, DEN Berliner, DEN Hamburger. DEN Steilshooper. DEN Blankeneser. DEN Typen von nebenan. DAS Individuum. Da brauch ich keine Hautfarbe oder Grenzen, um zu wissen, dass Afrikaner nicht gleich Afrikaner ist.
                Ich war bisher erst zweimal in Afrika und brauchte wirklich nur über die Straße latschen, um zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen sind. Und ich achte nicht auf die Hautfarbe, ich sehe auf Lächeln, Augen, Körpersprache - das ist universell.
                Dass Kulturen unterschiedlich sind, hat mE zunächst wenig mit menschlichen Phänotypen zu tun, sondern mit geografischen, politischen, historischen etc Begebenheiten. Menschen per se sind ähnlich, nur ihr "Milieu" ist anders.
                Interessant fand ich das "Zusammenleben" in einem Vielvölkerstaat wie Namibia. Die Menschen leben friedlich nebeneinander, beieinander, um einander herum - aber bleiben jeweils untereinander, nicht, weil sie die anderen doof oder minderwertig fänden, sondern weil es die anderen sind. Andere Geschichte, andere Interessen. Aber die Hautfarbe per se? Egal. Und alle zusammen: Namibia.

              • horihori
                horihori kommentierte
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                Mona Kategorisieren hat vor allem eine evolutionäre Begründung. Die Menschen mussten schnell einordnen können, wovon Gefahren ausgehen. Alles Fremde/Andersartige wurde/wird zunächst in diese Kategorie gesteckt.

              #25
              Was denkt ihr zu Fantasy und people of color?

              Eine ganze Menge, was ich diesmal auch gar nicht aufschreiben will. Ich eck gerne mal an in solchen Threads, zumindest empfinde ich es so.

              Man kann schon über die Begriffe streiten. Je nach Setting, kann es keine "PoP" geben (den Begriff). Sie würden wohl eher politisch unkorrekt bezeichnet werden (als Schwarze, o.ä.). Das wäre ja dann schon nicht mehr im Sinne der Political Correctness.

              Ich finde auch den Begriff "PoP" viel zu sperrig - und, um wirklich richtig gleichberechtig zu sein, was bin ich dann? People of Pale? (also bleich?). Finde ich total schief. Ich würde mich selbst ja auch als "weiß" bezeichnen, warum sind dann Afrikaner nicht "schwarz"? All die Begriffe werden nichts ändern, wenn Menschen Rassisten sein wollen, finden sie immer einen Grund. PoC sind alle nur die Weißen nicht? Gleich die kollektive Trennung vollziehen, oder wie?

              Ich krieg ne Menge mit, aber BAME lese ich hier zum ersten Mal. Also bitte. Ich halte von dieser "Quote" von Hollywood & Co nichts - es verzerrt die Realität ebenso als würde man diese "BAME" von der Kamera verbannen. Warum machen Leute das blos mit?

              Ich finde es kommt ganz auf das Setting an. Menschen sind schon in der Antike (und davor) weit herum gekommen, nicht nur durch den Handel - man führte Kriege und verschleppte Sklaven, etc. Es gab sicher viel häufiger "Fremde" als wir heute oft denken. Aber man muss sie auch nicht in die Geschichten zwingen. Ich finde es macht nur Sinn, wenn die Geschichte es sinnvollerweise erfordert.


              In Eragon habe ich mit den Varden-Führer und seine ihm nachfolgende Tochter (Rebellen) als "Araber" aufgefasst. Das passte auch gut in den Gesamtkontext. In der Verfilmung ist die Tochter aufs mal eine Schwarze, die passt da gar nicht hin, weil sonst nirgends eine passende Kultur/Volk auftaucht.

              Ich finde also, einfach wegen der P.C. beliebige Änderungen vorzunehmen, kippt schon in eine eigene Form von Rassismus und schadet vielen Filmen. Hollywood ist mehr Schein als Sein, es ist noch nicht lange her, da gab es massive Rassiusmus-Vorwürfe insichtlicher der Preisverleihungen.

              In 300 bspw. hat mir der schwarze Botschafter von Xerxes ausserordentlich gut gefallen, ich könnte mir keine bessere Verion vorstellen. Leider findet er ein schnelles Ende (This is Sparta! ...). Wer sich mit der Geschichte auskennt weiß, das der Botschafter durchaus ein Afrikaner sein kann, und weil der Film eine exotische Note hat, auch gar nicht fehl am Platz.

              Den schwarzen Vampir Laurent mit seinen Rasta-Dreads in Twilight fand ich originell, es passt weil es im heutigen Amerika spielt.

              47 Ronin fand ich in Ordnung - Keanu Reeves ist mir aufgefallen, aber ich habe ihn als Krieger aus dem mongolischen Raum interpretiert - das wäre ungewöhnlich aber nicht undenkbar. Ich finde es tut dem Film keinen Abbruch.

              Da ich wenig Filme sehe, kann ich dazu wenig sagen - aber ich treffe immer wieder auch auf Filme, wo "BAME's" einfach deplaziert sind.


              Zusatzfrage I: Wie empfindet ihr die Meinung, dass Diversität in Romanen widergespiegelt werden soll. Wie geht ihr damit in euren eigenen Romanen um?

              Letztlich - und das gilt vor allem für Mittelalter und Antike - ist der europäische (und neo-amerikansiche) Kulturraum hellhäutig geprägt. Dunkelhäutige sind bis heute Minderheiten, ich würde mir keine Quote antun wollen, wenn es nicht notwenig ist. Ich werde ja auch keinen Afrikaner, Asiaten etc. nötigen, "Quotenweiße" in ihre Geschichten zu tun, obwohl es ebenso denkbar ist (in vielen alten Kolonien gibt es ja auch weiße (oder christliche) Minderheiten).

              In einer fiktiven Welt ist sowieso alles möglich, auch das es überhaupt keine PoP oder "Bleichgesichter" gibt. Was will ich da mit politisch korrekter Diversität?

              Warum sollte ich Diversität darstellen müssen? Sie ist gar nicht immer vorhanden, und muss auch gar nicht immer herausgekehrt werden. Sie muss auch nicht immer in Form einer einzelnen Person auftreten, usw.

              Ich weiß leider aus eigener bitterer Erfahrung, das sogar real existierende und erlebte Diversität dem Rassismus keinen Abbruch tut. Könnte die Geslleschaft allein aus ihrer Diversität lernen, wäre es bspw. nie zum 3. Reich gekommen. Die Diversität allein macht es leider nicht.

              Ich habe mir bisher keine Gedanken darum gemacht, in einer großen Welt mit verschiedenen Völkern ist die Diversität automatisch gegeben. Ein so kleiner Horizont, in dem ich mir darum Gedanken machen müsste, wäre wohl ungeeignet.

              Es gibt auch viele gute Filme/Bücher wie Herr der Ringe, die ohne Quoten-BAME auskommen. Ich hoffe, ich werde es auch. Wenn ich Menschen anderer Hautfarbe in meine Geschichte integrieren kann, dann sollen es keine Kuriositäten werden.

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              #26
              Apropos: auch bei Schwarzen gibt es Albinos. Da wird "weiß" irgendwie absurd ...

              Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.
              Mark Twain

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              #27
              Nur registrierte Nutzer können diesen Inhalt sehen.

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              • horihori
                horihori kommentierte
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                Kapitalistische Demokratie! (wenn man den kapitalistisch eingestellten Demokraten glauben darf)

              • Badabumm
                Badabumm kommentierte
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                Das schließt sich gegenseitig aus ...

              • horihori
                horihori kommentierte
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                Ein klassisches Oxymoron.

              #28
              Habe den Cast der geplanten Verfilmung von "The Wheel of Time" gesehen.

              Unter den 4 Hauptfiguren sind zwei PoC.
              Hätte ich nicht vermutet, da alle vier aus einem mittelalterlich/englisch angehauchten Kaff irgendwo in den Wäldern, ohne größeren Kontakt zur Außenwelt, stammen.
              I love deadlines. I like the whooshing sound they make as they fly by.

              Douglas Adams

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